Die Metaldays, eher Metal-Ferienlager als Festival, haben ihre aktuelle Heimat in Tolmin, Alpenstadt des Jahres 2016, am südlichen Rand der Alpen, an den Ufern von Soča und Tolminka. Das Festival kann mittlerweile auf 15 Jahre Tradition und den Weg vom Tagesfestival in Wien zur einwöchigen Metalparty in Slowenien zurückblicken. Wie immer ist sowohl am Strand als auch auf der Bühne ein vielseitiges Programm geplant. Von Yoga über Malen bis zum Bondage-Workshop, von der kleinen lokalen Band auf der New Forces Stage bis zu internationalen Größen auf den beiden Hauptbühnen sind pro Tag nur etwa fünf Stunden ohne organisiertes Vergnügen angesetzt. Auf den ersten Blick ist alles etwas lockerer: Wo in Deutschland mehr Rettungsschwimmer als betrunkene Metaller das Flussufer bevölkern würden, reicht ein Schild "Baden auf eigene Gefahr". Wo in Deutschland die Campingflächen ordentlich abgesteckt sind, findet man hier noch Zelte und Pavillons schräg am Hang zwischen Bäumen, am Ufer des Soča oder vor der New Forces Bühne. Etwas strenger als in Deutschland ist hingegen die Nachtruhe – die gilt von der letzten Band bis morgens um 9 Uhr auf dem Campinggelände, und auch Polizei, Feuerwehr und Sanitäter sieht man in Deutschland seltener über das Gelände patrouillieren. Allgemein ist das Festival aber bis auf die Kleinigkeiten, die man immer zu meckern findet und ein bisschen Chaos in der Running Order, nicht schlecht organisiert. (Da wird beim Merch nicht sofort ein "Ausverkauft" über das eine, schöne Shirt gehängt, wenn es weg ist, es ist nicht jedem immer ganz klar, für welche Getränkebehälter man jetzt Pfand bezahlt hat und für welche nicht, und auch welche Getränke man von wo nach wo transportieren darf, scheint eher Ermessenssache der Security als klar kommunizierte Richtlinie zu sein.) Wetterchaos, Terminchaos und Ausfälle ... Ein bisschen Pech mit dem Wetter kann man bei Festivals nicht vermeiden, aber als es am ersten Morgen mit Programm schon Zelte, Pavillons und aufblasbare Einhörner über das Gelände weht, während es in Strömen regnet und am Horizont die Blitze zucken, ist das nicht der schönste Einstieg. Nachdem das Gewitter abgezogen ist, muss schon ein guter Teil der Bands gestrichen werden. Die New Forces Stage, auf der die kleineren Bands spielen, ist durch den Sturm etwas kleiner und etwas faltbarer geworden, als dem Veranstalter und den Bands lieb sein kann. Ersatz soll am nächsten Tag stehen. Etwa zur gleichen Zeit werden XANDRIA wegen Krankheit aus dem Line-Up gestrichen. Als es dann doch endlich nach Verschiebungen wegen eines neuen Unwetters auf der Hauptbühne losgeht, werden NA CRUITHNE und BEHEADED mitten im Set einen Kopf kürzer gemacht, LOST SOCIETY werden ganz abgesagt, LOUDNESS spielen auf der anderen Bühne im Slot von BATUSHKA, die jetzt nach VENOM INC als letztes spielen. Später läuft dann noch über die Anzeigetafel, dass BATUSHKA und VENOM INC getauscht werden ... nicht, dass das jetzt noch jeder mitbekommt. MARILYN MANSON hätte seinen Slot scheinbar gerne abgegebenn. Trotz Verspätung geht er eine halbe Stunde zu früh von der Bühne und gesanglich hätte die Show mindestens die Hälfte des Publikums besser hinbekommen. Nur am ersten Tag des Festivals so benebelt und verbraucht zu wirken, wäre eine Herausforderung gewesen. Am nächsten Tag geht es dann weiter mit einem etwas aufgestockten New Forces Programm und einer Absage