Auf der einen Seite ein klassisches Metal-Festival mit lauter Musik, viel Alkohol und den freundlichsten Menschen der Welt, auf der anderen Seite aber auch eine Kreuzfahrt mit Restaurants, Fitnessstudio, Spa und Personal, das einen mit "Sir" anredet und fragt, ob man sonst noch etwas braucht: Die "70.000 Tons Of Metal" (mittlerweile müsste es eigentlich "154.407 Tons Of Metal" heißen) waren auch im siebten Jahr ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Schiff, 3.000 Fans aus 74 Ländern, in diesem Jahr dank OVERKILL erstmalig 61 Bands und natürlich jede Menge Sonnenschein im düsteren Februar. Pre-Parties zur Metal-Kreuzfahrt: Es geht los, lange bevor es los geht Die Woche der Kreuzfahrt beginnt traditionell montags mit den inoffiziellen Pre-Parties, liebevoll organisiert von einer Hand freiwiliger Kreuzfahrer. Dieses Jahr sind es drei Nächte lang im bekannten Clevelander Hotel am Ocean Drive. Die zahlenmäßig unterlegenen und etwas überrumpelten regulären Gäste, die die Ankündigung verpasst haben, werden von den langhaarigen Horden liebevoll integriert und scheinen sich mit der Zeit auch an die rein aus an der Kreuzfahrt teilnehmenden Bands bestehende Playlist und das qualitativ überraschend überzeugende Metal-Karaoke mit Liveband zu gewöhnen. Obwohl oder gerade weil die Pre-Parties schnell zu einem Wirbel aus neuen Gesichtern, schlechtem amerikanischen Bier, alten Gesichtern und gutem, von ehemals Fremden empfohlenen Importbier werden, sind sie die wichtigste Empfehlung, die man einem Kreuzfahrtneuling geben kann: Kein Weg führt schneller in die große Familie, die sich in den Tagen danach auf dem Schiff versammelt. Mit eigenen T-Shirts, Bändchen, einem Paddelausflug am Dienstag, der obligatorischen Beachparty am Mittwoch und einem günstigen Shuttle-Service zum Hafen am Donnerstag war das Vorprogramm in diesem Jahr besonders umfangreich und ein perfekter Auftakt für die nachfolgenden Tage. Tag 1 Das Boarding Am Donnerstag geht es dann endlich los. Das Boarding mit Sicherheitskontrollen und Check-In ist für die Zahl der Besucher gut organisiert und beim Warten in der Schlange trifft man unvermeidlich alte und neue Freunde, während die ersten Bands winkend durch die VIP-Kontrolle laufen. In diesem Jahr hatte die Schlange sogar eine besondere alte Bekannte in petto: hinter einem großen, stämmigen, langhaaringen Finnen, der etwas überrumpelt wirkt, während er ihren Koffer trägt, steht Sonta, die deutsche Auswanderin, die letztes Jahr zufällig in einem von Kreuzfahrern überranten Hostel übernachtet hat und sich dann auf der großen Strandparty darüber gefreut hat, endlich unter vernünftigen Menschen zu sein. Warum ich das so ausführlich erzähle? Sonta trägt über ihrer weißen Bluse eine rosane Strickjacke zur beigefarbenen Bundfaltenhose und ist schon lange in einem Alter, in dem man für sie in Bus und Bahn ungefragt aufsteht. Dass sie nicht nur problemlos aufgenommen wird, sondern auch noch selbst das Opfer gebracht hat, sich die nicht ganz günstige Kreuzfahrt zusammen zu sparen, halte ich persönlich für eine noch größere Auszeichnug für die Metal-Szene, als die begeisterten Kinder, die jedes Jahr ohne weiteres integriert werden.Nach kurzer Zeit im Warteraum geht es dann aufs Schiff und für die meisten direkt zu einer der vielen Gelegenheiten, etwas zu essen. Während einige sich mit Pizzastücken und Gebäck an der Promenade zufrieden geben, stürmen die meisten das Windjammer Café, natürlich vorbereitet mit großem Buffet und wieder liebvoll dekoriert mit einer Metal-Eisskulptur, Metal-Melonenschnitzerein und einem 70000-Tons-Kuchen.Nach dem verpflichtenden Muster Drill für den