Geschrieben von Freitag, 25 März 2011 00:00

City Light Thief - Interview zum Album 'Laviin'

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CITY LIGHT THIEF stammen aus Grevenbroich – klingen aber absolut nicht nach Provinz. Ihre Mischung aus Posthardcore und Indie mit einer ganz kleinen Portion Chaos hat die guten Leute von Midsummer Records dazu gebracht, ihr Debüt „Laviin“ auf den Markt zu bringen. Und wieder einmal muss man sich fragen, warum so viele Ami-Bands es irgendwie leichter haben, hier Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie CITY LIGHT THIEF es geschafft haben, mit einem an THE CHARIOT angelegten Video für Furore zu sorgen und was die Musiker sonst noch umtreibt, erfahrt ihr im Interview mit Sänger Benjamin.

Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.

Wir sind eine Band mit dem Namen City Light Thief, und wir kommen ursprünglich aus Grevenbroich. Das liegt in Nordrhein-Westfalen und hat leider durch Horst Schlämmer einen zweifelhaften Ruf bekommen. Auf jeden Fall machen wir seit ca. vier Jahren in dieser Besetzung Musik zusammen, aber erst seit 2009 als City Light Thief. 

Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Als wir uns Ende 2008 von unserem alten Namen verabschiedet haben, wollten wir uns einen neuen Namen geben, der mehr zu uns und unserer Musik passt. Außerdem wollten wir „neugierig“ machen – also nicht zu offensichtlich offenbaren, worum es geht. Wir könnten jetzt viele Inhalte nennen, die zu City Light Thief passen. Aber dann wäre der Name für ein paar Leser vielleicht nicht mehr so spannend. Sagen wir so: wir glauben, dass man vom Bandnamen zu unserer Musik viele Brücken schlagen kann. Er passt zu uns.

Ihr habt auf eurem Album nun auch ein Stück, welches ihr vorher für lau auf eurer Internet-Seite veröffentlicht hab. Wie kam's und warum ist das andere Stück von damals (welches in meinen Augen ein absoluter Hit war) nicht mit drauf gelandet?

Etwas mehr als ein halbes Jahr vor dem Albumrelease konnte man „Golden Roots“ für umsonst herunterladen. Allerdings in einer anderen Version als der, die jetzt auf dem Album ist. Die „alte Version“ durften wir für umsonst in den Studios der FH Düsseldorf aufnehmen, genau wie die B-Seite der Single, „Wandervögel“. Das ist auch der Grund, warum letzterer nicht auf dem Album ist: die Aufnahmen aus der FH dürfen nicht kommerziell genutzt werden. Für das Album haben wir „Golden Roots“ also noch einmal neu aufgenommen, mit ein paar Änderungen. Mit dem Gratisdownload wollten wir unser Signing bei Midsummer Records feiern. „Wandervögel“ ist nach wie vor in unserem Liveset und schon sowas wie ein „Publikumsliebling“, aber vom Feeling her hätte er nicht so wirklich auf unser Album „Laviin“ gepasst. Mit zehn Songs kam uns das Album runder vor. Die beiden Songs kann man allerdings immer noch für umsonst auf der Seite von Midsummer Records herunterladen! (Und zwar hier.)

Euer Video ist, im Gegensatz zur Guttenbergschen Arbeit, klar als „inspiriert von“ ausgewiesen. Wie war es, das Video zu drehen und wie kamt ihr auf die Idee?

