Geschrieben von Freitag, 04 März 2011 10:27

Adept - Interview zu 'Death Dealers' (mit Video)

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ADEPT melden sich diese Woche mit ihrem zweiten Album Death Dealers zurück und verabschieden sich damit vom melodischen Hardcore ihres Debüts Another Year Of Disaster. Stattdessen geht es auf der neuen Scheibe wesentlich härter zur Sache: die Zeichen stehen auf Metalcore. Bei unserem Interview in Hamburg verrieten uns die Schweden noch mehr über Death Dealers und die kürzlich abgeschlossene Tour als Support von A DAY TO REMEMBER. Aber schaut und lest selbst:

 

Herzlich Willkommen in Hamburg, Jungs! Schön, Euch mal wieder hier zu haben. Wie läuft denn Eure aktuelle Tour so mit A DAY TO REMEMBER, BAYSIDE und PIERCE THE VEIL?

Es läuft einfach super!

Wo habt Ihr denn bisher schon gespielt?

Puh, ich erinnere mich gar nicht mehr. (alle lachen)

Ich habe gelesen, dass Ihr beispielsweise in Schweden zu viel Sangria getrunken habt.

Robert: Hmmm, ich hab das zwar nicht gepostet, aber ich denke das stimmt wohl!

Gibt es noch andere Tourstories, die Ihr mit uns teilen möchtet?

Ja, ich hab eine, aber die ist leider nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. (alle lachen)

Robert: Der erste Gig der Tour war sehr stressig. Wir kamen gerade mal 15 Minuten vor Showbeginn bei der Halle an. Zu der Zeit war es in Schweden und Dänemark extrem stürmisch und viele Straßen wurden gesperrt und die Fähren sind nicht mehr gefahren. Daher hingen wir etwa sieben Stunden am selben Ort fest. Es war wirklich extrem stressig, aber ich hätte mich totgeärgert, den ersten Gig zu verpassen.

Jerry: Am selben Tag habe ich dann auch noch mein Handy verloren und musste daher draußen schlafen, da ich die anderen nicht mehr erreichen konnte. Morgens haben die anderen mich dann völlig durchfroren aufgelesen.

Oh Gott, hast Du Dich da nicht erkältet?

Jerry: Nee – dazu war ich zu betrunken. (alle lachen)

Wie ist denn die Reaktion der europäischen Fans auf Euch bei dieser Tour, und wie kommen die neuen Songs bei der Menge an?

Jacob: Es läuft ziemlich gut. Ich meine, als Opening Act kannst Du nicht allzu viel zu erwarten, aber wir sind zufrieden.

Robert: Ja, und was die neuen Songs angeht, wir haben ja erst einen neuen Song veröffentlicht.

Ja, stimmt „The Ivory Tower“. Dann spielt Ihr auch nur diesen Song aus dem neuen Album?

Robert: Wir spielen sogar zwei neue Songs, aber natürlich kommen die Songs vom ersten Album am besten an, da die Leute diese kennen. Das wird sich dann hoffentlich ändern, wenn die neue Scheibe veröffentlicht wird.

Habt Ihr eigentlich Euren eigenen Tourbus oder teilt Ihr Euch einen Bus mit einer der anderen Bands?

Nein, wir fahren in einem Van.

Oh – da schlaft Ihr aber nicht drin, oder?

Robert: Nein, wir schlafen schon in Hotels.

Jerry: Oder halt draußen vor der Halle. (alle lachen)

Lasst uns mal zurück zum Anfang gehen. Wie lange kennt Ihr Euch alle schon und wo habt Ihr Euch kennengelernt?

Jacob: Wir kommen alle aus dieser kleinen Stadt in Schweden – außer Fil, denn er ist erst seit 1 ½ Jahren bei uns. Wir anderen machen seit 2004 gemeinsam Musik – außer unserem Drummer (Gabriel Hellmark) und mir. Wir zwei kennen uns bereits seit der Kindheit.

Wer oder was hat Euch dazu inspiriert, Musik zu machen?

Robert: Für mich waren das definitiv GLASSJAW und FINCH, FUNERAL FOR A FRIEND und ALEXISONFIRE. Aber alles ändert sich mit der Zeit. Mittlerweile hören wir mehr Metal, aber auch Pop. Wir sind, wie gesagt, aus einer sehr kleinen Gemeinde, und dort gibt es vielleicht zehn Leute, die überhaupt in der Lage sind, ein Instrument zu spielen. Wir hatten also keine Wahl und haben einfach diejenigen genommen, die einigermaßen spielen konnten. (alle lachen)

Jerry: Wir mögen uns alle auch nicht wirklich.

Wie seid Ihr auf den Bandnamen gekommen?

Robert: Ich hab keinen Plan.

Was bedeutet er?