Notfall, bei dem, wie zu erwarten, die vielen naturfröhlichen und angetrunkenfröhlichen die Crew mit lauten Gesängen und Jubelwettkämpfen zwischen den Stationen amüsieren, ist endlich alles bereit zum Auslaufen und damit auch für Musik. Eingerahmt von schwedischem Melodic-Death-Metal Den Anfang dieses Jahr macht die schwedische Melodic-Death-Metal-Band SCAR SYMMETRY parallel zu den Klassikern der amerikanischen TRAUMA, 1980 noch von METALLICAs Cliff Burton mitgegründet. SCAR SYMMETRY spielen in ihrem 45-Minuten-Slot ein gelungenes Set und stellen mit ihrem abwechselnd aggressiven und melodischen Stil und der Mischung aus gutturalem und klarem Gesang eine gute Einstimmung für die nächsten Tage dar. Das Studio-B (das sonst als Indoor-Eislauffäche genutzt wird) ist recht gut gefüllt für das erste Konzert des Tages und die Stimmung dem Anlass entsprechend ausgelassen. Mit AMARANTHE, die den nächsten Slot für sich alleine haben, bleibt es erstmal in Skandinavien und im weitesten Sinne auch bei Melodic-Death-Metal, wenn auch unter vielen anderen Einflüssen vergraben. Das Alhambra Theater ist gut gefüllt und weder an Sound, Licht noch Stimmung gibt es etwas zu meckern. Da nach dem nächsten Slot, der mit DEATH ANGEL und CATTLE DECAPITATION für mich persönlich Pause bedeutet, GRAVE DIGGER an der Reihe sind – und es langsam Zeit für Abendessen wird –, bin ich nach ein paar Songs um die Stimmung aufzusaugen allerdings für heute fertig mit AMARANTHE. Vor GRAVE DIGGER hätte man durchaus noch die ein oder andere Runde am Buffet drehen können, denn aufgrund technischer Probleme fangen die Gladbecker über eine halbe Stunde verspätet an. Die Stimmung beim gut gemischten Set, das neben den alten Klassikern auch das neue "Healed by Metal" enthält, ist trotz oder gerade wegen der langen Wartezeit extrem gut und die Show verläuft – obwohl scheinbar immer noch mit Monitorproblemen gekämpft wird – ohne erkennbare Fehler. Nachdem GRAVE DIGGER trotz der langen Verzögerung ihr volles Set gespielt haben, ist etwas Zeit, ziellos umherzustreifen, Freunde zu treffen und zu sehen, ob man nicht noch die ein oder andere Band für sich entdeckt, mit der man nicht gerechnet hat. Mit TESTAMENT tritt die erste Thrash-Metal-Band der Kreuzfahrt vor einem vollen Alhambra auf und lässt durchaus Gutes für die Stimmung bei den Auftritten von ANTHRAX und ANNIHILATOR am nächsten Tag erhoffen. Die Tiroler Symphonic-Metal-Band SERENITY ist leider hauptsächlich dazu geeignet festzustellen, dass der Sound in der kleinen Pyramid Lounge noch sehr viele Tontechniker sehr viele Nerven kosten wird. Die meisten Besucher, die sich in der engen Bar nach vorne gekämpft haben, scheint das aber nicht weiter zu stören. Die kalifornische Groove-Metal Band DEVILDRIVER ist für mich zu fortgeschrittener Stunde nach einem langen Tag mit drei Tagen Pre-Party und Jetlag in den Knochen etwas anstrengend, aber zumindest ist der Sound im Studio-B noch immer gut. Der Konzerttag endet für mich (ich sage für mich, weil bis 6 Uhr morgens noch weitere neun Bands auf dem Programm stehen), wie er begonnen hat: schwedischer Melodic-Death-Metal, dieses Mal mit den ersten Headlinern der Kreuzfahrt, ARCH ENEMY. Die Schweden nutzen den guten Sound im vollen Alhabmra Theater für ihr 75minütiges Set voll aus, und auch wenn sich mittlerweile einige müde Kreuzfahrer mit den bequemen Theatersitzen anfreunden, ist die Stimmung ausgesprochen euphorisch. Obwohl sich Front-Frau Alissa White-Gluz auf der sonstigen Kreuzfahrt mit ihrer Präsenz eher zurückhaltend gab, überzeugte sie damit doch wie immer auf der Bühne, ebenso wie mit ihrem gutturalen Gesang. Nach einem kurzen Moment