Wind und Glockenschläge, sakraler Gesang, viehisches Schreien und Bellen, das Wimmern einer Frau … Düster und atomsphärisch beginnt das neue Album von A PALE HORSE NAMED DEATH, den (selbsternannten?) "Brooklyn Lords Of Doom". Etwas hoch gegriffen, zumal bereits mit dem zur Klaviermelodie einsetzenden Gesang deutlich wird, dass wir es hier nicht mit den wahren Meistern der Zunft zu tun haben. Zu ausdruckslos und limitiert klingt Sal Abruscato bisweilen stimmlich, als dass er Pete Steele das Wasser reichen könnte, etwas zu uninspiriert mäandert ein Teil der Songs dahin, als dass sie sich an der überragenden kompositorischen Klasse von TYPE O NEGATIVE messen lassen sollten. Ein ungerechter Vergleich? Nun, wer sich in puncto Setting, Sound und Songwriting so offensichtlich an der großen Vorlage bedient – und das nicht mal zu Unrecht, schließlich sitzt mit Drummer Johnny Kelly mittlerweile ein zweites Ex-TYPE-O-Mitglied neben Sal Abruscato in der Band –, der muss sich auch beim dritten Album entsprechende Vergleiche gefallen lassen. Der lange Schatten von TYPE O NEGATIVE Es hätte insgesamt etwas weniger offensichtliche Nähe zu TYPE O gebraucht – schon der Titel "When The World Becomes Undone" zeigt offen die auch inhaltlichen Parallelen zum 99er "World Coming Down". Aber das ist es nun mal, um was es dem New Yorker Quintett inhaltlich geht: der Niedergang der Welt. Zusätzlich zum Weltschmerz hatte Abruscato ein paar private Themen aufzuarbeiten, wie er im Rückblick auf die vergangenen Jahre andeutet, in denen die Ideen für die Texte und die Musik des neuen Albums entstanden sind: "Man musste nur die Nachrichten einschalten oder sich umschauen. Gleichzeitig passierten in meinem Privatleben heftige Sachen. All diese Konflikte brachten letztlich diese Musik hervor. Ich hatte damals quasi eine angefangene Skizze, die wir dieses Jahr endlich vervollständigt haben." Doch gerade die überdeutlichen Reminiszenzen an TYPE O NEGATIVE sind es ja, gepaart mit Einflüssen von ALICE IN CHAINS, die bei den Anhängern bisweilen für Euphorie sorgen – und die auch ich bei A PALE HORSE NAMED DEATH schätze und (wieder)entdecke: Charakteristika wie den typischen, dommig-bratend-chorus-crunchigen Gitarrensound. Genussvolle Pick Slides als Auftakt oder Übergang in den C-Part eines Songs. Das versteckte "Ugh!" als Hommage an Pete Steele in "Love The Ones You Hate". Den zartbitteren Umschwung melodischer Fragilität in brachial-schleppenden Riff-Donner, garniert mit gerade so viel Hall und Keyboard-Kitsch, dass es noch Metal bleibt. Das Paradebeispiel für einen Song, in dem all diese Trademarks vereint sind, ist das großartige "End Of Days". "Für diese Kombination sind wir bekannt: schwermütig und düster anmutende Sounds mit unerwartet zarten Melodien", bestätigt Sal Abruscato die Rezeptur. "Wenn man superharte Riffs mit gefühlvollen Harmonien paart, stellt sich ein hypnotisches Gefühl ein. Man kann einfach abdriften und sich treiben lassen." Klasse ist vorhanden Eine willkommene Note hinterlassen die charmant-lässigen Soli der beiden Gitarristen Eddie Heedles und Joe Taylor – hier fügen A PALE HORSE NAMED DEATH dem vertrauten Schema etwas Frisches, Eigenes hinzu. Sehe ich von ein paar unnötigen Längen und dem mir stellenweise zu flachen Gesang ab, kristallisiert sich nach und nach eine Handvoll richtig starker Songs heraus. Das dynamische Spiel mit Laut und Leise, detailreiche Arrangements, Endzeit-Atmosphäre ... Klasse ist vorhanden, keine Frage. Somit bleiben A PALE HORSE NAMED DEATH auch mit "When The World Becomes Undone" (neben SEVENTH VOID) der Trost für alle, die den unerreichten TYPE O NEGATIVE hinterhertrauern. Ich freu' mich auf die anstehende Tour. When The World Becomes Undone Tracklist As It BeginsWhen The World Becomes UndoneLove The Ones You HateFell In My HoleSuccumbing To The Event HorizonVulturesEnd Of DaysThe WoodsWe All Break DownLay With The WickedSplintersDreams Of The EndClosure A PALE HORSE NAMED DEATH sind: Sal Abruscato - Vocals/GuitarEddie Heedles - Lead GuitarJoe Taylor - Lead GuitarEric Morgan - BassJohnny Kelly - Drums Tourdates 2019 28.03.19 Stuttgart, Universum29.03.19 München, Strom30.03.19 Dresden, Eventwerk31.03.19 Berlin, Bi Nuu02.04.19 Hamburg, Logo04.04.19 Bochum, Rockpalast05.04.19 Düsseldorf, Tube06.04.19 Mannheim, MS Connexion Complex