Hip-Hop, Funk und Hardcorepunk
Auf das melodische Intro "Africa" folgen ein Instrumentalsong "For Sista Humphrey" und schließlich der erste "richtige" Titel "Our Day Is Now" – eine brachiale Powerviolence-Nummer, in deren Zuge sich Lead- und Backingvocals abwechseln und über die durch Tempowechsel dominierte Musik legen. Im Kern sind ZULU eine Powerviolence-Band, doch mit Samples und Stilbrüchen in Interludes brechen sie ihren Sound etwas auf. So kommt man im Outro von "Music To Driveby" zu einer kurzen Verschnaufpause, wodurch die wuchtigeren Abschnitte der Songs umso mehr betont werden.
Neben kurzen, energiegeladenen Tracks bietet das Album verschiedene Samples, die die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Liedern erleichtern. Der Instrumentalsong "Shine Eternally" beispielsweise mündet in ein Spoken-Word-Interlude namens "Must I Only Share My Pain", welches letzten Endes das wuchtige "Lyfe Az A Shorty Shun B So Ruff" einleitet. ZULU spielen aber auch mit Genrekonventionen und bauen die eine oder andere Überraschung ein, zum Beispiel eine melodische Bridge in "Who Jah Bless, No One Curse", die das Outro des Albums einleitet.
Neben der Bandbreite an Interludes geben ein Hip-Hop-Song – "We're More Than This" – und Features, unter anderem mit SOUL GLO und BUGGIN, dem Album mehr Tiefe und lassen es im Vergleich mit anderen Powerviolence-Veröffentlichungen hervorstechen. Allerdings ist der Longplayer nicht unbedingt zugänglich, da die Mischung aus aggressiven Hardcoresongs und teils exzessivem Sampling den Einstieg in die Platte erschweren können.
Wer "A New Tomorrow" hören möchte, kann sich auf ungefähr eine halbe Stunde an breit aufgestellter Unterhaltung freuen, sollte aber auch etwas Geduld und Offenheit mitbringen.
Politische Powerviolence
ZULU sind eine afroamerikanische Band, deren Schaffen sich komplett um die Lebensrealität der afrikanischen Diaspora in Amerika dreht. Die Texte und Struktur des Albums reflektieren dies. Neben Hip-Hop-Referenzen in Titeln wie "52 Fatal Strikes" greifen die Texte und Samples die entsprechende Kultur und damit verbundene Lebensrealitäten auf.
So geht es in "Fakin' Tha Funk (You Get Did)" um Cultural Appropriation, in "Crème de Cassis" und "We're More Than This" um den Diskurs über Schwarzsein und Empowerment, und in "52 Fatal Strikes" um systemischen Rassismus und Polizeigewalt:
"Two in the front
Two in the back
I'm getting jacked
They say they seen a gat
I've done nothing
I just exist
But you win
I know you wanna kill me"
Lyrisch und musikalisch wird das Gesamtwerk gleichermaßen durch Frustration und Hoffnung angetrieben und vereint die unterschiedlichen Bausteine stimmig in einem großen Ganzen.
Fazit
"A New Tomorrow" führt Powerviolence und Hardcore an ihre Wurzeln in afroamerikanischer Kultur zurück und rückt dabei politische Botschaften in den Vordergrund. Das Ergebnis überzeugt im Großen und Ganzen, kann jedoch schwer zugänglich sein, da die Genremischung und Struktur des Albums nicht für jede:n gemacht sind.