von KADAVAR wegen plötzlichem Storchenangriff, Glückwunsch den frischen Eltern an dieser Stelle. Nach erneutem Gewitter am Nachmittag wird der KADAVAR Slot dann von KRISIUN besetzt, die auf der anderen Bühne gestrichen werden. Der Mittwoch kommt ohne große Planänderungen aus, nur die New Forces Bühne wird wieder mit den Unglücklichen von Montag aufgefüllt. Der Donnerstag ist dann wieder Grund sich aufzuregen, die New Forces Bands werden ohne große Ansage eine Stunde vorverlegt, die Hauptbühne rutscht eine nach hinten um das Loch zu füllen, das die Absage der ARCHITECTS gerissen hat. Begeisterung über die Änderungen und die Kommunikation über sieht man vor allem an der New Forces Stage nicht. Freitag, zum Abschluss, läuft es dann nochmal rund, aber bei der Kommunikation von Änderungen in der Running Order gibt es noch einige Luft nach oben. ... Urlaub am Soča ... Das größte Alleinstellungsmerkmal der Metaldays ist vermutlich die Lage am Ufer des Soča. Vom idyllischen, sonnigen Sandstrand kann man sich sofort in den felsigen, kalten Gebirgsfluss stürzen. Die meisten nutzen nach dem ersten Kontakt mit dem Wasser eine isolierende Luftschicht, von Plastik in Form gepresst: von der einfachen Matratze bis zum Einhorn oder Flamingo. Am Hauptstrand findet man neben der obligatorischen Bar und der Möglichkeit, eine Kleinigkeit zu essen, den Chillout-Bereich, in dem jeden Tag gemalt wird. Dazu gibt es viele Sitzmöglichkeiten und mit riesen Jenga und einem Badminton- oder Volleyballnetz auch die Möglichkeit, sich fast rund um die Uhr beliebig grobmotorisch zu betätigen. Für alle, die früh genug aufstehen – oder ausreichend lang wach bleiben – gibt es ab 9 Uhr morgens Programm im Sand. Angefangen mit Yoga, geht's weiter mit einer geführten Paarmassage und diversen auf Metal bezogenen Sportangeboten sowie einem Workshop zu grundlegendem Bondage, bis dann am Nachmittag Frauen ohne Oberteil und Männer mit Tanga die Möglichkeit bekommen, sich beim Volleyball und Badminton zu betätigen. Dazu kommt "Colors In Hell", die Malgruppe, die eigentlich für eine Stunde auf dem Plan steht aber dank Beliebtheit fast den ganzen Tag läuft ... und das tägliche Spezialevent. Egal ob Ausstellung, Schmiedevorführung oder Hochzeit, am Strand kann man über alles stolpern. Nur Müll sieht man erfreulich wenig. Wer nach der letzten Band noch Kapazitäten hat, kann sich zum Tagesabschluss auf ein kühles Getränk zum Strand begeben und sich die tägliche Strip-Show ansehen. Wer allerdings etwas Ruhe am Strand genießen will, sollte sich vor Mittag auf den Weg machen, denn mit der ersten nackten Brust auf dem Programm wird es mit der entspannten Stille etwas schwerer. ... und ein Festival! Während am Strand der betreute Teil des Programms langsam ausläuft und dem möglichst leicht bekleideten Sport- und diversen Partyspielen Platz macht, geht es auf dem Gelände gemächlich mit Musik los. Den Anfang macht jeden Tag die kleinere der beiden Hauptbühnen, die "Bosko Bursac Stage". Zwar bietet sie etwas weniger Raum als die große "Ian Fraser 'Lemmy' Kilmister Stage" – sowohl auf der Bühne als auch davor – aber atmosphärisch hat sie den klaren Vorteil. Vergleichsweise geschützt vor der Sonne bietet sie nach vorne einen gemütlichen Platz, auf beiden Seiten eingerahmt von alten Laubbäumen. Der Stand, der frisch im Holzofen gebackene Pizza verkauft, ist ein netter Bonus, gegen den die große