Geschrieben von Sonntag, 23 Januar 2011 00:00

Together - Interview mit David zum Album 'The Odyssey'



TOGETHER sind eine kleine, aber feine Hardcoreband aus Aschaffenburg, die im letzten Jahr mit „The Odyssey" eine richtiges Knaller-Brett hingelgt hat. Und da man so viel Klasse würdigen und verbreiten sollte, stellen wir euch die Band im Interview vor. Vorhang auf für David von TOGETHER:


Wie lange gibt es euch schon und wie geht eure Geschichte bis heute?

Also wir sind Together aus Aschaffenburg, das liegt in Bayern und auf dem Weg zwischen Frankfurt und Würzburg. Wir sind alle zwischen 19 und 22 Jahren alt/jung, und wir bestehen aus fünf Knallköpfen oder auch beste Freunde genannt. Drei von uns schimpfen sich Studenten, einer ist noch Schüler und einer ist bereits in Welt der Arbeit angelangt. Vier von uns kennen sich bereits seit dem Kinderalter und der andere kam dann später auch irgendwann mit dazu. Wir machen alle bereits seit vier bis fünf Jahren Musik zusammen, angefangen mit etwas Rumgeklimpere und Cover-Nummern im Proberaum, später dann als The Lesson und seit zwei Jahren als Together. Wir haben bis heute ca. 150 Shows und einige Touren, unter anderem in Großbritannien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Österreich und einigen Ländern in Osteuropa zusammen gespielt. Außer der aktuellen Doppel-7inch haben wir bereits eine 7inch rausgebracht. Unser derzeitiges Label ist ein eher kleineres Label aus Belgien mit dem Namen I For Us Records, mit einem wunderbaren 'Chef' der den Namen Mich trägt und dem wir unendlich dankbar dafür sind, dass er sich uns angenommen hat.

Eure MySpace-Adresse lautet "togetherpunk". Die meisten Bands schreiben am liebsten "blablametal" rein, um möglichst hart zu wirken. Ihr scheint das anders zu sehen?

Um ehrlich zu sein, war das eher eine nebensächliche Angelegenheit mit der MySpace / Facebook Adresse, wir haben uns da eigentlich keine Gedanken darüber gemacht. Da www.myspace.com/together schon vergriffen war und wir nicht wieder 'hc' oder 'music' hintendran setzten wollten, wie viele andere Bands, haben wir uns kurzfristig für Punk entschieden, da wir ja eher eine Abart des melodiösen Hardcore Punks spielen... Lange Rede kurzer Sinn, es hat nicht wirklich was zu bedeuten.

Erklär uns doch bitte mal die textlichen Zusammenhänge auf eurem Album.

Puh, die textlichen Zusammenhänge, eine schwierige und gleichzeitig lang zu beantwortende Frage... Ich versuche, mich kurzzuhalten.
Also es geht um einen jungen Mann, der von zu Hause weggeht, um sich selbst zu finden, da er durch einige Rückschläge und Krisen in seinem bisherigen Leben glaubt, verloren zu haben. Er ist quasi auf der Suche nach dem Sinn, der hinter all dem stecken soll, was wir tun. Seine Weglaufen bezieht sich im Wesentlichen auf zwei Dinge:
Zum einen hat er den Glauben an die Liebe verloren, nachdem er seine über alles geliebte Freundin nach einem Streit und viel Alkohol betrogen hat – denn er glaubte bis dahin, dass, wenn man jemanden wirklich liebt, so etwas niemals passieren könnte. Zum anderen geht es darum, dass er sich nicht wirklich damit abfinden kann, dass er erwachsen wird und Verantwortung übernehmen muss, denn mit 16 war alles viel einfacher. Da hatte man seine Schule, seine Freunde, sein Wochenende, an dem man unbeschwert auf Partys gehen konnte. Im Lauf unserer Geschichte sieht man ihn an seinem seelischen Abgrund, kurz vor dem Kollaps, und in einer regnerischen Gewitternacht, in der er sich selbst seine Fehler verzeiht und erkennt, dass das Leben vielleicht doch gar nicht so beschissen ist, sondern das ist, was man daraus macht. Und dass nicht das Ziel das Ziel ist, sondern der Weg, denn der macht uns zu dem, was wir sind. Und Fehler machen uns ja bekanntlich stärker bzw. klüger, wenn man aus ihnen lernt.

