Nana
2023 war mal wieder ein wildes Jahr für mich – meinerseits sehr politisch aktiv, privat sehr turbulent und aufregend und musikalisch ging’s eigentlich nur drunter und drüber. Während ich die erste Hälfte noch ganz gut mit den neuen Veröffentlichungen mitkam, haben sich mir privat viele einzigartige Möglichkeiten geboten, sodass ich leider immer weniger Zeit hatte, up-to-date zu sein. 2023 hat mich dazu gebracht, noch mehr aus meiner Comfort-Zone herauszukommen und viele Sachen einfach auszuprobieren, darunter auch mein erster Drag-King-Auftritt.
Mein Jahresrückblick ist entsprechend mal wieder ein wildes Durcheinander – 2023 in a nutshell eben.
Hier zunächst meine Lieblingsalben 2023:
ALTIN GÜN – Așk
ROTOR – Sieben
RULAMAN – To Serve The Dune
INSOMNIUM – Anno 1696
KASKADEUR – Phantom Vibrations
KANAAN – Downpour
KVELERTAK – Endling
BARONESS – Stone
MYRKUR – Spine
ISOSCOPE – Conclusive Mess
CHILDREN OF BODOM - A Chapter Called Children Of Bodom (Final Show In Helsinki Ice Hall 2019)
BARBIE Soundtrack
AGAR AGAR – Player Non Player
Alben, die mich eher enttäuscht haben:
IN FLAMES - Foregone
GREEN LUNG – This Heathen Land
Ältere Alben, die ich gesuchtet habe:
SISTERS OF MERCY – First and Last and Always
SISTERS OF MERCY - Floodland
WITCHCRAFT - Legend
MARTIN DUPONT – Hot Paradox
PUBLIC MEMORY - Wuthering Drum
JUSTICE – Justice
ROGÉR FAKHR – Fine Anyway (Habibi Funk 016)
Komplette BOY HARSHER Diskografie
Beste Konzerte:
HC BAXXTER – Kieler Schaubude
CAMILLA SPARKS – Kieler Schaubude
HATHORS und THE PIGHOUNDS – Kieler Schaubude
SOKO LiNX – Kieler Schaubude
ZWEILASTER – Theater Rampe Stuttgart
HEAVEN SHALL BURN und TRIVIUM – Alsterdorfer Sporthalle Hamburg
A PLACE TO BURY STRANGERS – Kieler Schaubude
DOCKVILLE Festival - Hamburg (Highlights: DANGER DAN, CASSIA, TAKESHIS CASHEW)
AVATAR – Kieler Woche
ABOUT POP Festival - Stuttgart Im Wizemann (Highlights: AGAR AGAR und BOY HARSHER)
Weitere Tracks, die mein Jahr sehr gut zusammenfassen:
Morphine – BOY HARSHER
La Isla Bonita – LARGE PLANTS (Stoner-Rock Cover des MADONNA Hits)
Strong Reflection – MARS RED SKY
Large Hadron Collider – MAXGABRIEL
Spillways – GHOST
Katarsis – SHE PAST AWAY
42/0 – FISIK
To The Hellfire – LORNA SHORE
Kaceta – SADSVIT
Schmetterling – TEAM SCHEISSE
20:15 – TEAM SCHEISSE
Sarajevo – TAKESHIS CASHEW
Zerkalo – SOFT BLADE
Sissy That Walk – RU PAUL
Otyken – GENESIS
Black Widow – CHILDREN OF BODOM
Chammak Challo – AKON, HAMSIKA IYER
Vorfreude:
Ich freue mich unglaublich auf den Festivalsommer 2024, da ich mit meiner Band REST IN FLEAS auf dem One Louder Festival spielen werde und ich bin selbstverständlich auch sehr gespannt, was für neue Songs wir bis dahin noch produzieren werden!
Andreas
In herausfordernden Zeiten bleiben harte Gitarrenklänge eine zuverlässige, erfreuliche und eskapistische Konstante. So auch 2023, in dem mich neben vielen alten Klassikern und Underground-Perlen die folgenden fünf neuen Releases musikalisch durch’s Jahr getragen haben.
