Geschrieben von Sonntag, 01 April 2012 17:37

Wie kannst du bei den BEATSTEAKS ruhig sitzen bleiben?

Beatsteaks New Press Picture 1klein

Nachdem ich gerade kürzlich den ÄRZTEN gehuldigt habe, komme ich praktisch nicht daran vorbei, mich noch vor einigen anderen meiner Lieblingsbands in meinem Blog, der ja höchst subjektiv angelegt ist, zu verneigen. DIE ÄRZTE (aus Berlin!) haben der breiten Masse bekanntlich im Song „Unrockbar" einen kleinen, dezenten Wink mit dem kompletten Lattenzaun gegeben, als sie in den Lyrics folgendes zum Besten gaben:„Wie kannst du bei den BEATSTEAKS ruhig sitzen bleiben?"


Damals hatten die DIE ÄRZTE verdammt Recht mit dieser Aussage, denn für jeden, der ehrlich an Musik und vor allem an ehrlicher Musik interessiert war, gab es zu dieser Zeit praktisch keinen Weg an den BEATSTEAKS vorbei. Es gibt Situationen im Leben eines Musikfans, da sollte man sich entscheiden. DIE ÄRZTE oder DIE TOTEN HOSEN, SLAYER oder METALLICA? Umso witziger, nachdem meine Tendenz zu den DIE ÄRZTEN klar sein dürfte, dass mir gerade Campino von DIE TOTEN HOSEN die BEATSTEAKS ans Herz legte. Ich lag gelangweilt auf der Couch und schaute irgendeinen VIVA oder MTV Dreck, bei dem Campino seine liebsten Songs vom Stapel lassen durfte. Und eben dieser Campino wünschte sich die BEATSTEAKS mit „I Don't Care As Long As You Sing".

Selten haben mich ein Video und ein Song so schnell gepackt und begeistert. Ich fand die Band sofort total sympathisch und habe mir, noch während der Clip lief, den Namen von Song und Band ins Handy als Notiz eingetippt. Das muss so 2004 gewesen sein und die BEATSTEAKS waren schon einige Zeit umtriebig, so dass sie auch vor „Smack Smash" einen Haufen Fans hatten. Ich war mir gar nicht sicher, ob das wirklich ein aktueller Song ist, hätte auch locker eine alte, englische Punk Band aus den Achtzigern sein können.



Den medialen Durchbruch hatten sie allerdings mit diesem Album, auch wenn es zu älteren Songs schon Videos gab. Das Album „Smack Smash" ist bis heute eine der heißesten deutschen Punk Rock Platten, die ich kenne. Mutig, dass die DIE TOTEN HOSEN und die DIE ÄRZTE die Band so anpriesen, obwohl die BEATSTEAKS damals ein viel stärkeres Album am Start hatten, als die „alten Hasen" und somit brandgefährlich waren. Wahrscheinlich lag es daran, dass die fünf Chaoten Peter Baumann, Torsten Scholz, Bernd Kurtzke, Thomas Götz und Arnim Teutoburg-Weiß einfach hinreißend liebenswert sind. Die BEATSTEAKS brachten den ehrlichen, rotzigen Punk Rock mit Drive und Tollpatschigkeit nach vorne und schienen selbst nicht zu wissen, wie ihnen geschah.

Der Erfolg mit „Smack Smash" war also mehr als gerechtfertigt, denn die Scheibe knallt derbe- Hallelujah!, hat Hits ohne Ende und reißt mich heute noch mit. Was Moses Schneider damals mit den Beatbuletten einknüppelte, ist unglaublich authentisch und ein großes Stück deutsche Musikgeschichte. Diese Platte hat keinen Ausfall, keinen Lückenfüller und begeisterte die verschiedensten Arten von Musikfans gleichermaßen.

