Geschrieben von Dirk Dienstag, 15 Juni 2010 11:03
Triosphere - Interview mit Sängerin / Bassistin Ida Haukland zu ''The Road Less Travelled''
In Norwegen tut sich was auf dem musikalischen Sektor, denn neben den Unmengen an Black Metal Bands, die das Land in den letzten Jahren hervorgebracht hat, machen auch langsam wieder traditionelle Heavy Metal Bands auf sich Aufmerksam. Eine davon ist mit Sicherheit TRIOSPHERE, die mit „The Road Less Travelled" ein Hammer Album eingespielt haben. Ida Haukland, Sängerin und Bassistin der Band, nahm sich viel Zeit, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Hi Ida. Zu allererst möchte ich euch ganz herzlich zu eurem aktuellen Release „The Road Less Travelled" gratulieren. Ihr habt für dieses wirklich großartige Album zu Recht 9 von 10 Punkten in unserer Bewertung erhalten. Bist du mit den ersten Reviews, die ihr für die Scheibe erhalten habt, zufrieden?
Hallo Dirk, vielen, vielen Dank dafür. Es ist fantastisch, das Album endlich fertig und auf dem Markt zu haben, und wir könnten mit den ersten Reviews nicht glücklicher sein. Wir haben so lange an dem Album gearbeitet und sind sehr stolz auf das Ergebnis. Und wenn wir dann so detaillierte und inhaltsvolle Reviews bekommen, dann merkt man, dass die Reviewer sich sehr viel Zeit genommen haben, die Scheibe intensiv zu hören. Mehr Zeit wahrscheinlich, als wir uns je erträumt hätten. (lacht)
Würdest du uns zu allererst ein bisschen über die Band erzählen? Wo kommt ihr her und wann habt ihr TRIOSPHERE ans Rollen gebracht?
Gut, Ørjan unser Drummer und ich kommen aus demselben, kleinen Ort im Norden von Norwegen und wir haben schon zusammen Musik gemacht, als wir das allererste Mal die Sticks und den Bass in die Hand genommen haben. Als ich 2003 nach Trondheim umzog, habe ich Marius über ein Thrash Metal Projekt kennen gelernt, das er zu dieser Zeit mit Obsidian C. von KEEP OF KALESSIN hatte. Seine Hauptband war zu dieser Zeit aber noch eine Band namens GRIFFIN. Wir haben aber schnell erkannt, dass wir etwas zusammen auf die Beine stellen wollten, und so erblickte TRIOSPHERE im August 2004 das Licht der Welt.
Dann habe ich sofort Ørjan angerufen und ihm von diesem unglaublichen Gitarristen erzählt, mit dem ich eine Band ins Leben gerufen hatte, und fragte ihn, ob er nicht nach Trondheim kommen könnte, um ein schnelles Demo mit uns einzuspielen. Er kam natürlich sofort, und nach nur einer Woche im Proberaum enterten wir ein Studio und spielten unser erstes Demo ein, mit dem wir auch sofort die Aufmerksamkeit des norwegischen Labels Face Front weckten. Ørjan zog dann auch kurz darauf nach Trondheim, und wir konnten jetzt täglich zusammen arbeiten und die Band rund um die Uhr promoten. Im Sommer 2006 war es dann soweit, dass wir die Top Room Studios buchen und unser Debüt „Onwards" einspielen konnten, zu diesem Zeitpunkt immer noch als Trio. Es wurde aber schnell klar, dass wir für unsere Ideen einen zweiten Gitarristen brauchen würden, und so wurde T.O. im Frühherbst 2006 ein Mitglied von TRIOSPHERE, nachdem wir ihn auf ein paar Live Shows „getestet" hatten, und uns sehr schnell klar war, das er definitiv unser Mann ist.
Also habt ihr seitdem das Glück gehabt, im selben Line Up arbeiten zu können?
Ja, das haben wir. Wir haben sehr oft darüber gesprochen, wie wichtig es ist, die richtige Leute zu finden, aus der musikalischen wie menschlichen Sicht, und dass wir verdammtes Glück hatten, dass es bei uns so schnell geklappt hat. Ich weiß, es gibt genug Bands, die ihr Line Up regelmäßig verändern und keine Probleme damit haben, aber für mich wäre es so, als würde ich ein Familienmitglied auswechseln. Wir sind in TRIOSPHERE alle sehr unterschiedliche Charaktere, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand anders so perfekt zu uns passen würde wie die Leute im aktuellen Line Up.
