Geschrieben von Donnerstag, 15 Juli 2010 00:00

Black Space Riders – Interview mit Frontmann Jochen Engelking zum Debüt-Album

blackspaceriders-band

Space-Doom, Baby! Die vier Münsteraner von BLACK SPACE RIDERS drehen auf ihrem selbstbetitelten Debüt eine entspannte Psychedelic-Runde durch den Weltraum. Sänger und Gitarrist Jochen Engelking erzählte uns im Interview, wie man gleichzeitig zwei Gitarren auf der Bühne bedient.

Erzähl mir zu Anfang Wissenswertes über BLACK SPACE RIDERS. Da die Band noch sehr jung ist, aber trotzdem schon beeindruckend Hörenswertes auf Platte abgeliefert hat, gehe ich davon aus, dass ihr alle schon eine Menge Erfahrung aus anderen Bands habt. Ist das so?

Das ist very, very true. Das Durchschnittsalter der Akteure beträgt 40,5 Lichtjahre. Wir haben alle schon seit gut 20 Jahren in verschiedenen Bands unterschiedliche Stile gespielt, ein "bisschen bekannt" waren davon vielleicht NUTS4GUTS (Crossover-Pioniere Anfang der 90-er), CUBA MISSOURI (Indie-Rock), ich selbst hab ruhigen Singer-Songwriter-Country mit MOTOVUN gemacht. Aber der Krach fehlte. Da hab ich dann im Spätherbst 2008 Mitstreiter für ein neues Rockprojekt gesucht, laut sollte es sein, schwer, hypnotisch, psychedelisch. Nach viermal Treffen, Jammen, Proben haben wir schon das erste Mal live gespielt.

Also bist du der Hauptsongwriter? Irgendjemand ist das ja bestimmt, denn wenn alle gemeinsam die Musik schreiben würden, käme ja nicht in so kurzer Zeit ein Album zustande.

Ja, ich bin der Hauptsongwriter. Die Texte und das Konzept kommen von mir, die Riffs zu 80 Prozent auch. Ich hatte vor Bandgründung schon mal "Spacebomb" mit Drumcomputer grob skizziert, um meinen zukünftigen Mitstreitern die gewünschte Richtung aufzeigen zu können.

Die Riffs von "I, Black Space Messiah" und "Space Collision" stammen dagegen von SLI, die Riffs von "Space is Black" und "Voodoo Spaceship" von SAQ. Trotzdem entsteht der typische BLACK-SPACE-RIDERS-Sound mit seinen Arrangements, Grooves, Klangfarben sehr stark gemeinsam - das geht aber meistens sehr schnell, wenn's zündet. Im Laufe der Zeit verändern wir immer mal wieder Arrangement, Attitüde, Tempo etc.

"Spacebomb" ist ein typisches Beispiel: Von mir ursprünglich als 3-Minuten-Classic-Rock-Song geschrieben, hat sich der Groove dann in Halftime geändert und das Arrangement immer weiter gestreckt.

Wie setzt ihr das live um? Kommt alles Elektronische mit Klick vom Computer oder versucht ihr, alles live zu reproduzieren? (Wie z.b. BARONESS, die wahre Großmeister in Live-Klangerzeugung sind!) Gab es von Anfang an einen typischen Groove zwischen euch oder musstet ihr euch erst aufeinander einspielen?

Wir setzen alles zu hundert Prozent authentisch mit unseren eigenen Händen um. Keine Samples, kein Digitalism! Feedbacks werden in Echos gelegt.
Je nach Bühnengröße: Ich habe eine zweite Gitarre, die einsam im Gitarrenständer direkt vor einem Extra-Amp Rückkopplungen erzugt, die ich mit einem Fußpedal mischen/steuern kann. Ich singe über zwei Mikros, eins clean, eins mit Effekt. Ich stehe auf Effektpedale, hab ein paar Qudratmeter davon direkt vor den Füßen, haha!