Bühne lediglich eine matschige Wiese, einen Hang und die drittbesten Hamburger auf dem Gelände auffahren kann. Zusammen mit der zweiten Band auf der Bursac Stage läuft dann auch langsam die "New Forces Stage" an, auf der sich schon zwei Tage vor dem offiziellen Start auf den beiden anderen Bühnen kleinere Bands die Klinke in die Hand geben. Immer mit der Chance im Auge, im nächsten Jahr auf einer der beiden Hauptbühnen eingeladen zu werden. Etwa zwei Stunden später gibt es dann drei Bands parallel zu bewundern. Ein Angebot, das nachmittags noch nicht viel Anklang zu findet. Es lockt entweder die Sonne zum Strand oder das Unwetter treibt zum nächsten Unterstand. Voller wird es nur für ein paar auserwählte Bands oder gegen Abend, wenn mit der "New Forces Stage" eine Möglichkeit sich zu verteilen entfällt und mit der langsam sinkenden Sonne selbst bei den härtesten Metallern auch das Bedürfnis sinkt, sich die Fluten der beiden kalten Gebirgsflüsse zu stürzen. Alte Bekannte In einer Festivalsaison lassen sich Doppelungen kaum vermeiden – und für den Genuss der einzelnen Festivals für Fans sind sie oft das Gegenteil von Schädlich. Angefangen mit ICED EARTH am Montag, die nach den wetterbedingten Problemen auf der Lemmy-Stage scheinbar noch ein bisschen Wasser aus dem System zu spielen haben. Das äußert sich in leichtem Knacken, das sofort Rockharz Dark-Stage Flashbacks aufkommen lässt. Nach den ersten paar Songs ist die Technik aber im Griff. Die Truppe um Jon Schaffer wirkt ein bisschen wacher und enthusiastischer als beim letzten Mal. Der Dienstag geht durch die Absage von KADAVAR ohne den Schatten der Teufelsmauer im Hinterkopf vorbei. Dafür machen am Mittwoch GRAVE DIGGER ihren Festival Hattrick für dieses Jahr bei mir komplett. Wie immer mit einer routinierten aber trotzdem motivierten Show und genau dem richtigen Mix aus neuen Songs und Klassikern, um Band und Publikum gleichermaßen glücklich und engagiert zu halten. Nachdem der Donnerstag wieder ohne Bands auskommt, die mir hinterher reisen, sind am Freitag mit PAIN, HEAVEN SHALL BURN und DEATH ANGEL wieder drei dabei. PAIN profitiert deutlich – und wenig überraschend – vom besseren Sound und der längeren Spielzeit und Peter Tägtgren ist trotz beachtlicher Augenringe in Topform. HEAVEN SHALL BURN machen immer noch Metalcore, aber wenn ich sie in nächster Zeit noch einmal sehen muss, haben mich die Thüringer so weich geklopft, dass ich was Nettes drüber sage. Es ist ja nicht so, dass ich nicht sehe, dass sie den Krach gut spielen, mit guter Präsenz auf die Bühne bringen und ganz offensichtlich Spaß machen. DEATH ANGEL sind immer noch vergleichsweise frisch auf Europatour und mit viel Energie und Freude ein würdiger Abschluss für das Festival. Sie nehmen sich ein bisschen mehr Zeit als auf dem Plan steht, damit das gebührend ausgekostet werden kann. Ein bisschen Thrash ... Eröffnen dürfen in diesem Jahr REVEREND HOUND. Die Münchener Thrash-Truppe kann noch nicht wirklich auf aufgewärmtes Publikum zurückgreifen, die meisten sind am Mittag des ersten Festivaltages noch leicht gewittergeschädigt. Aber als Einstieg kann man sich über REVEREND HOUND nicht beklagen. Schade nur, dass man sonst so wenig von den Jungs hört, Potential wäre da. Ebenfalls am Montag gehören RAPIDFORCE aus Belgrad zu den Letzten, die noch ungeschoren vom nächsten Gewitter davon kommen. Auch in Serbien kann man