Wenn SULPHUR AEON dem Ruf der „Großen Alten“ folgen und uns mal wieder in Chtulhus Kosmos entführen, sind grandioses Songwriting, überragende Vocals und rauschhafte Klangerlebnisse nicht weit. Das vierte Werk „Seven Crowns and Seven Seals“ bildet da keine Ausnahme und bietet einmal mehr gewaltige, furchterregende, kunstvolle, vereinnahmende und extreme Tonkunst. Das Album ist der bisherige Höhepunkt des AEON-schen Schaffens und führt meine Jahres-Bestenliste konkurrenzlos an.
Die Silbermedaille erspielen sich INSOMNIUM, die so ein bisschen die BOLT THROWER des Melodeath sind: Album für Album konstant überzeugende Qualität, ohne langweilig zu werden. Auch die aktuelle Platte „Anno 1696“ glänzt mit typischen Trademarks und finnischer Finesse. Das ist mal rasend-aggressiv, mal harmonisch-melancholisch. Und zu jeder Zeit niveau- und spannungsvoll. Vocalist und Bassist Niilo Sevänen beeindruckt mit intelligentem Storytelling, denn das Album basiert wie schon das fantastische „Winter’s Gate“ (2016) einer seiner Feder entsprungenen Kurzgeschichte.
Apropos Melodic Death Metal: NIGHT IN GALES, die oldschooligsten deutschen Vertreter dieser Spielart, huldigen mit ihrem neuesten Output „The Black Stream“ erneut den Anfangsjahren des Genres. Und das klingt auch ein Vierteljahrhundert später immer noch angenehm frisch und spielfreudig.
"Zurück in die Zukunft" lautet auch das Motto der US-Amerikaner MAJESTIES, die mit ihrem Debüt „Vast Reaches Unclaimed“ dank MAIDEN-Melodien, harscher Screams, rasender Drums, dezenter Synth-Sounds und einer druckvoll-klaren Produktion nostalgisch-schwarzmetallisch angehauchte 90er-Melodeath-Vibes kreieren. Das gewinnt nicht unbedingt einen Innovationspreis, lässt aber jüngere Veröffentlichungen ehemaliger Göteborger Helden verdammt alt aussehen.
Ebenfalls Spaß machen BERZERKER LEGION mit „Chaos Will Reign“. Die Supergroup (u.a. mit Bandmitgliedern von ASPHYX, DARK FUNERAL, DECAPITATED) hat ein krachendes Todesblei-Brett zusammengetrümmert: mit ordentlich Blast-Ballerei, grollendem Groove und harmonischer Epik. Und definitiv mit dem mächtigsten Midtempo-Stampfer des Jahres: „This is the End“ ...
... nicht ganz: Einen Doku-Tipp gibt’s noch. Die offensichtlich sorgfältig recherchierte und überzeugend präsentierte Mini-Serie „Dirty Little Secrets“ zeigt die von Geldgier und fragwürdigen Deals charakterisierten schwarzen Seiten des Musik-Business. Prädikat: Sehenswert!
Cengiz
Nachdem ich das Jahr 2022 eher ruhig angegangen bin, hatte das vergangene Jahr umso mehr zu bieten. Von spannenden Alben über neu entdeckte Künstler bis hin zu unvergesslichen Konzerten – 2023 hat mich wieder auf eine musikalische Entdeckungsreise geschickt und einige Highlights sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Ich habe dieses Jahr ein vielfältiges Potpourri an Konzerten erlebt, darunter allein vier Shows von KISSIN’ DYNAMITE. Mit ihrer neuen Bühnenproduktion und beeindruckenden Präsenz konnten sie mich erneut begeistern. Es ist immer eine Freude, die Band live zu erleben. Für ausführliche Eindrücke empfehle ich einen Blick in einen unserer zahlreichen Konzertberichte.
ARCHITECTS konnten endlich ihre Tour nachholen und präsentierten ein knapp dreistündiges Set, das den letzten beiden Veröffentlichungen ausreichend Raum gab. Es war ein wahres Fest, und meiner Meinung nach bestätigte es eindrucksvoll das Headlinerpotenzial der Band für die kommende Festivalsaison.
BRING ME THE HORIZON haben mich erstmals tatsächlich überzeugen können, dafür schleifte mich mein Freund zum Konzert mit. Bislang habe ich die Band nur auf Festivals wahrgenommen und war jedes Mal enttäuscht, aber was die Truppe in Düsseldorf aufgefahren hat, hat mich bald sprachlos zurückgelassen: Bombastischer Sound, eine mächtige Produktion und jeder Ton saß. Kein Vergleich zu den schwachen Festivalgigs mit schrägem Sound und schwacher Bühnenpräsenz.