Vielleicht zur Aufnahme selbst: Wir haben die gesamte Platte in zwei Tagen live (!) eingespielt. Per Overdub kamen dann die Soli und ein paar Space-Trip-Echo-Feedback-Gitarren im Hintergrund dazu. Das ist alles in Wahrheit viel reduzierter, als es sich dann anhört. Es gibt bis auf zwei bis drei Stellen gar keine Synthies... diese Space-Geräusche sind meist Gitarren- oder Gesangseffekte. Ach ja: Gesang kam natürlich auch nachträglich drauf, und da haben wir viel mit alten Krautrock-Effekten gespielt. Und an zwei Stellen Didgeridoo und Dejembe.

Aber wie gesagt - sonst alles live. Ach, und noch was: Kein Klick! Nie! Der Groove ist extrem wichtig!

Donnerwetter, davon kann man was lernen! Ich find Klick zum Proben extrem wichtig, weil sich auch daraus das Zusammenspiel verbessern kann. Etwas Ähnliches (kein Klick) habe ich aber mal in einem Interview mit Billy Gibbons (ZZ TOP) gelesen, der meinte, sie hätten ihre Songs so viele hundertmal gespielt, bis das ideale Tempo ihnen derart in den Knochen saß, dass gar nichts mehr schief gehen konnte.

Wie und wie oft probt ihr? Oder seid ihr eine reine Live- und Studioband, die sich hauptsächlich zum Mucken trifft, und für die Proberaumarbeit gleich Songwriting ist?

Wir proben einmal die Woche für ca. drei Stunden... davon geht aber wahrscheinlich mindestens eine Stunde für Biertrinken, Rauchen, Blödsinn reden drauf, haha! Wir haben ja alle noch relativ anstrengende Berufs- und Privat-/Familienleben "nebenbei" und sind auch noch in anderen Bands unterwegs.

Ansonsten sind wir schnell, wir ergänzen uns musikalisch sehr gut und vor allem der Drummer CRIP und ich spielen schon so lange zusammen, dass wir oft ein blindes Verständnis untereinander haben. Es kann gut passieren, dass wir innerhalb einer Probe drei Stücke fertig stellen! Das Proben ist der Bandkern selbst! Das Live-Spielen ist auch extrem wichtig, ganz unbescheiden: Wir sind schon richtig fett live, hehe. Und an eine Plattenaufnahme hat ja erstmal sowieso keiner gedacht, als wir vor anderthalb Jahren loslegten.

Aber natürlich denken wir - so rasant wie sich jetzt alles entwickelt hat - schon an die nächste Platte.

Die wird dann sicherlich auch eine ähnliche Thematik haben...? Worum gehts in euren Texten? Stecken dahinter Konzepte oder erzählt jeder Song für sich genommen eine abgeschlossene Geschichte? Oder stimmt nichts von dem?

Hauptsache "Black" und "Space" und von mir aus auch "Rider", haha! Als wir uns gründeten, gab's ja noch keinen Bandnamen - aber den Sound, den gab's ganz schnell! Ich finde, dass der Name gut dazu passt, und dann hat sich die Thematik "Space" ja geradezu aufgedrängt. Ich bin seit jeher ein riesen Science-Fiction-Fan, hab schon mit 13 mit der Taschenlampe unter dem Bett einen Roman nach dem anderen verschlungen.

Dass dann in jedem Titel "Space" vorkommt und oft noch dazu "Black" und vielleicht noch ein kleiner "Rider" dazu, war zwischenzeitlich fast ein Running Gag... die anderen hätten das ohne meine Beknacktheit diesbezüglich wahrscheinlich auch nicht sooo konsequent durchgezogen. Ich finde aber, wenn du starke Bilder erzeugen willst, hilft es, ein Thema konsequent immer weiter auszureizen, bis an die Nervigkeit oder von mir aus Lächerlichkeit heran. Das ist eine Gratwanderung, und die Beurteilung darüber, ob dir das gelingt, liegt beim Hörer. Der eine folgt dir begierig, den anderen hängst du vielleicht ab.