Wann habt ihr mit dem Songwriting für "The Road Less Travelled" angefangen?
Nach dem Release von „Onwards" haben wir uns zuerst auf die Promotion der Scheibe sowie das Buchen von Touren und Konzerten konzentriert, aber bereits da, also Anfang 2007, hatte Marius die ersten Riffs für „The Anger And The Silent Remorse" im Kopf. Der Songwritingprozess wurde dann immer zwischen Gigs und administrative Arbeiten gelegt, die wir ganz nebenbei auch noch selber managten. Gegen Herbst 2007 wurde es dann aber etwas ruhiger in der Hinsicht, und wir konnten uns voll auf die Arbeiten zu „The Road Less Travelled" konzentrieren.
Was ist aus deiner Sicht der größte Unterschied zwischen eurem Debüt "Onwards", das ja auch nicht gerade schwach war und ein paar wirklich fette Songs beinhaltete, und dem aktuellen Album "The Road Less Travelled"?
Also erst mal Danke für das Kompliment für "Onwards". (lacht) Für mich liegt der größte Unterschied in der Dynamik und den Melodien. „Onwards" war mehr oder weniger durchgängiger Metal, vom Anfang bis zum Ende. Dieses Mal wollten wir es mehr dynamischer halten, von den Geschwindigkeiten und der Intensität. In dem Zusammenhang ist wahrscheinlich „Marionette" mit dieser unglaublich „zerbrechlich" klingenden Solo-Sektion das Paradebeispiel. Das ist definitiv neu bei TRIOSPHERE. Weiterhin habe ich versucht, mit meiner Stimme wesentlich mehr zu variieren, und sie mehr den Stimmungen anzupassen, die ich in den Lyrics beschreibe.
Man kann also sagen, dass „Onwards" mehr von den Vocal-Linien dominiert war, und dieses Mal ist es genau anders herum. (lacht) Seit unserem Debüt sind wir als Band musikalisch immer weiter zusammen gewachsen, und immer näher an unseren Sound heran gekommen. Wir kennen unsere Schwächen und Stärken jetzt viel besser und sind in der Lage, unsere Arrangements so zu kreieren, dass wir unsere Stärken viel besser nutzen können. Natürlich darf man auch hier die Produktion von Tommy Hansen nicht vergessen, der uns beim Mix viel mehr Frei- und Spielraum verschafft, und damit dafür gesorgt hat, dass wir wesentlich organischer klingen. Das Album „atmet" förmlich. Tommy ist öfter mal im „hörspass" zu lesen, wenn er darüber referiert, wie ein Album nach dem Mix zu klingen hat, und wir sind tatsächlich der Meinung, dass die Scheibe auch vom Sound her sehr viel Spaß beim Hören verbreitet.
Bist du als Sängerin auch gleichzeitig selber für die Texte verantwortlich? Wenn ja, verarbeitest du eher fiktive Stories, oder baust du auch gerne persönliche Erfahrungen mit ein?
Ja, ich schreibe alle Lyrics selber. (lacht) Eigentlich sind alles fiktive Geschichten, zu denen ich aber auch durch beispielsweisel die Nachrichten oder persönliche Erfahrungen inspiriert wurde. Einzige Ausnahme ist eigentlich „Twenty One". Die Texte beziehen sich direkt auf ein Horrorbuch, das ich mal im Urlaub gelesen habe. Im Großen und Ganzen versuche ich ein Bild der Welt an sich zu beschreiben, wie wir sie durch die Nachrichten präsentiert bekommen, Geschichten über die Zerstörung der Umwelt und des sozialen Netzes an sich, und wie wir eigentlich immer wieder scheitern, in diesen Zusammenhängen etwas zu ändern.