Ansonsten fiel der jährliche Wacken-Besuch ins Wasser, aber Wacken hatten wir schon vorher abgeschrieben, aufgrund des für uns eher mäßigem Lineups. Stattdessen genossen wir den Headlinerauftritt von HEAVEN SHALL BURN in Köln – ohne Matsch und Regen. Ich gebe zu, die Bequemlichkeit hat ihren Reiz.
Trotzdem standen zwei Festivals weiterhin auf meiner Liste: ROCK IM PARK und GRASPOP. Ersteres verwöhnte uns mit drei Tagen Sonnenschein, einem fesselnden Lineup und einer angenehmen Atmosphäre. Beim Graspop lockten zwar die großen Namen, konnten uns aber leider nicht ganz überzeugen. Dies lag an den überhöhten Preisen vor Ort (9 € für einen Nutella Crepe?!) und einem Gelände, das abseits der Bühnen wenig zu bieten hatte und uns das Gefühl gab, uns nur so lange wie nötig dort aufhalten zu wollen.
Abseits des Livezirkus' fieberte ich zum ersten Mal seit Jahren wieder beim Eurovision Song Contest mit und drückte LORD OF THE LOST die Daumen. Und seitdem läuft Käärijä’s "Cha Cha Cha" bei mir in Dauerschleife.
In diesem Jahr haben mich besonders zwei Alben in ihren Bann gezogen:
"Sinister" von I AM YOUR GOD erinnert stark an den Stil von CHILDREN OF BODOM und katapultiert den brachialen Sound auf ein völlig neues Level. Die rohe Intensität und kraftvolle Ausdrucksweise erinnern an die besten Tage des Melodic Death Metal.
Auf der anderen Seite überraschte BABYMETAL mit "The Other One", einem Album, das meiner Meinung nach ein äußerst stimmiges Konzept präsentiert. Hier gelingt es BABYMETAL, ihren einzigartigen Mix aus Metal und Idol Pop besser als je zuvor zu verschmelzen. Die Komplexität der Arrangements und die durchdachte Fusion der Genres machen dieses Album zu einem herausragenden Werk in ihrer Diskografie.
Mein Song des Jahres und gegen schlechte Laune:
Und 2024? Der Konzertkalender ist bereits rappelvoll, Rock Im Park präsentiert das so ziemlich beste Lineup der letzten Jahre und ALLIGATOAH macht jetzt Metal. Es wird spannend. Ansonsten wünsche ich mir für das Molotow in Hamburg endlich eine nachhaltige Bleibe – der Club muss zum Sommer schon wieder eine neue Location finden, wie wärs mit der neuen Bauruine an der Elbe im Westen?
Arne
Und wie jedes Jahr irgendwie, ist schon wieder vorbei. Wenn ich das Jahr Revue geschehen lasse, habe ich definitiv zu wenig Konzerte besucht, mich aber neben Hausumbau und Arbeit immer wieder von Musik beflügeln, tragen und unterstützen lassen. Ich werde nicht müde, es immer wieder zu betonen: Ohne Musik wäre das Leben langweilig.
Schön, dass es nahezu für jede Lebenssituation den passenden Soundtrack gibt. Ein Musiker stach dabei auf besondere Weise für mich, gerade zum Jahresende hin, heraus.
Kein Metal, aber egal: WHEELER WALKER JR.. Country vom Feinsten mit anstößigen Texten. Sucht mal im Internet nach den Schlagwörtern "WHEELER WALKER JOB".
Böse ist, wer Böses denkt.
Neuste musikalischen Entdeckungen:
MOOR – Die deutsche Band hat mit „Heavy Hearts“ ein grandioses Doom-Metal-Debüt abgeliefert.
ON THORNS I LAY haben mit ihrem mittlerweile zehnten Werk „On Thorns I Lay“ ein wahnsinnig düsteres Death-Doom-Brett abgeliefert.
WINTERHORDE liefern mit „Nepturian“ eine interessante Death-Metal-Variante ab. Anfänglich schwer zugänglich, gefällt mir das Album mittlerweile sehr gut.
