Geschrieben von Dienstag, 07 Juni 2011 00:00

The Suicide Kings - Interview zum Album 'Menticide'


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Das mittlerweile dritte Studio-Album „Menticide“ der vier Hessen von THE SUICIDE KINGS hat kürzlich Fans und Kritiker gleichermaßen mit seinen massiven Gitarrenwänden in Kombination mit verstärkt melodischen Hooklines positiv überraschen können. In diesem Zuge waren Frontmann Rüdiger und seine drei Mitstreiter gerne bereit, für einen kurzen Moment Instrumente und Bierflaschen beiseite zu legen, um uns ein paar Fragen zu beantworten.


Hi! Stellt unseren Lesern doch bitte kurz Eure Band vor. Was macht Eurer Meinung nach THE SUICIDE KINGS aus? Wo liegen Eure Stärken?

Hi, Gunnar! Also die Band besteht aus Tober an der Gitarre, Chris am Bass, dem Markus am Schlagzeug und Rüdiger ist der Sänger. Wir sind alle zwischen 25 und 33 Jahren alt und wohnen rund um Darmstadt. Was uns ausmacht, ist unserer Meinung nach unser eigener Stil. Wir lassen in unseren Liedern alles einfließen, wonach uns gerade ist... Sprich: Nach einem Metallriff schlägt bei uns eben gerne mal Punk oder Hardcore durch! Oder bei einer straighten Punk-Nummer kommt eine schicke Metal-Bridge!

Und wo seht Ihr Eure Defizite?

Na, bei Rüdiger ist es wohl die englische Aussprache, hahaha, aber dem fällt ja bekanntlich auch Hochdeutsch schon schwer... Wir sind natürlich alle keine perfekten Musiker, aber „that´s Punk“! Nun, wir geben unser Bestes und versuchen auch oft zu proben, was natürlich in der heutigen Zeit nicht so einfach ist durch Schichtdienst, Zeitmangel etc..

Okay, ich hoffe, Ihr habt Euch nicht zu sehr daran gestört, dass ich im Review zu „Menticide“ Rüdigers leicht akzentbehaftetes Englisch beanstandet habe. Wie kommt es überhaupt dazu, dass Ihr auf Englisch und nicht auf Deutsch singt?

Das wurde eigentlich nie entschieden, sondern war von Anfang an klar. Die ganzen Bands, die wir schon seit früher Jugend abfeiern, seien es Punk-, Hardcore-, Thrash- oder Metalbands, waren und sind zum größten Teil englischsprachig. So haben wir natürlich bei den ersten Proben Songs unserer Helden gecovert und dann ging’s einfach Englisch weiter...

Nachdem ich Euch als Rezensent sozusagen zwangsweise kennenlernen musste, hat es nicht lange gedauert, bis ich auch Eure ersten beiden Alben mein Eigen nannte. Und ich muss sagen: Der Anteil an richtig eingängigen Singalongs hat mit jeder Scheibe zugenommen. Wie seht Ihr Eure musikalische Entwicklung? Stimmt Ihr mit mir darin überein, dass „Menticide“ Euer bisher bestes Werk darstellt?

Absolut! „Menticide“ ist eben genau das Resultat unserer Entwicklung. Dass man mit der ersten Platte noch nicht das ultimative Album abliefern kann, sollte klar sein. Eine Band und deren Stil wächst mit den Jahren. Und die anfänglichen Besetzungswechsel machten es uns auch nicht gerade leicht. Aber mittlerweile sind wir ja so, wie eine Band sein sollte: eine feste Besetzung und nicht ständig ein anderes Gesicht auf dem Plattencover oder der Bühne. Wenn man in fester Besetzung ist, muss man auch nicht ständig die vorhandenen Songs proben und kann sich mehr dem Songwriting widmen. Aber auch was Produktion und eben Songwriting anbelangt, haben wir unserer und auch diverser Kritiker Meinungen nach einen guten Schritt nach vorne gemacht! Und das ist natürlich erfreulich... Aber wir sind noch lange nicht am Limit.

Dann kann man ja gespannt sein... Was sind denn Eure persönlichen Lieblingssongs von THE SUICIDE KINGS?

„Rebound“, „South of Hessen“, „2nd Class Citizen Boys“, „Life of Nancy“, „Devil may care“... Dem einen gefällt das besser, dem anderen das... Aber grundsätzlich kann man sagen: unser Liveset spiegelt unsere Lieblingssongs wider!