Ich versuche dann oftmals, mit meinen Lyrics auf alternative Wege hinzuweisen, eben „The Road Less Travelled". Dass man seine Einstellung und seinen eingeschlagenen Weg im Leben auch jederzeit ändern und korrigieren kann, oder eben auch wieder ganz von vorne beginnen kann. Es ist ja nie zu spät, seine Werte zu ändern. Generell kann man es auch mit folgenden Worten zusammenfassen: "You are at all times a result of your choices, and (frei übersetzt nach dem norwegischen Dichter Arnulf Øverland) you shall not so perfectly endure the injustice that is not inflicted upon yourself".
Die Lyrics bei TRIOSPHERE sind demnach sehr wichtig. Wie geht ihr beim Songwriting vor, sind die Lyrics zuerst fertig oder kommen dir die Ideen erst zur Musik?
Ein bisschen von beidem. Grundsätzlich fange ich aber eigentlich nicht an, bevor Marius nicht die ersten Riffs oder Arrangements fertig hat. Von dem Zeitpunkt an arbeite ich aber kontinuierlich and den Lyrics, ändere immer wieder mal Passagen und passe sie den Veränderungen der Musik an. Für mich als Sängerin ist es enorm wichtig, welchen Nerv die Riffs eines Songs treffen können, und das versuche ich dann mit meinen Lyric noch zu verstärken. Marius und ich sind aber in der Beziehung ein perfektes Team und sehr „synchron", und oftmals habe ich sofort eine Idee im Kopf, wenn ich seine neuen Töne höre. (lacht)
Würdest du uns deine Bandkollegen mal näher beschreiben? Natürlich aus musikalischer und menschlicher Sicht.
Oh (lacht), was für eine gute Frage. Gut, also Ørjan kenne ich schon seit unserer gemeinsamen Zeit im Kindergarten. Er ist wirklich ein sehr ruhiger und gut organisierter Mensch mit dem besten Timing an den Drums und einem Talent dafür, Situationen in irgendeiner Weise mit lustigen Kommentaren zu versehen. Ich glaube, ich habe ihn noch nie ärgerlich oder schlecht gelaunt gesehen. Und werde es wahrscheinlich auch nie. Er hat unsere Website und das Layout von „Onwards" entworfen, und wirklich alles für „The Road Less Travelled", vom Layout über das Coverartwork bis zum Booklet. Er ist ein begnadeter Web- und Grafikdesigner. Als Musiker ist er immer bereit, seine „Ware abzuliefern", und als Drummer vereint er die perfekte Kombination aus Groove, Geschwindigkeit und Technik in seinem Stil.
T.O. ist der perfekte Wingman für Marius und ich habe immer das Gefühl, die beiden haben die selbe Spieltechnik in der linken Hand, was für unsere Twin-Guitar-Elemente einfach perfekt ist und sie förmlich zusammenfließen lässt. Er ist ein toller Typ mit einem sehr schwarzen Humor, wie wir ihn eigentlich alle in der Band haben. Im Gegensatz zu den anderen hat er aber das absolut kleinste Ego. Das sieht man auch daran, dass Marius ihn immer wieder versucht zu animieren, sich mehr Soloparts mit ihm zu teilen, er das aber immer wieder ablehnt, obwohl er absolut die Fähigkeiten dazu hätte. (lacht)
Und last but not least ist da natürlich Marius, das musikalische Gehirn in der Band. Anscheinend gibt es nichts, was dieser Mann nicht erreichen kann, wenn er es sich vorgenommen hat, musikalisch wie beruflich. Seine musikalischen Fähigkeiten sprechen für sich selber, wenn man sich unsere Alben anhört, aber er schafft es auch immer wieder, uns zu musikalischen Höchstleistungen zu pushen. Er ist total fokussiert auf das Endergebnis, das er erreichten will, und ich persönlich verdanke ihm sehr viel, was meine Weiterentwicklung als Sängerin und Bassistin angeht. Ich habe von der Zusammenarbeit mit Marius sehr viel gelernt.
Ida, würdest du uns „The Road Less Travelled" mal Track by Track näherbringen? Also zum Beispiel, wer die Songideen hatte und was genau hinter den Lyrics steht?
Also generell gilt für alle Songs, dass Marius die Musik komponiert und ich die Texte geschrieben habe.