Man hat ja gesehen, was es Guttenberg gebracht hat, seine Quellen zu verschweigen. Haha! Wir haben das Video von The Chariot Anfang Dezember letzten Jahres auf einer Party gesehen und waren alle ganz schön umgehauen – aber da gab es jetzt nicht direkt die Idee „ok, das machen wir jetzt auch!“ Das kam eher dadurch, dass wir die Räume der Comude Studios kostenlos zur Verfügung hatten. Tobi und Bringo hatten dann um Weihnachten rum die Idee, dass das Videokonzept sehr gut zu unserem Song „Punkt.Aus?Ende!“ passt, weil wir dort auch ein zweites Schlagzeug, ein Klavier und eine weitere Stimme benutzen. Dann ging alles recht schnell: Es gab bei Facebook eine Veranstaltung zum Videodreh, dort haben sich 33 Leute eingetragen – und genau diese 33 Leuten kamen dann auch zur bestellten Uhrzeit zum Dreh. Sechs Stunden später war das Video fertig. Der Dreh war wahnsinnig toll, was vor allem an den tollen Statisten und der super Anleitung von Regisseur / Kameramann Christian Abbel lag. Ich glaube, das war wirklich für alle Teilnehmer ein sehr schöner Samstag – schließlich durfte jeder mitbringen was er wollte, und wir haben das Bier ausgegeben.

Hättet ihr damit gerechnet, mit dieser Arbeit einen Preis zu gewinnen?

Wir hätten niemals gedacht, dass das Teil so krasse Wellen schlägt. Ich glaube, am ersten Tag hatten wir knapp 1.500 Views, in der ersten Woche über 3.000. Inzwischen kratzen wir an den 7.000. Das klingt jetzt vielleicht nicht viel, verglichen mit Internetphänomenen, die in kurzer Zeit ein paar Millionen Klicks generieren – aber so viel Aufmerksamkeit für eine Band unserer Größenordnung ist einfach nur krass.
Das mit dem Preis kam auch wirklich überraschend. Die Mail mit der Gewinnbenachrichtigung kam nur drei Tage vor der Preisverleihung bei uns an. Das war schon abgefahren, schließlich durften wir bei der Gala zum Webvideopreis das gesamte Video auf großer Kinoleinwand gucken – im Saal gut 200 Journalisten der größten Medien Deutschlands. Es gibt Berichte über uns beim Focus und so weiter. Es ist super, dass wir durch das Video auch Leute erreichen, die uns sonst niemals mitbekommen hätten. Inzwischen sind wir übrigens schon für einen zweiten Preis nominiert, der im März verliehen wird... Total schön!

Ihr seid für eine Posthardcoreband recht experimentierfreudig. Ich habe euch live gesehen und war überrascht, dass ihr teilweise dreistimmig gesungen und ein Tamburin eingesetzt habt. Wie hat sich eure Musik entwickelt und was würdet ihr noch alles gerne euren Songs hinzufügen?

In der Rockmusik wurde wirklich schon alles gemacht, und das tausendfach. Mit dem Einsatz von „exotischen“ Instrumenten und der Mehrstimmigkeit versuchen wir, unsere Songs für den Hörer möglichst spannend zu machen. Damit wollen wir es den Leuten leichter machen, sich an uns zu erinnern. Außerdem ist es für uns ja auch viel spannender, mit neuen Instrumenten zu hantieren. Da ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich hab gerade erst ein Akkordeon im Keller meiner Oma gefunden!

Wie ist es, in Grevenbroich Richtung Hardcore und Punk unterwegs zu sein? Gibt es da eine Szene oder ist man da eher eine kleine Minderheit?

Als wir mit unserer alten Band angefangen haben, das war 2003, gab es eine ziemlich große Punkrock-Szene in Grevenbroich. Die Bands haben größtenteils auf Deutsch gesungen, weshalb wir uns bewusst für englische Texte entschieden haben. Unsere Musik war damals noch wesentlich direkter, aber wir hatten schnell Bock darauf, ein bisschen von den normalen Strukturen abzuweichen. Inzwischen ist die Szene leider komplett verschwunden. Es gibt nur noch eine Handvoll Bands, die nur alle Jubeljahre mal spielen. Das ist echt schade. Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, uns nicht von der Schule, der Uni oder dem Job vom Musikmachen abhalten lassen haben. Eine Band „wie uns“ gab es eigentlich nie wirklich in Grevenbroich – aber das war auch nicht schlimm.

Ihr habt einige sehr gute Kritiken zum Album bekommen. Habt ihr euch denn zwischendurch auch mal so richtig unverstanden gefühlt in einem Review?

