Geschrieben von Donnerstag, 30 September 2010 00:00

Metal, Bier und Wurstsalat - Klingt erstmal nach einer guten Mischung

mbuw

Vor einigen Wochen ist mir der Erstlingsroman von Autor André Schönfelder in den Schoß gefallen. Zugegeben, "in den Schoß gefallen" ist ein weiter Begriff. In diesem Fall bedeutet es: Ich habe bei Amazon in der Kategorie Bücher das Wort "Metal" eingegeben und das durchaus ansprechende Cover landete an erster Platzierung.


Nach dem Durchlesen der Neugierde weckenden Kurzbeschreibung und ein paar freudigen Klicks von Bestellung über Bezahlung lehnte ich mich zurück und wartete auf den Postboten. Bereits am nächsten Tag erreichte mich der 272 Seiten dicke Roman.

Mit großer Freude begann ich zu lesen. Die ersten Kapitel flogen nur so durch meine Finger. Doch leider ließ die anfängliche Euphorie schnell nach. Die Abenteuer des 19jährigen fiktiven Romanhelden Simon Drews, Sänger in der ebenfalls fiktiven Band SOCIETY OF SKELETONS, werden zusehens monoton. Etwas überspitzt sieht sein Leben in etwa so aus: Saufen, Kater haben, kotzen, arbeiten (so wenig wie möglich natürlich), ein bisschen Musik machen, während und nach der Bandprobe saufen, Kater haben, ausnahmsweise mal nicht kotzen und darum direkt weiter saufen. Zwischendurch mal ein Auftritt, der aber auf jeden Fall mit ganz viel Bier begossen werden muss.

Zugegeben, bei einigen Beschreibungen von Privatpartys und dem Wacken Open Air musste ich ein wenig schmunzeln und der Gedanke "irgendwie kommt dir das bekannt vor" ließ sich nicht leugnen, aber das hat mich nicht über etliche Schwächen im Schreibstil oder die ständige Wiederholung von Ereignissen und Beschreibungen hinweggetröstet. Oft fühlte ich mich an ein Tagebuch erinnert, welches ohne jede Überarbeitung zum Verkauf dargeboten wird. Inklusive großartigen Schreibfehlern wie MASCHINE HEAD. Im Ernst, es gibt komplette Kapitel über ereignislose Tage, an denen Simon zur Arbeit geht, sich mit einem Kollegen über Banalitäten unterhält, abends nach Hause kommt, Bier trinkt (welch Überraschung!) und schließlich vor dem Fernseher einschläft.

André Schönfelder zeichnet in seinem Buch in leuchtenden Farben das überzogene Klischee eines Metallers nach, der wenig bis gar keinen beruflichen Ehrgeiz zeigt, sich täglich mindestens 1 Mal betrinkt, mangelnde Körperhygiene aufweist und die Musik scheinbar nur als Mittel zum Berühmtwerden nutzt. Lieber Herr Schönfelder, was wollen Sie damit bezwecken? Soll das eine positive Darstellung sein? Würde meine Oma das Buch in die Hände bekommen, würde sie wahrscheinlich sagen: "Siehst du Kind, genau das hab ich dir immer über diese komischen, langhaarigen Menschen gesagt. Und der Autor ist ja selbst einer von denen. Der muss es ja wissen." Vielen Dank dafür.
Vero

Gastautorin mit Wacken-Expertise