der Reue, TROLLFEST um 4:30 Uhr zu verpassen (eine Entscheidung, die erst am dritten Tag wirklich in ihrer vollen Breite zu tragen kommen wird), geht es dann gegen 1:30 Uhr nach einem gelungenen ersten Tag erschöpft aber glücklich ins bequeme Bett der ruhigen Kabine. Wohl wissend, dass am nächsten Tag das traditionelle Merch-Chaos droht. Tag 2 Das ewige Drama mit dem Band Merchandise Der zweite Tag ist der erste volle Tag auf See und gleichzeitig der erste Tag, an dem Merch verkauft wird. Nachdem es die letzten beiden Jahre massive Beschwerden über die Wartezeiten gegeben hatte (eine 200m lange Schlange müder, genervter und hungriger Festivalbesucher, die darauf warten T-Shirts zu kaufen, ist etwas, an dem nur die sadistischsten Menschen im bereits erworbenen T-Shirt mit einem Stück Kuchen und einem Becher Kaffe lächelnd und pfeifend vorbei gehen) wurde in diesem Jahr ein neues System eingeführt: Statt den ganzen Tag in der Schlange zu warten, zieht man in diesem Jahr eine Nummer, die dann über das Bordentertainmentsystem aufgerufen wird. Statt von 8 bis 13 Uhr in der Schlange zu stehen, heißt es für mich also in diesem Jahr um 8 Uhr in der Schlange für die Nummern stehen, gegen halb 9 am Terminal, Nummer 178 und dann bis 11 Uhr gemütlich frühstücken und auf den Fernseher starren, bis ich mich gegen 11 Uhr langsam auf den Weg mache, um ab Nummer 140 statt in einer Schlange in einer Traube vor dem Speisesaal zu stehen, der zum Merch-Stand umfunktioniert wurde. So kann ich noch Zeuge werden, wie die Nummer 999 gezogen wird, der Kiosk für die Nummern geschlossen und nach langer Diskussion mit mehreren verwirrten Kreuzfahrern wieder geöffnet wird, bis gegen 12 Uhr endlich meine Nummer aufgerufen wird.Das Nummernsystem löst zwar das Problem mit der Schlange, aber nicht das der hohen Wartezeiten. Die Ursache dafür ist auf der einen Seite wieder der riesige Merch-Stand, der von lediglich vier bis fünf Personen betreut wird. Zum anderen die (zum Glück) wenigen Kunden, die das Bedürftnis haben, trotz der vielen wartenden Menschen, dem wenigen und durch sie gebundenen Personal und der Tatsache, dass es stinknormale T-Shirts sind, jedes Teil einmal anzuprobieren um dann Passform, Material und Aufdruck mit Personal, Freunden und der Familie zu Hause zu diskutieren ...Zur Ergänzung sei aber gesagt, dass die Prozedur lediglich für diejenigen notwendig ist, die neben dem reichlich vorhandenen und zusätzlich noch an mehreren kleineren Ständen vertrieben Festival-Merch auch T-Shirts von Bands erwerben wollen. (Vor allem die teilweise recht liebevoll gestalteten Kreuzfahrt-Shirts von in diesem Jahr unter anderem ARCH ENEMY, DRACONIAN, KAMELOT und ORDEN OGAN.) Querbeet Folk und viel Thrash Metal Direkt vom Merch geht es dann zum bereits laufenden Set von ORDEN OGAN, der Sauerländer Power-Metal-Band, die sich über die Jahre erst als gefühlte Vorband von allen und jedem und im letzten Jahr auch solo in meine Musiksammlung gespielt hat. Wie jedes Jahr überrascht das internationale Publikum mit großem Andrang bei gefühlt kleineren Bands, bei denen es einem in Deutschland als regelmäßiger Konzertbesucher schwer fällt, sie nicht irgendwann zu sehen. Die Jungs liefern wie gewohnt eine gute Show und scheinen nach Gesprächen mit dem ein oder anderen internationalen Power-Metal-Fan einige Anhänger dazu gewonnen zu haben. Nach einem kurzen Abstecher über die in diesem Jahr tatsächlich rechtzeitig fertiggestellte Pool-Stage – der Hauptbühne, die über dem großen Pool auf dem Sonnendeck des Schiffs aufgebaut wird, wo die deutschen Mittelalter-Rocker von SALTATIO MORTIS für Stimmung sorgen – geht es zurück in das