Die großartigen GOODBYE FAIRGROUND (2006 – 2010 unter dem Namen PARAQUAT unterwegs) kombinieren Punk Rock mit Post-Hardcore und Indie und sind vom 16.09.11 bis zum 01.10.11 auf Tour durch Deutschland und Österreich. Was die fünf Jungs und ihre Schlagzeugerin dort erleben, halten sie exklusiv für BurnYourEars in einem Tourtagebuch fest.
Wer übrigens wissen möchte, wie die Band klingt, kann sich hier ihre neue EP kostenlos runterladen. In den nächsten Tagen werden wir immer kleine Updates der Tour posten.
Tag 1, Juze Go-In, Isny
Nach neun Stunden Fahrt und weiteren neun Stunden Wartezeit im Juze mittel bis stark alkoholisiert eines der schlechteren Konzerte unserer Bandgeschichte gespielt, da wir die Erwartungen nicht direkt zu Anfang zu hoch hängen wollen. Wer weiß, wie viele Leute uns auf Tour so nachreisen. Im Publikum vornehmlich Männer in weißen Unterhemden, knutschende Teenies und Fahrräder. Erstere Überbleibsel der anderen Bands, zweitere offenbar stark alkoholisiert und letztere möglicherweise eine lokale Eigenart. Dazu wird noch ein Teil unseres Merchs gestohlen und wir schwören hiermit den Dieben blutige Rache. Die Preshowparty mit Tony Christie und Men Without Hats war aber super.
Whisky des Tages: Statesman (7,99 Euro)
Tag 2, Wakuum, Graz
Nach einer kurzen Nacht in Lindau, gefolgt von erholsamen Duschen und einem ausgedehnten Frühstück (tausend Dank nochmal, Verena!) die zweite Horrorfahrt des Wochenendes. Acht Stunden über die sogenannten „Autobahnen" Österreichs. Zwar gibt es meistens nur eine Spur, aber dafür bezahlt man für diese 15 Euro. Das Konzert ist trotz beschädigter Gitarre super, ebenso wie der Club, das Publikum und überhaupt alles an Graz. Später gehen wir mit Flozi von Liberation Service noch „Marcel" trinken (drei Sorten Wodka, O-Saft und Red Bull) und randalieren in der Grazer Innenstadt.
Whisky des Tages: Golden Dew (7,49 Euro)
Tag 3, OHO, Oberwart
Eine Show der Superlative! Die größte Bühne, im größten Club mit der besten Technik, dem leckersten Chilli und den wenigsten Besuchern. Machte aber gar nichts, schließlich gab es drei andere richtig gute Bands (Rosa Parks aus Ungarn, Sweet Empire aus den Niederlanden und Soey aus Österreich) und Singer/Songwriter Jack Holmes, die geschlossen vor der Bühne standen und abwechselnd crowdsurften. Nach dem Konzert wurden wir noch von den Nachbarn des OHO beschimpft und von ein paar Jugendlichen mit einer Red Bull-Dose beworfen. Auf der Suche nach etwas Essbaren irrten wir zusammen mit Sweet Empire durch Oberwart, die Julia noch eine Blume und eine Zaunlatte schenkten, und entschieden uns bei der Wahl zwischen McDonalds („Mackie") und Hooters für Brötchen von der Tanke. Die Nacht haben wir schließlich im Hotel verbracht, aber wir wollen ja nicht angeben.
Whisky des Tages: Golden Dew (7,49 Euro)
Tag 4, Shelter, Wien
Eine gute Show, tolles Publikum und Tom von Rockefeller Jr., der uns nicht nur mehrere Konzerte für diese Tour organisiert hat, sondern uns auch noch für mehrere Tage Obdach gewährt, sind die Gründe dafür, warum wir Wien in bester Erinnerung behalten werden. Österreich ist super und wir kommen hoffentlich bald wieder! Unsere freien Tage haben wir bisher beim Tätowierer, in Kaffeehäusern und beim „Wuzlern" verbracht. Morgen geht's nach Dresden, um dann am Samstag beim Weinfest in Meißen mal vom Whiskey wegzukommen... oder auch nicht.
Whiskey des Tages: Jameson (3,80 Euro / Glas)
Tag 5, Junge Bühne/Weinfest, Meißen
Festivals sind immer eine Sache für sich, selten aber eine für uns. Dieses Mal läuft es eigentlich ordentlich, wobei uns die Spielpause von fünf Tagen und dem Publikum die Überforderung mit unserem Krach anzumerken ist. Die Metalband vor uns und die Coverband nach uns, die bahnbrechend „Killing In The Name Of" in der Chris Cornell-Version covern, werden allerdings auch nicht mehr oder weniger bejubelt, von daher alles im grünen Bereich. Außerdem muss Julia einem jungen Zuschauer einen Stick als Andenken schenken und wir signieren mehrere CDs. Der Rockstarmoment unserer Tour.