Keine Ahnung. (alle lachen)

Ich dachte, es bedeutet so etwas in der Art wie „Die Auserwählten“?

Jerry: Ich glaube im Englischen würde man es mit „brillant“ übersetzten, aber in Schweden bedeutet es das komplette Gegenteil. Es ist eher jemand, der immer wieder etwas dazulernt.

Robert: Für uns bedeutet es definitiv nicht brillant.

Ja, eher so was wie grottenschlecht. (alle lachen)

Also live seid Ihr doch schon mal brillant. Ich habe Euch bereits drei Mal live erlebt.

Robert: Echt? Warst Du auch bei dem Gig in diesem kleinen Club am Wasser? (Red: Er meint das Hafenklang)

Ja!

Robert: Ich kann mich an diesen Abend nicht mal ansatzweise erinnern. Ich muss so was von voll gewesen sein. Ich habe irgendwie zwei Flaschen Fisk getrunken – das ist irgendeine Mische mit Fisherman’s Friend – und das nur, weil ich nett sein wollte, da es der erste Gig für diese französische Band (ADMIRALS ARMS) war. Zuerst ging es mit den Kurzen immer hin und her, doch letztendlich muss ich die zwei Flaschen fast alleine getrunken haben. Ich habe keinen Plan mehr vom Soundcheck oder dem Gig selbst.

Die Show war echt gut.

Haha, das ist cool!

Ich habe gehört, dass die Regierung in Skandinavien häufig junge Bands und Musiker unterstützt, auch in Sachen Promotion über die Landesgrenzen hinweg. War das bei Euch auch der Fall?

Robert: Nein, leider nicht. Dort, wo wir herkommen, gibt es keinerlei Proberäume oder dergleichen. Ich weiß, dass das in Stockholm beispielsweise anders ist, aber für uns war es schon schwieriger. Es stimmt allerdings, dass Schweden schon sehr viel für junge Leute zu bieten hat. Es gibt viele Orte, wo man zusammen abhängen und Spaß haben kann.

Ich find's auch super, dass bei Euch die Hollywood Filme beispielsweise nicht synchronisiert werden. Das hilft sicherlich auch, die Sprache besser zu lernen.

Robert: Ja, absolut!

Wie kam es dazu, dass Ihr die Möglichkeit hattet, 2009 METALLICA beim Sonisphere Festival in Schweden zu supporten?

Robert: Da gab es einen Wettbewerb, bei dem man sich bewerben musste, und ich habe einfach ein bisschen auf die Kacke gehauen und bei der Bewerbung diesen kompletten herzzerreißenden „Titanic“ Schmacht vom Stapel gelassen. In der Art von „Ich werde mich umbringen, wenn wir nicht diese Möglichkeit bekommen.“ Am Ende waren noch 20 Bands übrig, für die die Leute dann abstimmen konnten, und dann haben wir ordentlich die Werbetrommel gerührt und überall gepostet, dass die Leute doch bitte für uns voten mögen. Letztendlich hat es sich wirklich gelohnt, wir durften dort spielen und ich habe mir während des Auftritts das Bein auf der Bühne gebrochen.

Wie bitte?

Robert: Naja nicht das Bein, aber die Kniescheibe. Es hat höllisch weh getan.

Aber Du hast trotzdem weiter gespielt?

Robert: Ich musste – diese Show konnte ich einfach nicht verlassen.

Aber danach gings dann gleich ab ins Krankenhaus, oder wie?

Nö, danach ist er saufen gegangen. (alle lachen)

Robert: Sie haben mich dann irgendwann auf diese Trage verfrachtet, und da hab ich dann weitergetrunken, um den Schmerz zu betäuben.

Habt Ihr denn die Jungs von METALLICA treffen können?

Robert: Leider nicht, wir haben sie nur gesehen.

Ihr werdet Euer zweites Album „Death Dealers“ am 04. März veröffentlichen.

Robert: Es kommt jetzt bereits am 02. März raus. Zuerst war es der vierte, aber der Termin wurde verschoben.

Was bedeutet „Death Dealers“?

Robert: Das ist einfach ein verdammt cooler Titel. Wir haben ihn aus irgendeinem Film, aber ich kann mich nicht mehr genau an den Namen erinnern. In diesem Film gab es eine Gruppe, die umhergelaufen ist und Leute getötet hat. Das fanden wir cool, und daher haben wir diesen Titel gewählt. Dadurch hält man uns für böse. (lacht)

Und das Cover des Albums?

Robert: Das ist halt genau auf den Titel abgestimmt. Man sieht diese Gruppe von Leuten (die Death Dealers), die durch die Straßen laufen und Leute ermorden. Ich finde das Cover sieht ziemlich gut aus.

Meiner Meinung nach ist „Death Dealers“ härter und düsterer als „Another Year Of Disaster“. Außerdem habt Ihr die melodischen Gesangparts reduziert.

