Geschrieben von Kai Dienstag, 29 Juni 2010 00:00
War From A Harlots Mouth / Burning Skies - Interview mit Drummer Paul zur Split EP beider Bands
Was verbindet die beiden Bands WAR FROM A HARLOTS MOUTH und BURNING SKIES? Na, jedenfalls nicht nur die absolute Brutalität ihrer Musik. Seit einiger Zeit teilen sich beide Bands den Schlagzeuger und manifestieren ihre Freundschaft jetzt auch mit einer absolut gelungenen Split EP, auf der eigene Songs, Coverversionen der jeweils anderen Band und ein gemeinsamer „Bonus-Song" zu finden sind. Drummer Paul konnte uns zu beiden Seiten der Split einige Eindrücke vermitteln. Bühne frei für einen mehr als außergewöhnlichen Drummer mit einem außergewöhnlich guten Silberling im Gepäck!
Hi Paul, wie kamt ihr auf die Idee zur Split?
Hi erstmal. Die Idee zur Split entstand eigentlich schon im Jahr 2008, als wir unsere erste Headlinertour mit den Jungs von Burning Skies fuhren. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit und waren seitdem immer in Kontakt. Die Jungs kamen auf unsere Shows, wenn wir in Großbritannien waren, wir gingen zu ihren Shows, wenn sie in Berlin und Umgebung waren. Durch den dauerhaften Kontakt reifte die Idee immer mehr, und wir hatten einfach Bock, das jetzt mal dingfest zu machen.
Hattet ihr bei beiden Bands bereits Stücke „über", oder mussten sie noch extra für die Split geschrieben werden?
Bei Burning Skies (BS) waren schon früher Songs entstanden, die ich auch schon Ende 2009 auf Tournee live spielte, welche zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht aufgenommen wurden. Mit War From A Harlots Mouth (WFAHM) haben wir die Songs extra für die Split geschrieben. Wir hatten die Idee, dass sich die Songs musikalisch von der sonst gewohnten Art und Weise unterscheiden und haben versucht, dem Ganzen etwas Einheitliches zu geben.
Wie ist der „Bonustrack" entstanden?
Wir wollten unbedingt das zu "Fighting Wars With Keyboards" zugehörige Interlude "Trife Life" als A Capella-Version vertonen und haben den Aufenthalt im Studio dazu genutzt, um die Verbundenheit der beiden Bands zueinander deutlich zu machen. Da wir sowieso zeitgleich im Studio waren, haben wir zusammen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion alles aufgenommen, was uns in den Sinn kam. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
Wie probst du, da du ja in beiden Bands spielst?
Die Proben mit Burning Skies sind momentan nur möglich, wenn ich nach England fliege. Wir einigen uns dann auf einen Zeitraum, und ich verbringe ein Wochenende (oder zwei Wochen, dank Vulkan) in Bristol. Die Zeit wird natürlich auch intensiv genutzt, um neue Songs zu schreiben. Das Internet zu nutzen, ist in solchen Situationen natürlich von Vorteil, da Songfragmente einfach per E-Mail verschickt werden können.
Gibt es Probleme, was das Touren angeht?
Sicherlich ist es nicht einfach, das alles unter einen Hut zu kriegen, wir sind allerdings in permanentem Kontakt miteinander und sprechen uns gegenseitig ab. Wenn WFAHM nicht unterwegs sind, dann ist das immer ein potentieller Zeitraum, um mit BS auf Tour zu gehen. Generell planen wir immer alles weit im Voraus, so dass es zu Komplikationen nicht kommen kann bzw. nicht kommen sollte.
Nach welchem Kriterium wurden die beiden Stücke ausgesucht, bei denen ihr euch gecovert habt?
Es gab da kein wirkliches Kriterium. Wir haben uns einfach für die Songs entschieden, die wir spontan für 'coverwürdig' hielten und die uns auch persönlich am meisten Spaß gemacht haben.
Wir haben uns natürlich für Songs entschieden, die wir für geeignet hielten, um neu vertont zu werden, und da beide Stücke auch die charismatischsten/populäreren der jeweiligen Band sind, bot es sich einfach an. Als ich RKD damals hörte, flog mir glatt die Kinnlade runter vor lauter Geballer!
War es dabei schwer für dich, den WFAHM-Song neu zu interpretieren, da er ja bereits zu deinem Repertoire gehörte?
