Geschrieben von Manuel Dienstag, 03 Juli 2007 20:11
Fjoergyn - Interview mit dem Sänger und Gitarristen Stephan L.
Link: http://www.fjoergyn.de
Sie kommen aus dem Herzen Deutschlands. So nett das auch klingen mag, gehen FJOERGYN sehr kritisch mit der menschlichen Natur um. Bisher wurden die Thüringer noch als Geheimtipp gehandelt, doch anlässlich des neuen Albums „Sade et Masoch“ stellten sich mir ein paar Fragen. - Welche über die Datenautobahn an Stephan L., dem Kopf von FJOERGYN gingen.
Servus Stephan! Wie geht es dir? Bist du schon aufgeregt wegen des neuen Albums? ;-)
Ja ziemlich. „Sade et Masoch“ ist ein sehr schwieriges und sicherlich auch kontroverses Album geworden, wodurch wir äußerst gespannt sind, wie die Kritiken ausfallen werden.
Da ich auch erst durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf FJOERGYN gestoßen bin, wäre ich dafür, dass du euch kurz vorstellst. Dabei könntest du mir auch bitte den Bandnamen erklären.
FJOERGYN war eigentlich ein von mir geplantes Ein-Mann-Projekt, was sich mittlerweile jedoch geändert hat. Der Name kommt aus der isländischen Mythologie und steht für „Mutter Erde“. Er symbolisiert für mich den Kern unserer Existenz, die alles umgebende Natur in ihrer größten und mächtigsten Form. Noch während den Aufnahmen zu „Sade et Masoch“ hat Andreas T. aus persönlichen Gründen die Band verlassen, wodurch unsere Triokonstellation wieder zerschlagen wurde. FJOERGYN besteht daher aktuell aus Martin L. und meiner Wenigkeit.
Nachdem das Erstlingswerk „Ernte im Herbst“ noch ein Alleingang von dir war, besteht FJOERGYN nun aus drei Musikern. Auch wenn sich in der Besetzung momentan wieder etwas verändert hat: Wie kam es dazu?
Um auch live präsent zu sein, galt es einen geeigneten Schlagzeuger zu finden. Dass sich aus jener Suche eine gute Freundschaft ableiten ließe, hätte ich damals nicht im Entferntesten gedacht. Mittlerweile kann ich sagen, dass Martin L. sowohl das Songwriting wie auch die gesamte Produktion von „Sade et...“ mitbestimmte. Dies entlastete mich auf der einen Seite und ließ weitere Ideen auf der anderen Seite zu. Martin und ich denken sehr ähnlich. Die Arbeit an diesem Album war dementsprechend interessant.
Heißt das jetzt, dass ihr eine „richtige Band“ seid, oder sind die anderen nur ausführende Organe deiner kreativen musikalischen Ergüsse? Will sagen, schreibst du trotzdem alles alleine?
Teils... Martin und ich erarbeiten gemeinsam die Ideen, wie auch das Konzept. Danach ziehen wir uns zurück und konzentrieren uns auf unsere einzelnen Gebiete. Man könnte also sagen, dass FJOERGYN zu einer zweiköpfigen Band mit Arbeits- und Aufgabenteilung gewachsen ist.
Das neue Werk heißt „Sade et Masoch“ und zeigt auf dem Cover einen roten Apfel mit Flügeln. Vielleicht habe ich die Texte noch nicht detailliert genug untersucht, aber ich sehe hier den Zusammenhang irgendwie noch nicht.
Die Bedeutung liegt weniger auf den Flügeln als vielmehr auf dem Apfel und seiner symbolschwangeren Bedeutung an sich. Wir wurden des Gartens Eden aufgrund eines solchen Apfels verwiesen. Ein Biss und hops... flogen wir raus... und was hat es uns seither gebracht? Wir können sehen, tun es aber nur bedingt, können denken, vertrauen aber auf moderne Götzen... Der Apfel und die darin beherbergten Würmer stehen für den ersten Fehler der Menschheit, obgleich ich das Handeln im Paradies als menschliche Neugier abtue. Der Apfel versinnbildlicht das Leben nach Eden, die Welt wie wir sie kennen. Die Flügel sollen lediglich den Bezug zu eben diesem Paradiesgedanken deutlich machen.
