2016. Geiles Jahr. Das Sahnehäubchen im Dezember: MESHUGGAH live in Hamburg. Sound, Licht, Songs – der reine Wahnsinn, einfach krank. Auch geil: MY DYING BRIDE live. Das neue Album „Feel The Misery“ kann mich leider nicht nachhaltig begeistern.
2016, geile Alben. Gerade im Black Metal und angrenzenden Gebieten waren einige Perlen dabei. DARK FUNERALs „Where Shadows Forever Reign“ schafft die Balance zwischen herkömmlicher Oldschool-Kost und Frische. ZHRINE reißen mit „Unorthea“ die Niederhöllen auf. WILDERNESSKING bringen mit dem entspannten und rockigen „Mystical Future“ das auf den Punkt, was DEAFHEAVEN mal mit „Sunbather“ sagen wollten (wenn ich sie zwischen den ermüdenden Dauerblasts richtig verstanden habe). ROTTING CHRIST toppen mit „Rituals“ sogar BEHEMOTHs „The Satanist“. Und kommen knapp ran an mein persönliches Jahreshighlight: „Litourgiya“ von BATUSHKA. Natürlich sind es Polen, die Black Metal mit choraligen Gesängen mischen – großartig, was dabei herauskommt.
Im klassischen Doom sind es GOATESS, die mit „Purgatory Under New Management“ am glaubwürdigsten ihre Ansprüche auf den Thron untermauern, der seit dem offiziellen Abgang von BLACK SABBATH verwaist ist. BLAAK HEAT liefern „Shifting Mirrors“ und damit ein Album ab, das Stoner perfekt kombiniert mit orientalischen Melodien und physisch spürbarer Wüstensonne. SUICIDAL TENDENCIES sind wieder da und klingen auf „World Gone Mad“ energetisch wie in den 80ern. HAIL SPIRIT NOIR hingegen mixen einfach alles, was düster und okkult klingt, was „Mayhem In Blue“ für mich zu einer der Entdeckungen des Jahres macht. Abgesehen von Rock und Metal hat übrigens auch RIHANNA ein hörenswertes Album am Start, dessen Titel „Anti“ angenehm gut passt – hier wurde nicht versucht, Hits zu machen, sondern ein konsistentes Album mit zum Teil sperrigen Songs zu schreiben. Kommt im Mainstream-Pop ja auch nicht alle Tage vor.
2016 – gab’s da sonst noch was? Ja. „World Gone Mad“ könnte als Überschrift taugen. Aber wie kacke das Jahr tatsächlich war, wird sich erst im Rückblick und im Vergleich zeigen. Vergangene Jahre waren auch schon mies und ich denke, dass auch 2017 großes Potenzial für ein beschissenes Jahr hat. Also: Abwarten und das Beste hoffen.
Was ist das denn? Kommt als letzter und soll gleich einen Rückblick schreiben. Ok, das Beste an 2016 war, dass ich zu BurnYourEars gestoßen bin ... :-). Wusste gar nicht, wie ich die letzten 20 Jahre ausgehalten habe. Gut, das war jetzt voll gelogen. Freuen tue ich mich dennoch darüber, es ist ein netter Haufen Menschen hier. Mein Musikgeschmack driftet zwar in die Richtung, in der es noch Harmonien und Melodien gibt – aber das Magazin muss auch einfach mal bereit für das Extreme sein.
Rückblick: Ich fand 2016 richtig gut und hätte nur eines zu meckern – immer noch zu wenig Zeit für Musik. Wann ist es genug? 24/7 natürlich – Schlaf wird eindeutig überbewertet und Arbeit könnte auch durch Subventionen ersetzt werden. Die ganzen Katastrophen und Weltuntergänge mache ich nicht mit. Das war ein guter Tipp von DIETER NUHR vor einigen Jahren. Das letzte Mal richtig Schiss hatte ich 1999/2000. Jeder, der mit Windows Computern arbeitet, weiß warum. Aber sonst versuche ich stets Herrscher meiner selbst zu sein, meine Zeit und meine Laune selbst zu beeinflussen und bin im tiefsten Inneren ein grenzenloser Optimist.
Alles andere finde ich unlogisch, denn wenn ich glaubte, dass morgen die Welt untergeht, muss ich doch heute nicht überlegen, auf welche Festivals ich 2017 gehe. Ich weiß, Bomben und Co. sind ganz schrecklich – doch Autounfälle und Herzinfarkte sind es auch.
