Köln 21.04.2017 - THE REAL MCKENZIES, seit 25 Jahren unterwegs, sind zum Jubiläum auch in Deutschland unterwegs – zum zweiten Termin des deutschen Teils der Tour in Köln, stilecht im Underground. Lest hier unseren Bericht, angereichert mit Eindrücken der Band hinter den Kulissen ... Das Underground ist ein kleiner Club. Kneipe, Konzertraum und Biergarten, alles liebevoll punkig angeranzt aber doch sauber, wo es darauf ankommt. Heute klebt zur Feier des Tages ein Zettel mit der Aufschrift "Ausverkauft" an der Tür und der Biergarten ist, auch dank des ersten halbwegs akzeptablen Wetters, vor Einlass entsprechend gefüllt. Eindrücke der Band Die Band sitzt vor der Show noch gemütlich Backstage, oben im Gebäude quer über den Hof, in einem kleinen Raum mit Sofas neben einem kleineren Raum mit Jugenherbergsdoppelbetten, in denen sie Instrumente und Gepäck verteilt haben, trinkt Bier und Wodka-O – später in Ermangelung von Saft Wodka-Fanta – und strickt Seemannsgarn. Dank eines kurzfristig angesetzten Interviews – die wenigen Informationen und den relevanten Unfug habe ich auf diesen Bericht und die Besprechung des aktuellen Albums verteilt – darf ich Zeuge sein. Und so nehme ich Paulie McKenzie fast ab, dass er nach angeblich mittlerweile 150 verschlissenen Musikern – etwas mehr, als einmal die komplette Band pro Jahr – endlich ein stabiles Line-Up gefunden hat, weil er, wie er sagt, "keine charakterlichen Kompromisse mehr eingegangen ist, einfach um gute Musiker dabei zu haben". Allerdings gibt es hier auch schon den ersten leichten Dämpfer für mich, denn "Northwest Passage", mein persönliches Highlight des aktuellen Albums, hat es noch nicht auf die geschafft. Das Original ist den Kanadiern zu ikonisch, als dass man es sich leisten könnte, den Titel schlechter auf die Bühne zu bringen, als STAN ROGERS damals seine Version. Die Proben laufen noch.Nach knapp 45 Minuten ergbit sich eine Lücke im zwar unterhaltsamen aber doch anstrengenden Strom des einstudierten Bullshits, der sich vermutlich zwangsläufig ergibt, wenn sechs Männer über längere Zeit zusammen mit Alkohol in kleinen Bussen und Räumen eingesperrt sind, den die Tourmangerin und ich nutzen, um pünktlich zur Vorband RED EYE zu fliehen. Nach der Entschuldigung, dass die immer so sind und sie die sonst den ganzen Tag an der Backe hat, geht es dann frisch los mit RED EYE. RED EYE RED EYE sind mir bis dahin kein Begriff. Sie spielen Punk Rock, kommen aus Köln, machen den meisten Anwesenden Spaß und freuen sich sichtlich darüber. Der Sound in dem kleinen, vollen Laden ist gut und die Band hat, entgegen den landläufigen Klischees, ihre Instrumente ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal in der Hand. Und obwohl das Genre meinen Musikgeschmack im Wesentlichen eher aus nostalgischen Gründen streift, als aus aktuellem Interesse, freue ich mich drüber, eine recht frische Band zu sehen, die es richtig macht. Ich jedenfalls fühle mich gut unterhalten, es gibt ein erstes kleines Pit und viele fühlen sich dazu hingerissen, mit mehr als nur den Füßen zu wippen. Insgesamt keine schlechte Vorbereitung auf die Hauptband. THE REAL MCKENZIES THE REAL MCKENZIES sind älter als DROPKICK MURPHYS, aber auch deutlich kleiner – nach meiner letzten DROPKICK MURPHYS Erfahrung etwas, das mich durchaus optimistisch stimmt, denn als ich die Bostoner das letzte Mal live sehen durfte, war es mir persönlich zu groß. (Zu groß, was sowohl Halle als auch die Inszenierung anging, als dass die passende Atmosphäre hätte aufkommen können und der Sound war auch zu schlecht, als dass man die Musik hätte genießen können.)Entsprechend begeisterungsfähig bin ich dann, als in dem kleinen, ausverkauften, schäbigen Kämmerchen sechs grenzwertig angetrunkene Musiker unter einem kleinen Banner auf einer engen Bühne stehen und solide abgemischt ihr Bestes geben, um sich selbst und dem Publikum Spaß zu machen. Der kleine Konzertsaal ist mittlerweile fast in seiner Gesamtheit zum Pogopit geworden und auch außerhalb des Pits wird getanzt, während die Band, unterbrochen nur von Trinkpausen und gelegentlichen Ansagen mit schwerer werdendem schottischem Akzent, eine quer durch die Bandgeschichte spielt.Live gefällt mir Folk-Punk so wesentlich besser, als in einer Halle, die 6.000 fasst und gefühlt stärkerem Augenmerk auf der Qualität der Videos, die über die Leinwand im Hintergrund laufen, als auf dem Sound. Jedem, der Punk mit Dudelsäcken mag, seien an dieser Stelle THE REAL MCKENZIES ans Herz gelegt. Ein kleiner Bonus für geduldige Fans Zum Ende des Konzerts gibt es dann zur Überraschung aller Anwesenden einen kleinen Bonus – und für alle, die zu spät an der Abendkasse waren, eine nette Geste. Es gibt im Hof noch ein akustisches Bonusset für alle, die es nicht mehr rein geschafft haben und alle, die noch bleiben wollen. Mangels akustischer Instrumente wird es eher ein A-capella-set mit gelegentlichem Dudelsack. Und so steht die Band dann im Hof, in einer Traube glücklicher Fans und gibt, vom Chor unterstützt, noch einige Titel zum Besten, die es nicht auf die eigentliche geschafft haben.Die Kleidung getränkt von einer Mischung aus Schweiß und Bier, über deren Herkunft ich lieber nicht nachdenke, etwas unterkühlt von der noch recht lauen Frühlingsnacht, aber sehr gut gelaunt geht es für mich nach einem langen Abend mit guter Musik dann nach Hause.