Mit DIE ÄRZTE auf Tour, in deren Song "Unrockbar" erwähnt, mit „Smack Smash" ein Hammeralbum am Start und überall durchdrehende Fans ohne Ende. Wobei die BEATSTEAKS auch schon vorher gut abgingen, eben mal nebenbei den Supportslot für die SEX PISTOLS gewonnen haben und auch schon mit THUMB unterwegs waren. THUMB waren damals richtig groß und haben ein paar richtig tolle Alben abgeliefert. Von Anfang an gefiel mir, dass die BEATSTEAKS sich fernab aller üblichen Songstrukturen bewegen (das tun sie heute noch) und einfach so herrlich Spaß haben (hatten?), an dem, was sie tun (taten?). Ich provoziere bewusst in diesem Punkt und werde später noch genauer darauf eingehen.

smack smashNur um es mal kompakt zu bündeln: „Smack Smash" landete auf Platz 11 der deutschen Albumcharts und enthielt 12 Songs. Von diesem 12 Songs waren (mindestens) folgende Songs eindeutige Knaller: „Big Attack", „Ain't Complaining", „Hello Joe", „Hand In Hand", „I Don't Care As Long As You Sing", „Atomic Love", "Loyal To None" und "What's Coming Over You"... Ziemlich viel für ein einziges Album, oder? Schon allein die Songs live in einer Folge, und der Abend war gerettet, die ersten drei Alben noch nicht mitgerechnet.

Selten habe ich ein Konzert so verlassen, wie es bei den BEATSTEAKS Konzerten der Fall war. Man hatte wirklich das Gefühl, „man feiert mit Freunden" und es herrschte eine starke Magie und Energie im Raum. Nassgeschwitzt war gar kein Ausdruck und die Endorphinausschüttung war enorm. Die BEATSTEAKS boten eine eigentlich einfache aber trotzdem spektakuläre Show und verausgabten sich jedes Mal so, als ob es der letzte Auftritt wäre. Zum ersten Mal seit langem war ich wieder richtig „mit der Band" und daran interessiert, was es Neues gibt, wie sich die Band entwickelt und jedem prophezeite ich schon damals „Die BEATSTEAKS, die schaffen es mal!".

„Die Beat-was? Wer schafft es?" waren oft die ungläubigen Antworten. „Na die BEATSTEAKS, hör mal rein..". Jedem, ich glaube wirklich JEDEM habe ich die BEATSTEAKS regelrecht aufgedrängt, jeden mindestens einmal zum Anschauen der DVD „B-Seite" gezwungen... Und jeder konnte mindestens ein gutes Wort über die Band verlieren, einen Song gut finden, einen der Fünf lustig, talentiert oder zumindest gut aussehend finden. Die BEATSTEAKS fuhren einfach am Ende immer einen (verdienten) Konsenssieg ein. Eigentlich müsste ich am Umsatz beteiligt werden...

Qualität lieferten die BEATSTEAKS schon mit der ersten Platte ab. Allein der erste Song von der ersten Platte „48/49" namens „Unminded" ist ein Punk-Rock-Brett, wie ich es mir besser kaum vorstellen kann. Auch wenn die Band textlich damals noch nicht die Spitze des Eisbergs erreicht hatte, die Musik war schon zu dieser Zeit überragend gut für ein Debüt („Schlecht", „Why You Not"), auch wenn es damals noch mehr in Richtung Hardcore bzw. damals auch „liebevoll" Cross-Over genannt, tendierte. Legendär ist auch das Outro vom Titelsong „48/49"... Mitgeschnitten wurde ein pubertäres Gespräch zwischen Peter und Arnim: „„...ick hab dich nich böse anjekuckt... doch haste aber jemacht, ick hab des für mich so gesehn... ja siehste, det ganze Lied baut sich auf Sauerkeit uff...da sitzt schon von Anfang an der Lausbär..." Solche Mitschnitte auf das Album zu packen, diese Art von „Konversation" zu führen, das sind einfach die BEATSTEAKS, und das trägt einen großen Anteil am Erfolg der Band. Damals waren statt Thomas und Torsten noch Steffi und Ali an den Drums bzw. dem Bass verpflichtet, also sind die Lyrics von „48/49" etwas überholt, aber für mich spiegeln sie die Hoffnung und die Motivation der BEATSTEAKS noch heute sehr gut wider:

"Der Steffi, der spielt Schlagzeug und er führt den Taktstock. Und er ist meistens Schuld, wenn da mal der Takt stockt. Da druben steht der Bernd, von Kopf bis Fu' jehackt. Die Klampfe is'n Nachbau, ziemlich abjefuckt. Die Macho-Leadgitarre, die bedient der Peter. In jedem Lied, jedet Solo verdrehta. Ma singta, ma schreita, dit is Arnim unsa Sanger, steht hier neben mir, macht'n Harten is 'n Hänger. In unsa geilen Band ham wir einen Bassplayer, der steht neben Manowar ziemlich dolle auf Slayer. Jeder einzelne is ne Null, nur zusamm sind wir komplett, sind nich die Rolling Stones, nich Kreator, nich Roxette. Wir komm aus Berlin, aus nem dunklen Kelleeer - 48/49 - ejal, wie Ihr det findet, da komm wa nu ma he".