BLACK PYRAMID – Ganz zufällig bin ich auf deren Album „Stormbringer“ gestoßen, auf dem sie rockigen Doom Metal zelebrieren.
E-L-R – Spiritueller, atmosphärischer Post-Doom-Metal mit weiblichem Gesang.
DRAGGED – Das noch doomigere Vorprojekt der EREMIT-Mitglieder.
THRONEHAMMER – Für mich die Entdeckung des Jahres, thront die Band über allen mit ihrem neuesten Werk „Kingslayer“. Epischer Doom Metal.
Enttäuschungen des Jahres:
ENDSTILLE schaffen es nicht, mich mit ihrem neuen Werk „Detonation“ zu überzeugen. Klingt dann doch irgendwie alles etwas gleich. Das trifft auch leider auch auf DRITTE WAHLs „Urlaub in der Bredouille“ zu. Ein gutes Album, aber mir persönlich fehlen die besonderen Nuancen. Nix Neues von TOTENMOND, KING LY CHEE und TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN. SEPULTURA geben ihre Trennung bekannt. Positiv ist aber der gewählte Zeitpunkt: 40 Jahre – ein passender Zeitpunkt für ein würdiges Ende. Trotzdem macht mich das traurig. DEPRAVATION trennen sich auch.
Meine Alben des Jahres:
THE OCEAN - Holocene
OBITUARY – Dying Of Everything
EREMIT - Wearer Of Numerous Forms
BLACKBRAID - II
HELMET - Left
AHAB – The Coral Tombs
THRONEHAMMER – Kingslayer
GALACTIC EMPIRE – Special Edition
KANONENFIEBER – U-Bootsmann EP
METALLICA liefern mit "72 Seasons" ein kontrovers diskutiertes Album ab. Ich mag es, wenn Leute über ein Werk so heiß diskutieren. Ich persönlich mag das Album, aber den ersten Teil mehr als die Songs zum Ende hin.
Konzerte habe ich nur ein paar handerlesene mitnehmen können. Das beeindruckendste war aber auf jeden Fall THE OCEAN in Münster. Wahnsinn!! Ich hoffe, die Jungs gehen 2024 nochmal auf Tour durch Deutschland.
Das erwarte ich von 2024:
THE OCEAN arbeiten wohl an neuem Material.
EMIL BULLS mit ihrem neuen Werk „Love Will Fix It“. Obwohl mich die beiden Singles noch nicht so abholen, bleibt es spannend.
BIOHAZARD sind zurück. Hoffentlich gibt es da was Neues.
KANONENFIEBER haben angedeutet, an neuem Material zu arbeiten.
311 sind in Deutschland. Ich habe mein Ticket schon bestellt.
SEPULTURA kommen noch ein letztes Mal nach Deutschland und ich hoffe, es zu einem Termin schaffen zu können.
Wie steht es eigentlich um HATEBREED, LIONHEART, EIS, TOTENMOND, GOJIRA, BODYCOUNT, LIFE OF AGONY, DISMEMBER, SICK OF IT ALL und IBARAKI?
Luise
Es ist der 30.12.2023 am Nachmittag, im Hintergrund läuft das einen Tag zuvor erschienene neue FIDDLER'S GREEN Album und es kommt mir so vor, als ob ich gerade erst den Jahresrückblick des letzten Jahres fertig gestellt habe.
Wenn ich dieses ziemlich vollgepackte Jahr in einem Wort beschreiben müsste, wäre es wohl „spontan“. So viele spontane Konzerte wie dieses Jahr habe ich selten mitgenommen. Und auch, wenn die meisten davon in dasselbe Genre fallen (Irish Folk/Punk) hat es doch etwas, einfach mal ungeplant Neues zu entdecken, weil die Beschreibung einen anspricht. Das darf nächstes Jahr gerne fortgesetzt werden.
Natürlich blieb es aber nicht bei kleinen spontanen Clubbesuchen, sondern auch die großen Konzertlocations und wie jedes Jahr das WACKEN OPEN AIR (mit all den diesjährigen Hürden) wurden hinreichend oft besucht.
