Myelin - Reservoirs

Myelin - Reservoirs
    Punkrock / Indie

    Label: Uncle M
    VÖ: 04.08.17
    Bewertung:7/10

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2012 brachten APOLOGIES, I HAVE NONE mit „London“ ein unfassbares Album heraus. Ein Freund von mir war der Meinung, dass so ziemlich jeder einzelne Song daraus eine Fußballstadion-Hymne hätte sein können. Zwar zog sich immer Melancholie durch die Songs, dennoch waren es Hymnen, die mit gereckter Faust mitgegröhlt werden wollten.

Nach dieser Sammlung von Hits ging es bei AIHN irgendwie bergab. Mitglieder verließen die Band, eine halbgare EP wurde herausgebracht, die irgendwie den Spirit von „London“ haben sollte und gleichzeitig sehr, sehr traurig war und dadurch nicht so wirklich zünden wollte. Mittlerweile haben sie ein Album herausgebracht, welches von vorne bis hinten getragen, langsam und traurig-melancholisch ist. Aber dieses Mal funktionierte es.

MYELIN ist jetzt die Band des Songwriters (Dan Bond), der AIHN verlassen hat. Zusammen mit einem Mitglied von den GREAT CYNICS meldet er sich nun mit dieser EP zurück – und passt eigentlich wunderbar zu „Pharmacie“ seiner Vorgängerband …

Denn auch „Reservoirs“ ist dunkel, melancholisch und getragen und spielt sich irgendwo zwischen Punk und Indie ab. Und die Stimmen der beiden Frontmänner fand ich eh immer schon sehr ähnlich. Den Einfluss der GREAT CYNICS kann ich so erstmal gar nicht heraushören – es scheint eher so, als hätte man sich stark an den Songschreiberqualitäten von Dan Bond orientiert. Aber wie man dieser sehr schlüssigen EP anhört, ist das auch keine schlechte Entscheidung.

Den Gesang erkennt man sofort. Einige Melodien kommen einem nahezu bekannt vor, auch wenn die Songs jetzt getragener und epischer geworden sind. Episch nicht im Sinne von unzähligen „Ohohos“, sondern eher von ausgewalzten Songs, die langsam aber unerbittlich vor sich hin mäandern und sich dabei immer wieder in neue Höhen schrauben. Gerne wird dann auch das Ende des Songs als eine große Steigerung begriffen, die sich aus eher schleppenden und frei atmenden Strophen ergießt.

Wenn man die Entwicklung von „London“ zu „Pharmacie“ von AIHN im Hinterkopf hat, dann haben MYELIN nicht unfassbar viel Neues hinzuzufügen. Aber sie haben hier absolute Daseinsberechtigung. Denn die fünf Songs sind alle wirklich gut – auch wenn vielleicht mal kleine Längen auftreten können und Melodien und Sounds einem sehr bekannt vorkommen.

„Reservoirs“ zeigt damit deutlich, wie gut die beiden Songwriter eigentlich zusammen gepasst haben: Beide bewegen sich in ähnlichen Gefilden und sind in der Lage, großartige Songs zu schreiben. Denn trotz aller Ähnlichkeiten haben MYELIN hier ihre eigene Vision verwirklicht.