Kamelot - Ghost Opera




Stil (Spielzeit): Melodic Metal (44:05)

Label/Vertrieb (VÖ): Steamhammer / SPV (01.06.07)

Bewertung: 8/10

Link: http://www.kamelot.com

KAMELOT haben sich definitiv von Album zu Album gesteigert, und die Qualität ihrer Erzeugnisse war bisher über jeden Zweifel erhaben. 
Mit „The Black Halo“ und der nachfolgenden Live CD/DVD „One Cold Winters Night“ haben sie den bisherigen Höhepunkt erreicht, und die Spannung war ziemlich groß, ob sie mit „Ghost Opera“ noch einen drauf setzen könnten. 
In meinen Augen (und Ohren) ein ziemlich schweres Unterfangen, wobei sie mit den Songs „Morning Star“ und dem Titeltrack „Ghost Opera“ auf der Tour im Frühjahr den Fans bereits einen kleinen Appetithappen vorwarfen, der durchaus viel versprechend war. 

In der mittlerweile bewährten und eingespielten Besetzung mit Khan am Mikro, Thomas Youngblood an der Gitarre, Glenn Barry am Bass, Oliver Palotai an den Tasten sowie Casey Grillo an den Drums, und unter den wachsamen Produktionsaugen und –ohren von Sascha Paeth, den man fast schon als sechstes Bandmitglied sehen kann, hat die Multikulti Truppe elf Tracks eingespielt, die wie immer sehr melodisch und sehr bombastisch ausgefallen sind. 
Den Fehler, die Songs mit noch mehr Bombast zu überladen, machen sie zum Glück nicht. Ganz im Gegenteil, denn im Vergleich zu „The Black Halo“ klingen einige Songs doch wesentlich heavier und irgendwie erdiger. 

Nach dem schwermütigen Violinenintro „Solitaire“ kommt das orientalisch klingende „Rule The World“, mit dem die Marschrichtung von „Ghost Opera“ praktisch vorgegeben wird. Tolle Melodie, schleppender Rhythmus und die grandiose Stimme von Khan. Der folgende Titeltrack „Ghost Opera“ könnte typischer für KAMELOT kaum sein. Doublebassattacken zu Begin und beim Refrain, ansonsten wird mit gut platzierten Breaks immer wieder das Tempo herausgenommen. 
Sehr variabel und abwechslungsreich, wobei die Melodieführung im Refrain ziemlich eingängig ist. Typisch KAMELOT eben.
Mit treibendem Bass und sehr schleppendem Rhythmus geht es mit „The Human Stain“ weiter. Und spätestens hier wird einem mehr als klar, dass KAMELOT ohne einen KHAN am Mikro nur die Hälfte wert wären. 
Seine Stimme macht selbst nicht so geniale Kompositionen zu einem absoluten Ereignis und Hörgenuss, wobei ich mit „nicht so genial“ nicht sagen will, dass die Songs schlecht wären. 
Sie sind trotzdem toll, aber auch an der Spitze gibt es immer mal ein Auf und Ab, auch bei KAMELOT. „Blücher“ klingt beim ersten Anhören vielleicht etwas konfus. Zumindest hat es bei mir erst beim zweiten Durchlauf „klick“ gemacht. Im Vergleich zu früheren Alben, bei denen zur Untermalung meistens Streicher eingesetzt wurden, hört man auf „Ghost Opera“ vermehrt Bläser im Hintergrund, wodurch sich die Songs ebenfalls von früheren Kompositionen unterscheiden. 
„Love You To Death“ und „Up Through The Ashes“ könnten dann unterschiedlicher kaum sein. Während der erste Song sehr abgespeckt, heavy und ursprünglich klingt, da man auf den typischen Bombast komplett verzichtete, ist Zweiterer von seiner Struktur her wieder ein typischer KAMELOT Song. 

„Morning Star“ ist dann ebenfalls wieder eine Bombastnummer, die eigentlich nur von dieser Band sein kann. Auf ein Duett mit einer Sängerin braucht man auch auf „Ghost Opera“ nicht verzichten, denn genau dass hört man bei „Morning Star“, das nebenbei auch noch durch ein megageiles Gitarrensolo von Tomas Youngblood gefällt. 
„Silence Of The Darkness“ wechselt wieder zwischen schnellen Doublebass Passagen und schleppenden Beats, und glücklicherweise haben KAMELTO mit Casey Grillo auch einen Drummer in ihren Reihen, der das problemlos Live umsetzen kann. Was hat denn bis jetzt noch gefehlt? Schnelle Songs waren da, midtempo Tracks waren da, eine Mischung aus beiden Varianten auch… Richtig: Die obligatorische Ballade.

 „Anthem“ gibt Khan die nächste Möglichkeit, sich mit seiner Stimme zu präsentieren, und er nutzt sie auch. Sehr gefühlvoll gesungen, getragen von einer wunderschönen und traurigen Melodie, setzen KAMELOT damit das i-Pünktchen auf ihr neues Werk. Der Rausschmeißer des Albums „Eden Echo“ ist wieder beste KAMELOT Tradition, und rundet mit seinen ständigen Tempiwechseln und einem tollen Gitarrensolo ein äußerst kurzweiliges und abwechslungsreiches Album ab. 

Fazit: KAMELOT haben mit „Ghost Opera“ ein wirklich tolles Album am Start, und trotz einiger Veränderungen hört man bei jedem Song, dass er von KAMELOT ist. Ihre Trademarks haben sie zwar ein wenig verändert, aber nicht komplett gestrichen. 
Ob sie es allerdings schaffen, damit „The Black Halo“ zu toppen, wird sich für mich erst nach weiteren Durchläufen zeigen. Denselben Level erreichen sie allerdings spielend.