Ich fand es immer sehr bewundernswert, dass die BEATSTEAKS von Anfang an einfach nur sie selbst waren, egal wie peinlich, unbeholfen oder wie auch immer das rüberkam. Das waren eben die BEATSTEAKS und die Musik spricht für sich. Hört sich eigentlich ganz einfach an: „Sei du selbst!", ist aber scheißeschwer... für jeden Hinz und Kunz sowieso schon, und wenn dir dann noch irgendwelche Typen andauernd erzählen, wie geil du bist, obwohl sie wahrscheinlich noch nicht mal deinen vollen Namen kennen, dann ist es noch schwerer, nicht abzuheben und ganz bei sich selbst zu bleiben.

Das zweite Album „Launched" hat mich jetzt nicht so mitgerissen, ich bin ja eigentlich auch erst mit „Smack Smash" eingestiegen. Finde ich aber trotzdem nett, dass Arnim mich in den Credits gegrüßt hat... ;-). Der trug übrigens damals eine richtig eklige Rotzbremse und damals hat wohl keiner geahnt, wie sich der Kerl optisch mal entwickeln würde bzw. welche Anziehungskraft und welchen Elan der Typ auf der Bühne hat. Auf „Launched" war zumindest der Song „Panic", den ich heute noch immer liebe, und auch das „Kings Of Metal" MANOWAR Cover krampfe ich mir das ein oder andere Mal auf meiner Gitarre ab.

Wer mal versucht hat, „What´s Coming Over You" auf Gitarre zu zocken, der wird merken, dass die BEATSTEAKS gar nicht mal so leichte Stücke haben. „Hand In Hand" geht bis zu einem gewissen Grad auch für Anfänger klar, aber für viele der Songs braucht man eine Riesenpranke oder noch einen Finger mehr.

Das dritte Album „Living Targets" war eine einzige Berg- und Talfahrt und bot Knaller wie „Let Me In" oder „To Be Strong" genauso wie weniger gute Songs. Da ich das Album auch erst nach Veröffentlichung kennenlernte, ist natürlich auch der Zugang ein ganz anderer. Meine Einstiegsdroge war eben „Smack Smash".

b-seiteUm den Charakter der einzelnen Bandmitglieder ansatzweise zu erfassen, sei jedem die hervorragende „B-Seite" ans Herz gelegt. Sofia Bavas hat den Film damals mit Sofire Productions erstellt und die Freundschaft der Band in den Vordergrund gestellt. Man merkt deutlich, dass Sofia damals engen Kontakt zur Band hatte, sie hat ihre Sicht auf die Band schön eingefangen und einen tollen, intimen Einblick gewährt, ohne die Fünf vorzuführen. Der Film setzt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Smack Smash" ein und behandelt somit Festivalauftritte, das Making Of „Smack Smash" und die Bandgeschichte der BEATSTEAKS, langgehangelt an den ersten vier Veröffentlichungen. Absolut ungeschminkt und authentisch.

Eine meiner Lieblingszenen ist die, als Arnim sich beim Konzert halb die Hand gebrochen hat und einen Teaser für einen Radiosender einsprechen soll. Der Sender heißt "Dreifach bzw. 3fach". Er steht da so mit seinem abgespreizten Arm in Schonhaltung und sagt: "Hi what's up, this is Arnim Teutoburg-Weiß from the BEATSTEAKS and you are listening to radio dryfuck." Nett ist aber auch, als Bernde bei der ersten Tour überhaupt an der Tankstelle ausgesetzt und dabei gefilmt wird, wie er denkt, der Bus sei weg. Wenn Bernde in den Raum kommt, geht sowieso nicht gerade die Sonne auf – was natürlich nur äußerlich ist! – aber da war anscheinend alles zu spät für ihn.