Es ist normal: Der Grad der Betroffenheit steigt mit der Nähe zum Ereignis. Wenn die Welt "besser" werden soll, müssten alle Waffen und Despoten weg. Illusorisch. Leider.
Daneben gab es doch viele lustige Dinge dieses Jahr. Engländer zum Beispiel: am Ball und an der Urne einfach urkomisch.
Zurück zur Musik. Meine Topliste für 2016, wobei die Reihenfolge auch gewürfelt werden kann:
VAN DER GRAAF GENERATOR - Do Not Disturb
CRYSTAL BREED - Barriers
HAKEN - Affinity
EVERGREY - The Storm Within
REDEMPTION - The Art Of Loss
EYEVORY - Inphantasia
KATATONIA - The Fall Of Hearts
KANSAS - The Prelude Implicit
FATES WARNING - Theories Of Flight
INGLORIUOS - Inglorius
2017? Das Jahr hat definitv wieder 365 Tage und ich freue mich auf viele schöne neue Veröffentlichungen. Neue Bands, alte Bands, vergessene Bands – egal: just keep on rockin'.
Dann hole auch ich zum groben Rundumschlag 2016 aus und lasse meine persönlichen Highlights und besonderen Ereignisse noch einmal Revue passieren. Überwiegend möchte ich meinen Fokus auf Konzerte und Festivals legen, da ich Musik live am liebsten genieße.
Der Jahresauftakt 2016 klang für mich nach 2015, da ich noch auf "Ire" von PARKWAY DRIVE und bei FIVE FINGER DEATH PUNCH hängen geblieben bin. Doch BLACK STONE CHERRY kamen auf Tour und veröffentlichten ihr neustes Album, mit welchem sie sich auf ihre Wurzeln zurückbesonnen. Hinzu kam eine ordentliche Show für die Thrash Fraktion, CRIPPER spielten eine unfassbar starke Show im Hamburger Rock Cafe, welche mir auch noch eine Woche später im Kopf und in den Knochen hing. EYES WIDE OPEN habe ich für mich entdeckt, als Support für THE UNGUIDED. Sie brachten die schönen Seiten des Göteborgschen Sounds mit und liegen irgendwo zwischen IN FLAMES und SOILWORK.
Der Jahresauftakt gipfelte im schönsten METAL BASH Festival der letzten Jahre, fast schon Sommerwetter, viel gute Laune und Musik versprachen einen hervorragenden Auftakt in die Festivalsaison. Leider blieb es nicht dabei. Meinem neuen Beruf sei Dank hatte ich die Möglichkeit, bei vielen Festivals auch hinter die Kulissen zu schauen und freute mich auf ROCK AM RING – endlich BLACK fucking SABBATH! Doch Unwetter, eine überforderte Gemeinde und chaotische Organisation trübten die Hoffnung, als am Samstag dann das Ende des Festivals verkündet wurde und Fans am Sonntag unter Sonnenschein ihre Sachen packen durften. Dennoch, soweit es Programm gab, war es hervorragend. Doch der Festivalabbruch hatte einen faden Beigeschmack, das Thema Unwetter sollte uns nun weiter begleiten.
Das kommende SOUTHSIDE Festival musste bereits nach wenigen Stunden abgebrochen werden und beim HURRICANE viel der Samstag komplett ins Wasser – sprichwörtlich. Vor der Bühne konnte man schwimmen und die beiden anderen Tage fanden eingeschränkt statt. Doch der Veranstalter hat souverän reagiert, die Fans bei Laune gehalten und dank der cleveren Ticketverrechnung einen phänomenalen Vorverkaufsstart für 2017 verbucht. Ganz nebenbei entstand auch noch ein Jingle „Am sichersten bist du im Auto“ und auf einer Dixiklotür wurde auch gesurft.
Ein echtes Highlight war die SIXX A.M. Show im Hamburger Knust. Drei Rockstars ohne Absperrung auf der kleinen Bühne zum Anfassen nah, das hat man nicht jeden Tag. Die Bude war voll und Nikki Sixx, DJ Ahsba und James Michael haben gezeigt, dass keine Bühne zu klein ist. Etwas später ging weiter es zum ROCKHARZ Festival, voller Sonnenschein mit vielen netten Menschen und klasse Bands auf den Bühnen. Außerdem war es eines der sehr wenigen Festivals ohne Unwetter, längeren Regen oder ähnlichen Vorfällen. Dort habe ich mir den ersten Sonnenbrand des Jahres zugezogen. WACKEN war natürlich wieder ein Fest und ich denke, Vero hat das ganz gut zusammengefasst. Das ELBRIOT hat sich erstmalig an zwei Tagen versucht, musste jedoch einen Besucherschwund feststellen und findet 2017 wieder an einem Tag statt.