"Driven": Der Song war einer der ersten, nachdem wir "Onwards" veröffentlicht haben, und der daher auch noch sehr nach dem Debütalbum klingt. (lacht) Inhaltlich geht es hier sehr "kryptisch" zur Sache. Diesen Song kann man auf viele Arten interpretieren, und daher möchte ich hierzu gar nicht zu viel sagen, sodass die Fans, die sich intensiv mit den Lyrics beschäftigen möchten, noch genug Platz für ihre Interpretationen haben. Aber grundsätzlich ist die Botschaft, dass du immer hinter dem stehen sollst, an das du glaubst, auch wenn alle Zeichen gegen dich stehen.
"Human Condition": Bei diesem Song war das Lustige, dass mich „Seperate Ways", mein Lieblingssong von JOURNEY, von der Gesangsmelodie her über Monate verfolgt hat. Als wir diesen Song geschrieben haben, habe ich meine eigene Melodie zu dem Song kreiert, um sie endlich wieder aus dem Kopf zu kriegen. Aber die Journey-Vibes haben uns trotzdem nicht losgelassen, also haben wir zum Schluss in der allerletzten Melodielinie ein kleines Tribute eingebaut, und die letzte Textzeile stammt ebenfalls aus „Seperate Ways", so dass zumindest JOURNEY-Fans dieses kleine Tribute sofort erkennen werden. Textlich geht es darum, wie die Menschheit im Kampf um Profit und Geld die Umwelt zerstört, ohne dabei auf die Konsequenzen, die das alles nach sich zieht, zu achten. Der Zustand der Menschheit wird hier als sehr arrogant und selbstzerstörerisch und völlig außer Kontrolle dargestellt.
"Death Of Jane Doe": Das ist tatsächlich einer meiner Lieblingssongs auf dem Album (lacht), und einer der letzten, die wir geschrieben haben, bevor wir ins Studio gingen. Es war schon ein bisschen unheimlich, wie schnell wir alles für diesen Song zusammen hatten. In vielen Passagen repräsentiert dieser Track eigentlich die ganze Bandbreite des TRIOSPHERE Sounds, nämlich die Kombination aus Hard Rock, Heavy Metal und einem bisschen Thrash. Die Lyrics können inhaltlich sehr schön mit dem bereits vorhin erwähnten Zitat von Arnulf Øverland zusammengefasst werden. Jane Doe ist die Bezeichnung einer Person, die nicht identifiziert werden kann. Im übertragenen Sinne zeichnet dieser Text ein Bild über eine Situation, für die man sich nicht verantwortlich fühlt, weil man keine Verbindung dazu hat.
Der Text ist schon fast ein Jahr alt und bezieht sich auf eine Geschichte, die ich in der Zeitung gelesen habe.Eine Person wurde brutal in den Straßen von New York zusammen geschlagen, als er/sie versuchte, eine Frau vor einem Raub zu schützen. In einer Seitenstraße ist er/sie dann zusammengebrochen und verblutet, während Hunderte von Menschen an ihm/ihr vorbeigingen. Bei hellem Tageslicht. Es hat mich umgehauen, wie jemand so was ignorieren kann, nur weil es sein eigenes Leben nicht betrifft. Das ist einer der Songs uns, bei dem die fiktive Story auf einer Tatsache beruht.
"Marionette": Ich werde den Nachmittag nicht vergessen, an dem Marius und ich an der Solo-Sektion dieses Songs gearbeitet haben. Es war pure Magie, und ich bin so glücklich, dass diese Magie nach dem Mix noch erhalten war. Marius hat wirklich ein paar fantastische Soli für dieses Album eingespielt, aber dieses ist mein persönliches Lieblingssolo.
Die Geschichte handelt von einer Person, die auf ihr Leben zurückblickt und all die falschen Entscheidungen erkennt, zu denen sie von anderen Menschen, Dingen oder Handlungen gedrängt wurde, aber der Meinung ist, dass man sie nachträglich nicht wieder korrigieren kann. Die Botschaft soll aber die sein, dass dies jederzeit möglich ist, und das ist „The Road Less Travelled".