Die BEATSTEAKS waren nie durchgestylt, auf den Punkt oder gar künstlich. Nein, die BEATSTEAKS labern auch mal Scheiße, machen auch mal Witze, bei denen die Pointe nicht hundertprozentig sitzt, verpassen mal den Einsatz, haben verstimmte Instrumente und sind auch nichts so hochtrabend intelligent, sondern einfach ganz normale Typen. Es ist nur menschlich, wenn Totze auf "B-Seite" erzählt, dass er früher für Rockstars selbst abgewaschen hat oder Peter erzählt, dass er vor dem Auftritt immer fast kotzen muss. Oder wenn Arnim auf der "B-Seite" beduselt rumlacht, wenn Peter fast jedes Mal bei "Hand In Hand" beim Solo falsch spielt (ich glaube, mittlerweile hat Bernde seinen Part übernommen), wenn Thomas beinahe die Drumsticks fallen lässt... das macht die Berliner (und den Schwaben) einfach authentisch und zeigt sie so herrlich unverkrampft. Interessierten sei in diesem Zusammenhang auch der legendäre ONYX Clip ans Herz gelegt:



Selten hat mich eine Band so interessiert, dass ich für ein Einzelkonzert (wohlgemerkt nicht für ein Festival) mehrere Stunden Entfernung auf mich genommen habe, und außer für den „besten Entertainer der Welt aka HELGE SCHNEIDER" hatte ich bis dato noch niemals eine Hotelübernachtung investiert. Doch für die BEATSTEAKS hat sich der zeitliche und finanzielle Aufwand gelohnt. Keine Ahnung, ob ich damals so im Partymodus und für alles und jeden begeisterungsfähig war... aber bei den BEATSTEAKS habe ich sogar schon bei den Vorbands abgefeiert und Bands wie TURBOSTAAT, HUMANZI oder die KILIANS wären mir sonst durch die Lappen gegangen.

Mit dem Bombastwerk „Limbo Messiah" erreichte die BEATSTEAKS Mania ihren Höhepunkt. Die Platte kann ich mir noch immer komplett anhören, von vorne bis hinten, und jeden Song abfeiern. Und als ob die Dosenquali nicht schon gut genug wäre, haben die BEATSTEAKS die Gabe, jeden Song live nochmals zu veredeln und einen besonderen Moment nach dem anderen rauszuhauen. Während Bands wie KORN oder METALLICA mit absolutem musikalischem Können und Professionalität punkten, punkten die BEATSTEAKS besonders mit unermesslicher Liebe zur Musik, einem sehr engen Zusammenhalt, Respekt vor den Fans und zu dem, was sie tun. Dieser Funke sprang über und erfüllte die komplette Halle.

Auch wenn es teilweise platt war, die BEATSTEAKS gaben den Publikumsaffen das, was er verlangte, und sie hatten Spaß dabei. Mit den ersten drei Alben im Gepäck und dann noch der Bonuswaffe „Limbo Messiah" waren die BEATSTEAKS in Sachen „perfekter Setlist" nicht mehr aufzuhalten. „As I Please"; „Jane Became Insane", "Sharp, Cool And Collected", „Meantime", „Demons Galore", "Cut Off The Top", „She Was Great", „Soljanka", „Hail To The Freaks" und „E-G-O" waren die Hits der Platte „Limbo Messiah", lediglich „Bad Brains" bleibt für mich als Schlusslicht zurück, und sicher gibt es einige, die dem noch widersprechen und somit die Platte zum einzigen Hit erklären.

bsliveNoch dazu waren die Konzerte nicht teuer und enthielten darüber hinaus die Garantie zum hemmungslosen Feiern. Hier ein „Ohoooooooohoooo", dort ein „Klatsch, Klatsch" und hier drüben ein „Durchdrehen!". Arnim sprang seinen spektakulären Salto in die Menge, Stagediving ohne Ende und an guten Tagen sogar die „gute alte Surfbrettnummer". Bernde schrie sich bei Songs wie „Schlecht" wirklich die Punk-Rock-Seele aus dem Leib (und schaute dabei immer merkwürdig angestrengt), Peter befriedigte die Feuerzeugefront mit seiner Interpretation von „Hey Du", Torsti klatschte sich bei „Loyal To None" so herrlich ambitioniert die Hände wund, und Thomas trommelte, als ob es kein Morgen gäbe. Bei den BEATSTEAKS war echt immer was los. Die Doppel-CD (inklusive DVD) "Kanonen Auf Spatzen" fängt schon eine tolle Stimmung ein, die aber auf einem tatsächlichen Konzertbesuch noch um Längen übertroffen wird.