Meine Texte sind sehr reduziert, ich wiederhole viel. Eher coole, manchmal stumpfe, dann wieder kryptische Slogans. Keine wortreichen Romane. Alle Songs haben für sich Sinn und alle passen zusammen in ein großes Bild, eine Bestimmung eines intergalaktischen Erlösers, Killers... ein bißchen Roy ("Blade Runner"), Riddick ("Pitch Black") und Muad'Dib ("Dune"). Auf jeden fall ist BLACK SPACE RIDERS ein Gesamtkonzept, und bei der nächsten Platte wird es sicherlich eine deutliche Variation des Gesamtkunstwerkes geben!

Wie bringt ihr dieses Gesamtkunstwerk live rüber? Habt ihr eine spezielle Lichtshow oder ein Backdrop mit Sternennebel oder Videoprojektionen der besten Star-Trek-Szenen?

Oder Star-Wars-Szenen: Kampf der Ewoks gegen die imperialen Sturmtruppen, hoho! Und unser Basser ist der Ober-Ewok-Häuptling!
Neee. Bisher ganz schlicht. Let the music do the talking! Wir sind live einfach 'ne coole, in schwarz gekleidete Rockband, klar mit einem Backdrop, aber bisher ohne Videos, keine "Spinal-Tap-Gedächtnis-Stonehenge-Imitations-Raumstation"... Liegt aber auch daran, dass sich noch keiner von uns damit beschäftigt hat. Vielleicht rüsten wir, sobald Zeit und Geld da ist, diesbezüglich nach.

Aber ich würde mir immer lieber eine neue (bzw. ganz alte) Gitarre als einen Projektor kaufen. Das wird bei uns nie PINK FLOYD werden, eher AC/DC, und auch die MONSTER-MAGNET-Phase mit den schwach bekleideten Damen auf der Bühne werden wir auslassen, versprochen!

Okay, zur Kenntnis genommen!

Von "Star Wars" (den unsäglichen Ewoks), "Blade Runner", "Dune" und "Pitch Black" (der eigentlich scheiße, aber trotzdem irgendwie geil ist...) abgesehen - welche sind deine/eure Lieblings-Weltraumabenteuer? Bitte sag "Spaceballs"!

"Spaceballs"! ... Hab ich jetzt aber nur für dich gesagt. Ich kann ja durchaus über Mel Brooks lachen... Rick Moranis als Lord Helmchen ist natürlich Kult! Und der "Möter" von mir aus auch, aber der Space ist bitteschön BLACK und nicht lustig!

Deswegen find ich ja den völlig beknackten "Pitch Black" auch gut. Der ist trashig, aber konsequent böse! Ebenso wie sein völlig bescheuerter Nachfolger "Riddick"... oder eher, WEIL er schlecht ist.
Es gibt leider keine gute "Dune"-Verfilmung, an der Aufgabe ist sogar David Lynch gescheitert - aber die Romane sind toll. "Blade Runner": Toll, wenn auch nicht zeitlos. Italo-Western-Typen mit einem Rache-Auftrag vor düsterer Endzeitkulisse ist die Ansage! Und sonst: Alien(s) 1-27 natürlich, und an Büchern... ach, da könnten wir jetzt ewig weiter machen!

Lieber nicht ewig. Das würde zwar zum Weltall passen, sprengt aber etwas meinen Rahmen... Auf jeden Fall danke für deine ausführlichen Antworten, die ein bisschen Licht in den Black Space bringen, haha... Ein paar nette Worte an die Zielgruppe bzw. die Leser wären noch super. Und immer schön spacig bleiben!

Nette Worte an die "Zielgruppe"?! Wer ist nochmal unsere "Zielgruppe"... Hm, ok: Ich grüße alle Space-Stoner-Doom-Metal-Hard-Indie-Post-Psychedelic-Classic-Grunge-Noise-Rock-Fans zwischen zehn und achtzig! Möge die Macht mit euch sein! See you in SPACE!