Geschrieben von Kai Samstag, 10 April 2010 12:59
Bury My Sins - Interview mit Sänger Marco zur "Ratts" EP
BURY MY SINS kommen aus Bad Hersfeld und Gotha. BURY M SINS spielen MetalCore, obwohl der schon angeblich tot ist. BURY MY SINS nahmen ihre aktuelle EP „Ratts" in drei Tagen auf, anstatt den Rekord im Triggern aufzustellen. BURY MY SINS tragen keine neonfarbenen Shirts mit zerfließenden Monstern drauf oder 50cm-Durchmesser-Tunnel in den Ohren (bin mal gespannt, wann die ersten Unterlippen-Teller auf Shows zu sehen sind). BURY MY SINS waren fällig, uns ein paar Fragen zu beantworten. Bühne frei für Sänger Marco!
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern mal vor.
Hi, ich fange mal mit der Band an: Wir sind BURY MY SINS, kommen aus Bad Hersfeld und Gotha, die fünf Köpfe, die dahinter stecken, heißen Christian (Drums), Harald (Git), Ben (Git), Normen (Bass) und Marco (ich, Gesang). Aktuell erfreuen wir uns an unserem ersten Vinyl-Release "Rats", das es nebenbei auch als CD-EP gibt.
Erzähl uns mal bitte kurz die Bandgeschichte von BMS.
Puh, gegründet haben wir die Band 2004, damals spielten neben Ben und mir noch Bonzo (Schlagzeug, der ist aber später nach Stuttgart gegangen und spielte Bass für COMECLOSER, aktuell Drummer bei PESSIMISTIC LINES), Nico (Git, hatte uns jobtechnisch verlassen müssen) und Thomas (Bass, auch hier ging irgendwann die Arbeit vor) mit. Wir haben vorher schon zusammen in Bands gespielt und wollten mit BURY MY SINS mal was Neues machen, Metal(Core) war bis dato noch nicht in unserem Programm. Nach dem ersten Demo kam für uns überraschend der Deal mit Circulation Records. Dann kam unsere erste Platte „Today's Black Death", dann ein wenig später die zweite Platte" King Of All Fears" und jetzt unsere EP „Rats"... über sechs Jahre! Ging alles recht flott vorbei, irgendwie!
Wie ist es eigentlich, wenn man noch Metalcore spielt, während die Kiddies alle nur noch von Deathcore sprechen?
Hmm, wie das wohl ist?! Zum einen spielt es für uns keine große Rolle, was die Kids hören oder hören wollen, in erster Linie ist es bei uns eher das Problem, was wir zusammen als Band spielen wollen. Aber die Kids sind ja am Start, wenn wir spielen, und hier und da freuen sie sich evtl. auch, wenn der böse Deathcore-Brei mal von ein paar alten Typen aufgelockert wird. Mit dem Trend laufen wir aber im Moment wirklich nicht, das ist aber O.K., denn so viel kann ich dem im Moment nicht abgewinnen. Neben zu vielen schlechten Kopien und überteuertem Merch bleibt nicht viel über, was ich mir da geben kann... aber als großer Metaller werde ich wohl ohnehin nicht in die Geschichte eingehen. Aber hat Metal was mit Deathcore zu tun?! Du hättest auch die Frage so stellen können: „Wie ist es eigentlich, wenn man noch Metalcore spielt, während 2/5 der Band nur noch von Punkrock sprechen?" Hehe ...
Wie kommt es, dass ihr euch in einer Zeit der Überproduktionen für lediglich drei Tage Studio und einen rohen Sound entschieden habt?
Das war keine Entscheidung! Wir machen das immer so! Kein Scheiß... "Today's Black Death" - fünf Tage... "King Of All Fears" - vier Tage... "Rats" - drei Tage! Wenn wir ins Studio gehen, sind alle Songs fertig geschrieben. Reihenfolgen, Riffs, Soli, Gesang etc. alles fertig, wir müssen es nur noch aufnehmen. Dass ein Studio nicht gerade das billigste auf der Welt ist, und dass die Jungs vom Studio genau wissen, wie sie uns zu nehmen haben, spielt bei der Dauer sicher auch eine große Rolle. Es redet keiner dem anderen rein, und jeder macht das, was er am besten kann und verlässt sich dabei auf die restliche Band und die Jungs aus dem Studio. „Rats" war natürlich neben der kurzen Zeit auch eine geile Session, wir haben hier alles extra roh und direkt aufgenommen. Wir sind mit dem Sound sehr zufrieden, es ist fast das, was man bei uns auch Live zu hören bekommt... ehrlich währt eben am längsten.
Wie kam die Zusammenarbeit der Label für eure Platte zustande, also einmal Shark Men aus Leipzig und dann Damage Done aus Prag?
Sharkmen Rec. kennen wir schon lange, die Idee mit Bastl Vinyl zu machen ist nicht neu, nur wie und wann stand nie fest. Dass Damage Done mit ins Boot gekommen ist, war eine tolle Sache. Zum einen, weil das auch super Freunde von uns sind, zum anderen hat die Zusammenarbeit ja auch mit Kostenteilung zu tun, haha... Natürlich sind Leipzig und Prag auch Städte, in denen wir sehr gerne spielen. Die RAMONES würden jetzt sicher singen: „...we are happy family!" Gutes Team!
Worum geht es textlich auf „Rats"?
Wir haben noch nie ein wirkliches Konzeptalbum gemacht, und auf „Rats" ist es auch wieder so, dass wir zwar einen Aufhänger haben (Cover, Titel und Song), aber die Texte in sich unterschiedlich sind. Da wir einen kurzen und rohen Release geplant hatten, kam der Name „Rats" ganz gelegen, denn klein und fies sollte die Scheibe werden. Die Songs an sich handeln von teils persönlichen Themen, aber auch Geschichten sind zu finden. Es geht um quasi alles, was mich und die Band in einem Jahr so beschäftigt hat, und das war so einiges an Höhen und Tiefen und krummen Dingern.