Alhambra Theater, wo die israelische Folk-Metal Band ORPHANED LAND die Bühne nach ORDEN OGAN übernehmen. Wie immer eine sichere Wette, und auch wenn der orientalisch eingeschlagene Sound nicht jedermanns Sache ist, lassen sich doch die meisten, die zufällig rein stolpern, von den härteren Klängen mitreißen. Weiter geht es mit der amerikanischen Band POWERGLOVE, die Melodien aus Videospiel-Klassikern und Samstagmorgen-Cartoons aufbietet, nach dem Motto "We are Powerglove and we are here to destroy your childhood", aufgrund gesundheitlicher Probleme des eigenen jedoch mit einem geliehen Bassisten. Die Stimmung im Studio-B ist mit crowdsurfenden Marios, hüpfenden Pokemon und von der Band verteilen Schaumstoffschwertern angemessen und die Ansage "We will play again tomorrow, at fuck you o'clock in the morning" bringt die Terminprobleme, die 123 Shows an zwei vollen und zwei halben Tagen für Bands und Fans mit sich bringen, durchaus auf den Punkt. Das deutsche Mittelalter-Death-Metal-Orchester HAGGARD verspielt sich seine Chance ("Nicht meins, aber vielleicht guck ich doch mal rein ..."), als ich mit leerem Magen beim Soundcheck "Wir brauchen mehr Flöte" vernehme. Ein paar Meter weiter gibt es dann Abendessen und wir leisten uns zur Verdauung einen kurzen Abstecher zur schwedischen Viking-Metal-Band MANEGARM (für die Chronologie, wir haben jetzt etwa 17:30 und gerade wird Merch-Ticket 400 bedient) und der irischen Folk-Metal-Band CRUACHAN. Beide leiden für mich deutlich an dem schlechten Sound der Pyramid Lounge und der Konkurrenz durch die amerikanische Thrash-Metal-Band OVERKILL, die im Alhambra Theater eine gute Show liefern. Und dann ist auch schon Zeit für ANTHRAX, die als zweiter Headliner heute ihre 75 Minuten auf dem Pooldeck haben. Wenn man den Amerikanern den Spaß an der Kreuzfahrt nicht schon daran angemerkt hat, dass man die Band bei vielen Gelegenheiten in Bars und Cafés mit Fans dikutieren oder Shows besuchen sehen kann, dann spätestens bei ihrer ersten Show. Übrigens ist hier die passende Gelegenheit, die gut organisierte Security zu loben, die jetzt im Akkord Crowdsurfer – teilweise frisch aus dem Whirlpool zentral vor der Bühne – aus der Luft fangen darf. Nach einem kurzen Nickerchen auf einer Poolliege während der Umbaupause geht es dann thematisch ähnlich mit ANNIHILATOR weiter. Zumindest Jeff Waters ist so begeisterter Kreuzfahrer, dass er die Regel, dass eine Band nicht in zwei Jahren hintereinandern auftreten darf, dadurch umgeht, dass er jedes Jahr den All-Star-Jam am letzten Tag organisiert. Wie zu erwarten, nehmen sie den größten Teil des Publikums und die Stimmung von ANTHRAX mit und zeigen, dass auch Kanadier guten Thrash abliefern können. Auf dem Weg ins Bett spielt für mich noch die bayrische Pagan-Metal-Band EQUILIBRIUM das Studio-B warm. Live eigentlich immer sehenswert, so auch dieses Mal, auch wenn ich sie persönlich etwas eintönig finde. Tag 3 Zeit für Erholung Der dritte Tag ist Hafentag. Dieses Jahr am Strand des Kreuzfahrtunternehmens Royal Caribbean, Labadee auf Haiti. Der Tag ist dringend notwendig, um sich zumindest etwas zu erholen. Auch wenn das Gelände extrem touristisch und die geführten Aktivitäten – Kategorie Zip-Line, Schnorcheln, Kajak und Bootstour zu einem ruhigeren Strand – für meinen Geschmack etwas überteuert sind, so ist ein Spaziergang am Strand doch eine willkommene Abwechslung. Zur Entspannung gibt es dann immer noch das Spa, das mich an diesem Tag mit Sonderangeboten lockt. Nachdem sich die Massagetherapeutin beim Richten meines Körpers genau so viel Zeit genommen hat, wie ANTHRAX vorher beim Zerstören von Nacken, Rücken und