Geschrieben von Freitag, 23 April 2010 14:33

Inhume - Interview mit Gitarrist Ben zum Album "Moulding The Deformed"

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Mit ihrem vierten Studio-Album „Moulding The Deformed“ haben die niederländischen Knüppelbarden von INHUME vor Kurzem einen weiteren Deathgrind-Bastard auf die Menschheit losgelassen, der die Messlatte für die Konkurrenz dieses Jahr mal wieder recht hoch ansetzt. Gitarrist Ben (ganz links im Bild) hat die Bandgeschichte von Anfang an miterlebt und war bereit, jede Menge Zeit aufzuwenden, um uns einige Fragen zu beantworten.





Stell Deine Band doch bitte einmal unseren Lesern vor. Was ist Eure Devise?

Da gibt es nichts vorzustellen, Mann. Entweder Du kennst uns oder halt nicht. Und wenn Du bisher noch nichts von INHUME gehört hast, gibt es auch keinen Grund, daran jetzt etwas zu ändern, oder?

Wenn Du das sagst... Fast jede Band behauptet, dass ihr neuestes Album das beste sei, welches sie jemals herausgebracht haben. Würdest Du das selbe über „Moulding The Deformed“ sagen?

Ich denke, fast alle Bands behaupten dies, weil das neue Material halt „fresh“ ist. Nach einiger Zeit jedoch könnte man dies anders sehen. Momentan steh ich persönlich total auf unser neues Album „Moulding The Deformed“, aber letztendlich mag ich alle unsere Alben gleich stark, denke ich. Sie alle sind ein Teil von uns und es ist fast unmöglich, darunter ein bestes auszuwählen. Normalerweise wächst Du mit jedem Album, und wenn alles richtig läuft, gehst Du mit der Zeit in bessere Studios und so weiter. Das könnte die Bands zusätzlich dazu bewegen, ihr neuestes Album als das beste darzustellen.

inhumeDas Coverartwork zu „Moulding The Deformed“ ist das brutalste von all Euren offiziellen Veröffentlichungen. Würdest Du sagen, dass INHUME insgesamt brutaler geworden sind?

Das ist doch gar nicht möglich, mein Freund. Ich denke, wir sind bereits am Maximum, wenn es um Brutalität geht. Die nächste Steigerung wäre pure Dummheit, hahaha. Das Coverartwork ist aber tatsächlich etwas heftiger, als man es von INHUME erwarten würde. Aber in Deutschland kommt so etwas ganz gut an, denke ich. Ich hoffe bloß, die Leute versuchen auch, die Bedeutung des Albumtitels zu verstehen, und sehen nicht bloß auf dieses grausame Bild...

Nach „Chaos Dissection Order“ seid Ihr zum deutschen Label „War Anthem Records“ gewechselt. Wie kam es dazu? Seid Ihr zufrieden mit dieser Wahl?

Wir kamen zu „War Anthem Records“, nachdem wir viele Jahre bei „Osmose Records“ und dergleichen verschwendet haben, und bis jetzt sind wir sehr glücklich damit. Aber jetzt müssen wir erst einmal abwarten, bis das Album eine Zeit lang draußen ist, um zu sehen, ob sie mit uns genau so glücklich sind, hehehe...

Als INHUME 1994 gegründet wurde, wart Ihr ganze neun Mitglieder. Es hat nicht lange gedauert, bis nur noch sechs davon übrig blieben. Was zur Hölle waren die Funktionen der anderen drei?

Am Anfang war es... öhm... nur die verrückte Idee unseres Drummers Roel, ein grindiges (TERRORIZER-beeinflusstes) Projekt mit vielen Mitgliedern zu starten. Wir hatten gerade MALIGNANT aufgelöst und ich vermute, dass Roel wohl nur darüber nachdachte, was wir wohl als nächstes starten könnten. Diese Idee mussten wir natürlich schnell wieder verwerfen, denn sonst würden wir heute nicht da stehen, wo wir es heute tun, und Du würdest hier und heute kein Interview führen...

Darüber bin ich auch sehr froh... Nachdem Harold die Band nach Eurem dritten Album verlassen hat, habt Ihr ihn nicht an der Gitarre ersetzt. Das war auch der erste offizielle Lineup-Wechsel bei INHUME, seit Dorus Johan am zweiten Mic abgelöst hat. Habt Ihr Angst vor Veränderungen? Oder denkst Du, dass Ihr einfach keinen zweiten Gitarristen benötigt?

Mit unseren drei Musikern in INHUME hatten wir nicht das Gefühl, Harold ersetzen zu müssen. Wir schaffen es auch zu dritt, ziemlich derben Krach zu erzeugen, der perfekt ist, denke ich. Ich stand schon immer auf Bands, die aus drei Leuten bestehen. Also abgesehen davon, dass wir zwei Vokalisten haben, geht’s uns gut, hahaha...