Arnim bediente die Turntables um dem Publikum einzuheizen, da wurden Fans auf die Bühne geholt um zu singen oder mal bei „Kings Of Metal" zu trommeln, Torsten und Arnim tanzten uns zu „Rappers Delight" einen vor... hach, wir waren echt eine eingeschworene, hemmungslose und ineinander verliebte Partybande: die BEATSTEAKS und ihre Fans! Die BEATSTEAKS rührten genau an diesem wunden Punkt, den man beim Übergang vom Teenialter ins mittlere Alter und dann im schlimmsten Fall noch in das langweilige "Dafür bin ich zu alt"-Alter hat. Alle Fragen, die man sich dann stellt, wie "Darf ich das noch? Ist man mit 30 noch Punk? Bin ich dafür jetzt zu alt?"...all dieses Fragen wischten die BEATSTEAKS weg mit "Nein, komm aus dir raus verdammte Axt und feier einfach mit!".

Und selbst nach einem zweistündigen Set hatten die Kranken noch nicht genug. 2007 in Mannheim gab uns Arnim noch einen Tipp: "Also wenn ich ihr wäre, ich würde links rausgehen". Erstens ist das n bisschen ungeschickt, weil wir ja VOR der Band standen und somit ein "anderes" links hatten als die BEATSTEAKS, und außerdem ist es wirklich wahr, dass Frauen es nicht so mit der Richtung haben. Wir gingen also das "andere links" raus und waren etwas verwirrt: "Ja, wie jetzt? Da ist ja gar nichts...".

Ich wusste von DIE ROYS, aber ich hätte niemals gedacht, dass Mannheim in den Genuss eines der drei exklusiven Konzerte kommen sollte (es gab noch eines in Zwickau – siehste Zwickau, da war er doch der Ausgleich! – und auf einer Silvesterparty der BEATSTEAKS 2007/2008). Eine Coverband der BEATSTEAKS, bei denen Peter endlich mal die Jokes raushauen konnte und Arnim sich den Rest der Energie auf dem Schlagzeug wegdröhnte, wobei mir persönlich am besten die "absolut deplatzierte Haltung" von Thomas und Bernd gefiel. Zum Glück hat es jemand mitgefilmt, alleine schon die "rythmische Sportgymnastik" von Arnim ist es wert. Und man darf nicht vergessen, sie hätten das nicht tun müssen! Das sind alles Special Effects, auf die andere Bands keinen Bock haben oder für die sie sich zu fein sind, auf die sie nicht kommen, wenn es ihnen keiner sagt... von daher kann man nur klatschen, jubeln und sagen: "Das war der Burner!": 



Ihre persönlichen, körperlichen Ressourcen konnten die BEATSTEAKS damals wohl noch nicht so wirklich einschätzen, Konzertabsagen wegen Krankheit, einmonatiges Sprechverbot für Arnim inklusive Stimmband OP... gesundheitlich lief es stellenweise nicht gerade gut. Doch die BEATSTEAKS ritten tapfer weiter auf der Erfolgswelle, bis am 29.08.2008 dann das als „vorläufige Pause angekündigte" Grande Finale in der Berliner Wuhlheide stattfand. Damals hatte ich daheim tatsächlich eine kleine private Party gerichtet, nur um vor dem Radio mitzufeiern, noch dazu hatte diese Nacht eine besondere, private Bedeutung für mich. Und so verabschiedete ich mich nicht nur auf unbestimmte Zeit von den BEATSTEAKS, sondern auch von einer Zahl...

Das Konzert hatte etwas Magisches, als ob man Familienmitglieder oder enge Freunde bei einer wichtigen Entscheidung begleitet und bis zum Ende mitfiebert. Ich höre das Konzert noch heute sehr gerne, und die damaligen Emotionen sind eng mit der Aufnahme verknüpft.