Nach der Festivalsaison geht es in die letzten Monate voller Konzerte. KYLE GASS hat mit seiner Band Hamburg und Rostock aufgesucht und zur Party eingeladen, samt neuem Album. Als Show des Jahres geht jedoch die HEAVEN SHALL BURN Clubshow im Hamburger Knust ein. Es ist immer ein Highlight, wenn größere Bands wieder kleinere Clubs aufsuchen – was gibt es auch Schöneres, als mit HEAVEN SHALL BURN auf der Bühne zu bangen und sich im kleinen Rahmen die Seele aus dem Leib zu schreien, während man die letzten Kraftreserven für die nächste Runde im Moshpit sammelt? Etwas ruhiger aber dennoch mit reichlich Ach und Krach sind COPPELIUS auf Bühnenabstinenzankündigungsreise und ließen sich vorerst ein letztes Mal in Hamburg feiern. Mal hoffen, dass denn Herren schnell langweilig wird, jedoch ist Diener Bastille bereits in einer anderen Formation als Gast tätig.
Im Herbst erscheinen teilweise lang erwartete Alben, so konnte ich mich über INSOMNIUM und DARK TRANQUILLITY freuen, welche gemeinsam den Winter einläuteten und den passenden Soundtrack zur dunklen Jahreszeit liefern. Neben EYES WIDE OPEN bin ich noch auch EMBER FALLS gestoßen, welche auch modernen Melodic Death Metal machen und im kommenden Jahr ihr Debüt veröffentlichen. Die bisherigen Singles machen schon Lust auf mehr. Meine Alben des Jahres stammen von INSOMNIUM und UPON A BOURNING BODY.
INSOMNIUM haben ein großartiges Konzeptalbum rund um eine kleine Geschichte gestrickt, samt wunderschön gestaltetem Buch und einem brachialen Sound. UPON A BOURNING BODY haben ebenfalls ein rundes Album abgeliefert. Leichte Latino-Einflüsse, Trommeln, leichte Gitarrenklänge und ein sommerliches Grundgefühl laden fast schon zum Tanzen ein.
Und der Vollständigkeit halber: METALLICA haben ordentlich abgeliefert.
Unter den gefühlten 1.000 Alben aus 2016 möchte ich zehn dem einen oder anderen nochmals kurz ins Gedächtnis rufen bzw. ans Herz legen.
Alben 2016:
RADIOHEAD | A Moon Shaped Pool
Wieder stand ich mit den Weltschmerzlern am Abgrund der Gegenwart, nur dass es dieses Mal etwas wärmer war. Versunken in Melancholie und in unergründliche Tiefen tauchend erschufen die genialen Klangkünstler ein meditatives Meisterwerk über Verlustängste, Klimawandel und seelische Vereinsamung, Enttäuschung, Verlassenheit des Menschen. R.I.P. Rachel Owen.
PINEAPPLE THIEF | Your Wilderness
New Artrock vom Feinsten, der mich sofort mit auf eine Reise nahm. Bruce Soord & Co. brachten ihre Songs auf den Punkt, ohne sich in lange Ausschweifungen zu verzetteln. Trotzdem wirkte das komplette Album wie aus einem Guss. Der geniale Gavin Harrison drückte dem dynamischen Sound einen PORCUPINE TREE--Stempel auf. Das bisher beste Werk der Ananasdiebe.
BENT KNEE | Say So
Progressive, visionäre und von der ersten bis zur letzten Note spannende Musik, der ich mich kaum entziehen konnte. Ich war süchtig nach diesem kompromisslosen Mix aus Prog, Metal, Punk, Pop, Jazz, Klassik und Avantgarde. Ausnahmesängerin Courtney Swain besitzt eine der prägnantesten Frauenstimmen, die ich die letzten Jahre gehört habe.
ARCHITECTS | All Our Gods Have Abandoned Us
Djent-Metalcore, in dem instrumentale Perfektion auf rohe Wut traf. Man wollte am liebsten mit auf die Welt einschreien. Das war sehr emotional und berührte einen. Und trotz Gefrickel und Zorn waren hier richtig gute Melodien rauszuhören. Im August verstarb Gitarrist, Songwriter und Gründer Tom Searle im Alter von 28 Jahren an den Folgen seines Krebsleidens. R.I.P.