"The Road Less Travelled": Womit es Zeit für den Titeltrack wird. (lacht) Dies war eine meiner ersten großen Herausforderungen, als Marius mir einen Vers mit sehr viel Raum zur Interpretation gab, und damit auch gleichzeitig einer sehr großen Erwartung. Wir waren beide der Meinung, dass dieser Song einen Chorus verdient, der anders ist als der Rest, mit weniger Melodie aber dafür mehr Ecken und Kanten, und ich glaube, wir haben das sehr gut hinbekommen. Die Lyrics stehen dafür, dass man eben immer seinen Weg gehen sollte, hinter dem man steht, und sich nicht in eine Richtung drängen lassen soll, die man nicht einschlagen möchte. Um es mit einem Zitat aus dem Film „The Curious Case Of Benjamin Button" zu sagen: „Life is defined by opportunities, even the ones we miss."
"The Anger And The Silent Remorse": Ich habe es ja vorhin schon einmal erwähnt - dies ist einer der ersten Songs, an dem wir nach dem Release von „Onwards" gearbeitet haben. Er hat sich im Laufe der Zeit komplett verändert, seine großartige Atmosphäre aber nie verloren. Viele Leute sagen uns, dieser Song wäre live wirklich heavy, aber wir sehen ihn fast eher als Ballade. (lacht) Wir sind sehr stolz auf diesen Song, und Tommy hat ihn im Mix mit einem Hammer von Sound versehen. Vom Inhalt her ist der Song ähnlich wie „Driven", nämlich sehr flexibel interpretierbar, daher möchte ich da gar nicht näher drauf eingehen, sondern jedem Hörer seine eigene Sichtweise gestatten.
"Watcher": Wieder eine lustige Geschichte zu einem Song: Tommy hat in der Vergangenheit mit vielen guten, norwegischen Bands gearbeitet, unter anderem auch mit TNT, die ja sehr bekannt für ihre eingängigen und qualitativ sehr hochwertigen Songs sind, und unter anderem auch einen der meist angesehensten Gitarristen in ihren Reihen haben. Und als wir im Studio waren und Tommy diesen Song das erste Mal vorspielten, waren seine ersten Worte: „God damn, you have to sell this song to TNT!" (lacht)
Da wir sehr große Fans der Band sind, war das natürlich ein sehr großes Kompliment für uns. Ich glaube aber auch, dass der Song sehr „catchy" ist, und in dem Zusammenhang fällt mir gerade ein, dass die Vocal Lines im Chorus nicht von mir, sondern von Marius stammen. Vom Text her geht es um die Verdummung im heutigen TV, und dass Wahrheiten gerne mal zwecks Pushen der Einschaltquoten verdreht oder verändert werden und das Wort „Wahrheit" in dem Zusammenhang eher relativ ist.
"21": Bei diesem Track habe ich ein paar Gitarrenriffs beigetragen, die natürlich hinterher noch von Marius versilbert worden sind. Einer der wenigen Songs, bei dem ich die Lyrics fertig hatte, bevor auch nur eine einzige Note stand. Wie schon vorhin kurz erwähnt, basieren die Lyrics auf einem Horrorbuch, das ich im Urlaub gelesen habe, und die Story hat mich so gefesselt, dass ich sofort wusste, da muss ein Song zu her.(lacht) In Kurzform geht es hier um einen kranken Anästhesisten, der mit Menschen experimentiert, in diesem Fall auch tötet, um ihre Seelen beim Verlassen des Körpers einzufangen um zu beweisen, dass Seelen außerhalb vom Körper überleben können. Und tatsächlich haben Forscher herausgefunden, dass ein Mensch im Moment seines Todes genau 21 Gramm an Gewicht verliert, was einen zu dem Schluss kommen lassen kann, dass dies genau das Gewicht der Seele sein könnte, wodurch sich auch der Titel „21" erklärt.
"Worlds Apart": Einer der längsten Songs der Scheibe, weil wir absolut keine Kompromisse eingegangen sind, was man vor allem bei den ausgiebigen Soli merkt. Wir sagen immer, der Song hat "great wings". Die Bridge ist einer der Teile, die ich mit Marius geschrieben habe, und die wir fast im Urzustand belassen haben, und die mich immer irgendwie an den Song "Spider's Lullaby" von THE CURE erinnert. Der Song ist vom textlichen Inhalt her eine Art Zusammenfassung des kompletten Albums. Jede Entscheidung, die man im Leben fällt, zieht einen Effekt nach sich, und darum muss man immer darauf achten, das man es selber ist, der die Fäden für seine Entscheidungen in den Händen hält. You can do whatever you put your mind to - the universe is in your heart.
