Russkaja - Energie!

Russkaja - Energie!
    Russian Turbo Metal Polka

    Label: Napalm Records
    VÖ: 05.04.2013
    Bewertung:6/10

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Die russische, deutschsprechende Ska Reggae Punk Band RUSSKAJA aus Wien fiel mir dadurch auf, dass sie HELGE SCHNEIDER in einer österreichischen Sendung mit dem Titel „Willkommen in Österreich" extrem verwirrt hat. Ich hatte den Eindruck, dass HELGE SCHNEIDER sich in Bezug auf den Sänger von RUSSKAJA dachte, was die Leute eigentlich immer über ihn denken: „Was macht der komische Mann da?". RUSSKAJA haben es auf jeden Fall mit Humor, forderten den Schneider zum Lach-Echo auf und der aktuellen Albumtitel „Energia!" unterstreicht genau das, was die Band verbreitet: Lebensfreude, Energie, Bewegung und Spaß! Alles etwas schräg, tendenziell punkig und immer einen Hauch drüber. Muss man mögen so was, sollte man mögen. Auf Wacken kam es wohl ganz gut an im letzten Jahr.

Musikalisch sind RUSSKAJA schon breit aufgestellt und auch auf Sprache (Türkisch, Russisch, Italienisch, Deutsch, Englisch...) und Singstil bezogen lässt sich der Siebener in kein Korsett zwingen. Stimmlich wird uns einiges geboten, irgendwo zwischen abgestürztem Zirkusdirektor, russischer betrunkener Mutti, aufgekratzem Derwisch, Straßenmusiker und tiefenentspanntem Spliffliebhaber. Die Melodien sind allesamt Treffer, ob traditionell angehaucht, punkig rockig oder tanzbar. Natürlich immer auf gute Laune angelegt, RUSSKAJA schreien geradezu nach einem deftigen Mahl als Grundlage, nur um dann die Kehle mit hochprozentigem Gesöff zu schmieren und dann planlos wild durch die Gegend zu hüpfen. Textsicher muss man nicht unbedingt sein, ein „Lala" oder „Ohehoe" reicht aus und so poetisch sind die Texte nicht, dass man sich die unbedingt draufschaffen muss. Wer jetzt an GOGOL BORDELLO denkt, ist gar nicht so falsch, allerdings sind RUSSKAJA schon eine Spur zugänglicher, weniger tolldreist und klingen etwas aufgeräumter. Wenn einer das Attribut multikulturell oder das Label Weltmusik verdient hat, dann RUSSKAJA – und live ist das sicherlich ein Fest, auch ohne Alkohol!

RUSSKAJA gönnen uns netterweise auch einige Slowparts, allerdings versteht man dann die Texte etwas besser und manchmal ist das auch gar nicht zuträglich für die Stimmung... Um es auf den Punkt zu bringen: RUSSKAJA singen sich schon manchmal ganz schönen Unfug zusammen („Violina Mia"!), wenn man den versteht, zieht es die hochwertigen musikalischen Arrangements runter. Am besten zünden die Knaller, wenn sie lupenrein punkig sind und hektisch daherstampfend. Für zwei bis drei Minuten auf Höchstlevel durchdrehen, das macht den Reiz aus. Wenn Potete, Trompete und E-Geige zum Wahnsinn blasen und man die Sorgen für kurze Zeit wegtanzen kann, dann sind RUSSKAJA am besten. Das träge „Sorry" verwirrt mich dann eher, zumal ich immer hoffe, dass jetzt gleich wieder der Bär steppt. Die überraschende Ernsthaftigkeit, das dicke Streicherarrangement und die ständige dramatisch werdende Entschuldigung stellen plötzlich den ganzen Irrsinn in Frage. Aber sind Clowns nicht irgendwie auch immer tragische Figuren, die ernst genommen werden möchten und hinter der ganzen Schminke sind sie kreuzunglücklich?

russkaja 2013

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