Teilweise. Nach wie vor stehen hauptsächlich Nummern mit Akustikgitarren-Einsatz auf der Tracklist, mal ruhig, mal nachdenklich, mal überdreht. Mit ihren unterschiedlichen Stimmfarben gibt sich das Trio erneut punktgenauen dreistimmigen Gesangsharmonien hin, die schön und leicht aus den Boxen perlen. Country und Folk stehen im Vordergrund, öfter als auf dem Debüt "Troika" packen auch E-Gitarren zu, wie im zackigen, blues-rockigen "Mama".
"Walking On Water", bluesig und funky, gefällt als leicht vertrackter, schöner Ohrwurm mit Akustikgitarren, die die Seele streicheln. Der dezente E-Gitarren-Einsatz funktioniert gut als bissiger Kontrast, während "Anywhere The Wind Blows" das Album leichtfüßig und entspannt ausklingen lässt.
Nachdenkliche Songs stehen dem Trio am besten
Am besten funktioniert das Trio in den ruhigen Momenten. Das Album-Highlight "Weighs Me Down" ist eine herrlich entspannte, unaufdringliche, leichtfüßige und träumerisch schöne Akustik-Ballade, in der die drei Stimmen auf geradezu magische Art miteinander verwoben werden. Das ist zum Heulen schön.
Auf einem ähnlichen Niveau bewegt sich die sanfte Country-Ballade "Right Where You Should Be" in der alternativen Version ohne Slidegitarre. Ich liebe Neal Morses Stimme, doch hier passt Ross Jennings Organ besser zur sanften, im Gegensatz zur regulären Version sehr reduzierten Nummer – und das trotz einer Harmonie, die stark an TRANSATLANTICs "The Whirlwind" ("My heart is like a whirlwind …") angelehnt ist.
Auch die alternative Version von "The Weary One" gefällt mir besser als die reguläre, die mit ihrer dezenten Orchestrierung ein Stück schwermütiger und dramatischer wirkt. Der melancholische, am Ende doch hoffnungsfrohe Song ist eine tolle Momentaufnahme für Situationen, in denen man sich gerade alles andere als stark und kraftvoll fühlt ("Yeah, I'm weary today and I've been this way for far too long" – tolle Variation zu den Textzeilen zuvor, die am Ende des Songs einem Aufruf zum Aufstehen gleichkommt). Der Song ist ein ehrliches, wundervolles musikalisches Statement dafür, dass man sich ruhig mal scheiße fühlen darf und Hilfe auf seinem Weg braucht, selbst wenn es nur eine Hand ist, die dich vom Sofa zieht, dir lächelnd einen warmen Kakao hinstellt oder dich einfach mal feste drückt.
Die nachdenklichen, ruhigen Momente sind es, die "Sophomore" ausmachen, wie auch das ruhig dahingleitende "Linger At The Edge Of My Memory" zeigt, das problemlos auf einem SPOCK'S-BEARD-Album Anfang des Jahrtausends hätte stehen können. Das Trio strauchelt dann ein wenig, wenn die gute Laune allzu aufgezwungen wirkt, z. B. bei "I'm Not Afraid". "Tiny Little Fires" zieht sich da trotz Xylophon-Einsatz dank Ross Jennings einnehmend voller Vocals deutlich besser aus der Affäre.
"Sophomore" punktet mit wundervollen Vocals und tollen Harmonien
Wer progressiven Rock sucht, liegt mit D'VIRGILIO, MORSE & JENNINGS absolut falsch. Wer das Debüt mit seinen mehrstimmigen Gesängen und (etwas zu) viel guter Country-Laune mochte, sollte auch mit "Sophomore" glücklich werden.
Mein Wunsch für Album Nummer drei: Mehr Momente wie die nachdenklichen Akustik-Highlights, noch weniger aufgesetzten Gute-Laune-Rock. Die Tendenz auf "Sophomore" stimmt sehr zuversichtlich.
"Sophomore" Trackliste:
Hard To Be Easy
Linger At The Edge Of My Memory
Tiny Little Fires
Right Where You Should Be
The Weary One
Mama
I’m Not Afraid
Weighs Me Down
Walking On Water
Anywhere The Wind Blows
Right Where You Should Be (Alternative version)
The Weary One (Alternative version)
