Geschrieben von Samstag, 26 Februar 2011 00:00

Flatfoot 56 - Interview mit Sänger und Gitarrist Tobin zu 'Black Thorn'

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FLATFOOT 56 sind die erste Entdeckung des noch jungen Jahres 2011. Die Band aus Chicago ist zwar schon seit einigen Jahren und nun drei Alben aktiv, doch erst mit dem neuen Album „Black Thorn“ wird ihnen auch in Europa Aufmerksamkeit zu teil. Mit ihrem Celtic Punk Rock kann das Quintett aber vollauf überzeugen und besticht durch Melodien und tolle Songs. Sänger und Gitarrist Tobin Bawinkel, einer von drei Brüdern in der Band, stand uns Rede und Antwort. Er plauderte über das neue Album, die eher unbekannte Szene in Chicago und brachte uns die Band ein Stück weit näher.


Tobin, stell dich und deine Band doch einmal kurz vor.
Wir sind eine Band aus dem Süden von Chicago / Illinois. Seit nun mehr schon elf Jahren machen wir gemeinsam Musik und treten zusammen weltweit bei Livekonzerten auf. Drei von uns sind Brüder, außer mir sind das noch Justin und Kyle. Die anderen beiden Bandmitglieder sind Erik und Brandon, die schon sehr lange mit uns drei Bawinkels befreundet sind und sich eigentlich schon seit einer Ewigkeit in unserem Bandumkreis bewegt haben.
Wie würdet du euren musikalischen Stil beschreiben?

Wir sind eine Celtic Punk Rock Band und kombinieren Irish Folk mit Streetpunk.

Ihr seid aus Chicago, klingt aber irgendwie so, als wäret ihr aus Boston. Nervt dich dieser ständige Vergleich mit Boston?



Ich denke, der einzige Grund, warum wir immer nach Boston gepackt werden, ist der Dudelsack. Außerdem kommt nun mal Amerikas größte Celtic Punk Band aus Boston. Wir sind aus Chicago und sehr stolz darauf, aus dieser sehr aufregenden Stadt zu kommen. Was viele aber nicht wissen, ist, dass Chicago eine wirklich reiche Kultur an irischen und schottischen Einflüssen besitzt. Das war sicher auch ein Grund, warum wir zu unserer Musik gefunden haben.

Was würdest du als eure größten Einflüsse bezeichnen?



Wir sind alle Fans von altem Oi! Punk und amerikanischem Hardcore. Bands wie BLITZ, COCK SPARRER, UK SUBS und die STIFF LITTLE FINGERS haben es uns genauso angetan, wie CRO MAGS, ZERO BOYS und MINOR THREAT. Außerdem hören wir uns auch viele alte traditionelle Celtic Bands an, wie THE CHIEFTAINS, CLANCY BROTHERS oder THE DUBLINERS. Nimmst du dann noch JOHNNY CASH und die POGUES dazu, sollten eigentlich alle wichtigen Bands, die wir hören und die uns sicher beeinflussen, genannt sein.



In welcher Art und Weise beeinflusst euch und eure Musik auch eure Heimatstadt Chicago?

Gute Frage! Wir wurden im Grunde ja nur in die Punkszene eingeführt, weil wir im südlichen Teil von Chicago aufgewachsen sind. Es gab hier immer unglaublich viel zu erleben, die kulturellen Einflüsse verschiedenster Art sind in Chicago schon enorm. So war es einfach, sich mit unserem unmittelbaren Umfeld zu identifizieren. Da wir alle aus Mittelstands-Familien der Arbeiterklasse stammen, bot der Süden viele kameradschaftlichen Eigenschaften für uns. Wir haben eine wirklich reichhaltige und stolze Kultur der Arbeiterklasse in Chicago, die aber auch nicht immer weiß, wie schwer das Leben sein kann. Dieser Widerspruch und der Kampf zwischen Kultur und Wirklichkeit ist eines unserer Hauptthemen in unseren Texten und hat uns sicher am meisten geprägt.

Die Chicagoer Punkszene ist in Deutschland nicht besonders bekannt, im Gegensatz zu den jeweiligen Szenen in Boston, LA oder New York. Kannst du uns die Szene bei euch etwas näher bringen?



Die Stadt Chicago ist unglaublich groß und breitet sich immer weiter aus. Jeder Stadtteil hat seine eigene kleine Szene oder Nachbarschaftscrew von Kids, die zusammen rumhängen und immer wieder auch Punkrockshows veranstalten oder besuchen. Chicago ist einer unserer Lieblingsplätze, wo wir einfach unglaublich gerne auftreten. Hier kommen immer so viele unterschiedliche Kids zu unseren Shows und es gibt so viele unterschiedliche tolle Bands, mit denen wir gerne spielen. Die Vielfalt hier ist einfach unvergleichbar. So gibt es auch eines der größten Punkfestivals bei uns, welches jedes Jahr unter dem Namen "Riot Fest" stattfindet. Das ist für die Szene und die Bands Chicagos die große Chance, ihre Favoriten endlichen einmal live zu sehen. Nicht zuletzt deswegen ist Chicago eine tolle Stadt, in der die Liebe zur Musik groß geschrieben wird.