Schultern, können die Konzerte am dritten Tag los gehen. Death und Thrash im Pool Weil ein entspannter Körper so schön ist, setze ich mich zu den mexikanischen Freunden, die mich in einen der Whirlpools hinter der Bühne auf ein Bier eingeladen haben. Ich höre noch die Worte: "Alkohol sollten sie nach der Massage eigentlich nicht, aber ich weiß, wo wir sind – trinken sie viel Wasser dazu". So ziehen auf der Pool-Stage, begeleitet von Pool-Moshpit, Pool-Circlepit, Spritz- und Schreiwettkämpfen zwischen den Pools, entspannenden Blubberbläschen und kaltem Bier, MORS PRINCIPIUM EST (finnischer Death-Metal), OVERKILL und TESTAMENT an mir vorbei. Zwischendrin ergibt sich immer mal wieder die Gelegenheit herauszufinden, mit wem man eigentlich im Pool sitzt: normale Mexikaner, leicht durchgeknallte Mexikaner, ein betrunkener Deutscher, den man zu Hause ohne weiteres zu Fuß besuchen könnte, ein Australier, der in Kanada wohnt, ein Schwede, der im gleichen Job arbeitet und noch einige andere.Bis man merkt, dass man eigentlich statt TESTAMENT die Band TROLLFEST, die scheinbar wie immer extrem unterhaltsam waren, sehen wollte, lässt sich das Leben so genießen. Nach einem späten Abendessen ist es dann Zeit, die Pool-Stage-Show des dritten Headliners KAMELOT zu sehen. Die amerikanische Power-Metal-Band, auf der Kreuzfahrt bei einigen Songs unterstützt von ARCH ENEMY Frontfrau Alissa White-Gluz, spielt wie ANTHRAX den Abend zuvor vor einem bis in die Ränge vollgepackten Pooldeck eine gute Show, die von den Fans begeistert aufgenommen wird. Eine Mischung aus Konzert und Poolparty, während man sich fragt, wie die Lichtschow wohl für die anderen Kreuzfahrtschiffe und Frachter aussieht, deren ruhige, dezente Beleuchtung man in nicht allzu großer Entfernung sieht. Nach kurzen Abstechern zu EQUILIBRIUM und der ungarischen Folk-Metal-Band DALRIADA – zu chaotische Musik für meinen Geschmack, aber in kleinen Dosen durchaus genießbar –, geht es wieder in die Kabine zu einer kurzen Nacht. Tag 4 Vorprogramm für Frühaufsteher Den vierten und letzten Konzerttag eröffnet die deutsche Hard-Rock Band AXXIS, um die man sich zu Beginn der Woche noch Sorgen machen musste, weil sie nach einem ausgefallenen Flug auf ihrer Ausweichroute über Dubai genau dort festhingen. Das Pooldeck ist für 10:00 Uhr morgens überraschend gut gefüllt und man merkt an der Stimmung, dass kaum jemand zufällig da ist. Wettkampf der schweren Männer AMARANTHE werden wieder nur mit einem kurzen Besuch meinerseits gesegnet, denn wer zum anschließend angesetzten traditionellen Belly Flop Contest, dem Wettkampf der Bauchplatscher, zu spät kommt, der kann nur noch zuhören, denn sehen wird man in der dritten Reihe nichts mehr. Der Wettkampf mit reichlich Teilnehmern hat auch dieses Jahr mit Per Nilsson (SCAR SYMMETRY), Dianne van Giersbergen (XANDRIA), Kobi Farhi (ORPHANED LAND), Jason Peppiatt (PSYCROPTIC), Alea (SALTATIO MORTIS), Felipe Andreoli (ANGRA), Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER) und Van Williams (GHOST SHIP OCTAVIUS) wieder eine internationale und prominente Jury. Die beiden teilnehmenden Kinder treten in diesem Jahr in ihrerer eigenen Kategorie an, die wenigen Frauen, die sich aufs Brett trauen, müssen sich aber der weitaus geringeren Eleganz, der gänzlich fehlenden Ästhetik und der deutlich überlegenen Wasserverdrängung der teilnehmenden Männer geschlagen geben. Sieger nach drei Stechen und damit Titelverteidiger mit einer perfekten Wertung ist der glückliche Vorjahressieger, den man den Rest des Tages in knapper Badehose mit zwei Goldmedaillen um den Hals antreffen kann. Kobi Farhi darf im Anschluss direkt den Pool