TOP 5 Konzerte (ohne Reihenfolge):
COPPELIUS – M.A.U. Club, Rostock (DE)
AVATAR – SiMM City, Wien (AT)
HEAVEN SHALL BURN – Wacken 2023
TWO STEPS FROM HELL – Wacken 2023
WARDRUNA – Wacken 2023
Musikalisch habe ich mich dieses Jahr zu meiner eigenen Überraschung oft im (Irish-) Punk wiedergefunden und einige Neuentdeckungen gemacht. Zu diesen gehören FIRKIN, SWISS & DIE ANDERN und THE RUMPLED. Natürlich fehlten auch meine Favoriten nicht in der Daily Rotation (dank dem grün-schwarzen Streamingdienst bestens getrackt) und in der Fülle der erschienenen Alben dieses Jahr fällt es schwer, sich nur für 10 zu entscheiden. Also sei es drum, die Top 10 wird dieses Jahr zur Top 12:
TOP 12 Alben (ohne Reihenfolge):
INSOMNIUM – Anno 1696
AVATAR – Dance Devil Dance
FIDDLER'S GREEN – The Green Machine
UNIVERSUM 25 – s/t
ARKONA – Kob
SPIDERGAWD – VII
BLOODRED HOURGLASS – How’s The Heart?
ORPHANED LAND – A Heaven You May Create
TWILIGHT FORCE – At The Heart Of Wintervale
LORDI – Screem Writers Guild
STAM1NA – X
VOICE OF BACEPROT – Retas
Damit bleibt mir auch nur noch, Euch allen einen guten Start ins Jahr 2024 zu wünschen! Macht's gut und wir lesen uns im neuen Jahr.
Helge
2023, was für ein Jahr! Vor allem beruflich war bei mir in den letzten zwölf Monaten viel los, zum Teil zu viel. Doch wie wo so oft hat die Musik geholfen. Es ist sehr interessant, wie die Psyche die Genres rauspickt, die Erleichterung versprechen – und so war auf die Frage, “Worauf habe ich jetzt wohl Bock?” die intuitive Antwort meistens: “Death Metal”. Ein angenehmer Nebeneffekt von Jobstress war daher, dass ich einige Klassiker neu oder wieder entdecken konnte. GOREFEST, BENEDICTION, BLOODBATH ... tolle Bands mit tollen Alben. Und wie ich all die Jahre ohne die Frühwerke von ANATHEMA klargekommen bin, weiß ich auch nicht.
Gut, dass 2023 ein Kracher namens “Global Worming” rausgekommen ist – herzlichen Dank an ENDSEEKER für diese geile Platte! Die erstaunliche Karriere der Hamburger Jungs verfolge ich von Anfang an und bin immer wieder erstaunt, welche herausragende Qualität die Band nicht nur halten, sondern auch regelmäßig steigern kann. Noch mehr gilt das wohl nur für die finnischen 90s-Doomster ASPHODELUS, die sich kontinuierlich von stümperhafter Rumpelei zur 1-A-Ersatzdroge für Fans von ANATHEMA und Co. mausern konnten, kulminierend im 2023er-Highlight “Sculpting From Time”.
Außerhalb meiner üblichen musikalischen Pfade gab es diesmal ein paar Platten im klassischen Heavy Metal, die mich dauerhaft fesseln konnten – etwa die Schweden CENTURY mit “The Conquest Of Time” oder die deutsche Band SINTAGE mit “Paralyzing Chains”. Beides sind coole Debütalben, die mir auf meine alten Tage vielleicht doch noch ein Genre schmackhaft machen, mit dem ich eigentlich nicht viel anfangen kann.
Live sind mir vor allem zwei Bands in Erinnerung geblieben. Zum einen sind das BRUTUS, deren Album “Unison Life” von 2022 schon jetzt ein unsterblicher Klassiker geworden ist. Das belgische Trio hat in Berlin einen unfassbar energetischen und sympathischen Gig abgeliefert. Zum anderen haben mich KING BUFFALO auf dem Berliner Desertfest begeistert – zum Glück war ich zu faul, mich in den kleinen Saal zu drängen, bin vor der Hauptbühne geblieben und wurde komplett umgehauen. Das Album “The Burden Of Restlessness” läuft seither rauf und runter ...
Musikalisches Jahreshighlight war aber ein ganz kleines, persönliches Erlebnis. Eine Freundin ist 2023 von jetzt auf gleich zum IRON-MAIDEN-Fan mutiert, allgemeines Interesse an Metal inklusive. Und so haben wir eine komplette Nacht über Musik gequatscht, uns dies und das vorgespielt – und endlich gab es mal eine Person, die sich ehrlich für das ganze unnütze Wissen in meinem Hirn interessiert hat: Wie ist Death Metal entstanden? Was ist der Unterschied zum Black Metal? Warum singen die so? Es war herrlich – und ich habe dank ihr den Deepdive in die MAIDEN-Diskografie gemacht ...
