Geschrieben von Sonntag, 19 Dezember 2010 00:00

Teamkiller - Interview mit Gitarrist Felix zum Split der Band



TEAMKILLER sind Geschichte – zumindest beinahe. Passend zur Veröffentlichung ihres neuen Albums „Bound To Samsara" gaben die Stuttgarter ihre Auflösung bekannt. Nach sieben Jahren im Hardcore-Zirkus ist wohl einfach mal Zeit für etwas anderes. Wie es zum Split kam und was es noch zu „Bound To Samsara" zusagen gibt, erfahrt ihr von Gitarrist Felix.


Hi, ich bin Felix von Teamkiller.

Wie kommt man dazu, passend zur Veröffentlichung einer Platte, seine Auflösung bekannt zu geben?

Die Entscheidung, dass wir uns auflösen werden, fiel bereits Anfang des Jahres. Wir standen an einem Punkt, an dem wir überlegt haben, wie es weitergeht, persönlich und musikalisch. Wir kamen in vielen Gesprächen zu dem Entschluss, dass es jetzt, nach sieben Jahren, für uns der beste Zeitpunkt ist, um aufzuhören. Diese Entscheidung fiel uns trotzdem sehr schwer, nach all den intensiven Jahren, die wir gemeinsam erlebt haben. Mit unserem neuen Album „Bound To Samsara" schließt sich für uns, auch musikalisch, der Kreis. Für uns ist es wichtig, auch das letzte Kapitel gemeinsam zu schreiben, und uns gemeinsam zu verabschieden, nicht nur mit dem Album, sondern auch einer letzten Tour und mit einem letztem Konzert.

Was hätte sich ändern müssen, damit TEAMKILELR weiterspielen?

Wir könnten weiterspielen. Es sind keine äußeren Umstände, die uns dazu gebracht haben, dass wir uns auflösen werden, sondern unsere eigene innere Entwicklung - persönlich und als Band. Wir werden auch weiterhin Musik machen. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt beschlossen hätten, in Rente zu gehen. Dieses Ende ist also auch ein neuer Anfang. Die Göttin Kali, die das Cover von „Bound To Samsara" ziert, bringt Zerstörung, aber auch Erneuerung.

Meiner Meinung nach hat sich euer Sound mit der neuen Platte verändert. Wie kam es dazu und was und wer hat euch inspiriert?

Durch alle unsere Platten zieht sich eine Entwicklung, die jetzt auf „Bound To Samsara" ihr Ziel erreicht hat. Auf der selbstbetitelten Teamkiller MCD/10'' wurde schon mehr als angedeutet, wie das neue Album klingen würde. Der größere Entwicklungssprung liegt zwischen der alten full length „Bad Signs" und den letzten beiden Releases, was auch an der größeren Zeitspanne liegt, die dazwischen verging. Für mich persönlich hat sich der Stil nie verändert, sondern mit jedem Release ein bisschen entwickelt. Schon ganz am Anfang bei unserem Demotape, zur Split 7" und zur ersten „Some Scars, Some Hope" MCD ist das deutlich spürbar. Die größte Inspiration war und ist für uns immer noch der Ende-80er- / Anfang-90er-New-York-Hardcore. Neben Leeway, Agnostic Front und Merauder vor allem die Cro-Mags. Für das neue Album gab es keine andere Inspiration als für die vorigen Releases. Es gibt Höchstens einen Schuss mehr alte Metallica. Es ist dieselbe Basis wie immer, und wir selbst haben uns eben auch weiterentwickelt - wie immer.

Auch vom Sound her klingt das Album wesentlich oldschooliger. Was denkst du, wenn TEAMKILLER weitermachen würden, wie würden die Platten in ein paar Jahren klingen? Würde sich diese aktuelle Entwicklung fortsetzen?

