Alter Sound im neuen Gewand
Fünf Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Only Self" kehrt JESUS PIECE, die Hardcore-Wucht aus Philadelphia, mit einem zweiten Album zurück. "...So Unknown" umfasst zehn neue Lieder, die von Randy LeBouef (EVERY TIME I DIE, ORTHODOX) produziert wurden und die Stilfindung der Band zum Ausdruck bringen sollen. Sänger Aaron Heard erklärt den Titel des Albums mit den folgenden Worten:
"Dieses Album fasst uns als Band zusammen. Wir wussten nicht, wie wir klingen sollten, wir wussten nicht, mit wem wir auf Tour gehen sollten, und das hat uns von Anfang an begleitet. Wir sind eine sehr rätselhafte Band."
Das Album fasst das bisherige Schaffen der Gruppe gut zusammen, doch von einer Stilsuche würde ich nicht sprechen. Vielmehr präsentieren sich JESUS PIECE hier, wie man sie kennt: von der harten Seite mit der einen oder anderen melodischen Note. Die Produktion verleiht der Musik der Gruppe dabei neuen Glanz, ohne sie überproduziert wirken zu lassen.
Kompromisslos Aggressiv – JESUS PIECE
"In Constraints" öffnet das Album mit einem Knall, da er mit den tiefen Shouts des Sängers einsetzt, begleitet von ebenso wuchtigen Instrumentals. Darin spielt die Gruppe rabiaten Metallic Hardcore mit einer kurzen Bridge, die die darauf folgenden Instrumentalabschnitte umso stärker betont.
Insbesondere die Bridge in "Fear of Failure" sticht durch ihren gekonnten Einsatz hervor. Darin wird der Song etwas ruhiger und langsamer, hält den Druck der Instrumentals gleichzeitig aber aufrecht, woraufhin alle angestaute Energie zur Entladung kommt. "... So Unknown" ist ein durchweg hartes Album mit etwas Variation zwischen den unterschiedlichen Songs.
Neben Brettern wie den eingangs beschriebenen Tracks gibt es auch dynamischere Songs wie "FTBS", worin sich verspieltere, melodische Riffs mit härteren abwechseln, oder "Silver Lining", einen etwas atmosphärischeren Track. In dessen Strophen werden die Leadvocals lediglich von einem ätherischen Riff und minimalistischer Perkussion begleitet, bevor abermals explosivere Abschnitte folgen, die den vorangehenden Parts nicht unähnlicher sein könnten, aber dennoch in den Song passen – JESUS PIECE wissen, wie man harte Songs schreibt.
"Gates of Horn" erinnert mit seiner Atmosphäre und Dynamik an VEIN.FM, während in "Profane" Deathmetal- und in "An Offering to the Night" leichte Grindcoreelemente zu hören sind und den Stil der Band etwas aufbrechen.
Das Quintett aus Philadelphia liefert hier erfolgreich mehr von dem, wofür man es kennt, doch die Abwechslung bleibt trotz Einbindung verschiedener Stile auf der Strecke. Allgemein ist das zweite Album eine Wucht, aber etwas mehr Innovation oder die eine oder andere Verschnaufpause in Form von Interludes hätten helfen können, es etwas aufzubrechen und Zuhörer:innen nicht mit der schieren Härte zu überwältigen.
Fazit
Wer JESUS PIECE kennt, weiß von der immensen Energie der Liveshows der Band. "...So Unknown" kommt ähnlich brachial daher und erweitert den bisherigen Stil der Gruppe um eine melodische Komponente, ohne der puren Wucht des Sounds Abbruch zu tun. Eben diese Wucht ist die größte Stärke und womöglich auch die größte Schwäche des Albums, da es sich auf Dauer relativ gleichförmig anhören kann.
Wer sich mehr wünscht als pure Aggression, könnte seine Schwierigkeiten mit dieser Veröffentlichung haben. Fans von JESUS PIECE und KNOCKED LOOSE kommen hier trotzdem auf ihre Kosten.