Geschrieben von Mittwoch, 20 November 2013 22:25

Soilwork - Interview zum Album "The Living Infinite"

Soilwork - Interview zum Album "The Living Infinite" Cengiz Aglamaz
"The Living Infinite" heißt das aktuelle Album der Schweden-Deather SOILWORK, das die Jungs derzeit im Zuge der "European Infinity Tour" live vorstellen. Wir haben uns am Rande des Gigs in Hamburg mit Schlagzeuger Dirk auf ein Bierchen getroffen und mit ihm über die Scheibe, alte und neue Bandmitglieder sowie Comics gesprochen.

Hi Dirk, wie geht es dir?


Hi, man kann sich nicht beklagen. Die Tour verläuft sehr gut, wir hatten bereits einige großartige Gigs und freuen uns natürlich ganz besonders auf die Deutschland Gigs, weil wir hier immer gute Shows gespielt haben.

Ihr tourt mit eurem aktuellen Album The Living Infinite“, welches von Fans und der Presse unfassbar viel Lob erhalten hat. Habt ihr mit dieser Reaktion gerechnet?

Man weiß natürlich nie, wie ein Album ankommt, aber wir hatten bereits im Studio ein gutes Gefühl bei der Sache. Wir kamen dort sehr gut miteinander aus und waren inspiriert. Ich denke, das hört man auf dem Album. Natürlich hoffen wir, dass die Leute das Ergebnis dann genau so sehr mögen wie wir.

Wie kam es dazu, dass Justin Sullivan von NEW MODEL ARMY den Song The Windswept Mercy“ gemeinsam mit Björn singt?

Björn ist ein riesen Fan von NEW MODEL ARMY und hat Justin immer mal wieder getroffen und viel mit ihm gemailt. Ich glaube, während der Aufnahmen kam Björn auf die Idee. Das ging alles sehr schnell. Er schickte ihm die Sachen und ehe wir uns versahen, war der Song fertig und es passte einfach. Die Jungs waren zu dem Zeitpunkt selbst im Studio zu Gange, soviel ich weiß.

Wie hat denn nun der endgültige Ausstieg von Peter das Bandgefüge verändert?

Peter war ein sehr wichtiges Mitglied in der Band. Er verließ die Band 2005 schon einmal und nachdem er wieder für einige Zeit in der Band war, merkten wir – und er auch – dass er das nicht richtig genießen konnte und einfach nur für die Band „arbeitete“. Es war mehr ein schleichender Prozess. Peter wurde immer mehr ein separater Teil der Band, fühlte sich selbst nicht mehr so wohl und wollte zudem auch mehr für seine Familie da sein. Da entschieden wir uns dann, dass es für alle das Beste ist, wenn Peter das macht, was ihm und der Band gut tut. Aber es veränderte nicht wirklich das Bandgefüge – die Dinge sind so, wie sie immer sind.

Hatte David großen Einfluss auf The Living Infinite?

Definitiv ja! Er schrieb sehr viel Musik für das Album. Er ist ein toller Komponist und steuerte auch Lyrics bei. Er brachte neues Leben und etwas von der alten Melancholie in die Band zurück. Er verstand, was SOILWORK ist und begeisterte uns mehr denn je dafür, an dem Album zu arbeiten. Wir konnten ohne Streit unsere und seine Ideen zusammen bringen.

War der Produktionsprozess anders als bei bisherigen Produktionen?

Eigentlich war es wie immer, außer dass wir viel mehr Material hatten und sehr hart gearbeitet haben. Wir hatten knapp zwei Monate, um aus dem Nichts das Album zu produzieren. Eventuell brauchten wir etwas länger, aber nicht viel. Ich musste zum Beispiel drei oder vier Songs jeden Tag einspielen – ein Glück, dass mir die Arme nicht abgefallen sind, haha! Aber im Großen und Ganzen war alles wie immer.

Nur zwei Monate habt ihr gebraucht? Andere Bands nisten sich förmlich im Studio ein.

Wir sind nicht so die Studiomenschen und haben natürlich auch nicht das Geld, um uns ein Leben lang im Studio einzuschließen.

Wann habt ihr entschieden, ein Doppelalbum aufzunehmen?