Whisky des Tages: Dimple (minimum 18 Jahre alt, geschenkt vom Rockefeller Tom, ganz großes Kino)
Tag 6, 99 Starclub, Lübeck
Der Starclub hat einen Unimog auf der Bühne und einen Kicker mit 26 Spielern, aber keine Schlafplätze, weshalb wir nachts noch nach Münster fahren, statt im Gartenhaus des Besitzers zu übernachten. Unser Auftritt ist einer der besseren dieser Tour und Spaß haben wir auch noch. Um fünf Uhr morgens sind wir tot und zuhause.
Whisky des Tages: Mcloud (7,99 Euro)
Tag 7, Scheune, Ibbenbüren
Pony Empire! Stand Fast! Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Unsere kollektiven Lieblingsbands zusammen mit uns auf einer Bühne und dazu noch in Ibbenbüren, wo alles irgendwie schön ist. Über unseren Auftritt bleibt zu sagen, dass wir zu Ehren von Veranstalter und Bandintimus Büffel „Trusty Chords" spielen und nicht völlig versagen. Die Aftershowparty bei Benny fällt klein, aber lustig aus. Wir trinken zur Abwechslung Whisky und Gin und Bier.
Whiskies des Tages: Namen leider vergessen, aber beide waren gut.
Tag 8, Wohnwelt, Wunstorf
Wir spielen wieder in einer großen Halle, was selten eine gute Idee ist. Dem Publikum bleibt auf jeden Fall in Erinnerung, dass wir laut waren, obwohl wir versuchen, uns musikalisch den anderen Bands ein wenig anzupassen und mehr ruhige Lieder spielen. Wir bekommen höflichen Applaus und nachts bestätigt unser Gastgeber Björn von The Mighty Remote Control das Klischee, dass Indie-Leute immer gut angezogen sind und die schönsten Wohnungen haben.
Wir trinken keinen Whisky, da wir sowas ablehnen.)
Tag 9, AJZ Bahndamm, Wermelskirchen
Unser Aufenthalt im Juze beginnt mit der Absage der zweiten Band des Abends. Da wir trotz intensivstem Hin- und Hertelefonieren keinen Ersatz auftreiben können, spielen wir alleine. Tiefster Dank gilt dabei den Jungs von Total Collapse, die ihre Bassbox trotz allem noch ankarren und so das Konzert überhaupt erst möglich machen. Unser Auftritt ist kein wirkliches Highlight der Tour, dafür das AJZ aber ein super Laden, so dass wir schnell fertig sind und zu den Klängen von Propagandhi unsere gesamten Ersparnisse am Flipper verzocken (Julia) bzw. Fußball gucken und Billard spielen (der vernünftige Rest der Band).
Whisky des Tages: Mcloud Teil 2 (7,99 Euro)
Tag 10, AZ, Aachen
Leider das mit Abstand schlechteste und ärgerlichste Konzert der Tour. Da die Gründe hier nichts zu suchen haben (abgesehen natürlich von der Tatsache, dass wir selbst auch nicht gerade in Hochform waren), bleibt zu sagen, dass das AZ Aachen eine unglaublich großartige Location voll mit tollen Leuten ist. Außerdem sind The Dimensions eine richtig coole Band, die man sich auch definitiv mal so geben kann, wenn sie in der Gegend sind. Damit haken wir den Abend ab.
Whisky des Tages: McIntyre (7,49 Euro) (allerdings leider um Längen nicht genug)
Tag 11, Limes, Köln
Nach dem Reinfall in Aachen, zur Abwechslung wieder ein richtig gutes Konzert. Bandfreund Torsten feiert seinen 40., der Laden ist voll und wir haben Spaß. Im Vorbeigehen gibt es noch ein so unendlich gutes veganes Buffet, dass alleine der Gedanke daran uns jetzt noch schwindelig macht. Es ist heiß und wir in ordentlicher Form, so dass wir auch den bzw. das Limes hocherhobenen Hauptes verlassen.
Whisky des Tages: erneut McIntyre
Tag 12, Lorenz - Süd, Münster
Wir haben gerufen und Münster kommt. Großartig! Das Tourabschlußkonzert ist zugleich auch sicher das beste der gesamten Tour. Zwar sind wir nicht mehr alle komplett nüchtern, aber dafür macht heute einfach alles Spaß. Selbst unser grenzwertiges Cover von "(This Is The Way To) Amarillo" hält uns später niemand mehr vor. In all die Euphorie mischt sich allerdings auch eine gehörige Portion Wehmut. Die Tour ist vorbei und Julia geht für schreckliche vier Monate nach Australien. Ab morgen beginnt also der furchtbare Alltag. Vorher noch Dank an alle, die uns Shows organisiert, die Bühne mit uns geteilt, mit uns geredet oder uns verpflegt und beherbergt haben. Wir sehen uns demnächst!
Whiskey des Tages: WESTERN GOLD
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