„Sade et Masoch“: Ist das inhaltlich nur der Rahmen oder sind die Stücke auf einander aufbauend?
„Sade et...“ ist das Grundkonzept, das in jedem Lied auffindbare Gerüst. Die beiden gleichnamigen Lieder bilden lediglich Wegweiser bzw. Brücken.
Nun zur instrumentellen Seite: Durch die Neubesetzung der vorherigen „Computerinstrumente“ hat sich der Klang etwas verändert. Kannst du beschreiben, wie der Hörer sich die Unterschiede zum Vorgänger-Album vorstellen muss?
Ich empfinde unser neues Album als weitaus härter. Die Gitarrenlinien sind weiter im Vordergrund. Die Komposition geizt auch mal mit Melodien und wir bewegen uns in einer Monotonie, die lediglich zwischen dem Tongeschlecht springt. Es ist weitaus kälter geworden als „Ernte im....“ und das sollte es auch. Ich möchte keine Schönheit musikalisch vorheucheln, sondern der Realität ein Ständchen widmen.
Neben den Neuigkeiten ist aber klar FJOERGYN zu erkennen. Hast du einen oder mehrere Grundsätze, wenn du am Songwriting bist? Zum Beispiel Orientierung an klassischer Musik?
Eigentlich nicht wirklich, wodurch sich eben auch moderne Elemente auf diesem Album befinden. FJOERGYN definiert sich durch seine opulente Ausschmückung, jedoch orientieren wir uns dabei nur unbewusst an klassischen Melodiesetzungsschemen, wie wir sie eben in reiner Klassik vorfinden.
Bist du zufrieden mit der neuen Platte? Und dann bitte noch eine ultimative Lobhudelei, warum man sich „Sade et Masoch“ unbedingt kaufen soll!
Es ist sehr schwierig geworden, das eigene Album zu bewerten, da wir es bereits viel zu oft gehört haben. Sicherlich freut mich die reale Umsetzung meiner Ideen, auch die dabei entstandene Atmosphäre, dennoch wäre es schwierig zu sagen, „Sade et...“ muss man haben, da..... usw.... Ich möchte jedem, der seinen Stellenwert innerhalb dieses Systems hinterfragt, ans Herz legen, sich mit dieser CD zu beschäftigen, da sie meiner Ansicht nach sehr ehrlich jene Frage diskutiert. Wir versuchen den Geist zu beflügeln, indem wir paganes Gedankengut, bzw. die Botschaften aller Naturglauben in das 21. Jahrhundert befördern.
Wie sieht es denn mit Live-Aktivitäten aus? Seid ihr nach dem Release auf der Bühne zu sehen und zu hören? Oder wie sehen die Pläne für die kommenden Monate aus?
Wir werden vereinzelte Festivals spielen, darunter das Nocturnal Empire, das Barther Metal Open Air sowie das Wolfszeit. Alles andere steht noch in den Sternen.
Das war jetzt die Realität! Und wie sehen deine Träume aus? Habt ihr Idole, mit denen ihr am liebsten auch mal die Bühne teilen wollt?
Da wären einige Musiker, mit denen ich gerne mal ein Konzert veranstalten würde, bzw. die Bühne teilen würde, jedoch würde sich das Publikum über jene seltsame Zusammensetzung wundern. Wenn sich irgendwann die Möglichkeit ergeben würde, so wäre mein erster Wunsch, meine Musik mit einem echten Orchester umzusetzen. Ich glaube, sie würde sich in ihrer Intensität um ein Vielfaches impulsanter entfalten. Andere Bands, die meine höchste Bewunderung genießen, jedoch vollkommen von unserer Art Musik abweichen, wären KATATONIA, NOVEMBRE, SIGUR ROS...
Ach ja, noch was Persönliches: Was sind denn eure Lieblingsessen? ;-)
Keine Ahnung... Obgleich ich für mein Leben gerne koche, könnte ich mich niemals für einen Favoriten entscheiden.
Damit wünsche ich euch weiterhin alles Gute und sage „Dankeschön!“ für das Interview. Du hast das letzte Wort.
Ich möchte allen Hörern unserer Musik für ihr Interesse und ihre Geduld danken, die sie nicht nur bis zur Veröffentlichung dieses Albums aufbringen mussten, sondern auch während des Konsums dieses unseren neuen Albums aufbringen werden. Vielen Dank an Euch !!!
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