Wie ist das Verhältnis zwischen den Bandmitgliedern? Seid Ihr eher Freunde oder Kollegen?

Einige von uns sind Freunde, die auch außerhalb von INHUME zusammen rumhängen, und die anderen sind Freunde, die halt nicht zusammen rumhängen. Aber natürlich sind wir alle Freunde. Es wäre schon sehr seltsam, in einer der kommerziell erfolglosesten Bands der Welt zu spielen, so viel zu proben, wie wir es tun, und Konzerte, Festivals und Touren zu spielen, ohne befreundet zu sein, oder?

Da hast Du wohl Recht... Gibt es eigentlich einen konkreten Grund für Euren Bandnamen? Oder spielt er lediglich auf die unmenschlichen Grind-Offensiven an, welche Ihr auf uns loslasst?

Tja, dies ist ein weit verbreiteter Irrtum, denn INHUME hat nichts mit „unhuman“ (unmenschlich) oder dergleichen zu tun. INHUME bedeutet „to bury“ (beerdigen), vielleicht mit der Intention, es wieder auszugraben. Für uns bedeutet es also eher, dass wir Euch alle mit unserer akustischen Gewalt beerdigen werden...

Schön, dass ich da nun endlich eines Besseren belehrt wurde... Wie es für Grindcore typisch ist, drehen sich Eure Texte immer um Brutalität, Hass und sonstige Themen, die nur schwer mit der gewöhnlichen Partnerin zu vereinbaren sind. Woher kriegt Ihr die Inspiration dafür? Gibt es persönliche Einflüsse, oder geht es nur um den Spaß?

Ich hoffe ganz im Ernst, dass es nur um den Spaß geht, Mann. Ansonsten sollten einige von uns ernsthaft mal Hilfe in Anspruch nehmen, hehehe... Ich sehe Metal und Grindcore immer mehr als den Horror der Musik. Sonst wäre es, wie einen Horrorfilm ohne abgebissene Köpfe oder ausgelaufene Innereien oder dergleichen zu schauen. Das würde einfach nicht funktionieren. Und wenn man grindenden Deathmetal wie den von INHUME mit Texten über Blumen und Bienen hätte, wäre das einfach dumm. Da musst Du mir zustimmen. Ich bin mir sicher, dass es auch einige Grindbands gibt, die tatsächlich denken, es wäre cool, über Blumen und Bienen zu singen, aber auf die sei geschissen!

Einige von Euch waren auch schon in Deathmetal-Combos wie SINISTER oder ASPHYX aktiv. Ziehst Du es vor, in Death-Bands zu spielen, oder macht es mehr Spaß, unsere Ohren zu grinden?

Was denkst Du wohl? INHUME blastet schonungslos, ohne Kompromisse oder Unaufrichtigkeit oder so... Es macht Spaß, in verschiedenen Bands mit verscheidenen Stilrichtungen zu spielen. Das machen alle von uns. Aber wir verbringen sehr viel Zeit mit INHUME, also letztendlich kann man sagen, dass es mehr Spaß macht „to Burn Your Ears“ - mit aufrichtiger, grindender Gewalt!

Das wollte ich hören... Die meisten Grindcore-Bands versuchen, Tracks zu schreiben, bei denen das Lesen des Songtitels länger dauert als der ganze Song. INHUME-Tracks hingegen sind meistens zwei bis drei Minuten lang. Kann man das auf die Einflüsse Eurer Deathmetal-Aktivitäten zurückführen?

Da hast Du Recht. Die meisten von uns haben einen Deathmetal-Hintergrund, und natürlich hat das seine Einflüsse auf unsere Art, Songs zu schreiben... Ich denke, unser neuestes Album hat den höchsten Deathmetal-Einfluss von allen INHUME-Alben bis jetzt, aber das finde ich auch gut so. Die Mehrheit da draußen ist noch nicht bereit für die Musik, die wir machen. Deshalb auch „Moulding The Deformed“. Also kann man uns wirklich nicht mit der Tatsache behelligen, wir würden zu Deathmetal-lastigen Grindcore oder zu Grindcore-lastigen Deathmetal spielen.

Was sind Deine Lieblingsbands? Gibt es da nur Grindcore und Metal, oder findet man auch irgend welche Alben in Deinem CD-Regal, die Deine Fans überraschen würden?

Meine Favoriten wären tatsächlich Metalbands. Zum Beispiel AUTOPSY, BLOOD, CELTIC FROST, DISHARMONIC ORCHESTRA, EXHUMED, MERCYFUL FATE, GRAVE, HELLHAMMER und der Rest des Alphabets vor und zurück... Und natürlich Grindbands wie alte CARCASS, REGURGITATE, und so weiter... Aber wenn Du fragst, welche Art von Musik alle von uns neben Death und Grind so hören, wärst Du wirklich überrascht. Von alter Disco-Musik bis Hardcore und von JOHNNY CASH bis JUDAS PRIEST.

