23.06.2017 – Es war geladen zur "ultimativen Trash und Grind Party" im kleinen Contrast in Konstanz: Vier Bands, zweimal Thrash mit TOTAL ANNIHILATION und KLAW, zweimal Grind mit DEAD ROOT und ROTTENNESS. Ich muss zugeben, ich habe bei dem aktuell sehr tropischen Klima auch kurz überlegt, ob ich meinen Abend in einem kleinen Keller mit langhaarigen, schwitzenden Menschen verbringen möchte. Eine Überlegung, bei der scheinbar leider viele zu einem anderen Ergebnis gekommen sind. Ein Fehler, wie ich ihnen sagen muss, denn es war drinnen nicht wärmer als draußen, kalte Getränke gab es zu günstigen Preisen und obendrauf gute Musik, die eigentlich für sich genommen schon Grund genug sein sollte, sich in einen Keller voll langhaariger Menschen zu begeben, falls so ein Keller nicht schon als solcher überzeugt. Total Annihilation TOTAL ANNIHILATION sind solider Thrash aus Basel. Mit mittlerweile über zehn Jahren Erfahrung lieferte die Band, wie erwartet, eine solide Show mit sauberem, hartem Thrash ab. Besonders zu loben, und das ist nicht nur dem Kükenbonus geschuldet, ist der Schlagzeuger. Eingesprungen, nachdem der alte vor ein paar Wochen abhanden gekommen ist, braucht er zwar noch ein paar Jahre, bis er sich etwas harmonischer in die optische Altersstruktur der Band einfügt – aber musikalisch scheint er schon jetzt gut angekommen zu sein.Etwas schade, wie gesagt, wie wenig Menschen sich eingefunden haben, aber die Kombination aus Platz und mitreißender Musik gibt einigen menschlichen Wind- und Regenmaschinen angemessen Entfaltungsraum, mit ihrem üppigen Haupthaar den gefühlten Klimavorteil des Kellers noch einmal zu verstärken. Klaw Ebenfalls aus der Schweiz sind KLAW angereist. Allerdings ist die Band deutlich jünger als TOTAL ANNIHILATION. Mit zwei noch unbesetzten Positionen an Bass und zweiter Gitarre, dafür mit einem guten Händchen, was die Auswahl an Gastmusikern angeht, stehen sie nach dem Release ihrer ersten EP zum dritten Mal zusammen auf der Bühne. Dass die einzelnen Musiker keine Bühnenneulinge sind, merkt man der Band aber durchaus an. Und auch hier fällt mir, neben der im Thrash eher unüblichen Sängerin und der hervorragenden Gitarrenarbeit, der Schlagzeuger auf. Ich wusste bisher nicht, dass ich dieses mentale Bild brauche, aber jedes Mal, wenn ab sofort jemand die Worte "Schweiz" und "Schlagzeuger" zusammen benutzt, wird vor meinem geistigen Auge ein Bild von Reto auftauchen. Mit der souveränen Gelassenheit und der äußerlichen Distanziertheit, die dem Eidgenossen innewohnt, trommelt er das Set sauber runter, der gelassene Gesichtsausdruck nur gelegentlich durch ein aufblitzen flüchtiger Gehetztheit unterbrochen, wenn die Konzentration technisch anspruchsvollere und schellere Passagen fordert. Insgesamt eine Band, die man im Auge behalten sollte. Dead Root Ein australisches Grindduo in Unterhose vor dem grünen Neon-Piranha-Skelett-Logo des Contrast. Wer bei dem Satz schreiend weg gelaufen ist, vermutlich die richtige Entscheidung, wer sich freudig sein Bier genommen und nach vorne gestürmt ist, vermutlich auch die richtige Entscheidung. Alle anderen entdecken entweder eine neue Leidenschaft oder eine neue Quelle für Alpträume. Aber es schadet dem Charakter nicht, sich im Leben gelegentlich Situationen zu stellen, in denen man die Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?" nur mit einem überzeugten "Vielleicht?" beantworten kann. Rottenness Mit ROTTENNESS, Grind aus Mexiko und den USA, kommt dann noch ein Symbol der Zusammenarbeit zwischen Nachbarn zu Zeiten Trumps. Musikalisch bleibt die gleiche Frage wie bei DEAD ROOT, allerdings sollte mittlerweile allen klar sein, in welche Richtung sie rennen wollen. Und so endet musikalisch ein sehr interessanter Abend mit vielen neuen Eindrücken. Schöne kleine Party Ein kleiner, gemütlicher und leicht angeranzter Club, günstiges, kaltes und genießbares Bier, überraschend gut gemischter Sound und eine gute Auswahl an Bands, denen man sonst aktuell nicht ohne weiteres über den Weg läuft, für günstigen Eintritt: Eigentlich sollte der Laden voll sein, oder gibt es am Bodensee so wenige Metalheads? Ich jedenfalls werde bei der nächsten Gelegenheit wieder dabei sein. Total Annihilation : Exctinction Brainless Pigs Panic Big, Fat, Lying Bastards Day Z Silent Warfare War, Death, Suffering Solace for the Weak Dosenbier Klaw : Eta Carinae Panic Exoskeleton No Regrets Don't Give Me That Fight Killing In The Name Of Age Of The Fools War Is My Shepherd Dead Root : - Krach und Grunzen? Rotteness : - Geht's der Katze gut?