RED HOT CHILLI PEPPERS | The Getaway
Ich liebte jeden verdammten Song auf dem neuen sehr abwechslungsreichen Album. Der Anfang von „Dark Necessities“ verströmte RADIOHEAD-Moods, bis dieser verrückte Kerl am Bass loslegte. Holy crap. Funky shit with epic melodies. Ob FLOYDsche Ballade, Psychedelic Longtrack, 80s Wave-Pop oder BEATLES-Reminiszenzen, purely ingenious.
FATES WARNING | Theories Of Flight
Die Meister des Prog-Metals sind zurück und boten mit ihrem zwölften Album zugängliches Material mit vielen Ohrwürmern und einer angenehmen Mischung aus Härte und der gewohnten Melancholie. Starkes Songwriting und durch Goldkehlchen Ray Alder veredelte Melodien wurden mit viel Spielfreude und in komplexen Arrangements vorgetragen. In jedem Fall ein Karriere-Highlight.
HAMMERS OF MISFORTUNE | Dead Revolution
Stell dir vor: PURPLE machen Metal. Die US-Westküstler boten mir ein unglaublich facettenreiches Werk progressiven Metals, der angenehm unverkopft und sehr organisch rüberkam und mit Berührungspunkten zum NWOBHM und 70er Orgel-Hardrock aufwartete. Gitarrenharmonien, flexible Rhythmenwechsel oder unkommerzielle Ohrwürmer machen ihren Metal einzigartig.
VESPERO | Lique Mekwas
Ein grooviger Trip durch einen spacigen Afrobeat-Prog-Fusion-Kosmos. Ich flog förmlich durch den dynamischen Sound, der mit seinen variantenreichen Texturen von ruhig und fließend bis intensiv und quirlig reichte. Die Improvisationen mit ausladenden Gitarrensoli, Celloakzenten, blubbernden Basslinien und smarten Drumfills und Percussions waren zum Niederknien.
PORT NOIR | Any Way The Wind Carries
Die Schweden etablierten einen düsteren Modern Alternative Prog, der mit engelsgleichem Gesang eine melancholisch-erhabene Atmosphäre schuf. Die Songs blieben trotz verträumter Verschrobenheit unerwartet schlüssig und verständlich. Das Warten auf die neue Platte von KARNIVOOL hat mir dieses Album ungemein verkürzt.
DIAMOND HEAD | Diamond Head
Brian Tatler und seine neuen Mitstreiter bescherten mir mit dem selbstbetitelten Album der Metallica-Lieblingsband einen wunderschön nostalgischen Ausflug in die Anfangsjahre des NWoBHM. Das war so dermaßen Oldschool und unkreativ, was sie aber mit purer Spielfreude sofort wettmachten. Das alte Classic Metal Flaggschiff rockte wia d’Sau.
Song / Video 2016:
Ich möchte das Jahr mit einem Song ausklingen lassen. Einem Song über die Vergänglichkeit, das Verschwinden und die Verheißungen des schnellen Lebens, der in dem verstörenden und mit vielen Metaphern ausgestatteten Video perfekt umgesetzt wurde. Ein Song, auf den ich auch meine Ängste, Trauer, Sehnsüchte und Hoffnungen projizierte.
2017 wird für mich sicher wieder im Zeichen der Suche nach dem „Heiligen Gral“, der ultimativen Musik stehen, an der ich als BYE-Neuling die Leser teilhaben lassen möchte.
2016 war für mich konzerttechnisch ein wirklich wundervolles Jahr. Ich habe so viele unvergessliche Konzerte erlebt, wie beispielsweise BIFFY CLYRO in der Alsterdorfer Sporthalle. Die drei Schotten begleiten mich schon seit über zehn Jahren und ich habe sie anfangs logischerweise in sehr kleinen Venues gesehen, daher stand ich dem großen Gig in der 7.000 Zuschauer fassenden Halle skeptisch gegenüber. Der Radiogig im April 2016 in der Halle Münsterland war ein super Beispiel dafür. Der Saal war unerträglich voll und im Publikum befanden sich unzählige Leute, die Biffy nur durch ein oder zwei Songs im Radio kannten. Sänger Simon fühlte sich anscheinend veranlasst, häufiger mal ein paar stadiontaugliche aber schon eher hohle Phrasen in die Menge zu rufen, was sonst absolut nicht seine Art ist. Glücklicherweise waren Biffy in Hamburg wieder ganz die Alten, gingen völlig in ihrer Musik auf und haben mich mit ihrem Gig einfach umgehauen.