Was denkst Du über die moderne Metal-Szene? Kannst Du mit diesen neuartigen Stilen wie Metal-, Death- oder Emo-Core etwas anfangen?

Nein.

Hab ich mir gedacht... Vom ersten Track auf „Decomposing From Inside“ bis zum letzten auf „Moulding The Deformed“ habt Ihr immer den gleichen großartigen In-Ya-Face-Grindcore gespielt, den die Fans auch hören wollen. Experimente sind nicht wirklich Euer Markenzeichen. Wird es jemals einen experimentellen Song auf einem INHUME-Album geben, der uns überrascht?

Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich immer noch Unmengen an Stoff mit INHUME verwirklichen will. Und da sind sicher auch einige Überraschungen dabei, denke ich. Wir müssen halt sehen, was die Zukunft bringt. Wir spielen verschiedenartige Musikrichtungen mit unseren anderen Bands, weißt Du. Also haben wir uns einfach entschlossen, bei INHUME zu machen, was wir nun mal machen. Das wird auch immer so sein. Sonst wäre es einfach nicht INHUME.

Warum dauert es immer so lange, bis Ihr ein neues Album herausbringt? Müssen wir auf die fünfte INHUME-Attacke drei weitere Jahre warten?

Du sagst es. Alles, was wir machen wollen, geht schief oder dauert ewig. Ich weiß auch nicht, warum uns dieses Schicksal plagt Mann, hahaha... Zum Glück ist es uns egal. Also vielleicht wird es ein neues INHUME-Album in 2011 geben oder auch nicht...

Ich vermisse den Namen INHUME auf irgend einem deutschen Festival-Lineup, bis auf das Grindabalooza. Können wir auf noch mehr Möglichkeiten hoffen, Euch diesen Sommer in Deutschland zu sehen?

Das kotzt total an. Wir würden wirklich liebend gerne mehr Shows spielen. Aber es ist schwierig, wenn Du in der reinen Goregrind-Szene deplatziert bist, wobei wir auch perfekt zu einem Deathmetal-Lineup passen würden. Wir würden die anderen Bands nur dazu verleiten, härter zu proben, hehehe... Im Oktober/November steht eine Europa-Tour an mit unseren Freunden von GRIMNESS69 und... einer Deathmetal-Band, hahaha... Also dann sieht man sich! Und natürlich auf dem Grindabalooza! Vor einigen Jahren war ich da mit meiner anderen Band, und ich freue mich sehr auf dieses Jahr, mit INHUME und GRAVE und anderen...

Ich mich auch... Würdest Du sagen, dass es sich lohnt, in einer bekannten Grindcore-Band zu spielen? Wie viele Sportautos kaufst Du so im Jahr?

Es lohnt sich nur, wenn Du liebst, was Du tust. Da gibt es keine sonstige Entlohnung oder dergleichen... Zumindest hat es das für uns nie gegeben... Danke, dass Du mich daran erinnerst... Keine Sportautos, Honorare, Sponsoren oder Groupies. Nur Blut, Schweiß, Tränen und jede Menge großartiger Zeiten fast überall auf der Welt!

Mein Lieblings-Song von INHUME ist das monströse „Airplane Crash“ vom ersten Album. Was ist Dein persönlicher Favorit unter Euren Songs?

Ich bin nicht sicher... Da gibt es einige Songs, von denen ich denke, es seien meine Favoriten. Das kommt vermutlich daher, dass ich alle unsere Riffs in den Songs kenne und höre, von denen die meisten Leute gar nicht wissen, dass es sie gibt. Das liegt wohl an der nicht unbedingt besten Produktion oder einfach an der Geschwindigkeit, in welcher wir spielen, in Kombination mit den ultra-tief gestimmten Gitarren, hahaha...

Wo siehst Du INHUME in zehn Jahren? Hast Du da konkrete Ambitionen?

Ja. Weiterhin das zu tun, was wir tun. Dann jedoch größer, besser und häufiger!

Irgend welche berühmten letzten Worte?

Öhm... Außer „Only Death is Real“... “Only INHUME is Real”! Einfach nur “Stay Fuck” an alle Grindcore-Verrückten da draußen, die immer noch ehrlich auf gottverdammte Deathgrind-Musik abgehen!

Ich danke Dir vielmals dafür, dass Du Dir die Zeit genomen hast, meine Fragen zu beantworten, und ich wünsche Euch das Beste für die Zukunft. Ich bin gespannt auf Euren nächsten Anschlag auf die Menschheit. Stay brutal!

„Cheers’n’Beers“ auch an Dich, Gunnar, und wir sehen uns alle auf dem Grindabalooza oder sonst auf der kommenden Europa-Tour im Oktober/November!