Sahg - Sahg III Tipp


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Stil (Spielzeit): Doom Metal, Heavy Metal, Stoner Rock (42:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Recordings (27.08.2010)
Bewertung: 9,5/10

Link: www.myspace.com/sahg

Wenn es eine Band, die als Nebenprojekt von Black-Metallern gegründet wurde, mit ihrem Debütalbum in die heimischen Charts und sogar in die Tageszeitungen und Gazetten des Landes schafft – dann muss dieser Band etwas Besonderes anhaften.

In der Tat können sich SAHG im Jahre 2010 nur noch selbst gefährlich werden. Als Künstler in ihrem Heimatland Norwegen längst akzeptiert (was beim Blick auf die Bandmitglieder zunächst verwundert, immerhin findet sich Tom Cato Visnes von GORGOROTH darunter), setzen sie die Messlatte für Heavy Metal der psychedelisch-doomigen Sorte erneut ein Stück höher.
Dabei ist die Grundmischung die gleiche wie auf den Vorgängern „Sahg I“ (2006) und „Sahg II“ (2008): Der tonnenschwere Groove von BLACK SABBATH mit der Avantgarde und Experimentierfreudigkeit LED ZEPPELINs, dazu die von merkwürdigen Substanzen befeuerten Fantasien PINK FLOYDs und ein Augenzwinkern in Richtung Sgt.-Pepper-BEATLES. Auf dem Papier eine scheinbar unmögliche Mischung, doch was aus den Boxen schallt, ist eindeutig SAHG und nichts anderes.
Einen großen Anteil an dieser Einzigartigkeit hat Olav Iversens Stimme, die – gelegentlich von Flanger, Delay und Envelope-Filter in tiefsten 70ies-Drogenrausch getaucht – wie ein Monolith über den Riffgewalten thront. Diese mit TROUBLE-Feeling versehenen Monsterriffs werden von Iversen und seinem Kollegen Thomas Tofthagen mit einer solchen Inbrunst zelebriert, dass es quasi unmöglich ist, sich nicht anstecken zu lassen. Zweistimmige Tirili-Melodieläufe wie in „Downward Spiral“ runden die Sache ab.
Unter der urwüchsigen Gitarrendecke dengelt der Bass von Visnes mit Lautsprecher-zerstörendem Drive, angetrieben vom kraftstrotzenden, mit Jon-Bonham-Gedächtnissound bollernden Schlagzeug. Geil.

In die Fußstapfen der Übersongs „Executioner Undead“ („Sahg I“), „Pyromancer“ und „Ascend to Decadence“ (beide „Sahg II“) treten geborene Hits: „Baptism Of Fire“ mit einem Refrain zum Niederknien, „Mortify“ mit tollem Groove und genial einfachem Bassdrive sowie „Downward Spiral“ mit einem wunderschönen Solo-Mittelteil. Das muss man einfach lieben!
Trotz aller Verspieltheit haben es SAHG geschafft, die doomige Heaviness des ersten Albums und die LSD-artige Blumigkeit des zweiten Albums so geschickt zu kombinieren, dass ein in fast allen Belangen perfektes Album entstanden ist. Besser kann man es kaum machen – es sei denn, man macht das Gleiche mit anderen Songs.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass „Sahg III“ einen Heavy-Metal-Fan kalt lassen kann. Dieses Meisterwerk verschrobener Schönheit, grandioser Melodien und Riffs gehört einfach in jeden Plattenschrank. Unbedingt kaufen (Befehl)!