Immerhin schon seit dem letzten Jahrtausend zocken vier Schweizer harten technischen Stoff ohne große Besetzungswechsel. Dabei war die Mannschaft um Frontmann Andre Mathieu fleißig und kreativ, doch der große Durchbruch ließ noch auf sich warten – was in diesem Genre vielleicht auch nur ein Euphemismus für ein paar Konzerte mehr ist. Mit ihrer vierten Scheibe „Sublunar Chaos" können die Jungs aber zumindest ihren Status festigen.
Rumpel, baller, schredder – „Incipit Chaos" startet chaotisch, wird nach ein paar Sekunden in erkennbare Strukturen gelenkt und die Dosis Speed wird erhöht. Schnelles Agieren in jegliche Richtung fordert von Anfang an die Ohren. Doch das komplizierte Gehäcksel zeigt bald eingängige Lead-Melodien, die ein wenig Emotionen an der Oberfläche aufblitzen lassen.
Rasante Drum-Blast-Stakkato-Riff-Duelle zeugen immer wieder von meisterhafter Beherrschung der Instrumente. Dabei vergessen PUNISH aber nie, Harmonien einzuflechten, die dem Gehör schmeicheln.
Jedes Mal, wenn in „Selfimposed Neurotic – Corroded Ad Infinitum" die hübschen Kadenzen angestimmt warden, kann ich mich nicht des Gedankens erwehren, dass Johann Sebastian Bach hier Pate gestanden hat oder gar zitiert wird. Der gleiche Gedanke drängt sich mir im folgenden „Notorious Deathdealer" auf, wodurch zumindest Klassikbezug in den Gitarren-Flitzereien hergestellt wird.
Wem würde bei solchen Beschreibungen nicht NECROPHAGIST einfallen. „Sublunar Chaos" wurde in den gleichen Studios aufgenommen, der Gesamtsound ist ebenso differenziert und trocken, wie es sich für High-Tech-Geballer gehört. Im Vergleich werden zwar weniger Sweeps aufgefahren, doch einfach sind die Strukturen des genickbrechenden Scheibchens nicht gerade.
Wer sich mit der tödlichen Atmosphäre von DEATH anfreunden kann, dem würde auch „Future Repeats" gefallen. Im Einstieg für Kopfnicker konzipiert, wird man von der rauen Stimme durch weitere rhythmische Spielchen geführt. Das fünfminütige Instrumentalstück „M2" besticht durch hallende Lead-Melodien, die in ihrer Melancholie von einem passenden Double-Bass-Teppich untermalt werden.
Vielfältig wie SPAWN OF POSSESSION ist die neue Platte von PUNISH nicht für jeden Nackenwirbel geeignet. Im Fahrwasser von Genre-Größen wie OBSCURA können PUNISH auf technischem Level durchaus mithalten. Auch wenn die Snare etwas hölzern klingt, bekommen alle Instrumente ihre hörbaren Einsätze.
Im Sektor des technischen Death Metals düften die Schweizer ruhig einen höheren Status als bisher einnehmen. „Sublunar Chaos" ist wahrlich keine einfache Kost, doch für Gourmets mit Hang zum blutigen Steak, welches im Kopfstand mit gekreuzten Armen verspeist wird, bieten PUNISH ein leckeres Menü an.
Manuel
"Größtenteils harmlos."