Weitere Mega-Gigs waren die zwei Abschiedskonzerte von meinen Lieblingen FUNERAL FOR A FRIEND und das Konzert von SIXX:A.M. im Hamburger Knust. Nikki Sixx und Co. waren so publikumsnah und spielfreudig und ließen es sich sogar nach dem Gig nicht nehmen, im Hinterhof der Halle im kleinen Fan-Kreis ein paar Akustiknummern zu präsentieren.
Ansonsten muss ich SHINEDOWN in der Markthalle und ATREYU in der Großen Freiheit erwähnen – beides einfach Hammer-Livebands – aber mein Highlight waren PHINEHAS. Meine Lieblings-Metalcoreler aus Kalifornien waren nach drei Alben auf einer Monstertour durch Europa zusammen mit WITHIN THE RUINS, FIT FOR AN AUTOPSY und LAST TEN SECONDS OF LIFE, und obwohl sie als erste auf die Bühne mussten, haben sie tatsächlich alle anderen Bands an die Wand gespielt und die meisten Publikumsreaktionen erhalten. Auch der Merchverkauf sollte sich für die Jungs richtig gelohnt haben. Ihr einstündiger Auftritt auf der CHRISTMAS ROCK NIGHT 2016 war dann mein perfekter Konzert-Jahresabschluss.
Neben den vielen positiven Erlebnissen muss ich gestehen, dass mich die Terrorgefahr in Deutschland schon sehr verängstigt. Der Amoklauf in dem Münchener Einkaufszentrum, wo meine kleine Nichte sozusagen Stammkundin ist, war der Anfang – und sogar auf Konzerte hat sich das ganze ausgewirkt. Kurz nach dem versuchten Festival-Attentat in Ansbach war ich auf einem Gig von THE WHITE BUFFALO im Hamburger Knust. Dort saß draußen vor dem Gig neben den Rockern und Bikern ein einziges offensichtlich nicht deutschstämmiges Pärchen – beide vollgepackt mit Taschen und Rucksäcken. Keiner hat damit gerechnet, dass die zwei das Konzert besuchen, aber auch sie waren Fans und wollten sogar ganz nach vorne. Da im Knust die Einlasskontrollen eher nachlässig sind, was ich sonst immer total positiv fand, waren etliche Konzertbesucher verunsichert und es gab diesbezüglich viel Getuschel. Natürlich ist letztendlich alles gut gegangen, aber die Angst ist leider da und ich werde heutzutage lieber drei Mal gefilzt, als ein Mal zu wenig.
Albumtechnisch haben AVENGED SEVENFOLD mit ihrem Mega-Album "The Stage" mein Herz im Sturm erobert. Nach dem echt dreisten Geklaue auf dem Vorgänger "Hail To The King" haben A7X wieder zu alter Form gefunden, sind ordentlich experimentierfreudig und haben sich trotz aufflammender Nostalgie bei einigen Parts des neuen Albums deutlich weiterentwickelt.
Ich hoffe sehr, 2017 kann konzerttechnisch mit dem wundervollen Jahr 2016 mithalten. Für mich startet es schon super mit IN FLAMES und AVENGED SEVENFOLD in Birmingham.
Wie schon oben genannt, war 2016 ein ziemlich beschissenes Jahr und das auch noch bis zum bitteren Ende. Auch ich bin erst im September über BurnYourEars gestolpert, was für mich eigentlich das Beste an 2016 gewesen ist. Die Zusammenarbeit mit supernetten Menschen macht einfach unglaublich viel Spaß!
Meine Top-Alben 2016 sind:
AMON AMARTH | Jomsviking
Einfach ein Hammer-Album, das AMON AMARTH von einer neuen, viel melodischeren Seite zeigt. Es ist das erste Album, das gezielt die Wikingerthematik beinhaltet. Auch live in Ludwigsburg haben die schwedischen Wikinger die Bude zum Wackeln gebracht und sind für mich bisher eine der besten Live-Bands.