Ja, das stimmt absolut.

Dann habt Ihr das auch so beabsichtigt, als Ihr die neuen Songs geschrieben habt?

Robert: Ja, es sollte mehr in die Metal-Richtung gehen und die Songs sollten live besser umsetzbar sein. Die Songs auf dem ersten Album haben wir eher unfokussiert geschrieben – einfach, um ein Album zustande zu bekommen. Bei den Aufnahmen zum neuen Album haben wir mehr daran gedacht, auf welche Art und Weise die Songs live am besten rüberkommen würden.

Habt Ihr eigentlich einen zweiten Sänger auf dem neuen Album? Deine Stimme klingt teilweise so anders als noch auf „Another Year Of Disaster“, Robert?

Robert: Ich weiß zwar nicht genau, welchen Part Du meinst, aber an einer Stelle macht ein Kumpel von uns ein paar komische Dinge auf dem neuen Album.

Ok, dann bist Du das also wirklich.

Robert: Genau, ich und Jacob (Papinniemi – Gitarrist) singt auch manchmal. Er ist eher für die tieferen Töne zuständig.

Erzählt uns mal etwas über den Aufnahmeprozess allgemein. Wie ist da Eure Herangehensweise?

Jacob: Diesmal war das Ganze wirklich stressig. Im Sommer wurde uns gesagt, dass wir ein neues Album machen sollen und dann mussten wir uns ransetzen. Generell schreibe ich die Musik und Robert kümmert sich um die Lyrics. Danach helfen wir uns dann gegenseitig ein wenig. Letztendlich hat aber alles doch sehr schnell geklappt. Innerhalb von acht Monaten war alles im Kasten.

Robert: Es ist auch nicht so einfach, da wir alle nicht so dicht beieinander wohnen. Jacob schreibt die Musik an seinem Computer und schickt sie mir dann per Mail. Dann höre ich mir die Songs an und wir entscheiden gemeinsam, ob das alles so gut ist, und dann schreibe ich ein paar Lyrics dazu. Wenn alles im Kasten ist, fangen wir mit den Proben an.

Ihr habt das Album im Studio Fredman in Göteborg aufgenommen, wo auch bereits BRING ME THE HORIZON und IN FLAMES waren.

Robert: Ja, genau. AT THE GATES und IN FLAMES. Es ist ein bekanntes Metal-Aufnahmestudio. Es war toll und die Leute waren mega nett.

Jacob: Ja, es war toll und wir sind total zufrieden mit dem Ergebnis.

Dann war es also im Vergleich zu Eurem ersten Aufnahmeprozess besser?

Jacob: Auf jeden Fall. Es kostet zwar mehr Geld, aber es hat sich gelohnt. Gerade weil dieses Album mehr in die Metal-Richtung gehen sollte.

Habt Ihr Euch sehr unter Druck gesetzt gefühlt, als Ihr mit dem Schreiben der neuen Songs begonnnen habt? Denn Euer erstes Album ist bei den meisten Kritikern ja ziemlich gut weggekommen.

Alle: Ja, auf jeden Fall!

Robert: Wir haben bisher wirklich viel Glück gehabt, mit so großartigen Bands wie A DAY TO REMEMBER, UNDEROATH oder BRING ME THE HORIZON zu spielen. Ich hoffe wirklich, dass das neue Album gut angenommen wird. Dann könnten wir eventuell mal vom Opening Act zum dritten Act des Abends aufsteigen. Aber falls das nicht der Fall sein sollte – scheiß drauf, solange es Alkohol gibt, ist alles super!

Wovon handeln die Lyrics auf „Death Dealers“? Auf „Another Year Of Disaster“ gab es ja sehr viele Party Songs.

Robert: Ja, das stimmt, auf dem neuen Album gibt es merkwürdigerweise nicht mehr so viele Party Songs. Ich verstehe gar nicht, warum! (lacht) Es gibt nicht wirklich einen roten Faden, der durch die Lyrics führt. Jeder Song handelt von etwas anderem. Ein Song handelt davon, die Hoffnung zu verlieren und zu versuchen, sie wiederzuerlangen, und andere Songs handeln einfach nur davon, eine gute Zeit zu haben und zu feiern. Es gibt nicht diese typischen Metal Kriegsszenarien in unseren Lyrics. (lacht)

Die erste Single aus dem Album ist „The Ivory Tower“. Warum habt Ihr diesen Titel für den Song gewählt, denn er hat doch auch einen religiösen Bezug, oder?

Robert: Der Song handelt davon, dass viele Kinder heutzutage ihre Hoffnung verlieren. Wenn Du nicht irgendetwas hast, an das Du glauben kannst, kann das sehr beklemmend sein und Du fühlst Dich allein gelassen. Den Titel haben wir aus dem Film „Die Unendliche Geschichte“ – das ist doch ein deutscher Film, oder?