Über die damals angesetzt „Pause" wurde viel diskutiert, nicht nur in diversen Beatsteaks-Foren. Eigentlich war es ja gar keine Pause, sondern die armen Typen haben einfach mal Zeit zum Durchatmen gebraucht. Hätten sie die Pause früher gemacht, hätten sie wohl auch den besten Teil ihrer Karriere nicht richtig ausgeschöpft und von daher scheinen die BEATSTEAKS alles richtig gemacht zu haben.

Wer die Band im Auge behielt, bekam auch hier und da immer mal wieder ein Lebenszeichen. Arnim und Totze legten als FRA DIAVOLO auf und zogen somit als DJ Team durch die Lande. Die Qualität der veröffentlichten Alben sprach sich auch schnell im Ausland rum, und viele Bands wie BILLY TALENT, THE SUBWAYS oder die BLOODHOUND GANG nennen die BEATSTEAKS als ihre Lieblingsband aus Deutschland. Musikalisch sind die BEATSTEAKS wirklich jenseits von Gut und Böse, und ich kenne keine Band, die auch nur ansatzweise den gleichen Sound hat. Wir hätten auf der einen Seite den Punk, der sicher durch alle gleichermaßen eingebracht wird, die härteren Rockmomente kommen eventuell von Bernde, während Torsten und Arnim den "moderneren" Elektrosound einbringen. Arnim scheint auch für die QUEEN- bzw. Showmomente verantwortlich zu sein, Peter und Thomas bilden die Basis der Songs und alles zusammen ergibt dann irgendwie die BEATSTEAKS.

Vor allem Thomas lebt anscheinend nach der Maxime "Kleckern statt Klotzen". Das Drumkit von ihm sieht echt aus wie ein schlechter Witz und als ob ihm die Hälfte vom Equipment abhanden gekommen wäre. Aber Dr. Thomas braucht gar nicht mehr, um uns alle wegzutrommeln. Hier mal eine Aufklärung, vom sonst eher schweigsamen Drummer der Marke "Hallo? Lebt der noch?": 


Schon Mitte 2010 wurden dann wieder Gerüchte laut, dass die BEATSTEAKS aufnehmen und sicher bald neues Material an den Start bringen. Die BEATSTEAKS machten es diesmal wirklich spannend und brachten einige Aktionen, bei denen sie sich mal wieder richtig Mühe gaben. An solchen Aktionen könnten sich viele Künstler mal ein Beispiel nehmen. Die Noten von „Milk And Honey" vorab zu veröffentlichen und einen Wettbewerb auszurufen, wer die beste Version macht, war nicht nur sehr kreativ, sondern auch riskant. Schließlich gab die Band danach zu, dass sie einige der Versionen besser fanden als ihre eigene. War schon witzig zu sehen, was die zahlreichen Fans da an Material auf You Tube einstellten.

Aber alleine die Tatsache, dass junge Leute sich mit Musik und an der Interpretation eines fremdes Stückes versuchen, das ist mehr als manche Musiklehrer in fünf Jahren Unterricht erreichen. Auch wenn ich damals nichts gerissen habe (ich saß auch da und hab mich mal wieder erkundigt, was jetzt welches Zeichen auf dem Notenblatt bedeutet), war ich schon unheimlich stolz, den Song vor VÖ ansatzweise spielen zu können.

Das hier ist übrigens meine Lieblingsversion von den DRIFTING SOULS, ich mag den Flow, auch wenn das die sogenannte Endversion ist und nicht die davor, die mir noch besser gefallen hat. Der Sänger sang immer „sheiver" statt „shiver", aber egal, er sang es auch voller Inbrunst.

Gewonnen haben damals HOW TO LOOT BRAZIL und BÄÄÄÄÄÄÄM Band Nummer vier, die mir die BEATSTEAKS beschert haben! Die CDs von HOW TO LOOT BRAZIL sind echt genial, konfus, wild und frisch.



Anfang Dezember 2010 war es dann so weit: „Milk And Honey" erschien und wurde morgens um sechs Uhr von mir als Download gekauft. Die Betonung liegt auf gekauft, wer saugt kommt nämlich ins Heim! Und schon zehnmal nicht von den BEATSTEAKS, pfui! Der Song steigerte die Vorfreude auf die „Boombox" ins Unermessliche. Ich war so was von gespannt, was die BEATSTEAKS nun abliefern und hatte gleichzeitig Bedenken vor der Veröffentlichung. Bedenken davor, dass die Band die Magie verloren hätte, das Zusammenspiel nicht mehr funktioniert, die Kreativität weg ist...