HEAVEN SHALL BURN | Wanderer
HSB entwickeln sich weiter und gehören für mich einfach zu den besten Death Metal Bands. Das neue Album haut rein, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
INSOMNIUM | Winter’s Gate
Allein schon die Idee, die vom Sänger und Bassisten Niilo Sevänen geschriebene Kurzgeschichte zu vertonen und daraus ein 40-minütiges Meisterwerk zu schaffen, allen Respekt. Wer pure Emotionen hören will, dem kann ich das Album ans Herz legen.
KVELERTAK| Nattesferd
KVELERTAK darf natürlich bei meinen Top 10 nicht fehlen. Gleich nachdem ich den Intro-Song „Dendrofil for Yggrasil“ gehört hatte, war ich einfach nur verliebt. Dieser einzigartige Mix aus Punk und Metal macht super Laune.
EQUILIBRIUM | Armageddon
Das war definitiv einer der größten Genre-Ausbruchsversuche dieses Jahres: Anstatt weiterhin fröhlich und heiter vom Trinken und Saufen zu grölen, wird von Weltuntergang gesungen und zwar mit Melodic Death Metal-Fragmenten und Computerspiel-Sounds. Eine sehr starke Scheibe!
GOJIRA | Magma
Die Franzosen machen einfach ihr eigenes Ding und das ist genau das, was man heutzutage braucht: Kreativität. GOJIRA werden bald ihren Durchbruch haben und zu den ganz Großen gehören – da bin ich mir sicher!
DARK TRANQUILITY | Atoma
Mehr Electronica, härter und nicht nur geile Growls, sondern auch super Clean-Gesang. „Atoma“ begeistert einfach von vorne bis hinten.
EPICA | The Holographic Principle
Sehr lyrisch, anspruchsvoll und märchenhaft. Wer sich in den Weiten des Universums verlieren will, sollte sich das Album unbedingt anhören.
IN FLAMES | Battles
Als großer IN FLAMES Fan ein absolutes Muss. Auch hier erkennt man, dass sich die Band zwar weiterentwickelt hat, doch das in einem guten Mix mit den typischen Sounds aus ihrer Vergangenheit.
KORN | The Serenity Of Suffering
Hach ja, KORN ist einfach etwas Besonderes und wird es auch immer bleiben. Böse, leicht schräg und verrückt klingt das neue Album. „A Different World“, welches zusammen mit Corey Taylor von SLIPKNOT gesungen wurde, haut richtig rein!
Die größte Überraschung dieses Jahres war für mich die Thrash Metal-Band EXMORTUS aus Kalifornien. Wenn AMON AMARTH und SLAYER ein Kind hätten, wäre dies EXMORTUS. Die Band hat bis jetzt noch keine große Fangemeinschaft in Europa, doch ihr Traum ist es, eine Tour durch Europa zu machen. Die ersten beiden Alben der Band sind zwar absolute Flops, aber die neuesten Werke „Ride Forth“ und „Slave To The Sword“ sind richtige Knüller. Durch die klassischen Elemente, die in unglaublich schnellen Riffs eingebaut sind, könnte EXMORTUS auch etwas für Fans von CHILDREN OF BODOM sein. Daher: einfach mal reinhören!
Musikalisch war 2016 richtig, richtig stark. Vor allem alte Hasen lieferten starke Scheiben ab. Weltpolitisch war das Jahr völlig für den Arsch.
Beste Alben:
METALLICA - Hardwired ... To Self-Destruct
Die Vibes der Mittachtziger treffen auf die Progressivität der Spätachtziger und die Grooves der Neunziger. Die Scheibe braucht Zeit – nehmt sie euch. Das beste METALLICA-Album seit "... And Justice For All"!
THE ANSWER - Solas
Wenn schon Kurskorrektur, dann auch richtig: "Solas" klingt nur noch halb nach den "alten" THE ANSWER, überzeugt vielmehr mit neuen Ideen wie gälischen Gesängen und keltischen Melodien, die hervorragend zu den Nordiren passen.
THE NEAL MORSE BAND - The Similitude Of A Dream
Ein Genie auf seinem Höhepunkt: Knuddelbär Neal Morse zelebriert abwechslungsreichen, hochmelodischen Progressive Rock in Perfektion.
OPETH - Sorceress
Danke Mikael, dass du den progressiven Pfad weiter gehst! "Sorceress" sprüht vor Spielfreude, glänzt mit virtuosen Performances und killt mit einer äußerst dichten Produktion.
BLINK-182 - California
Sie können es auch ohne Tom DeLonge – sogar besser als auf den letzten Scheiben mit ihm!