Ich denke zwar, dass du die Frage nicht mehr hören kannst, aber wie kamt ihr auf den Bandnamen FLATFOOT 56?

Der Bandname ist ein alter Witz über unseren Bassisten. Als er jung war, spielte er in einem Baseball-Team. Da seine Füße zusätzlich ziemlich platt sind und er wie eine Ente lief, gaben wir ihm den Namen FLATFOOT 56. Seine Rückennummer auf dem Baseball Trikot war die 56, so dass eines zum anderen führte. Außerdem machte es die Nummer leicht, ihn schon während der Spiele aufzuziehen. Als wir die Band gründeten, entschieden wir uns wegen dieser Geschichte für den Namen.
Lass uns ein wenig über euer aktuelles Album “Black Thorn” sprechen. In den USA wurde die Platte ja schon im letzten Jahr veröffentlicht. Warum hat es so lange gedauert, bis das gute Stück auch in Europa auf den Markt kam?


Es hat uns jede Menge Zeit gekostet, ein passendes Label in Europa zu finden und den Deal für die Veröffentlichung auszuarbeiten. Daher war die Zeitspanne zwischen dem Release in den USA und dem in Europa so groß. People Like You macht bis jetzt einen tollen Job, wir sind schon sehr gespannt, wie unser Album bei euch promotet und angenommen wird.

Ihr habt euer neues Album “Black Thorn” in Europa, wie du ja gerade schon erwähnt hast, bei People Like You herausgebracht. Wie kam es zu dem Deal?



Uns wurden schon die ganze Zeit tolle Dinge über People Like You berichtet. Als wir dann im letzten August nach Deutschland kamen, waren wir schon sehr beeindruckt, wie wir aufgenommen wurden. Die Leute wirkten sehr aufgeregt, dass sie mit uns bei diesem Output zusammenarbeiten konnten, und das hat uns sehr gefreut.
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Steckt hinter dem Titel “Black Thorn” oder dem Cover eurer CD, auf dem eine Ratte und ein alter Seemann zu sehen sind, eine spezielle Bedeutung für euch?



Wir wollten, dass unser Album-Cover, in dem Moment wo du darauf schaust, eine Geschichte erzählt. Wir wollten auch, dass der Betrachter Fragen zum Inhalt stellt, also das Bild hinterfragt, was er da sieht. Ich habe es immer geliebt, wie viel Charakter eines Menschen du bereits in seinem Gesicht ablesen kannst. Das Cover sollte also eine Geschichte mit dieser Bedeutung erzählen und soviel Charakter wie möglich verraten. Das ist uns, wie ich finde, sehr gelungen. Außerdem ist das Booklet darauf ausgerichtet, der Ratte und dem alten Mann zu folgen. Die Idee dahinter ist, dass die Ratte der Stachel im Fleisch der alten Kapitänsfigur ist.

Wenn du “Black Thorn” mit eurem letzten Album “Jungle Of The Midwest Sea” vergleichst, wo denkst du finden sich die Unterschiede und was habt ihr verändert?

Wir sind viel älter und erwachsener, als wir es noch zu „Jungle Of The Midwest Sea“ Zeiten oder gar bei den Aufnahmen zu unserem Debüt „Knuckles Up“ waren. Das hörst du einfach auf der neuen Platte bei jedem Song. Daher haben wir uns auch mehr Zeit für die Produktion gelassen und zusätzlich die Songstrukturen auf „Black Thorn“ so detailliert wie nie zuvor ausgearbeitet.

Wie ja schon angedeutet, erschien “Black Thorn“ bereits im letzten Jahr. Habt ihr seitdem schon an neuen Songs für ein neues Album gearbeitet und wann ist dieses zu erwarten?

Wir schreiben tatsächlich schon fleißig Songs für das nächste Release. Allerdings haben wir noch keine Pläne, wann und wie das neue Werk dann herauskommen soll. Im Moment haben wir uns dazu noch keinerlei Gedanken gemacht und warten jetzt erst Mal das Frühjahr ab.

Im April startet ihr eine recht große Europa-Tour. Was erwartet ihr und ist das wirklich euer erster Trip nach Europa?

Es ist tatsächlich unsere erste längere Europa Tour, die wir im April in Angriff nehmen werden. Allerdings waren wir in den letzten Jahren schon das ein oder andere Mal für Festivalauftritte oder kurze Gastspiele in Europa. Wir sind schon sehr aufgeregt, da wir diesmal viele Länder besuchen können, in denen wir bis jetzt noch nicht waren. Die Vorfreude auf die Tour in Europa ist schon sehr groß bei uns, und wir sind sehr gespannt, schließlich wollen wir dort zeigen, was FLAFOOT 56 so alles können.

Wie sehen eure weiteren Pläne in naher Zukunft aus?

Bevor wir nach Europa kommen, werden wir noch in den USA eine Tour bestreiten. Auch nach Kanada wird es uns noch für eine paar wenige Shows verschlagen, und im April geht es dann wie erwähnt nach Europa.

Hast noch ein paar letzte Worte für uns?

Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview und für FLATFOOT 56 genommen hast. Wir würden uns sehr freuen, euch alle im April und Mai auf einer unserer Shows zu sehen!

Tobin, danke für das Interview!

 
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