Es freut mich, dass Du das bemerkt hast! Wir haben uns viel Mühe gegeben, wieder nicht den typischen, modernen Sound zu kreieren, wie ihn nahezu jede Band hat, die in einem halbwegs coolen Studio aufnehmen kann - sondern etwas, das viel besser klingt und dazu auch zur Musik passt, anstatt einfach nur lauter gemastert zu sein als andere. Wie genau die musikalische Entwicklung verlaufen würde, kann ich spontan nicht orakeln. Allerdings bin ich mir sicher, dass es wieder eine Weiterentwicklung wäre. Auf der Stelle treten ist einfach nicht unser Ding!

Wie fühlt es sich an, wenn man nach über sieben Jahren vor seiner Abschiedstour steht? Habt ihr euch dafür irgendwas Besonderes ausgedacht?

Es fühlt sich krass an. Wenn man daran denkt, was man alles gemeinsam erlebt hat, kann man ganz schon ins Schwärmen kommen und auch sentimental werden. So viele Höhen und Tiefen und Erlebnisse, die man nie vergessen wird, und die man auch nur erleben kann, wenn man mit guten Freunden zusammen mit einer Band die Welt oder zumindest Europa erobert. Egal ob auf Tour, im Proberaum, Studio oder Wohnzimmer... Sieben Jahre lang! Und dazu noch so intensiv nah beieinander. Ich denke, die Jungs sind die Menschen, die ich am besten kenne – so eine intensive Zeit erlebt man ja eigentlich nicht einmal mit seinen Eltern während der Weihnachtsfeiertage oder der Freundin im Urlaub. Ehrlich gesagt kann ich es mir noch nicht wirklich vorstellen, wie es dann sein wird, wenn wir zum letzten Mal auf die Bühne gehen. Dafür haben wir uns natürlich was Besonderes ausgedacht, aber das wird nicht verraten!

Ihr habt in eurer Karriere mit verschiedenen Labels gearbeitet. Was für Erfahrungen habt ihr mit der ,,Industrie-Seite" der Hardcore-Geschichte gemacht?

„Industrie-Seite" kann man das eigentlich nicht nennen, bzw. wirklich nur in Anführungszeichen. Das klingt sonst so, als ob irgendjemand damit einen Haufen Kohle machen würde, was definitiv nicht der Fall ist. Weder Labels, Booking Agenturen, Veranstalter und vor allem nicht die Bands, haha! Hardcore ist und bleibt einfach Underground. Das höchste Maß an „business" ist meines Wissens erreicht, wenn man davon Leben kann, und dafür dann mehr oder weniger non-stop unterwegs ist und tourt. In unserer Zeit als Band hat sich einiges gewandelt, vor allem durch den Einzug des Internetzeitalters. Das Internet gab es zwar bereits als wir anfingen, aber war noch weit nicht so verbreitet wie heute. Es gab noch nicht dieses unüberschaubare Überangebot an Bands. Heutzutage hat ja alles und jeder, wirklich jeder, eine Internetseite, z.B. bei MySpace und Facebook. Das macht es für viele schwer, aus der Masse hervorzustechen. Da hatten wir Glück, dass das früher bei uns noch nicht so war. Uns hat das am Anfang eher geholfen, um überregional und international schnell bekannt zu werden.

Aber um jetzt mal auf die Frage zurück zu kommen: Damals waren meiner Erfahrung nach Labels mehr interessiert an Bands und waren dazu bereit, mehr in diese zu investieren, auch finanziell. Heutzutage ist erstens alles schnelllebiger à la „wo ist der nächste Trend, auf den wir aufspringen können für ein paar bucks?", und zweitens geht der Trend dahin, dass die Leute eh nur noch unterwegs MP3s hören und Bands diese oftmals selbst kostenlos zur Verfügung stellen. Was auch dazu führt, dass Labels weniger Geld in gute Studioaufnahmen von Bands investieren.
Wir sind glücklich darüber, dass wir immer nur mit den allerbesten Labels zusammengearbeitet haben - Our World, Dead Serious, Cobra, Let It Burn - und das auf einer freundschaftlichen Basis. Dass man sich gut und schon lange kennt und Vertrauen zueinander hat, war für uns immer die Grundlage. Da kann man auch mal Plattendeals vereinbaren ohne Unterschriften und Verträge.