Nunja, es war auf jeden Fall ungewohnt, den Song noch einmal aufzuschlüsseln und von Grund auf neu zu arrangieren, wobei wir natürlich darauf geachtet haben, die Struktur nicht vollkommen zu verfremden. Man findet ja immer markante Merkmale, die eine Band ausmachen und versucht dann, diese speziellen Stilmittel entweder beizubehalten oder das komplette Gegenteil zu erreichen. Ich denke, dass die Songs trotzdem noch als solche zu erkennen sind, obwohl sie im Stil der anderen Band geschrieben wurden, das war das Ziel!
Mit welcher Band (egal aus welcher Zeit) würdest du so eine Split gerne nochmal machen?
Das ist eine gute Frage. Eine Band, die mich seit jeher schwer beeinflusst hat, ist Meshuggah. Ich kann mich allerdings nicht entsinnen, dass sie seit der Split mit Hypocrisy noch einmal etwas Vergleichbares gemacht haben.
In wie weit unterscheidet sich dein Schlagzeugspiel, wenn du in diesen beiden Bands spielst?
Bei WFAHM spiele ich viel verspielter, die Musik ist generell etwas 'komplizierter'. Da ich trotzdem die gleiche Person bin, die hinterm Schlagzeug sitzt, spiele ich stilistisch ähnlich. Burning Skies fordern mich aber körperlich viel mehr, da das permanente Gebolze ziemlich anstrengend ist. Haha...
Könntest du dir vorstellen, eine Show mit beiden Bands nacheinander zu spielen?
Absolut. Das wäre zwar eine körperliche Herausforderung aber kein Hindernis! Ich finde die Idee sogar ziemlich reizvoll. Vielleicht spielen wir ja mal einen 'Splitgig' zusammen, wer weiß.
Ihr scheint ja mit WFAHM auch international einiges Ansehen zu genießen. Wie sind für euch die Touren im Ausland bislang gelaufen, und wo möchtet ihr in Zukunft noch hin?
Wir haben auf jeden Fall schon viele Möglichkeiten gehabt, im Ausland auf der Bühne zu stehen und sind definitiv sehr dankbar dafür. Dass es auch außerhalb des deutschsprachigen Raums viele Menschen gibt, die unsere Songs kennen und sogar live mitsingen, zeigt mir, dass wir vielleicht auf dem richtigen Weg sind. Es wird heutzutage immer schwieriger, sich eine robuste Plattform aufzubauen und sich treue Fans zu erspielen, und wir hoffen, dass wir in einigen Köpfen hängenbleiben. Persönliche Traumziele sind meinerseits Japan, Australien und noch einmal die USA. Bis dato bin ich aber schon absolut zufrieden mit unsere Tourhistorie.
Ich habe euch auf der letzten Tour in Münster gesehen. Bei der Show entschuldigte sich euer Sänger bei der ersten Band, dass er sie nicht hatte sehen können. Schaut ihr euch immer so viele Bands auf dem jeweiligen Line-Up an, wie es geht?
Wir versuchen selbstverständlich so oft es geht auch den lokalen Bands etwas Respekt zu zollen und verkriechen uns nicht vollständig in unseren Backstagebereich. Bei ca. 100 Shows pro Jahr und jeweils zwei bis vier Vorbands wird es allerdings oft unmöglich, sich jede Band anzuschauen. Viele Leute verstehen nicht, dass man auf einer langen Tour auch mal ein bisschen Ruhe und Privatsphäre braucht, um körperlich und geistig fit zu bleiben. Da ist es einfach nicht drin, täglich 'einen draufzumachen' und jeden Abend bis 1000 Uhr mit allen zu feiern. Wir sind da teilweise etwas 'unrock'n'rollig'. Haha...
Die eine oder andere lustige Bemerkung in Richtung der Sporthosenträger gab es da auch. Wie steht ihr zu dem Rumgetrete auf den Shows?
Mittlerweile scheint das Violent Dancing ja zu einer Metal-/Hardcoreshow einfach dazuzugehören. Es ist ein schmaler Grat zwischen 'Rücksicht auf Mitmenschen nehmen', 'Dampf ablassen' und 'Völlig Austicken und allen zeigen, wer die dicksten Eier hat'. Wir haben Verständnis für jegliche Art des Musikgenießens, weisen aber öfter auch darauf hin, dass die Musik und der Spaß im Vordergrund stehen sollten und Konzerte keine Plattform für Boxkämpfe mit Mundschutz sind. Viele verwechseln die Tanzfläche mit einem Boxring und verlegen ihre alltäglichen Probleme aufs Konzert. Wir wollen alle Dampf ablassen, das geht aber auch ohne Gewalt.
Famous last Words?
Habt Respekt füreinander, nehmt euch mehr Zeit für Musik, HÖRT Musik und vor allem: Seid selbstständig und hinterfragt Dinge, bevor ihr mit dem Kopf nickt. Danke fürs Interview!
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