offensichtlich soliden Thrash, allerdings reicht es nicht ganz, um es auf meine "Beobachten"-Liste zu schaffen. Dafür wird es etwas zu schnell eintönig. Auf die Liste schaffen es aber am Donnerstag definitiv ANGELUS APATRIDA aus Spanien. Nach mehreren Empfehlungen – unter anderem von Menschen, denen ich aufgrund ihrer DEATH ANGEL Vorfreude geschmacklich vertraue – definitiv kein Konzert, das ich bereue. Gute Musik, gut auf die Bühne gebracht und vielseitig genug, um nicht langweilig zu werden. An DEATH ANGEL als Thrash-Headliner kommen sie nicht ganz heran, aber die Band gehört definitiv zum besten Thrash auf dem Festival. ... Black Metal ... Teilweise fast wie Thrash-Metal klingen auch ABSU, aber es ist eindeutig Black-Metal. Die Texaner bringen am Montag einiges an Publikum zusammen, allerdings nicht so viel, wie ABBATH am Mittwoch anziehen kann. Das Soloprojekt des Norwegers, der am Donnerstag noch mit den BÖMBERS als Lemmy – allerdings nicht auf der Lemmy-Stage – auftritt, scheint anzukommen und mit seiner Akrobatikshow (ein kurzes Googlen nach "Abbath Metaldays" sollte unterhaltsame -Links zu Tage fördern) wird er zu einem unfreiwilligen Festivalhighlight. Black-Metal mit Folk- und Pagan-Einschlägen habe ich mir dann noch bei DORDEDUH aus Rumänien und FIRTAN aus Baden-Württemberg gegeben. Von der Idee her nicht verkehrt und vom Klang her sicher für den ein oder anderen eine Empfehlung wert, aber leider nicht ganz meins. Für alle, die reinschauen wollen, sind zumindest FIRTAN im nächsten Jahr wieder dabei. Dann auf der Hauptbühne und nicht mehr bei den New Forces. ... viel Death-Metal mit und ohne Zusatz ... Und dann gibt es noch viele Bands, die mindestens einen Death-Metal-Einschlag haben, die ich mir – entgegen Gewohnheit und teilweise Geschmack – zu Gemüte führe. Da sind erst mal die melodischen (ich mag Melodie), wobei mir besonders SLEEPERS' GUILT und BATTLESWORD positiv auffallen. Beide sind im nächsten Jahr wieder dabei. SLEEPERS' GUILT haben sich von der New Forces auf die Hauptbühne hochgeschlafen – das war das letzte schlechte Wortspiel, fast versprochen – und BATTLESWORD dürfen auf der zweiten Bühne spielen.Die Luxemburger von SLEEPERS' GUILT klingen im Vergleich etwas nachdenklicher als die Westfalen von BATTLESWORD, aber beide haben sich den Platz im nächsten Jahr an der Publikumsreaktion gemessen und auch musikalisch mehr als verdient. Dann sind da noch FOR I AM KING, die Holländer, die mit einer Monsterenergie und ihrer Monstersängerin eine Monster-Melo-Death-Show auf die dekorierte Bühne bringen. (Ich hoffe, bin mit meinem Werbedeal so unauffällig, wie die Band ...) Musikalisch durchaus mit Potential– aber eher eine Band, die ich aus der Peripherie beobachten werde. Als "progressive, aber in gut" sind mir PERSEFONE ans Herz gelegt worden. Die Wurzeln der Andorraner im Melodic-Death sind klar zu erkennen und die Einschätzung, mit der sie mir empfohlen wurden, kann ich durchaus teilen. Sehr gute Show und mit viel Begeisterung vorgetragen. Klassischer Death Metal ist natürlich auch vertreten. Da sind zum einen KRISIUN, die Brasilianer, die wegen des Wetters zwar von der Hauptbühne ausweichen mussten, dafür aber den Headliner-Slot auf der kleineren Bühne von KADAVAR geerbt haben. Genügend Fans haben es trotz der Planänderung zur Bühne geschafft, und auch wenn es stilistisch ein ziemlicher Bruch für den Slot ist, ist es