2011 kam Björn mit der Idee zu uns. Wir unterhielten uns und es klang alles ziemlich cool und wir fühlten uns wohl mit der Idee. Das Konzept zu „The Living Infinite“ stand auch schon sehr früh. Wir hatten sehr viele Songideen und hatten in den vielen Demos schon sehr viel Potenzial gesehen und gemerkt, dass das ein Doppelalbum wird, auch einfach aufgrund der Menge an Material.

Sind noch Songs übrig?

Fünf Songs sind nicht auf dem Album. Wir wissen nicht wirklich, was wir damit machen wollen. Vor ein paar Monaten wurden diese nun gemastert, aber sie passten unserer Meinung nach nicht auf dieses Album. Sie sind jedoch trotzdem ziemlich cool. Mal sehen, was wir damit machen.

Gibt es Unterschiede zwischen dem Material auf der ersten und zweiten CD? Habt ihr das irgendwie bewusst differenziert?

Das ist schwierig zu sagen, aber ich denke, beide CDs sind gleich stark – nur etwas unterschiedlich. Die erste CD geht einfach nach vorn und setzt auf Altbewährtes, die andere CD ist etwas experimenteller.

Welches Konzept habt ihr mit The Living Infinite verfolgt?

Es basiert auf dem Ozean, welcher von Jules Verne als „The Living Infinite“ beschrieben wird. Vor allem für Björn steckt viel mehr in dem Album, als man auf den ersten Blick denken mag. Er machte vor einigen Jahren eine sehr schlimme Erfahrung, als ihm in einer Bar jemand Drogen in seinen Drink tat. Er wurde ziemlich krank davon, es ging ihm richtig beschissen und er hatte einen sehr üblen Trip. Mit dieser Erfahrung kamen die Fragen nach dem Leben, Gefühlen und diese menschlichen Dinge, welche er in den Texten verarbeitet hat.

Zudem dreht es sich um den Ozean, weil Björn mit ihm aufwuchs, da sein Vater Seemann war. Wenn wir zum Beispiel an der Musik arbeiten oder Hörproben geben, tun wir dies immer bei Björn auf der Terrasse. Die liegt direkt am Meer und gibt einem dieses Feeling, welches sich auch in unseren Alben wiederfindet. Es war sehr inspirierend für uns und für jeden hat das Album eine andere Bedeutung. Für mich zum Beispiel ist es ein Ausdruck dessen, was mit den Meeren passiert, bezüglich der Verschmutzung und der Zerstörung des letzten sauberen Orts auf der Welt für Öl und Geld. Natürlich hoffen wir auch, dass wir Leute dazu bewegen, sich Gedanken über solche Themen zu machen.

Seid ihr komplett zufrieden mit dem Ergebnis?

Ja, definitiv. Natürlich fallen immer wieder kleine Dinge auf. Wir haben viele Songs im Set und wenn man diese dann immer wieder spielt, fallen einem weitere Ideen für sie ein. Manche Lieder spiele ich mittlerweile anders als noch im Studio. Aber gleichzeitig denke ich, dass das Ergebnis großartig geworden ist – der Sound ist sehr gut und wir sind sehr zufrieden mit dem Album.

Am Merchstand habe ich SOILWORK Comics gesehen, woher stammt diese Idee?

Unser Label Manager aus den USA ist großer Comic Fan und viel auf Comicmessen unterwegs. Er hat dort Kontakte geknüpft und da er Comics und Metal mag, kam er mit der Idee auf uns zu. Andere Bands haben auch Comics: EXODUS, DIMMU BORGIR, IN FLAMES – warum also nicht auch SOILWORK? Die Comics basieren auf SOILWORK und unseren Erlebnissen mit der Band.

Was steht noch auf eurer To-Do-Liste?

Immer mehr Touren. Nächstes Jahr sind wir noch mal in Europa, um die Stationen zu betouren, die jetzt noch nicht dabei sind. Wir wollen mehr Festivals spielen und vielleicht nach Amerika. Erste Ideen für neue Musik kommen auch schon auf. Also wird es irgendwann wieder ins Studio gehen, eventuell auch nur für eine EP oder so. Mittlerweile ist es ja kein Problem mehr, seine Musik zu veröffentlichen, ohne ein ganzes Album zu haben.

Die letzten Worte gehören dir ...

Es ist schön, wieder hier zu sein – vor allem, weil wir hier in Deutschland immer klasse Shows gespielt haben. Wir freuen uns drauf!