Er kam, sah und siegte. Tommy Victor hat mit seiner Band PRONG noch nicht einmal die Bühne betreten und die Stimmung im Hamburger Knust ist schon ausgelassen, geprägt von Vorfreude und gespannter Erwartung. Dabei haben sich PRONG eigentlich einen ungünstigen Abend ausgesucht. Denn ein großer Teil der Zielgruppe muss am Karfreitag sicher früh raus, um mit dem Nachwuchs Eier auszupusten – PRONG gibt es (mit Unterbrechung) seit 1984, und die Fans sind gemeinsam mit der Band gealtert. Vor allem aber müssen sie sich die Stadt heute Abend mit einer Reihe anderer Bands teilen. Unter anderem spielen auch DEVILDRIVER, EKTOMORF und GAMMA RAY in Hamburg. Umso erstaunlicher, dass PRONG das Knust zum Bersten voll bekommen. Doch erst einmal versuchen KLOGR die Stimmung ihres noch sehr überschaubaren Publikums zum Kochen zu bringen. Das gelingt ihnen nicht, Respekt gebührt ihnen trotzdem: denn von den versteinerten, desinteressierten Mienen lassen sie sich nicht beeindrucken. Stattdessen hängt sich die Band rein und erarbeitet sich einen am Ende des 45-minütigen Sets dann doch herzlichen Applaus und viele lächelnde Gesichter. Auch wenn es lange dauert, bis KLOGR zu ihrem Publikum durchdringen, hat die italienische Band also wohl doch was richtig und die Leute heiß gemacht auf PRONG, zu denen sie mit ihrem groove-orientierten Modern-/Alternative-Metal auch durchaus gut passen. Im Laufe der Umbaupause füllt sich das Knust mehr und mehr. Nicht nur der Saal selbst, auch der obere Rang ist voll besetzt mit Leuten, die Bock auf PRONG haben. Und binnen Sekunden wird klar: Auch Tommy Victor hat Lust zu spielen. Los geht es mit „For Dear Life“ vom Kultalbum „Beg To Differ“, direkt gefolgt von dessen Titelsong. Tommy Victor wird seinen Fans heute, das ist von Anfang an klar, das geben, was sie wollen: PRONG-Klassiker. Sie danken es ihm, indem sie von Anfang an steilgehen – auch auf die wenigen neueren Stücke, die die auflockern und zu mehr als einer Nostalgie-Show machen. PRONG treten nur zu dritt auf, Tommy Victor braucht keine zweite Gitarre. Es ist unglaublich, wie mega-tight das Trio die PRONG-Songs runterspielt, der Groove, der das zwingende Element dieser Band war und ist, kommt exakt wie ein Uhrwerk, geht in Beine und Köpfe und macht das Publikum schier wahnsinnig – denn zum Bewegen ist zu wenig Platz. Eine explosive Mischung, die sich in Moshpits, Pogo und immerhin einem Crowdsurfer entlädt. Tommy freut es, er hört nicht auf zu grinsen – kann es aber auch nicht lassen, die Leute immer weiter anzufeuern. Nach zwei „Prove You Wrong“-Songs kommt mit „Eternal Heat“ das erste Stück vom 2012er-Album „Carved Into Stone“ und damit ein bisschen die Metal-Kante der neueren PRONG. Dann ein weiterer 90er-Klassiker („Lost And Found“) und die Ankündigung, die bei so manchem Konzert schon eine Phase heimlicher Langeweile eingeläutet hat: „This is a new song.“ Bei PRONG funktioniert es, das Titelstück des noch nicht veröffentlichten „Ruining Lives“ knallt und kann das Begeisterungs-Niveau des Hamburger Publikums halten. Und im Anschluss können ja auch wieder alle mitsingen: beim ollen „Third From The Sun“, das live besser kommt als in der Studio-Version. Während Tommy als Gitarrist, Sänger und PRONG-Chef naturgemäß im Rampenlicht steht, machen seine Bandkollegen einen nicht minder guten Job. Der Schlagzeuger prügelt die Grooves professionell runter und lässt sich nur zum Ende des Konzerts einmal so weit mitreißen, dass er aufspringt und das Publikum mit anfeuert. Der Bassist sieht aus wie ein muskulöser und sehr schlecht gelaunter Zwilling von Pop-Schmusebär Sasha und grölt gelegentlich Backgroundshouts in sein auf Lemmyhöhe gehängtes Mikro. Ansonsten findet er die perfekte Posenmitte – weder wirkt er langweilig oder fehlplatziert, noch stiehlt er seinem Boss die Show. Der wiederum beweist gute anderthalb Stunden lang, dass er ein fantastischer Gitarrist mit einzigartigem Stil ist. Gut bei Stimme ist er obendrein. Bis zum Schluss bleibt die Mischung ausgewogen, alle Alben werden bedacht, nur „Cleansing“ ist erstmal nur mit „Cut-Rate“ vertreten. Dann jedoch feuern PRONG direkt nacheinander die größten vier Hits von ihrem bekanntesten Album ab – das Publikum ist begeistert. So vergehen nach dem offiziellen Schlusspunkt „Power Of The Damager“ auch gerade mal fünf Sekunden, bevor Tommy Victor die Zugabenrufe erhört und mit zwei letzten Songs erfüllt. Dann verabschiedet sich eine sichtlich begeisterte Band von einem beseelten Publikum – besser kann ein Konzert kaum laufen. PRONG: For Dear Life Beg To Differ Irrelevant Thoughts Unconditional Eternal Heat Lost And Found Ruining Lives Third From The Sun Cut-Rate Rude Awakening Turnover Carved Into Stone Close The Door Broken Piece Another Wordly Device Whose Fist Is This Anyway? Snap Your Fingers, Snap Your Neck Power Of The Damager Zugaben: Revenge… Best Served Cold Prove You WrongKLOGR HOMEPAGEPRONG HOMEPAGE