der Stimmung nach keine schlechte Alternative. Die Schweden von BLOODBATH haben dann mehr Glück mit dem Wetter, im früheren Zeitslot aber mit etwas weniger Publikum. Trotzdem ist es auf dem großen Platz alles andere als leer und die Schweden wirken mit ihrer Show weder entmutigt noch enttäuscht. Etwas folkiger sind dann IMMORGON auf der New Forces Stage. Die spanischen Wikinger sehe ich nur, weil ich von den Zeitverschiebungen auf der kleinen Bühne zu spät erfahren habe – eigentlich hatte ich mit FIR BOLG gerechnet. Aber Black Metal gegen folkigen Melodic Death ist ein Tausch, den ich nur zu gerne annehme und die Jungs machen Spaß. ... gesprenkelt mit ein bisschen Folk ... IMMORGON sind natürlich nicht die einzigen, die musikalisch ein paar folkige Anleihen nehmen. Da sind besonders NA CRUITHNE zu erwähnen, die Iren, die mit ihrem Folk-Metal die Hauptbühne eröffnen dürfen. Nicht immer ganz nüchtern, aber mit viel Hingabe durchaus gut gemacht. Leider werden sie vom Wetter zu einem etwas verkürzten Set gezwungen, sind dafür aber den Rest des Festivals immer mal wieder zu einer Demonstration irischer Trinkstärke auf dem Gelände anzutreffen. Ich warte dann jetzt mal mehr oder weniger geduldig auf ihren ersten Abstecher nach Deutschland. ... und dann dürfen natürlich EQUILIBRIUM auf der Liste nicht fehlen, die am letzten Tag einen der letzten Slots besetzen und dabei eine Wall of Death nach der anderen auf den Rasen zaubern. Etwas Mitleid hat man nur mit Sänger Robert Dahn, der trotz seines offensichtlich zu heiß gewaschenen Bühnenoutfits eine gute Show auf die Bühne zaubert. ... Heavy Metal ... Natürlich darf auch Heavy auf einem Metal Festival nicht fehlen. Da sind die erfahrenen Japaner von LOUDNESS, die trotz ein paar Startschwierigkeiten aufgrund technischer Probleme an der Gitarre (die dem Anschein nach allen, außer Gitarrist Akira Takasaki selbst, bis zum Schluss verborgen bleiben) eine gute Show abliefern. Deutlich jünger sind KOBRA AND THE LOTUS zwar, aber nicht weniger routiniert in ihrer Show. Die Kanadier um Sängerin Kobra Paige reißen genau so problemlos mit, wie die fast 30 Jahre erfahreneren LOUDNESS und haben die Hauptbühne sicher im Griff. Mit viel Glück, Solidarität und ein bisschen Basteln bringen auch HELL eine gute Show auf die Bühne. Die Briten, deren Gepäck es irgendwie nicht ins Flugzeug geschafft hat, spielen mit Leihgitarren von KATANA und einer MacGyver-Sample-Einspielung. Die einzigen Hinweise auf die Logistikprobleme, die der Band mehr als nur ein Bein hätten brechen können, sind der fehlende Bühnenhintergrund und die entsprechende Ansage von Sänger David Bower, der sich bei allen bedankt, die ausgeholfen haben. GRAND MAGUS haben dafür alles dabei. Zwar gehen die Drei offiziell eher in Richtung Stoner-Doom, aber sie sind dicht genug dran, sodass ich sie hier verstecken kann, ohne noch mehr Überschriften zu verschwenden. Sehr unterhaltsam die Jungs und ich habe endlich eine Assoziation von Name und Musik ... beides waren bisher irgendwie unabhängig abgelegt. Fast genau so viel Freiheit nehme ich mir bei der Einordnung der EVIL INVADERS aus Belgien. Aber den Platz haben sie sich mehr als verdient und wer sie nicht live gesehen hat, sollte das tun. Großartige Show und gute Musik. Definitiv einen Blick wert. ... und allem, was man sonst noch braucht ... in dieser Kategorie bewegen wir uns bei allen Bands, die bisher