Die BEATSTEAKS zeigten sich aber schon sehr kreativ mit den sogenannten „Kneipenkonzerten". Per Radio konnten Fans eine Frage zur Band beantworten und kamen dann in den Genuss einer Karte für eines der begehrten Mini-Konzerte, bei denen die BEATSTEAKS vor Veröffentlichung ihr Album vorstellten. Den Anfang machte das You Fm Konzert aus Frankfurt, bei dem auch der Mann mit dem breiten Grinsen dabei war... der den BEATSTEAKS auch eine Traumrezension für das Album verfasste... Die ersten Töne von „Fix It" ertönten und ich wusste „Verdammt, die BEATSTEAKS sind wieder da!". Das Gefühl war unbeschreiblich, ich hätte heulen können vor Freude! Die kranken Typen schafften es über das RADIO (Hallo?) das „alte Feuer sofort wieder zu entfachen" und ich genoß das ganze Konzert live und tanzend vor dem Old School Wellenüberträger, einfach nur geil! Falls einer wissen will, wer der Typ war, den ich meine... mal genau hinhören, wer beim Song „Behaviour" am lautesten schreit, wenn nach der dritten Zugabe gefordert wird. Na, der Papa wollte halt gucken, ob die Kleinen auch den richtigen Weg gehen. Menno, ich will auch so'n Papa haben...

Als ich die „Boombox" am 28. Januar 2011 einlegte, war ich also nicht mehr so angespannt. Ich legte mich auf den Fußboden und zog den Kopfhörer auf, nahm das Booklet in die Hand und drückte erwartungsvoll „Play". Was soll ich sagen? ...das Ding ist erste Sahne, top Songs, geiler Sound, ein sehr detailverliebtes Booklet (außer das Bild mit den Käsemauken von Arnim, das hätte es jetzt wirklich nicht gebraucht ;-)) und wieder eine Menge an Gewinnersongs. Ich habe die Platte damals als „das Nevermind der BEATSTEAKS" bezeichnet, und so empfinde ich es auch heute noch. Die Platte öffnete der Band alle Türen, die bis dahin noch angelehnt oder verschlossen waren.

Und kurz nach der Veröffentlichung war es dann soweit. „Die BEATSTEAKS belegen Platz 1 der deutschen Albumcharts". Ich hatte es zwar immer geahnt und gebe eigentlich einen Scheiß auf Chartplatzierungen, aber das dann doch so viele Leute geschnallt haben, dass „meine" BEATSTEAKS geil sind, das war dann schon irgendwie cool. Vor allem mit "Under A Clear Blue Sky" haben die BEATSTEAKS ein ganz großes Stück Kunst abgeliefert. Total minimal inszeniert, ruft dieser Song ganz große Emotionen hervor und ist, trotz knappem Text, inhaltlich extrem wertvoll. Und wer muss beim Outro noch an Peter Pan denken?

Wenn man ganz oben ist, geht es allerdings meistens nach unten, und natürlich begannen dann auch viele „Gelegenheitsmusikhörer" die BEATSTEAKS zu hören und ihre Meinung dazu zu sagen, auf deren Konzerte zu gehen... Natürlich hatten die BEATSTEAKS auch schon vorher bei Rock am Ring vor entsprechender Anzahl an Gästen gerockt und bewiesen, dass sie Massen wegknallen können. Allerdings war das bei Konzerten eher noch gediegen bis klein gehalten, und genau dieser Rahmen explodierte plötzlich. Angebliche Szenekenner wie Joko und Klaas hatten die BEATSTEAKS zu Gast und diverse andere TV Auftritte folgten.

Die BEATSTEAKS wehrten sich vehement und zogen weiterhin Sonderaktionen wie „Beat TV" durch, nahmen nicht jede Verpflichtung war, brachten liebevoll gestaltete Langspielplatten raus, schrieben nebenbei mal das geilste TON STEINE SCHERBEN Cover von "S.N.A.F.T" und zaubern mir damit jedes Mal wieder Gänsehaut, spielten zu wohltätigen, sinnvollen Zwecken... man kann der Band auf keinen Fall vorwerfen, sich in irgendwelche Kommerzmühlen begeben zu haben.