AVANTASIA - Ghostlights
Wie homogen Tobias Sammet seine Musiker und Sänger zu einer Einheit formt, ist im Melodic-Metal-Sektor einzigartig. Brillante Scheibe!
MEGADETH - Dystopia
So einen Thrash-Hammer hätte ich Dave Mustaine nach einigen Enttäuschungen nicht unbedingt zugetraut. Alleine das Eröffnungs-Trio rechtfertigt den Kauf.
BEYOND THE BLACK - Lost In Forever
Das Zweitwerk steht dem starken Debüt in nichts nach. Symphonischer Metal mit weiblichen Vocals und Ohrwurm-Garantie sollte so und nicht anders klingen.
RUNNING WILD - Rapid Foray
Rolf Kasparek zeigt, dass sein Piratenmetal den Wandel der Zeit überstanden hat. Ein starkes Lebenszeichen einer wiedererstarkten Combo!
HAMMERFALL - Built To Last
Die Könige des wahren Power Metal machen es sich mit einer bärenstaren Scheibe im Rücken auf ihrem Thron bequem.
Lieblingssongs:
THE ANSWER - Battle Cry (So klingt es, wenn man "losgelöst" musikalisch umsetzt)
METALLICA - Murder One (Düsterer Gänsehaut-Tribut an den schmerzlich vermissten Lemmy)
OPETH - Era (Groß, ganz, ganz groß!)
BLINK-182 - California (Die perfekte Sonnenuntergangs-Party-Surfer-Hymne)
Konzerte:
OPETH & SAHG - Köln, E-Werk
Technische Brillanz, coole Ansagen, unsterbliche alte und neue Songs: OPETH live sind ein Genuss für alle Sinne.
D:A:D: - Bochum, Zeche
Zum Jubiläum zweier Klassiker spielten die Dänen eine energiegeladene, schweißtreibende Show, die mir wahnsinnig gut gefallen hat.
COHEED & CAMBRIA - München, Theaterfabrik
Intensive Clubshow mit einer grandiosen Performance bei bester Stimmung.
Entdeckungen:
STEEL PANTHER! So bescheuert, so witzig, so gut!
DEEP PURPLE, von denen ich bislang viel zu wenig kannte. Schande über mich!
PINK FLOYD. Warum zum Teufel beschäftige ich mich erst so spät mit den genialen Werken einer genialen Band?
MOTHER LOVE BONE. Endlich kann ich die Ursprünge des Grunge entdecken!
Erwartungen & Hoffnungen an 2017:
Ich will, dass TEMPLFE OF THE DOG nach Deutschland kommen und würde für eine Karte töten! Ansonsten eine gesunde Mischung aus Veränderungen und gewohntem Alltag in allen Belangen.
Tja, da ist 2016 irgendwie schon wieder um ... Und es hatte viele Ups und Downs für mich parat. Zu viele musikalische Stars, Promis und andere wichtige Personen sind leider gegangen. Dafür lief privat alles bombastisch, jobtechnisch hat sich alles zum Guten gewandt, nach knappem Relegationssieg in der letzte Saison steht die SGE momentan weit oben in der BuLi und musikalisch kann ich mich auch nicht über das vergangene Jahr beschweren, gab es doch einige Hammerscheiben und einige starke Konzerte. LIFE OF AGONY, Abschiedstour von LIONHEART, BEGINNERS, AMORPHIS, DER WEG EINER FREIHEIT, RYKER'S und GHOST wären da hauptsächlich zu nennen.
Meine besten Alben 2016 waren:
- CULT OF LUNA & JULIE CHRISTMAS – Mariner
- LIONHEART – Love Don’t Live Here
- DEFTONES – Gore
- GOJIRA – Magma
- TERRA TENEBROSA – The Reverses
- TOTENMOND – Der letzte Mond vor dem Beil
- SERPENTINE DOMINION – s/t
- ULTHA – Converging Sins
- THE DILLINGER ESCAPE PLAN – Dissociation
- SUMAC – What One Becomes
Meine persönlichen Entdeckungen des Jahres:
- CYBORG OCTOPUS – Learning To Breathe (BETWEEN THE BURIED AND ME bekommen ernste Konkurrenz)
- BATUSHKA – Litourgia (Die Polen sind noch geheimnisvoller als GHOST und auch musikalisch härter)
- HEAVEN SHALL BURN – Wanderer (Alle Coverversionen gefallen mir besser, als die neuen Songs )
- METALLICA – Hardwired … To Self-Destruct (Selten so zwiegespalten gewesen)
2017:
Neue Alben von FARMER BOYS, SEPULTURA, THE OCEAN, LIFE OF AGONY, DESERTED FEAR, KING LY CHEE und HORN, die neue WFF Location erkunden, privat eine neue Ebene betreten, meine SGE belegt einen CL-Platz.
