Geschrieben von Mittwoch, 16 Juni 2010 17:26

Matula - Interview mit Gitarrist Basti zum Album "Blinker"



Matula... nein, wer jetzt an „Ein Fall Für Zwei" denkt, der liegt falsch. Aber sobald man sich von der Namensfrage gelöst hat, kann man sich auf die Musik der Nordlichter konzentrieren. Und wer Posthardcore im Indie-Gewand mag, dabei vor allem auf deutsche Texte steht und gerne mal die ein oder andere Träne im Knopfloch hat, sollte mal in ihre aktuelle Platte „Blinker" rein hören. Wir unterhielten uns mit Gitarrist Basti.

Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.

Moin, ich bin Basti und meine Band heißt Matula... außerdem gibt es da noch Beitz, Robert und Thorben, Bass, 2x Gitarre, Schlagzeug, Gesang – klingt rockig, ist es auch.

Warum habt ihr euch nach dem Typen aus „Ein Fall für zwei" benannt?

Das kam nicht, weil wir die Serie so geil finden oder Klaus-Theo Gärtner, den Schauspieler, verehren würden, sondern eher, weil das Wort 'Matula' ziemlich gut klingt, kurz und knackig ist und zumindest wir es uns von Anfang an gut merken konnten – meistens, wenn eine Band auf Namenssuche ist, überlegt sie beim Proben so hin und her, sammelt Ideen, erinnert sich aber schon die Woche drauf nicht mehr an 80 Prozent der Vorschläge. Das war bei 'Matula' nicht der Fall, und zack, gekauft!

Wie würdet ihr eure Musik kategorisieren? Eher Indie oder eher Emo, oder ganz anders?

Beitz sagt immer: „Zu poppig für Punk, zu punkig für Pop." Und das trifft es, wie ich finde, ziemlich gut. Gegen den Begriff Emo habe ich mittlerweile, wie glaube ich viele andere Leute auch, eine leichte Aversion – liegt wahrscheinlich an diesen vielen fürchterlichen Bands, die sich als Emo feiern lassen. Na klar haben wir Emotionen, wenn wir unsere Musik machen, und wir wollen mit ihr auch welche transportieren, aber das würde ich Manowar und Slayer auch unterstellen wollen... Geht man aber von dem aus, was die Begriffe Emo bzw. Indie musikalisch bedeuten, bzw. mal bedeutet haben, so würde ich sagen, ist bei Matula von beidem eine gute Portion dabei – besonders wenn man an Bands wie Jawbreaker, Sunny Day Real Estate oder dann wiederum Wipers denkt. Wir klauen aber auch ohne mit der Wimper zu zucken bei Social Distortion, wenn es sein muss...

Was soll mir dieses Plattencover in Verbindung mit dem Wort „Blinker" sagen?

Für die 60er-Jahre-Cover-Familie: Urlaub, Angeln, vorher Autobahn, Blinker links – überholen, Blinker rechts – Ausfahrt... Für uns: Konzerte spielen in den 2000er-Jahren, kein Angeln, weil Vegetariertum, dafür aber wiederum Autobahn, Blinker links, Blinker rechts. „Wir müssen weiter, bis Land in Sicht ist." Das ist das, was die Band ausmacht und was ihr am meisten Spaß macht. Und genau das ist auch eines der großen Themen der Platte, wenn man auf die Texte guckt, und die Verbindung von Platte und Cover ist uns und Marco Heckler (dem Artworker) gut gelungen, wie ich finde.

Ihr macht das hier jetzt seit ca. 10 Jahren. Seit einiger Zeit gibt es ja einen kleinen Hype um deutschsprachige Musik. Zur Zeit starten medial auch Captain Planet ganz gut durch. Profitiert ihr von diesen Faktoren?