Ihr wirkt auf mich übrigens nicht sonderlich suizidgefährdet. Wie seid Ihr zu diesem Bandnamen gekommen?

Der Bandname kommt von einem Film von Christopher Walken; ein Klassiker! Der Film hat übrigens eine coole Message: bescheiße nie deine Freunde. Rüdiger wollte den Namen schon immer, denn am Anfang nannten wir uns BLACKLIGHT AVENUE, doch dann kam diese Band SUNRISE AVENUE daher, und da hat uns der Name irgendwie gestört! Da haben wir uns dazu entschieden, mit dem Labeldeal den Namen zu wechseln, und da war SUICIDE KINGS noch im Hinterkopf und somit erste Wahl!

Das Coverartwork zu „Menticide“ gefällt mir ziemlich gut. Habt Ihr Eurem Zeichner Simon Kloppenburg dabei konkrete Anweisungen gegeben oder freie Hand gelassen?

Knappe Vorgaben hatte er schon. Wir wollten einen jungen Mann, der sichtlich aus der Subkultur stammt, verfolgt von der spießigen Gesellschaft. Dass ihm nur noch zum Schreien zu Mute ist, hat Simon dann auch mehr als deutlich gemacht. Die Originalzeichnung ist natürlich noch größer und umfangreicher... Also so gesehen hatte Simon komplett freie Hand und unsere Grundidee auch wirklich sehr gut umgesetzt!

Sieht so aus, ja... Nun, woher die Inspirationen für Eure Songs kommen, liegt auf der Hand... Also werde ich nicht danach fragen, sondern will an dieser Stelle von Euch wissen: Woher nehmt Ihr die Inspirationen für Eure Tattoos? Erzählen sie persönliche Geschichten oder gehört das einfach zu der Musik, die Ihr spielt?

Da macht natürlich jeder sein eigenes Ding. Rüdiger hat zum Beispiel SLAYER-, SODOM- und KREATOR-Tattoos, Portraits von Bon Scott, Dimebag Darell und Cliff Burton, aber auch viel (sehr viel) bedeutungsloses Zeugs... Tober hat auch sehr viele Bandtattoos. Seine Wade ist voller Plattencover, aber ansonsten sind auch seine restlichen Tattoos eher ohne große Bedeutung. Chris ist eigentlich der Einzige, der sich einige persönliche Tattoos hat stechen lassen; sei es mit familliärem oder mit spirituellem Hintergrund! Mit der eigenen Musik haben unsere Tattoos nichts zu tun, eher mit der Liebe zur Musik und Subkultur allgemein. Und der Markus, achja, der hat halt ein Tribal auf’m Oberarm, hahaha...

Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage... Obwohl Ihr primär eher der Streetcore-Ecke zuzuordnen seid, so hört man in Euren Songs doch stets einen deutlich thrashigen Einfluss heraus, und auch ein Blick auf Eure musikalischen Favoriten zeugt von einem gewissen Hang zum guten alten Thrashmetal. Wo seht Ihr Eure Wurzeln?

Unsere Wurzeln sind ganz klar im Punkrock! Aber sehr viele Inspirationen kommen bei uns definitiv von Bands wie zum Beispiel GOOD RIDDANCE, TANKARD, SODOM, VOLBEAT oder ANTHRAX. Der gute alte Thrashmetal ist aber, wie Du schon sagst, unser größter Einfluss. Aber das liegt sicherlich daran, dass dieser ohnehin sehr punklastig ist!

Und wo wir gerade bei SLAYER und Konsorten sind... Existiert für Euch kein „South Of Hessen“? Oder „North Of Hessen“? Betrachte ich Eure demnächst anstehenden Shows, dann vermisse ich Hamburg oder überhaupt irgend einen Gig außerhalb Hessens. Habt Ihr diesbezüglich Pläne?

Selbstverständlich. Wir waren in den letzten Jahren sehr viel in ganz Deutschland unterwegs. Wir hatten so gut wie keine regionalen Gigs mehr gespielt, deshalb war es für uns mal wieder an der Zeit, etwas regionale Präsenz zu zeigen... Wir sind aber schwer am Planen für weitere Gigs. Im Herbst / Winter zum Beispiel soll eine Tour stattfinden, die uns dann auch wieder quer durch die Republik führt. Wir sind halt auch auf Veranstalter und Booker angewiesen und wer Interesse hat, kann sich sehr gerne bei uns melden unter suicide-kings@web.de. Wir freuen uns über jede Anfrage!

