Geschrieben von Dienstag, 08 Juni 2010 19:04

Auxes - Interview mit Sänger / Gitarrist Dave zum Album "Ichkannnichtmehr"



AUXES kommen aus Hamburg. Eigentlich aus den USA. Aber egal. Denn es handelt sich teilweise eher um ein Projekt, als um ein klassische Band. Mit ihrem Album "Ichkannnichtmehr" haben die Jungs auf Gunner Records einen richtig heißen Bastard aus Punk, Postpunk und Rotzrock abgeliefert, der sowohl wahnsinnig nach vorne geht, als auch stellenweise Hitpotential hat. Um uns mal richtig ins Bild zu setzen, baten wir Mastermind Dave Laney (ehemals MILEMARKER und CHALLENGER) um ein paar Antworten.


Herzlichen Glückwunsch zum Album. Es ist echt großartig geworden.


Danke Kai, es freut mich, dass es dir gefällt.

Erzähl uns doch bitte mal die Geschichte hinter deiner Band.

Auxes ist von der Konzeption her eine eher unorthodoxe Band. Das erste Album war eine Art persönliches Experiment. Ich wollte eine Platte machen, auf der ich alle Instrumente spiele – also tat ich das. Dann begann die Band mit wechselndem Line-up aus verschiedenen Freunden zu touren. Ab da hing vieles von meinen regelmäßigen Umzügen ab – zunächst von North Carolina nach Chicago und später von Chicago nach Hamburg. Also ist die Band inzwischen buchstäblich überall und nirgends. Als ich in Hamburg ankam, begann ich mit Florian Brandel zu spielen, der inzwischen zu einem festen Mitglied der Band geworden ist, und der in fast allen Songs auf "Ichkannnichtmehr" Schlagzeug spielt. Seit ich in Hamburg lebe, sind Freunde aus Hamburg, Berlin, North Carolina und Chicago beteiligt. Wir haben mit sechs Leuten gespielt, mit zwei Schlagzeugern und drei Gitarristen, und wir waren kürzlich zu dritt auf Tour. Die Dynamik ist sehr flexibel, was die Auftritte angeht.

Wie kam es, dass du nach Hamburg gezogen bist, und wie gefällt es dir jetzt dort?

Die kurze Antwort auf diese Frage ist, dass ich eine Frau geheiratet habe, die in Hamburg lebt. Ich mag Hamburg sehr gerne. Ich habe hier in den letzten 10 bis 12 Jahren immer mal wieder viel Zeit verbracht, zwischen Touren, um Freunde zu besuchen, und es war für mich immer eine meiner Lieblingsstädte in Deutschland.

Verkauft ihr die Platte auch in den USA, und kann die da hinten überhaupt jemand beim Titel nennen?

Die neue Platte ist im Moment in den USA noch nicht erhältlich, wird es aber hoffentlich bald sein. "Ichkannnichtmehr" wird sicherlich für die meisten Amerikaner nicht so ganz einfach auszusprechen sein, aber in der Regel bekommt es ja jede Kultur irgendwie hin, Worte aus anderen Sprachen für sich in Anspruch zu nehmen und zu bastardisieren. Die andere Möglichkeit wäre, die Platte für die USA umzubenennen in "Panic attacks and other things that get me down and fuck with my head".

Wie kriegt ihr es hin zu proben, wenn die Bandmitglieder durch einen Ozean getrennt sind?

Das Schöne an der Sache ist, dass wir tatsächlich verbunden sind durch einen ganzen Ozean, nicht getrennt. Ich erinnere mich, wie ich einmal mit Al in Barcelona am Meer gesessen habe. Wir sahen nach Westen, in Richtung North Carolina, wo wir beide aufgewachsen sind, und ich meinte, dass wir da drüben in 12.000 Kilometern Entfernung Freunde haben. Al antwortete: „Das ist komisch... ich habe aufs Meer raus gesehen und gedacht, da geht es nirgendwo hin." Wände, Politik, Kultur, Starrsinn, Geld und Mangel an Akzeptanz trennen Menschen, nicht Ozeane. Proben und Lieder schreiben passiert trotz aller möglichen Hindernisse im Leben – am Ende besteht zwischen mir und den meisten Leuten, mit denen ich dieselbe Stadt geteilt habe, eine größere "Distanz", als ein Ozean sie jemals hervorbringen könnte.

Woraus ziehst du deine Einflüsse?

Das ist immer eine schwierige Frage. Ich glaube, die ehrlichste Antwort, die ich darauf geben kann ist, dass meine Anteile an der Musik, an deren Produktion ich beteiligt bin, hauptsächlich von dem Gemütszustand abhängen, in dem ich sie geschrieben habe. Meine Anteile an Auxes Songs sind eine musikalische Übersetzung davon, wie wohl oder unwohl ich mich zu einer bestimmten Zeit gerade fühle. Manie, Paranoia, Freude, Angstzustände. Das sind die Einflüsse, die ich zu einer Band beisteuern kann.

Wie gut sprichst du denn Deutsch? Irgendwelche Sprachprobleme?

Herrje, habe ich Sprachprobleme! Sogar auf Englisch, wenn ich in den USA bin. Aber wie dem auch sei... Mein Deutsch ist nicht besonders gut im Moment, aber ich lerne jeden Tag ein bisschen dazu. Das Zuwanderungsgesetz verlangt von mir, 600 Stunden Deutschunterricht innerhalb von zwei Jahren nachzuweisen, also wird es hoffentlich stetig besser werden. Kleine Schritte...

Der Sound des Albums ist ziemlich roh. Wie bist du an die Aufnahmen herangegangen?

So zufällig wie möglich. Teile des Albums wurden in Hamburg aufgenommen, andere in Chicago und in North Carolina. Das Schlagzeug wurde vollständig in Studios aufgenommen, und die meisten anderen Instrumente und der Gesang wurden von mir aufgenommen – in welchem schrottigen Gebäude auch immer jemand mir erlaubte, bis spät in die Nacht Krach zu machen. Ich hatte kein wirkliches Zuhause in den sechs Monaten, in denen die Platte aufgenommen wurde, so dass ich bei Freunden in den drei Städten mitgewohnt habe. Kein Zuhause zu haben, hält einen ziemlich auf Trab und die Flamme des Wahns am Laufen.

Was sind deine nächsten Pläne bezüglich der Band?

Wir werden eine kurze Tour in Großbritannien im September machen und im Oktober/ November im restlichen Europa touren. Hoffentlich werden wir auch einige Wochenenden zwischen den Touren spielen können.

Und abschließed: was bedeutet AUXES eigentlich?

„Aux" ist die Abkürzung von „Auxiliary"(Hilfs-, Zusatz-, Behelfs- u.s.w.). Das Wort „Aux" gibt es auf den meisten Stereoanlagen, bei denen man wählen kann zwischen Tape, Radio, Phono und eben Aux. Das „Aux" ist das, was man zusätzlich einstöpseln kann. „Auxes" ist der Plural davon und Teil eines Mischpults, sowohl in Studios als auch bei Konzerten. Der Name wurde wegen der Gründungsidee der Band gewählt, nach der die Band selten zweimal mit der gleichen Besetzung erscheinen wird. Wir sind alle gleichzeitig Auxes und keine Auxes.

Vielen Dank für deine Zeit und die Antworten!

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Kai

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