Warum habt ihr euch für ein LIFE OF AGONY-Cover entschieden?
Wir haben schon lange nach einem Coversong gesucht für das Live-Set, da dieser aber so etwas wie ein gemeinsamer Nenner sein sollte, war das kein leichtes Unterfangen. Unsere Geschmäcker gehen da teils sehr weit auseinander, was die Lieblingssongs betrifft. Nach HELMET und SEPULTURA war aber LIFE OF AGONY letztendlich der große Gewinner.
Die Idee mit dem Hidden Track hatten wir, weil das früher Gang und Gebe war, die Platten-Enden waren früher die reinsten Ü-Eier! Wir hatten einfach Bock auf ein kleines Versteck am Ende von „Rats"... ich glaube aber, dass viele Hörer und Schreiberlinge beim Durchzappen der Platte gar nicht so weit gekommen sind! Wenn beim Vinyl die Nadel nicht gleich abhaut, kommt man wohl eher in den Genuss eines „Aha-Effekts"!
Ich habe auf eurer MySpace-Seite mehrere Banner gesehen, die sich gegen Faschismus richten. Welche gedanklichen Ansätze finden sich bei BMS?
Wie sehr dieses Thema gegen Glam und Glitzer in der Szene abstinkt, wurde uns klar, als wir vor ein paar Monaten eine E-Mail bekamen, in der erfragt wurde, was denn bitte „Good Night White Pride" zu bedeuten habe. Da war ich erst mal sprachlos... in einer Zeit, wo alles unterwandert wird und der Masse alles scheißegal und sinnlos zu sein scheint (das hat jetzt nicht unbedingt was mit Musik zu tun, das ist eine gesellschaftliche Sache) kann man ruhig in Wort und Text ein paar Sachen klar stellen! Das ist nichts Politisches, das ist reine Ablehnung und ein Wink zur Aufklärung. Wir werden alle mit Infos und Fehlinformationen überschüttet, Tag für Tag, das bietet genug Schlupflöcher für jede Menge geistigen Abfall und „Rattenfänger". Information und Wissen ist der erste und meiner Meinung auch beste Weg, den ganzen Dummnasen der Welt Paroli zu bieten! Also, Kopf hoch und Arsch in den Sattel!
Wenn ich das richtig gesehen habe, bist du bei Trueside Promotion. Was ist das genau und wie kam das zustande?
Ja, erwischt! TSM habe ich als Magazin gegründet, im Jahre 1999, die zehn Jahre darauf ist das Team und auch das Magazin gewachsen. Nachdem ich nach zehn Jahren kein Land mehr gesehen habe (wer ein Mag hat oder dafür schafft, weiß, was das für Arbeit ist und wie viel Schreibarbeit vor allem Releases jeder Couleur benötigen), ich das Team aber nicht noch größer machen wollte (wir waren gegen Ende um die acht Leute), habe ich mich entschlossen, den Laden in der Form zu schließen. Es war einfach nicht mehr das, was es früher mal war. Da ich Andre von Anchors Aweigh Rec. und Tomas von Damage Done Rec. schon sehr lange kenne und deren Veröffentlichungen gerne auch im deutschen Raum etwas bekannter gesehen hätte, habe ich einfach die Seiten gewechselt und Promo für die Jungs gemacht. Das ist aber kein riesen Ding, in Zeiten von MySpace und Facebook promoten sich viele Bands besser, als ich es mit ein wenig Portogeld am Feierabend machen könnte.
Was macht ihr ansonsten um Geld zu verdienen, und wie verträgt es sich, eine Band zu betreiben, aber nicht mehr nur aus Studenten zu bestehen? Holt einen das „richtige Leben" irgendwann ein?
Das richtige Leben... Wir waren nie eine Studentenband, wir haben immer alle gearbeitet, in Schichten und auch am Wochenende, den Bonus von (spontan) frei verfügbarer Zeit hatten wir nie. Das Booking war immer mit den Schichtplänen verbunden, was nicht immer zur Freude aller war und ist... Aber was soll ich sagen, the beat goes on! Wo ein Wille, ist ja meistens auch ein Weg, und Autovermietungen an Flugplätzen haben uns da schon manchmal den Arsch gerettet (Danke Harald!). Die Band war immer ein großes Monsterhobby, das wird auch so bleiben.
Zur Arbeit, tja, Christian und Ben sind kranke Pfleger (sorry, ich meine Krankenpfleger), Normen ist Rausschmeißer, Harald Ingenieur für Umwelttechnik und ich bin Maschinenbauer.
Was habt ihr noch alles für die nähere Zukunft geplant?
Naja, die Ratten sind noch frisch und jung und müssen noch gut gefüttert werden, hier tun wir unser Möglichstes. Pläne und Ideen für eine neue Full-Length gibt es schon, was das Wie, Wo und Wann angeht ist aber alles offen, kein Stress! Nachdem ich die DVD von JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE gesehen hatte, habe ich schon Lust bekommen, so etwas auch mal zu starten... aber ob das die Leute wirklich wollen?! Da fehlt es mir noch an Überzeugung.
Famous Last Words?
Das ist immer so eine heiße Sache mit den Last Words! Wir wünschen euch viel Spaß mit unseren Songs, kommt mal auf unsere Shows und stoßt mit uns an, geht auch mal auf kleine Shows (wo anders findet man uns sowieso eher selten, ha ha) und supportet kleine Clubs und eure lokalen Bands! HC, Punk oder Metal... scheißegal! Danke für die Mühe und die netten Fragen!
http://www.myspace.com/burymysins
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