Auf jeden Fall fand mein nächstes Konzert der BEATSTEAKS schon in einer wesentlich größeren Halle statt und ich war so was von erstaunt und baff, welche Konzertgänger die Band allein durch diese Chartposition plötzlich anzog. Einige schienen nur gekommen zu sein, um sich einmal bei „Let Me In" schreiend aus der Hocke zu erheben oder bei „Atomic Love" einmal den Schreipart mitzumachen oder auch einfach nur bewegungslos auf die Bühne zu starren. Wieder andere dachten, das sei Metal und begannen bei „Fix It" rumzumoshen oder sich rumzustoßen. Was bei dem Song schlecht geht...

Das ist auf der einen Seite schön zu sehen und durchaus löblich, wenn Teenies ihren musikalischen Einstieg mit den BEATSTEAKS statt JUSTIN BIBER haben. Wenn ein Großteil der Menge sich dann aber schon hinkniet, bevor überhaupt die Ansage bzw. die Aufforderung dazu kam, dann wird es irgendwie blöd. Wenn Teenies plötzlich darüber reden, wie „niedlich" doch der Arnim ist oder welches neues Tattoo jetzt wohl der Bernde hat... dann wird das ebenfalls blöd. Das sind alles Dinge, für die die BEATSTEAKS nicht verantwortlich sind. Die Armen haben einfach nur geile Musik gemacht und dadurch einen Majordeal mit Warner an Land gezogen, bis dahin nichts Schlimmes. Und auch die im Windschatten mitgezogenen KRAFTKLUB profitierten von der Supporttour für die BEATSTEAKS und können mittlerweile schon Hallen mit 1000er Stärken ausverkaufen. Das ist einer der positiven Aspekte, denn KRAFTKLUB ist tatsächlich eine gute Band.

Allerdings zieht das dann natürlich auch Veröffentlichungen wie „Boombox +X" nach, ein Video mit Uwe Ochsenknecht und Sohn in der Hauptrolle (ohne BEATSTEAKS im BEATSTEAKS Video wohlgemerkt) und den Fluch des „totgespielt werden im Radio". Ich mache seitdem langsam mit den BEATSTEAKS und habe nicht mehr wirklich Spaß daran. Trotzdem linse ich immer, ob es eine neue Folge von Beat TV gibt oder irgendwas Spektakuläres geplant ist.

Und letztes Jahr bei Rock am Ring, da habe ich auch mitgefeiert und gemerkt, dass sich an den BEATSTEAKS selbst nichts geändert hat. Es sind einfach nur zu viele Geier im Musikgeschäft unterwegs, die gemerkt haben, dass mit der Band Geld zu holen ist und man die Hallen ja noch voller machen kann. Hier mal einen Preis für die „Beste Liveband" , hier mal schnell im Hintergrund irgendeiner rotzigen RTL Sendung, und schwupps ist die Band im Gehörgang aller. Was aber nicht mittransportiert wird, das ist der Weg, den man mit einer Band gehen sollte... den muss man sich selbst erarbeiten und die BEATSTEAKS sind mehr als ein Ohrwurmmonster. Und bei allen, denen die BEATSTEAKS jetzt auf dem Silbertablett präsentiert wurden, ist fraglich, ob sie in fünf Jahren noch wissen, wer die BEATSTEAKS sind. 

Dass ich mir die nächste Scheibe der Band kaufen werde und mir auch sicher noch einige Konzerte anschaue, wenn es wieder heißt: "Smäckedi Smash mit den f.... Fünf" (Zitat von Arnim aus einer Festivalreportage), ist klar... 'cause this is atomic love! Die BEATSTEAKS werden immer einen besondern Platz in meinem "musikalischen Herzen" haben, ich bedanke mich für jeden Song!

I'll be the one you can always lean on
You will forget where you're coming from
Will you be where i will take care?
I'll be at your side

(Songauszug von "Bullets From Another Dimension" vom Album "Booxbom" der besten Band des Universums, laut DIE ÄRZTE geht das klar...)