"The Last Haven": Das ist wirklich ein sehr schönes Instrumental von Marius. Ich musste beim Hören immer daran denken, dass es von jemandem handelt, der lange die sieben Weltmeere befahren, viel gesehen und gelernt hat, und dann plötzlich den Hafen seiner Heimatstadt vor sich sieht. Ein perfekter Abschluss für das Album, und hoffentlich die Inspiration, die Scheibe sofort noch einmal zu hören. (lacht)
Ida, vielen Dank für diese ausführliche Beschreibung der Songs. Jetzt aber mal zu dir: Wann hast du persönlich angefangen zu singen und Bass zu spielen, und warum hast du dich gerade für dieses Instrument entschieden?
Ich habe mit dem Bass spielen 1997 angefangen. Eigentlich habe ich zuerst Gitarre in meiner ersten Band gespielt, aber ein paar Typen aus dem Proberaum nebenan haben mich eines Tages gefragt, ob ich nicht in ihrer Band den Bass spielen könnte. Von dem Moment an, wo ich den Bass das erste Mal spielte, wusste ich, dass es passt. Ich habe mich schnell in das Instrument und die Position in der Band verliebt, und ich benutze immer noch den ersten Bass, den ich mir damals gekauft habe. Er ist sozusagen ein Teil von mir. Bis dahin habe ich eigentlich nur ein paar Backing Vocals gesungen, bis ich 2001 in eine Hard Rock Cover Band einstieg, denn dann habe ich angefangen, die Lead Vocals zu singen, und ich habe viel von Mr. Coverdale und Mr. Dio (danke für eine unschätzbare und unbezahlbare Zeit für alle Heavy Rock Musiker) gelernt.
Von welchen Musikern bist du sonst noch beeinflusst worden, und was war grundsätzlich für dich der Kick Off, Musiker zu werden?
Hm, ich fang mal mit dem zweiten Teil deiner Frage an. Es ist schwer zu beantworten, weil ich keinen anderen Grund finde als den, dass ich die Musik, die in meinem Kopf war, irgendwie manifestieren wollte. Das war der Grund für mich, Gitarre spielen zu lernen. Ich war zu der Zeit 15 Jahre alt, aber ich kann auch nicht sagen, ob es überhaupt einen Lieblingsmusiker gab, der mir so etwas wie einen Kick verpasst hätte. Ich habe einfach ein paar Mädchen und Jungens gefunden, die ebenfalls Musik machen wollten, und so konnte ich meine Wünsche, eine Band zu gründen und meine eigene Musik zu spielen, verwirklichen. Meistens waren die Leute schon älter als ich, was für mich natürlich sehr förderlich war, da ich ziemlich viel von ihnen lernen konnte. Eigentlich ist dass dann die Antwort auf den zweiten Teil der Frage: Alle Musiker, mit denen ich in den ganzen Jahren zusammen spielen konnte und durfte, haben mich inspiriert.
Welches sind deine All-Time Top Ten Alben?
Wow Dirk, das ist eine schwere Frage. Ich versuche es mal ganz spontan, ohne lange zu überlegen:
1. Crimson Glory - Transcendence
2. Ayreon - The Electric Castle
3. Emperor - Anthems to the Welkin at Dusk
4. Children of Bodom - Hatecrew Deathroll
5. Whitesnake - 1987
6. Rainbow - Long live Rock n' Roll
7. Megadeth - Rust in Peace
8. Blind Guardian - Imaginations from the other Side
9. TNT - Realized Fantasies
10. Extreme - III sides to every Story
Was macht eine Ida Haukland, wenn sie nicht mit TRIOSPHERE beschäftigt ist? Was sind deine Interessen neben der Musik?
Ich kann dir nur so viel sagen, dass mir neben TRIOSPHERE kaum Zeit bleibt, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. (lacht) Ganz nebenbei studiere ich noch Jura und habe den großartigsten vierbeinigen Freund, der es immer schafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, und der mich immer wieder auf andere Gedanken bringt.