Bisher waren die Kritiken eigentlich fast ausnahmslos saugut. Das ist umso cooler, weil auch Magazine und Blogs, die sonst eher komplett andere Genres bedienen, ganz viel Nettes über unser Album gesagt haben. Es gab nur ein Metalmagazin, das wohl nicht so ganz genau hingehört hatte: der Schreiber fand unsere Musik mit „ihrer süßen Fröhlichkeit penetrant“. Ok – wir sind jetzt keine Blastbeat-Band, und unsere Musik klingt auch nicht wie ein angepisster Köter, aber wenn man sich das Album anhört, merkt man glaube ich, dass es uns ernst ist, und die Texte jetzt auch nicht happy-ding-dong sind. Aber egal, denn sonst hatten ja bisher alle Spaß mit dem Album.

Was macht ihr außerhalb der Band?

Oh, das übliche: Uni, arbeiten, Ausbildung. Das muss eben leider auch sein. Robert geht außerdem immer zum Eishockey! Haha!

Auf eurer Homepage steht, dass man in so einer Band ca. 80 Prozent der Zeit organisiert und nicht direkt Musik macht. Glaubt ihr, das wird mehr oder weniger, wenn die Band größer werden sollte?

Das ist eine gute Frage, und ich glaube, darüber haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht. Wenn man mal in einer Band war, weiß man ja, wie das gemeint ist. Man schreibt 100 Mails und am Ende kommt maximal eine Show bei rum. Seit dem Release sind wir außerdem nicht mehr dazu gekommen, mal im Proberaum einfach neue Ideen auszuprobieren. Aber es ist ja auch Arbeit, die man schon sehr gerne macht. Jetzt, wo die Band stetig ein kleines bisschen wächst, gibt es natürlich mehr „Bürokram“ zu erledigen, aber coolerweise haben wir auch ein paar super Leute, die uns „Business“-betreffend unter die Arme greifen. Also momentan ist es eher ein bisschen entspannter, weil wir ein bisschen Arbeit abgeben konnten.

Welche Sachen könntet ihr denn abgeben und was muss unbedingt in euren Händen bleiben?

Wir sind mega mega glücklich mit unseren momentanen Partnern. Tim von Midsummer macht einen total tollen Job, wir stehen fast täglich in Kontakt und unterhalten uns über neue Entwicklungen. Seit kurzem gibt es auch eine Konzertagentur, die sich um unser Booking kümmert. In der ersten Woche konnten wir schon drei neue Shows verbuchen. Sowas ist natürlich spitze. Aber wir haben auch Glück, weil nicht mit irgendwelchen Schaumschlägern zusammenarbeiten.
Was wir auf jeden Fall möglichst lange in eigener Hand behalten wollen, ist das „Management“. Bands unserer Größenordnung, die erst mal einen „Manager“ vorschicken, sind in 99 Prozent der Fälle Idioten. Sowas braucht man wirklich erst, wenn einem die Büroarbeit hinter den Kulissen über den Kopf wächst. Bei uns ist das auf jeden Fall noch nicht so, wir finden das „Interesse“ an unserer Band im Moment einfach nur toll.

Was sind die Pläne für 2011?

Im April erscheint „Laviin“ bei Rookie Records auf Vinyl. Damit hätten wir uns erst mal den großen Traum erfüllt, wir können es kaum erwarten. Dann stehen ziemlich viele Konzerte an, und erstmals auch einige Festivaltermine im Sommer. Das wird aufregend. Außerdem ist unser Album ja auch in England erschienen. Vielleicht schaffen wir es ja auch nochmal, dort ein bisschen Musik zu machen! Gegen Ende 2011 wollen wir dann auf jeden Fall nochmal aufnehmen – ob dann eine EP, ein Album oder sonst was daraus wird, das wissen wir noch nicht.

Famous Last Words?

Danke für die netten Fragen und vor allem für das tolle Review auf BurnYourEars.

Homepage von City Light Thief

Kai