Unterm Strich haben wir eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht mit der „Industrie". Es war stets so, dass beide Seiten sehr stark voneinander profitiert haben. Das Folgende hat jetzt nur indirekt mit der Industrie zu tun, als dass es die Umstände betrifft unter denen sie arbeitet, aber ich persönlich finde es sehr bedauerlich, dass Musik heutzutage meist nur noch konsumiert wird wie ein Wegwerfprodukt. Wenn man sich nicht mehr zuhause aufs Sofa setzt, um eine Platte auf einer richtigen Anlage zuhören, sondern stattdessen sich nur noch unterwegs berieseln lässt via MP3 Player und Mini-Kopfhörer, wird für mich dadurch die Musik entwertet zu Fahrstuhlmusik.

Was würdet ihr jungen, grade erst gegründeten Bands raten, nachdem ihr die ein oder andere Erfahrung gesammelt habt?

Ich würde ihnen raten, nicht so sehr auf Musik und Inhalte zu setzen, sondern vor allem auf ihre Internetseiten und trendy Merch... Mal im Ernst, ich denke, das Wichtigste in einer Band ist, dass alle Freunde sind und gemeinsam an einem Strang ziehen. Auch bei der „Karriere" der Band, also wie weit man gehen will mit Touren, Aufnehmen usw... wie viel Zeit und Energie man investiert. Wenn man sich gemeinsam einig ist, kann eigentlich nichts schief gehen. Dass man immer so viel wie möglich übt und gemeinsam probt, mit seiner Freundin Schluss macht und den Job kündigt, sollte ja selbstverständlich sein.

Gibt es irgendwelche Schritte in eurer Karriere, die ihr gerne anders gelenkt hättet im Nachhinein?

Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich denke nicht. Natürlich haben wir auch negative Dinge erlebt, wie z.B. drei geplatzte Reifen auf einer Tour, Schlägereien im Konzertpublikum oder Curryketchup als Tomatensoßenersatz. Aber es gab keine falsche Weichenstellung, dass wir jetzt vor einer Grundsatzentscheidung gestanden hätten darüber, welchen Weg wir gehen sollen und uns da vertan hätten. Grundsätzlich war schon immer klar, wohin die Reise geht, und wir haben mit der Zeit immer weniger darüber nachgedacht, weil es so selbstverständlich war und ist.

Wo liegen eure Interessen und Stärken außerhalb des Hardcores?

Hier müsste ich jetzt eigentlich jeden einzelnen von uns beschreiben, da wir viele Interessen und Stärken außerhalb von Hardcore haben. Natürlich ist das ein großer Teil unseres Lebens, und ich denke, man ist und bleibt eh immer irgendwie ein Hardcore Kid, aber das ist bei weitem ja nicht das einzige, mit dem wir unsere Zeit verbringen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten sind wir schon vier eher verschiedene Typen, die es aber trotzdem hinkriegen, sich auf einen Nenner zu bringen. Das ist für mich eine ganz besondere Stärke, gerade weil wir eigentlich alle eher Typen sind, die ziemlich streng ihre eigene Meinung vertreten. Miteinander so ehrlich zu sein - auch zu sich selbst - und direkt mit den anderen umzugehen, ist nicht immer leicht. Das trotzdem so zu leben, ist für mich etwas ganz Besonderes.

Famous Last Words?

Hört euch unser neues Album „Bound To Samsara" an, nicht nur auf dem MP3 Player, lest die Texte und kommt auf unsere Abschiedstour Mitte-Ende Dezember! Schaut mal im Internet vorbei bei MySpace oder Facebook und schreibt uns! Das allerletzte Abschiedskonzert wird am 8. Januar in Stuttgart sein, zusammen mit unseren Freunden Final Prayer, Bleed Into One und Coldburn. Das Datum sollte man auf keinen Fall verpassen und sich schon mal im Kalender anstreichen!

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