nicht in den Setzkasten gequetscht sind – von depressiv bis widerlich. Da sind zum Anfang KATATONIA. Die Schweden sind technisch sauber und haben einige Fans dabei, die den Auftritt genießen, ich persönlich muss aber feststellen, dass die Musik an meinem natürlich sonnigen Gemüt irgendwie verschwendet wirkt. Am unteren Ende meines musikalischen „Ruhig, psychedelisch und leicht depressiv“-Spektrums tauchen dann SOLSTAFIR auf. Die Isländer sind in der richtigen Stimmung zwar sehr gut und durchaus auch live einen Blick wert. Ob es allerdings die richtige Musik ist, um einen Festivaltag abzuschließen und das Publikum in die Partynacht zu entlassen, würde ich in Frage stellen. Deutlich fröhlicher sind da schon die BLUES PILLS, die mit durchaus beeindruckender und mitreißender Begeisterung ihren Blues Rock auf die Bühne bringen. Nichts, was ich mir unbedingt auf dem heimischen Sofa anhören würde, aber live jederzeit gern. Irgendwie ähnlich würde ich SHINING einordnen, auch wenn ich die Darbietung nicht ganz so überzeugend finde. Irgendwie Wald-und-Wiesen-Schrammeln und Schreien mit gelegentlichen Saxofon-Einschüben. Es kann aber auch einfach mit meiner Laune zusammen hängen. Warum bitte gibt es nur bis nachmittags Kaffee? Wie soll man denn so zurechnungsfähig bleiben? Vielleicht muss man da nochmal mit Ruhe rein hören. Und dann kommen wir über HELLCRAWLER aus Slowenien mit solidem Death'n'Roll und SELFMACHINE – lautem Metalcore aus Holland, in den ich eher zufällig reingeraten bin – auch schon zu den begeistert Widerlichen. Angefangen mit RECTAL SMEGMA als kleinerer Vertreter der Gattung Porn- und Goregrind. Für die Uhrzeit am Nachmittag bringen die Holländer aber doch einigermaßen Publikum mit. Allerdings nicht so viel, wie die Tschechen von GUTALAX – nicht zum ersten Mal auf den Metaldays, und mit ihrem Auftritt am Nachmittag machen sie jedem Headliner Konkurrenz. Als Uneingeweihter hat man sich schon den ganzen Tag gefragt, warum jeder zweite auf dem Gelände den ganzen Tag lang eine Klobürste oder Extremeres mit sich rumträgt. Durch die erhöhte Exposition in der vergangenen Zeit sehe ich mich gezwungen zuzugeben, dass sich intellektuell ein Verständnis für den Reiz des Grind zu manifestieren beginnt. Allein mein niedriger Blutalkohol hält mich davon ab, es angemessen zu genießen. Die großen Headliner Am Dienstag dürfen sich AMON AMARTH auf der Bühne austoben. Standesgemäß mit großen Helm und viel Feuer, eben einmal das komplette Jomsviking-Programm. Melodic-Death-Metal ist, wie sich aus der Dichte an kleineren Bands aus der Richtung schon gezeigt hat, auf den Metaldays kein unbeliebtes Genre, und der große LKW mit großem Underberg- und Band-Foto, das für alle sichtbar den ganzen Tag am Weg zum Soča steht, tut der Vorfreude sicher auch keinen Abbruch. Viel freien Platz vor der Bühne gibt es nicht mehr und so tanzt die große Wikinger-Party fröhlich in der Hoffnung auf besseres Wetter. Mit DORO gibt es dann am Mittwoch ein Stück Metal-Geschichte. Keins, das angestaubt oder besonders selten zu besichtigen wäre, aber doch mit genug nostalgischem Appeal, um ein Faktor dabei zu sein, den Platz vor der Bühne voll zu bekommen. Nicht, dass es nötig wäre, sich auf Nostalgie zu verlassen. Titel, die bekannt aber noch lange nicht ausgelutscht sind, hat es genug und auch bei der Bühnepräsenz können sich viele aus der jüngeren Generation noch die