Ja, das stimmt!

Dieser Turm, an dem sich in diesem Film alle Kinder treffen, heißt Elfenbeinturm. In dem Film ist es ja so, dass der Turm verschwindet, wenn die Kids ihre Fantasie verlieren. Daher fand ich diesen Titel so passend. Es hat also für uns keinen religiösen Bezug, sondern stammt aus diesem großartigen Film!

Ihr habt im Januar in London auch bereits ein Video zu dem Song gedreht. Wie war der Videodreh denn so?

Kalt!

Bestimmt nicht kälter als hier zur Zeit, oder?

Jacob: 2°C und wir mussten ganze sechs Stunden draußen in Shorts stehen. Wir haben zwar noch nicht die Endfassung gesehen, aber ich denke, dass es sehr gut geworden ist.

Ist es denn eher ein Performancevideo?

Robert: Beides – es gibt sowohl Performance als auch eine kleine Geschichte abgestimmt auf das, was ich vorhin mit den Kids und der Hoffnung erzählt habe.

Welche Songs des neuen Albums haben es in Euer Live Set geschafft – "The Ivory Tower" und …?

Robert: „The Ivory Tower“ und „The Lost Boys“, das ist der zweite Track der neuen Scheibe.

Wie lange ist Eure Spielzeit denn bei dieser Tour und wann fangt Ihr heute an?

Robert: Wir haben nur 30 Minuten und müssen bereits 15 Minuten nach Einlass anfangen. Ich glaub, das ist heute schon um 17:45 Uhr, da wir in dieser Halle insgesamt bereits so früh fertig werden müssen.

Plant Ihr danach noch ein wenig auszugehen auf Hamburgs bekannter Reeperbahn?

Robert: Oh, ja – auf jeden Fall. Ich habe gesehen, dass der Club nebenan „Funky Pussy Club“ heißt und mich gefragt, was das genau ist. (alle lachen)

Oh, das kann ich Dir leider auch nicht genau sagen – da war ich noch nie, aber gleich gegenüber ist das Rock Cafe. Sie haben dort einen DJ, der echt gute Musik spielt.

Robert: Cool, ja! Ich denke, das ist was für uns. Wir gehen normalerweise immer in irgendeine Bar.

Habt Ihr denn alle noch „normale“ Jobs neben der Band?

Robert: Ja, alle! Wir machen bisher keinen Cent mit der Band. Wir hoffen natürlich, dass sich das irgendwann mal ändert, aber wenn nicht, auch gut.

Was macht Ihr denn alle genau?

Jerry: Ich arbeite als Bauarbeiter!

Jacob: Ich arbeite im Fitness Center und gebe dort auch Kurse.

Robert: Martial Arts Champions! (alle lachen) Son Ninja Zeug halt.

Fil: Jerry bezahlt alle meine Rechnungen. Ich hänge nur ab und trinke Bier.

Ist es nicht schwierig, Eure Jobs auf die Touren und Konzerte abzustimmen?

Robert: Es ist total schwierig, ab und an wird man dann halt gekündigt. (grinst)

Bei unserem letzten Interview hast Du, Robert, erwähnt …

Robert: Unser letztes Interview?

... das war nur ein Online Interview ...

Robert: Da bin ich ja beruhigt – ich dachte schon, es hat in diesem Club am Hafen stattgefunden, von dem ich nichts mehr weiss. (alle lachen)

Jedenfalls hast Du gesagt, dass eines Eurer größten Ziele oder Träume ist, einmal in den Staaten oder Australien zu touren. Ist das immer noch so?

Robert: Auf jeden Fall – es geht uns nur ums Wetter. Dort ist es schön warm!

In Kalifornien auf alle Fälle!

Robert: Oh, yeah! Da wollten wir alle wirklich schon immer mal hin. Ich denke, das wollen die meisten jungen Bands hier in Europa. Wir hoffen, das bald umsetzen zu können! Warped Tour wäre beispielsweise fantastisch!

Was habt Ihr denn als nächstes vor?

Russland!

Russland – stimmt, da gab es doch bei einem von Euch Probleme mit dem Antrag des Visums, oder? Wer war das denn?

Robert: Oh, ich glaube, sie wollten uns dort alle nicht haben. (alle lachen)

Aber die neuen Termine stehen doch bereits fest. Dann muss es ja jetzt geklappt haben?!

Ehrlich gesagt, wissen wir noch nicht genau, ob es geklappt hat. Wenn wir wieder zu Hause sind, müssen wir gleich zur Botschaft gehen und das herausfinden.

Ok Jungs, das war's! Vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit für das Interview genommen habt und viel Glück mit dem neuen Album!