Die Geschichte wurde so geschrieben dass sie im Winter mit dem Beginn der 'dunklen' Jahreszeit anfängt und mit den ersten Sonnenstrahlen des Sommers endet. Ich denke, im Herbst und im Winter denkt man viel mehr über alles nach als im Sommer. Außerdem haben wir versucht, es nicht eindeutig zu machen, ob der Protagonist die Reise physisch zurücklegt oder ob sie als Weiterführung seiner Gedanken in seinem Kopf gedacht ist. Mit dieser Kurzgeschichte wollen wir keine 'Message' rüber bringen, wie es ja eigentlich immer von Hardcore Bands erwartet wird, wir wollen auch nicht als depressive Band beschrieben werden, denn das sind wir nicht, wir sind alle sehr lebensfrohe Menschen. Viel mehr wollten wir einfach nur unsere Geschichte erzählen, wir fünf und unsere bisherigen Lebenserfahrungen in einer Person.

Wer ist der Typ auf dem Cover und wie kamt ihr zu dem Foto?

Der Typ auf dem Cover heißt Dejan Zivkovic und kommt eigentlich aus Bosnien, wurde aber mit seiner Familie während des Bürgerkriegs vor 30 Jahren von dort vertrieben. Er ist dann nach Kroatien geflohen, wo einige Zeit später auch ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist und sie wiederum fliehen mussten. Über einige Umwege ist er letztendlich vor über 10 Jahren in Aschaffenburg angekommen und arbeitet seitdem im einzigen Skateladen, den wir haben.
Wir haben lange darüber nachgedacht, wen wir auf das Coverbild für unsere Platte packen, und haben uns letztendlich für unseren Freund Dejan entschieden da wir großen Respekt vor dem haben, was er bisher durchleben musste. Und weil man ihm, unserer Meinung nach, die Strapazen seines Lebens ansehen kann, vor allem in seinen Augen. Obwohl er ein unglaublich glücklicher Mensch ist (was daran liegt wie gut es ihm hier im Gegensatz zu seinem Heimatland geht).
Eigentlich war die Idee für das Cover eine andere, allerdings auch mit einem Foto von ihm. Dieses Foto ist eigentlich nur zum Spaß geschossen worden, und als wir die fertig entwickelten Bilder dann letztendlich gesehen haben, fanden wir dieses so super, dass wir es direkt ohne Bearbeitung als Coverbild verwendet haben.

Zusammen mit dem Konzept für die Texte erinnert mich das ein wenig an DEFEATER. Hört ihr sowas öfter?

Ja das hören wir ziemlich oft, was natürlich einerseits eine große Ehre ist, andererseits aber natürlich auch etwas nervig ist. Wir müssten lügen, wenn wir behaupten würden, Defeater würden uns nicht beeinflussen. Aber ich denke auch gleichzeitig, dass sich jede Band von irgendeiner anderen Band auf irgendeine Weise beeinflussen lässt. Das ist doch etwas ganz normales, natürlich nur solange man nicht kopiert! Und ich glaube das haben wir auch nicht, außerdem gibt es genug andere Bands, die Konzeptalben gemacht haben. Ich erinnere mich da zum Beispiel an Dead Hearts. Und nur, weil Defeater gerade groß werden, müssen nicht alle Bands, die Konzeptplatten rausbringen diese Band nachmachen. Kurz gesagt: Beeinflusst hat uns diese Band genauso wie Killing The Dream, Architects, Modern Life Is War, Life Long Tragedy, Sinking Ships, Champion, Coldplay, The Fray und viele mehr. Eben alles, was wir schon immer so hören, aber kopieren ganz klar nein.

Was geht denn so in Aschaffenburg in Sachen Hardcore, und was hat euch noch geprägt?

Hier in Aschaffenburg geht eigentlich ziemlich viel in Sachen Hardcore. Zum größten Teil sind es Kids, die auf die Shows kommen, aber prinzipiell ist hier zwischen 14 und 30 alles vertreten. Wir hatten hier einige große Shows und Touren in den letzten Jahren, die eigentlich bis auf vereinzelte immer gut besucht waren. Allerdings großteils von Einheimischen, da viele Leute von außerhalb unsere Stadt meiden. Was immer wieder damit begründet wird, dass wir eine Mode-Stadt seien, in der sich keiner für die 'Sache', um die es in der Hardcore Szene geht, interessiert, sondern nur um Mode und cooles Erscheinen.

Ganz ehrlich? Natürlich stimmt das zum Teil, aber das ist in anderen Städten genau das gleiche. Und nur weil hier eine jüngere Szene da ist, als in alten Studentenstädten, heißt das doch nicht zwangsläufig, dass das was Schlechtes ist. Und zu sagen, "Die Jungen haben keine Ahnung von Hardcore, die gehen da doch nur hin, um cool zu sein", ist die mit Abstand dümmste und einfältigste Aussage, die man treffen kann. Sind wir doch mal ehrlich: Als ich zum ersten Mal mit 14 auf einer HC Show war, hab ich auch keinen Plan gehabt, was HC überhaupt ist, sondern bin hin, weil alle anderen hin sind oder weil der große Bruder von nem Kumpel in irgendeiner Band dort gespielt hat. Außerdem steht diese Szene doch auch für Offenheit und Verständnis und dafür, dass sie nicht gleich jeden in eine Schublade steckt.
Naja wie gesagt, hier sind viele Leute auf den Shows und dennoch kennt sich jeder. Coole Sache!