wechseln, um das zweite Set von ORPHANED LAND zu singen. Wie das erste, ist auch das zweite ein gutes, mitreißendes Set – allerdings ist auch die Tatsache, dass man sich dabei einen Sonnenbrand holen kann, der einzige wesentliche Unterschied zum ersten. Wie jedes Jahr steht ein kurzer Abstecher zum von Jeff Waters (ANNIHILATOR) organisierten All Star Jam an, der das Alhambra wie jedes Jahr bis zur Tür füllt. Es reicht grade für IRON MAIDENs "Trooper", gespielt von Will Carroll (DEATH ANGEL) am Schlagzeug, Philip Restemeier (XANDRIA) und Axel Ritt (GRAVE DIGGER) an den Gitarren sowie Frank Bello (ANTHRAX) am Bass und gesungen von Thomas Vikström (THERION), bis sich der Hunger meldet. Mittlerweile ist es fast 15 Uhr. Nach der anstrengenden Woche stellt sich mit dem Sonntag langsam eine gewisse Erschöpfung ein und so geht die Zeit mit gemütlichen Gesprächen mit alten und neuen Bekannten bei Kaffee und Bier mit gelegentlich rythmischem Kopfnicken, Klatschen und Hörner zeigen gut rum, während auf der Pool-Stage im Hintergrund DEVILDRIVER zu KALMAH (finnischer Melodic-Death-Metal) werden.Danach kann man sich im Alhambra nochmal von einem energetischen Set von ANNIHILATOR wecken lassen, bevor, nach einem ausgiebigen Abendessen, die Headliner ARCH ENEMY und ANTHRAX mit einer Viertelstunde Überlappung auf der Pool-Stage und im Alhambra ihren Abschied geben. Nachdem ich die Leute bewundern durfte, die um mich herum ein komplettes ANTHRAX Set verschlafen haben (was sich absolut nicht negativ auf die Stimmung auf und vor der Bühne ausgewirkt hat), wird es Zeit zu packen und sich das letzte Mal von den sanften Wellen in den Schlaf schaukeln zu lassen. Tag 5 Die Abreise Auf dem Weg zum letzten Frühstück auf dem Schiff kann man noch die letzten hartnäckig Ausdauernden bestaunen, die die Nacht beim Karaoke durchgemacht haben. Karaoke findet übrigens jede Nacht ab Mitternacht statt und soll sehr zu empfehlen sein. Letztes Jahr hab ich es geschafft, kurz reinzuschauen und Fabio Lione (RHAPSODY, ANGRA) beim Singen erwischt, dieses Jahr ist das leider unter den Tisch gefallen.Nach dem Frühstück geht es vom Schiff zurück in die Realität, wo man am Flughafen seine neu aufgefrischte Immunisierung gegen die Nähe von großartigen Musikern testen kann, während man sich in der Flughafenbäckerei darüber aufregt, wie lange SCAR SYMMETRY dafür brauchen, ihr Essen auszusuchen. Alles, bevor man seine Kaffeesucht befriedigen kann, mit ORDEN OGAN darüber schimpft, dass der Check-In Schalter noch nicht geöffnet ist oder Chris Boltendahl dabei beobachtet, wie er sich in einer hellblauen Sweatjacke die Beine am Flughafen vertritt, während der Rest von GRAVE DIGGER beim Gepäckt döst.Zumindest gibt es diesmal beim Austeigen aus dem Flieger nicht das Handgepäck von MOONSPELL an den Kopf ... Fazit 70000 Tons of Metal ist eine Erfahrung, die man gemacht haben sollte, wenn man kann. Es ist ein sehr familiäres und kleines Festival, was die Besucherzahlen angeht, mit vielen Bands, guter Stilmischung und Komfort, den man sich auf einem Campground nur als reicher Exzentriker leisten kann. Das gepaart mit der Tatsache, dass viele Bands nicht nur Meet and Greets anbieten, sondern auch den Rest der Zeit auf dem Schiff anzutreffen sind – ob als Fans im Publikum, zum Entspannen am Pool oder in einer der vielen Bars –, macht die Kreuzfahrt zu einem Festival, das man so an Land nicht erleben kann.Als Warnung sei aber hier aus persönlicher Erfahrung darauf hingewiesen, dass man die Kreuzfahrt nicht "nur einmal" als "was Besonderes" mitmacht. Das sind Dinge, die man nur sagt, wenn noch nicht da war ... bevor man im nächsten Jahr wiederkommt.