Der neuen Live-Scheibe der KRAWALLBRÜDER konnte ich entnehmen, dass Ihr auch auf deren Jubiläumsgig in Berlin mit von der Partie wart. Wie war das für Euch? Seid Ihr schon wieder nüchtern?

Eigentlich nicht wirklich was Besonderes. Wir waren doch schon sehr oft mit KRAWALLBRÜDER auf Tour. Auch Berlin stand schon öfter auf dem Plan. Klar, dass an dem Abend eine DVD aufgenommen wurde, war schon was Besonderes, aber im Endeffekt wird es deren DVD. Die Stimmung war aber wirklich heftig. Aber das war sie in Berlin schon immer... Da geht was! Der „Columbia Club“ ist auch ein echt geiler Laden: eine Riesenbühne und wenn dann noch die Halle brechend voll ist... Einfach nur geil! Und als kleine Anekdote wegen dem „nüchtern“ können wir Dir erzählen, dass wir den Bus am Club haben stehen lassen, hahaha. Und als wir ihn am nächsten Tag holen wollten, waren wir von einem riesigen Reisebus eingeparkt. Das war schon witzig... Denn der gehörte zu DEVILDRIVER. Aber die hatten vollstes Verständnis für unseren Suff und nachdem sie uns fragten, wo wir Abends spielen, bekamen sie die Antwort „Ein Glück nirgends“, denn uns sei kotzübel... Soviel dazu!

Klingt nach einer guten Party... Wie seid Ihr denn überhaupt zu deren Label „KB Records“ gekommen? Seid Ihr privat mit den Jungs befreundet oder spielt Ihr einfach nur die passende Musik?

Wir haben uns mit unserem Demo bei vielen Labels beworben. Pascal war damals als erster begeistert von uns, und so hatten wir einen Deal. Pascal und Rüdiger haben sich auf Anhieb sehr gut verstanden und der Rest hat sich dann auf den vielen gemeinsamen Gigs ergeben. Sprich: wir sind alle zu dicken Kumpels geworden und haben viele bitterböse Nächte durchgesoffen mit den Jungs, hehe! Rüdiger ist aber auch so öfters in Saarbrücken außerhalb von gemeinsamen Gigs. Das ganze Gerede, das da um KRAWALLBRÜDER gemacht wird, interessiert uns deshalb auch nicht, denn wir kennen die Jungs und wissen genau, wie sie drauf sind! Ansonsten hätten wir nicht mittlerweile drei Alben bei „KB Records“ veröffentlicht! 

Und wie sieht es innerhalb der Band aus? Hängt Ihr auch außerhalb des Proberaums zusammen rum?

Na klar! Wir sind oft unterwegs. Das ergibt sich einfach. Meistens wird ja in der Probe darüber geredet, wenn mal wieder eine gute Band im Umkreis spielt. Spätestens da geht’s dann mal wieder zusammen hin. Tober und Rüdiger kennen sich schon ewig und sind eng befreundet. Mit Markus arbeitet Rüdiger zusammen und die sehen sich zwangsläufig jeden Tag auf der Arbeit.

Tober und Rüdiger sind nebenbei auch die einzigen Überbleibsel aus der Gründungsbesetzung... Verließen die anderen Mitglieder die Band im Streit oder könnt Ihr alle noch zusammen feiern?

Alle alten Bandmitglieder hatten ihre Gründe, die Band zu verlassen und haben das von sich aus entschieden. Also absolut kein Streitfall. Keiner wurde rausgeworfen oder so etwas. Sascha ist der Bruder von Rüdiger, von daher... Der hat eine Frau und einen Sohn. Ihm wurde einfach alles zuviel... Aber der hat inzwischen übrigens wieder eine eigene Band am Start, die bei uns im Proberaum zur Untermiete sind. M-16 nennen sie sich und wir wünschen ihnen an dieser Stelle auch alles Gute für die Zukunft! Unser erster Schlagzeuger Chris ist nach wie vor ein sehr enger Freund der Band. Tober und Chris sind oft zusammen bei der Eintracht, aber auch musikalisch ist Chris noch aktiv bei uns; ist quasi noch immer unser stiller fünfter Mann, der am Schlagzeug oder Bass aushilft, wenn mal Not am Mann ist. Und wenn’s auf ein Thrash-Konzert geht, ist er sowieso dabei, oder schon vor Ort, hahaha! Matthias, unseren alten Bassisten, sieht man auch noch ab und an, aber der hat mit „Musik machen“ nicht mehr so viel zu tun...