Mordende Religionsfanatiker, rückwärtsgewandte Staatsregenten, erstarkende Rechtspopulisten … das stand genau so bereits auf meiner Blacklist 2015. Dieses Jahr hat dem zahlreiche schwarze Stunden hinzuzufügen – und das nicht nur auf politischen Bühnen, wenn man die zahlreichen Künstler bedenkt, die 2016 endgültig Legendenstatus erreicht haben. Der Verlust von David Bowie, Leonard Cohen und Prince wird für den einen oder anderen BurnYourEars-Leser am schmerzlichsten sein. Auch George Michael hätte ich seine späten Jahre im Schaukelstuhl gegönnt – immerhin, es bleibt die Musik ... "gotta have some faith in the sound".
Auch BurnYourEars hatte ein schwieriges Jahr, im Herbst stand es Spitz auf Knopf. Herzblut war ins Stocken geraten, durch Job oder Familie änderten sich Prioritäten, die Zeit für regelmäßige Mitarbeit wurde immer spärlicher. Neue Leute kamen und gingen wieder, sobald es ein wenig fordernder wurde – oder entschieden sich dann plötzlich, doch nicht einzusteigen.
Also sollte es das gewesen sein, nach 12 Jahren einfach den Laden dicht machen? Nope. Lieber doch noch einmal mit vereinter Kraft das Ruder herumreißen, auf einschlägigen Seiten nach Musik-Maniacs fahnden und wieder durchstarten. Ich bin sehr froh, dass wir uns dafür entschieden haben und in den letzten Wochen coole neue Leute an Bord holen konnten. Mund abwischen, weitermachen ... ich freu mich drauf!
Womit wir endlich bei den schönen Dingen angelangt sind – und davon gab es natürlich auch 2016 viele, viele. Mir fällt zuerst Familie ein, wobei dem Zuwachs meine geschätzte Musiksammlung und die große Anlage weichen mussten … Ich habe mir also doch wieder ein Premium-Streaming-Abo und „die etwas besseren“ Kopfhörer zugelegt (wer hierzu Tipps haben möchte, kann sich gerne melden ;-)).
Meine Lust, neue Bands zu entdecken, wurde dadurch jedoch nicht großartig neu entfacht. Ich bin weiterhin meinen Helden treu – MEGADETH, METALLICA, OPETH, KATATONIA, PRONG, HELMET ... und alle haben sie 2016 geliefert! Mein persönliches Jahres-Highlight sind jedoch WITHERSCAPE mit ihrem kongenialen zweiten Streich „The Northern Sanctuary“. Im Nachgang habe ich mich dann mit dem stattlichen Backkatalog von Mastermind Dan Swanö befasst, insbesondere die alten Sachen von EDGE OF SANITY und MOONTOWER lohnen sich überaus.
KORN und TESTAMENT wissen auch heute noch, wie man seine Trademarks aufpoliert, ebenso wie BILLY TALENT, die live fast ebenso energiegeladen rüberkommen wie MACKLEMORE & RYAN LEWIS. Ein Tipp noch für ruhigere Stunden: Die zweite Scheibe der wunderbaren Klassiker-Neuinterpretierer DRIVING MRS. SATAN: „Did You Mrs. Me?“. Und für Fans von MASTODON mit Hang zu sperriger Melancholie und etwas Pop empfehle ich das Debüt von GONE IS GONE, der neuen Band um Troy Sanders (MASTODON), Troy Van Leeuwen (QUEENS OF THE STONE AGE) und Tony Hajjar (AT THE DRIVE-IN).
Die spielwütige Oldschool-Death/Thrash-Szene in Deutschland überzeugt glücklicherweise auch qualitativ, und da die etablierten internationalen Größen ebenfalls noch genügend Dynamit im Köcher haben (siehe oben), mache ich mir um die musikalische Zukunft 2017 keine Sorgen. Was die anderen Themen angeht: Mein Glas bleibt auch im kommenden Jahr stets halbvoll – machen wir das Beste draus.