Gute Frage. Ich denke, wir profitieren von der Band und der persönlichen Freundschaft mit Captain Planet und vielleicht auch von der MySpace-Top-Freundschaft (Spaß!), und klar supporten sie uns und wir sie, wo wir können – sie schanzen uns mal ein Konzertangebot zu oder Ähnliches, und wir tauschen Kontakt-Adressen. Ob wir jetzt von dem medialen Durchstarten der Kollegen profitieren, ist natürlich schwer zu sagen. Ich hoffe natürlich ja, aber ich hoffe in erster Linie, dass sie selbst davon profitieren und uns dann auch zu einem Bier mehr bei unserem Stammtisch einladen... Das wirklich mediale Durchstarten ist ja (leider) auch eher anderen deutschsprachigen Bands wie Juli oder Tokio Hotel vorbehalten, und ob wir davon profitieren, wage ich stark zu bezweifeln...

Nerven euch eigentlich die typischen Turbostaat- und Captain Planet-Vergleiche?

Wie oben schon angedeutet, tun sie das nicht – es sei denn, man bezeichnet uns (und das kann man nur, wenn man uns nicht mag) böswillig als Kopie einer jener Bands. Das nervt hart, tut aber auch kaum jemand. Wenn jemand schreibt: „Und wieder eine dieser Turbostaat-Bands..." dann ist das echt bescheuert, ungefähr so, wie wenn jemand schreibt: „Ey, das Vinyl verzerrt bei mir so komisch in den Höhen, was ist denn da los, sagt doch mal?" – entweder die Musik packt einen und schockt, oder halt nicht!

Welche Bands haben euch Einflüsse geliefert?

Bestimmt sehr, sehr viele. Musik, die man selber hört, beeinflusst einen zumindest unbewusst immer in dem, was man sich selber auf der Gitarre überlegt, davon bin ich überzeugt. Und Platten, die man richtig, richtig geil findet, tun dies umso mehr. Und ganz ehrlich gehören dazu auch Turbostaat und die Weakerthans und auch Captain Planet und Muff Potter und viele andere Bands, mit denen man uns gern vergleicht – ich habe kein Problem damit, das zuzugeben, denn trotzdem sind wir eigenständig, und darauf kommt es doch an. Denn auch Bands und Musiker, die Vielen vielleicht gar nicht in den Sinn kommen würden, wenn man unsere Musik hört, haben uns Einflüsse geliefert.

Habt ihr mal versucht auf Englisch zu texten, oder kam das niemals in Frage?

Ganz früher, also vor so acht bis neun Jahren – noch unter anderem Namen – hatten wir englische Texte, aber auch nicht besonders gute Musik. Dann haben wir ein neues Demo gemacht, die Band umbenannt und nie wieder englische Texte geschrieben – gut so!

Ihr habt ja bereits zwei Split-Platten gemacht. Mit welcher Band (existierend oder aufgelöst/tot) würdet ihr am liebsten nochmal so ein Format rausbringen?

Duesenjaeger vielleicht – ich denke, das könnte sich jeder von Matula vorstellen. Die sind leider tot, aber auch Freunde – zumindest aber sehr gute und nette Bekannte – und das wäre uns wohl allen wichtig, wenn es um eine Split geht.

Würdet ihr sagen, dass es analog zu den sinkenden Verkaufszahlen von CDs mittlerweile auch weniger Publikum auf Konzerten gibt?

Schwer zu sagen. Ich würde aber eher dazu tendieren zu sagen, dass Live-Konzerte immer einen höheren Wert für „Fans" der Bands gehabt haben, als die CD zu Hause im Regal, und dass dies auch weiterhin so ist. Ein Konzert ist doch mehr so ein Erlebnis, von dem man gerne überall erzählt – wenn es denn richtig gut war. Dadurch, dass viele Leute heutzutage Musik für lau aus dem Netz herunterladen, haben sie ja theoretisch auch mehr Geld, um auf Konzerte zu gehen und tun dies vielleicht auch. Ich wünsche mir sogar, dass diese Theorie stimmt!

Wird euch „Blinker" auch an Orte bringen, die erst mal nichts mit der deutschen Sprache zu tun haben?

Das Internet ist doch weitgehend international... und da sind wir schon! Wenn du an Konzerte in anderen, nicht-deutschsprachigen Ländern denkst: Bisher ist da nichts Konkretes geplant, aber ich hoffe es insgeheim schon, denn ein Kurzurlaub im Ausland mit meinen Jungs... geil, geil, geil!

Famous Last Words?

Nein, aber danke für das Interview!

Matula auf MySpace
Kai