In den letzten Jahren wart ihr immer wieder mit namhaften Bands auf Tour, wie zum Beispiel ARCH ENEMY, KAMELOT, W.A.S.P. oder DESTRUCTION. Welche Tour war für euch davon die erfolgreichste?
Das war definitiv die letzte Tour mit ARCH ENEMY und DESTRUCTION. Zum einen war es die bestorganisierte Tour, an der wir je teilgenommen haben, zum anderen haben wir uns mit DESTRUCTION die Backline teilen dürfen, wodurch wir viel mehr Platz auf der Bühne hatten, als du ihn normalerweise als Supportband hast. Der wichtigste Aspekt war aber, dass alle Band- und Crewmitglieder einfach fantastische Menschen waren, mit denen wir eine großartige Zeit hatten. Und es war ein großes Vergnügen und eine Ehre für uns, den Tourbus mit Schmier und DESTRUCTION teilen zu dürfen. Schmier ist einer der coolsten Typen in der ganzen Metal Szene, und wir haben enormen Respekt vor ihm und seiner Arbeit. Außerdem habe ich mir von ihm einige Tricks in Sachen Live-Performance abschauen können. (lacht) Ganz nebenbei waren die Venues unglaublich, die Fans fantastisch und das Leben on the road war einfach cooler, als man sich das hätte vorstellen können.
Ihr wart auch auf Tour mit einem der besten Sänger der Metal Szene überhaupt: RONNIE JAMES DIO. Es war ein großer Schock für die gesamte Szene, dass er letztendlich doch den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Was für Erinnerungen hast du, die ihn ja persönlich kannte, an den kleinen, großen Mann?
Ohja, das war ein sehr tragischer Tag, aber er hat bis zum Schluss niemals aufgegeben. Von ihm habe ich die wichtigste Lektion in Sachen Musik überhaupt bekommen: Musik ist ein fundamentaler Teil von dem, was und wer du bist, und nichts und niemand kann dir das jemals wegnehmen. Er hat fast über fünf Dekaden die Fans auf der ganzen Welt unterhalten, aber nie den Fokus auf das Wichtigste verloren: Die Musik selber!
Gibt es denn eine Band, mit der du gerne mal auf Tour gehen würdest. Und wenn ja, warum?
Oooh, klar, zu allererst würde ich sofort wieder mit ARCH ENEMY und DESTRUCTION auf Tour gehen. Aber es wäre bestimmt auch großartig, mal mit MEGADETH zu touren. Das würde bestimmt auch musikalisch gut passen. Eine andere Band, mit der wir alle gerne mal unterwegs wären, ist MASTERPLAN.
In diesem Zusammenhang, gibt es schon Tourplanungen um "The Road Less Travelled" live vorzustellen? Auf eurer Homepage waren noch keine Ankündigungen zu finden.
Nein, bisher haben wir noch keine bestätigten Tourdates, die wir verkünden könnten. Alles ist zurzeit in Arbeit, aber grob planen wir, Norwegen und den Rest von Europa im Herbst zu beackern, um das Album endlich live auf die Bühne zu bekommen. Drückt uns die Daumen, sobald etwas bestätigt ist, werden wir es auf der Homepage ( http://www.thetriosphere.com ) veröffentlichen.
Ida, hast du noch ein paar letzte Worte für die Leser von BurnYourEars?
Dirk, erstmal möchte ich dir danken, dass du Interesse an TRIOSPHERE hast und dass ihr dieses Interview präsentiert. Und an eure Leser: Leute. Kauft das Album und hört es euch ein paar Mal von vorne bis hinten an. Es ist ein Album, das sich wirklich vollständig erst nach ein paar Durchläufen komplett in allen Details erschließt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass euch die Musik gefällt. Und wenn es so ist, kann ich es kaum noch erwarten, euch alle vor der Bühne zu sehen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, auf meine Fragen so ausführlich einzugehen. Mir hat das Interview verdammt viel Spaß gemacht, und ich hoffe, wir können unseren Lesern demnächst auch einen Livebericht von einem Gig in Deutschland präsentieren.
Alle Artikel zu
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out