Klingt, als ob Ihr insgesamt ziemlich viel feiert... Lebt Ihr tatsächlich noch nach dem Gesetz der Straße? Ist denn niemand von Euch mittlerweile in ein etwas ruhigeres Alter gekommen, wo Karriere, Frau und Kinder eine zunehmend zentrale Rolle spielen?

Karriere interessiert definitv keinen von uns. Zumindest nicht im Job. Keiner von uns ist verheiratet und Kinder hat auch keiner. Dass wir ständig am Feiern sind, hast du ja sicher schon den vorangegangenen Fragen entnommen, hahaha. Musik ist unser Leben. Musik zu machen oder auf Konzerte zu gehen ist und bleibt unser Lebensinhalt... Lifestyle bis ins Grab!

Was macht Ihr denn überhaupt so beruflich? Habt Ihr alle die spießigen Bürojobs, die Eure Fans von Euch erwarten würden?

Markus und Rüdiger sind beide Schlosser in einer Chemiefabrik. Chris ist Entstörer in einer Verpackungsfirma und Tober hat sich nach Jahren der Maloche als Elektriker dazu entschieden, noch mal ein Studium als Tontechniker anzufangen. Also keine Bürojobs, hahaha...

Das hätte mich auch verwundert... Was sind denn die peinlichsten Scheiben, die man in Euren Plattenschränken finden kann? Und damit meine ich jetzt keine Jugendsünden, sondern solche, die Ihr tatsächlich manchmal noch rotieren lasst...

Das ist eine schwere Frage. Eigentlich kauft man sich ja nur Platten, auf die man auch Bock hat. Und Bands beim Namen zu nennen, die man peinlich findet, wäre nicht gerade nett von uns... So fällt uns auch nicht wirklich was ein. Musik ist ja auch eine Geschmackssache. So motzen Chris und Tober zum Beispiel, wenn Rüdiger mal wieder seinen geliebten Powermetal im Bus aufdreht, und Rüdiger meckert, wenn Chris seinen Blackmetal nicht nach spätestens einer halben Stunde wieder aus dem Player holt, hahaha...

Also in meinem Plattenschrank hätte ich noch einen Platz frei. Feilt Ihr schon am nächsten Album?

Wirklich begonnen haben wir noch nicht. Wir haben uns vorgenommen, nach dem Sommer wieder verstärkt mit dem Songwriting zu beginnen. Wir wollen uns auch Zeit lassen, denn uns ist klar, dass „Menticide“ die Hürde doch ein Stück höher gelegt hat. Wir haben ja doch sehr viele Kritiken zu „Menticide“ bekommen. Obwohl wir mehr als zufrieden sind mit den Kritiken, werden wir uns aber natürlich alle negativ genannen Punkte schwer zu Herzen nehmen und daran arbeiten!

Sehr lobenswert... Aber kommen wir langsam zum Ende. Wo seht Ihr Euch in zehn Jahren?

Wir hoffen natürlich, immer noch "on the road" zu sein... Mindestens zwei, drei Alben mehr auf der Diskografie. Und zu feiern mit all den Menschen, die wir jetzt schon kennengelernt haben, und hoffentlich noch viel mehr kennenzulernen! Stay Rebel! Stay Rude! Stay Punk!

Hier ist noch einmal Platz für die berühmten letzten Worte. Was wolltet Ihr schon immer einmal loswerden?

Als erstes vielen besten Dank an Dich, Gunnar, für das nette Interview. Wir hoffen, man sieht sich mal auf einem Gig, sei es einer von uns, oder an der Theke bei einer anderen Band! Bleibt Euch allen treu da draußen und genießt Eure Zeit hier auf dem Planeten! An alle, die uns noch nicht kennen: schaut doch mal auf unserer Homepage vorbei. www.thesuicidekings.de oder auf Facebook, MySpace, etc...! Viel Erfolg weiterhin für BurnYourEars! Cheers und Riot, THE SUICIDE KINGS!

Auch ich danke Euch vielmals dafür, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten, und wünsche Euch das Beste für die Zukunft! Ich freue mich jetzt schon auf den Nachfolger zu „Menticide“... Cheers’n’Oi!