Chris
Während ich diese Zeilen tippe, höre ich ANTHRAX. Das ist deshalb erwähnenswert, weil ich nie Zugang zu deren Alben gefunden und dieses Jahr damit begonnen habe, mich mit Bands zu beschäftigen, die unbestrittene Größen im Metal sind, mich persönlich bisher aber nicht gejuckt haben – aus welchem Grund auch immer. Aktuell kann ich sagen, dass ich die John Bush-Ära bevorzuge und alles davor zu hektisch und nervig finde ... hab aber auch noch ein paar Alben vor mir ;-).
Ansonsten war 2023 mein Jahr der Live-Konzerte, wobei mir die Läden meist zu voll waren. LIFE OF AGONY waren stark, aber hier musste ich nach 30 Minuten aus der Menge flüchten, weil es mir vor der Bühne zu eng und zu wild wurde (möglicherweise spielt langsam das Alter eine Rolle, harhar ...). Gleiches bei KATATONIA, wo sich zwar kein Hardcore-Moshpit entwickelte, die Große Freiheit aber ebenso aus allen Nähten platzte. Sogar bei LORNA SHORE in der riesigen Edel-Optics-Arena, die ich nur wegen RIVERS OF NIHIL mitgenommen habe, war extrem viel Masse am Start.
Vor Corona hat man sich in 15 Reihe vor der Bühne doch auch nicht gegenseitig auf den Füßen gestanden? Aber klar, heute kommt eines zum anderen: Die Fans haben Nachholbedarf an Livekonzerten, die Billings der Touren werden immer größer, um wirtschaftlich zu bleiben ... und für alle Beteiligten wird es damit leider auch immer unentspannter.
Deutlich angenehmer waren da die bestuhlten Gigs – ich kann förmlich Euer abschätziges Lachen hören –, für mich BLINK 182 (richtig gerockt, die alten Säcke) und HENRY ROLLINS auf "Good To See You Tour" (natürlich nur spoken word, aber wie immer super tight). Auch METALLICA ließen sich an zwei Tagen bequem vom Platz aus bei ungezügelter Spielfreude betrachten, Familie im Schlepptau.
Meine Highlights im vergangenen Konzertjahr waren jedoch PARADISE LOST mit HARAKIRI FOR THE SKY sowie MALEVOLENCE (was für eine Energie!) und HELMET im kleinen Logo nebenan. Die kamen komplett ohne Vorband pünktlich auf die Bühne, spielten ihre Hits und Songs vom neuen Album, verbreiteten super Laune und gingen nach 100 Minuten nach Hause. Perfekt.
Zum Schluss noch meine Top-10-Alben 2023 – ich habe allerdings vor allem in der ersten Jahreshälfte wegen Jobwechsel kaum das Release-Radar verfolgt oder Muße zum Musikhören gehabt. Entsprechend viele Alben liegen hier noch aus den vergangenen Monaten, die in Ruhe ein erstes, zweites oder zehntes Mal gehört werden wollen ... stellvertretend sei nur HUMANITY'S LAST BREATH genannt, ein unfassbarer Brecher.
KATATONIA - Sky Void Of Stars
SLEEP TOKEN - Take Me Back To Eden
INSOMNIUM - Anno 1696
MAMMOTH WVH - Mammoth II
ENDSEEKER - Global Worming
PRONG - State Of Emergency
HELMET - Left
CATTLE DECAPITATION - Terrasite
FILTER - The Algorithm
METALLICA - 72 Seasons
... und dann wären da noch OBITUARY, MARTHE, HELLRIPPER, CODE ORANGE, STEVEN WILSON, HOST, THE OCEAN, MEMORIAM oder auch IN FLAMES auf den weiteren Plätzen.
Zum Abschluss: Bleibt gesund, folgt uns bei Mastodon (alles auf Anfang beim für mich angenehmsten Ersatz für Twitter, dem auch wir aus bekannten Gründen den Rücken gekehrt haben) und habt ein glückliches neues Jahr in diesen wilden Zeiten!