Ich muss sagen, dass ich NANOWAR OF STEEL immer weniger leiden kann, je länger ich dieses Album-Review vor mir her schiebe. Der musikalische Ansatz wehrt sich gegen eine einfache Meinungsbildung. Nicht die Musik an sich, die ist gut produziert und – wie bei den meisten Spaß-Metal-Bands – mindestens so solide gespielt, wie das Original. An den Vorlagen gibt es auch wenig zu meckern, NANOWAR OF STEEL marodieren munter durch die Größen des Powermetal. "Barbie Milf Princess Of The Twilight" ist nahtlos aus RHAPSODY-Bausteinen zusammengesetzt – dazu zähle ich auch Gastsänger Fabio Lione –, "The Quest For Carrefour" würde bei BLIND GUARDIAN nicht weiter auffallen und wer das musikalische Vorbild für "Ironmonger (Copier Of The Seven Keys)" war, erschließt sich aus dem Titel. Rein musikalisch betrachtet ist das Ganze abwechslungsreich, solide und vielseitig. Aber das Gleiche könnte man über einen Sampler der genannten Bands sagen – den Spaß am Spaß-Metal macht aber der Humor, und da wird es schwierig zu diskutieren. Stumpf oder genial? – Die Sache mit dem Humor Da gibt es bei NANOWAR OF STEEL zu Anfang zwei kleine grundlegende Probleme: Zum einen ist es nicht ganz so einfach, die Texte rauszuhören (wir sprechen über Fabio Lione), zum anderen gibt es leichte kulturelle Kommunikationsprobleme. Dass Carrefour zum Beispiel – als zweitgrößtes Einzelhandelsunternehmen Europas, wie Wikipedia mitteilt – im Kontext der Neubeschaffung der durch Saurons Zwiebelring vernichteten Gourmet-Barbeque-Sauce ein lohnenswertes Ziel ist, bedarf außerhalb der Länder im Einzugsbereich des Konzerns gegebenenfalls etwas Recherche. Aber auch wenn man ihn versteht, ist der Humor schwer zu beschreiben. Es ist dieser tiefe Schwachsinn, der seine humoristische Wirkung aus Verzweiflung zieht. Man lacht, weil es ausweglos ist. Das Trommelfeuer perfide geplanten Unsinns, immer wieder strategisch mit hoffnungsvollen Lichtblitzen aus durchschaubarem, plumpem, bürgerlichem Humor durchsetzt. Um einen dann gleich wieder in die Aussichtslosigkeit zu reißen, machtlos ob der eigenen humoristischen Hilflosigkeit, ausgeliefert dem unvorhersehbaren Potpourri aus musikalischen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Referenzen, Wortspielen, geschickten Metaphern und Fäkalhumor. Bis man selbst nicht mehr weiß, was nun stumpf und was genial ist. Ambivalente, durchaus große Gefühle Was am Ende bleibt, ist die Tatsache, dass NANOWAR OF STEEL es schaffen, mich zum Lachen zu bringen und mir gleichzeitig seelische und körperliche Schmerzen zu bereiten (meine Tischplatte hat mittlerweile eine stirnförmige Delle). Und das sind mindestens drei emotionale Reaktionen mehr, als viele andere Bands hervorrufen. Sie sind eine Spaß-Metal-Band, mit der man sich auseinandersetzen muss, und auf Platte kann man das zumindest, ohne okular von den Bühnenkostümen abgelenkt zu werden. Etwas desillusioniert bin ich lediglich ob der Offenbarung, dass DREAM THEATER offenbar bloß Penisse in die Silberseite von Manowar CDs ritzen, statt selbst zu schreiben ... aber das betrifft ja nicht die Qualität von "Stairway To Valhalla". TRACKLIST Declination (Intro) (1:13) Barbie, MILF Princess Of The Twilight (5:17) The Call Of Cthulhu (4:32) Heavy Metal Kibbles (3:30) Il Maestro Myagi Di Pino (Interlude) (0:43) L'Opelatole Ecologico (4:10) Images And Swords (Interlude) (0:56) In The Sky (3:32) ...And Then I Noticed That She Was A Gargoyle (5:01) Tooth Fairy (4:59) Vegan Velociraptor (4:35) Another Drill In The Wall (Interlude) (0:31) Ironmonger (The Copier Of The Seven Keys) (5:01) Bum Voyage (Interlude) (0:33) Uranus (4:16) The Crown And The Onion Ring (Interlude) (0:51) The Quest For Carrefour (5:21) Hail To Liechtenstein (5:05) LINE-UP Mohammed Abdul (Valerio Storch) - Guitar, vocalsPotowotominimak (Carlo A. Fiaschi) - VocalsMr. Baffo (Raffaello Venditti) - VocalsGatto Panceri 666 (Edoardo Carlesi) - BassUinona Raider (Alessandro Milone) - Drums