Ihr habt einen sehr speziellen Sound auf dem Album kreiert. Habt ihr das explizit gesucht oder wie muss ich mir den Aufnahmeprozess vorstellen?

Nunja, wir haben eigentlich nicht wirklich nach etwas gesucht. Wir haben einfach geprobt und geprobt und geprobt und geprobt und uns über die Zeit weiterentwickelt und eben so lange Songs geschrieben, verworfen und wieder neu geschrieben, bis wir mit uns selbst zufrieden waren und jedem die Songs zu 150 Prozent gefallen haben. Anders macht es auch keinen Sinn. Warum einen Song spielen, mit dem nur drei von fünf zufrieden sind?

Was ist das Coolste, was dir durch TOGETHER bisher passiert ist?

Dass unsere Eltern sich alle zur relativ gleichen Zeit sehr, sehr lieb gehabt haben und wir dadurch gezeugt und geboren wurden und wir letztendlich zusammengefunden haben und die besten Freunde geworden sind.

Ihr werdet in so ziemlich allen Reviews in einem Satz mit ziemlich großen Hardcorebands genannt. Wie fühlt man sich dabei?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, man fühlt sich nicht gut. Und natürlich ist man da stolz drauf, aber auf der anderen Seite – wenn es nicht so wäre, würden wir trotzdem noch genau die gleiche Musik machen und genauso viel Spaß dabei haben. Denn wie schon vorher gesagt: Wichtig ist nicht, ob eine Person oder 100 vor der Bühne stehen, sondern dass man sich wohlfühlt bei dem, was man macht.

Was sind eure Pläne für 2011?

Zu den Plänen für 2011 kann man bisher eigentlich nur sagen, dass wir alles Schritt für Schritt angehen und einfach mal das Jahr auf uns zukommen lassen. Wir spielen im März eine kleine Tour, die uns auch wieder ins schöne England trägt, worauf wir uns schon sehr freuen. Außerdem werden wir im Sommer nochmal eine längere Tour spielen, da steht bisher aber nichts Genaueres fest. Wir schreiben zur Zeit auch fleißig an neuen Songs und hoffen, dass wir Ende diesen Jahren eine weitere 7inch und ein Album aufnehmen bzw. rausbringen können, aber auch dazu gibt es noch keine genauen Zeitvorgaben.

Famous Last Words?

Bei den Famous Last Words möchte ich ein paar Dinge loswerden. Zum einen Danke sagen an alle, die sich unsere neue Platte gekauft oder runtergeladen oder sich auch nur die Zeit genommen haben, reinzuhören. Es bedeutet uns sehr viel, wenn wildfremde Menschen auf uns zukommen und sagen, sie können sich in unsere Texte reinfühlen!

Außerdem möchte ich hier auch mal schimpfen. Wir haben schon ein paar Mal gelesen, dass wir depressive Musik machen würden und eben nur eine weitere Band seien, die auf den Hardcorezug der traurigen Herzen aufgesprungen ist. Ich will's mal so ausdrücken: Das ist doch Scheiße... Bands machen die Musik, die sie selbst hören, meistens zumindest. Wir hören fast alle solche Musik und wir wollen keine Feiermusik machen, dafür kann man schließlich in die Disko gehen. Wir sind auch nicht depressiv, nur weil wir größtenteils traurige Lieder und Texte schreiben. Wir schreiben über Dinge die uns bedrücken. Dinge, die man oft dem Menschen, um den es geht, nicht ins Gesicht sagen kann, da wir ihn nicht verletzen wollen oder wir zu feige sind. Wir lieben diese Musik, weil wir nur während dieser 40 Minuten, die man auf der Bühne ist, zu 100 Prozent ehrlich sein und alles nach außen tragen können, was einem sonst auf der Seele lastet. Wem das nicht gefällt, der solls nicht hören, aber auch nicht darüber herziehen, von wegen "Ohje, eine weitere Band, der es so schlecht geht". Das ist doch alles Quatsch, wir wissen auch, dass es uns gut geht, aber Probleme mit dem Erwachsenwerden oder der Liebe sind doch Dinge, die jeder einmal hat, oder!?

http://www.myspace.com/togetherpunk
Kai