eine oder andere Scheibe abschneiden, ohne dass es an die Substanz ginge. Nicht der spannendste Headliner – aber auch kein Fehlgriff. Donnerstag ist dann ein bisschen Zeit zum Durchatmen. Nicht, dass es sich nicht lohnen würde, OPETH zu sehen – aber verglichen mit dem, was sonst im Line-Up fett gedruckt ist, gehören sie doch eher zu den ruhigeren Vertretern der Kunst. Eine unnötige Pause wegen technischer Probleme mitten im Set müssen sie auch noch verdauen. Die Panne ist umso schmerzhafter, weil die Schweden um den Aussetzer eine super Show abliefern und vor der Bühne trotz der etwas entspannteren Musik ordentlich Stimmung aufkommt. Vielleicht doch keine schlechte Entscheidung, mit OPETH und SOLSTAFIR eine eher gemütliche Nacht einzuschieben vor dem letzten Tag. Den übernehmen dann die bereits erwähnten HEAVEN SHALL BURN. Gute Show – und auch wenn die Musik nicht meins ist, kann ich durchaus sehen, was die Band bis zum Headlinerslot getragen hat. Eine wunderbare Gelegenheit für alle, sich zum Abschluss noch einmal richtig auszutoben. Nicht so gut wie die Werbung, aber doch eine Empfehlung Auch wenn ich das Gefühl habe, nicht zum letzten Mal bei den Metaldays gewesen zu sein, habe ich noch nicht ganz das Merkmal gefunden, mit dem ich sie in meinem – zugegeben dünnen – Festival-Kalender rechtfertige. Musikalisch ist das Rockharz deutlich entspannter. Zwei Bühnen, keine Überschneidungen, man kann entspannt alles sehen. Als Party ist die 70000Tons Of Metal zwar deutlich teurer, bietet aber auch eine deutlich luxuriösere Partyatmosphäre. Es fühlt sich nur immer ein bisschen falsch an, die Kreuzfahrt als Festival zu bezeichnen. Die Metaldays bieten eine gutes Ambiente mit gelegentlich rauen Ecken, das Line-Up ist, auch mit Blick auf die vergangen Jahre, solide, Tolmin an sich ist kein hässliches Städtchen, gegen das Panorama ist man mit ein bisschen Alpennähe abgehärtet, hübsch ist es trotzdem. Essen und Getränke sind im Vergleich mit deutschen Festivals fair bepreist und trotzdem ausgezeichnet. Vielleicht reicht als Rechtfertigung in meinem Kalender also einfach, dass es ein gutes, vergleichsweise bezahlbares Festival ist mit solider, ziemlich internationaler Partyatmosphäre. Der größte Pluspunkt und gleichzeitig durch das viele Lob und die Prominenz im Werbematerial etwas enttäuschend, ist der Soča. Er ist ein kristallklarer, türkisblauer Gebirgsfluss, an dem es zwei vom Gelände zugängliche Strände gibt: einen, der vollständig den Besuchern überlassen ist, hier geht es eher entspannt zu. Etwas flussabwärts, zu Fuß oder – deutlich beliebter – per Floß zu erreichen, gibt es einen zweiten mit Bar, kleiner Bühne, Imbissbuden und Programm. So weit, so einzigartig. Allerdings werden die Strände je nach Andrang recht schnell ziemlich klein und die Aufbauten am Unterhaltungsstrand wirken etwas undurchdacht. Oh, und Unvorbereitete werden feststellen, dass so ein Gebirgsfluss selbst im Sommer, wie bereits erwähnt, eine eigene Definition von kalt erfordern kann. Für alle, die noch überlegen, also das Fazit, dass die Metaldays durchaus ein gutes Festival und vermutlich auch mit die besten "Metal-Ferien" sind, die man für den Preis bekommen kann. Da die meisten Problemchen mit der richtigen Laune leicht ignorierbar sind und die richtige Laune weder schwer zu finden ist, noch im Notfall viel kostet, bleibt die Empfehlung, einfach mal selbst zu gucken.