Geschrieben von Chris Dienstag, 07 Juni 2011 22:31
Buried In Black - Interview zum Album 'Black Death'
"Black Death" atmet den fauligen Atem traditionellen Death Metals, ohne daran zu ersticken – mit ein Grund dafür, dass die Hamburger Jungs von BURIED IN BLACK damit eines der besten Death Metal Debüts dieses Jahres abgeliefert haben. Über den Stellenwert ihrer Band, die Intention der Musik und die Hamburger Metalszene gab Gitarrist Ben im Interview ausführlich Auskunft.
Hi Ben – wer sind BURIED IN BLACK? Erzähl bitte mal ein bischen was zu Eurer Band, der Entstehung, den Leuten und Euren Einflüssen.
BURIED IN BLACK ist im wesentlichen aus den Trümmern verschiedener Hamburger Bands hervorgegangen. Ich kenne Ron (voc) schon viele Jahre, durch seine vorherige Band NAYLED. Er ist mir damals schon als ein enorm vielseitiger und dynamischer Sänger aufgefallen, der von cleanen Vocals bis hin zu tiefsten Growls alles auf der Palette hat. Wie es der Zufall so wollte, habe ich kurze Zeit, nachdem ich bei MAD DOGGIN' meinen Hut genommen habe, aufgeschnappt, dass Ron nicht mehr bei NAYLED ist und ihn direkt angerufen. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns unbedingt mal zusammensetzen müssen, weil ich Bock habe, ne neue Band aufzuziehen. Diverse Bierchen später war die Sache abgemacht und dann fing die Suche nach passenden Mitstreitern an. Das ging aber auch alles ziemlich reibungslos. Etienne (guit) kenne ich auch schon ewig, und als er mir erzählte, dass er nicht mehr bei UNDERCROFT spielt, haben wir ihn direkt verhaftet. Eggert (bass) war bei DARK AGE raus und ebenfalls auf der Suche nach was Neuem. Sören (drums) hatte zeitweise bei LIQUID GOD getrommelt und kam dann über zwei Ecken zu uns.
Die Einflüsse sind recht weit gestreut. Viel Old-School Death Metal natürlich, aber auch klassisches Thrash Zeug, ein bisschen Black Metal und einige moderne Sachen. Wir klatschen einfach alles mögliche zusammen, wie es uns gefällt, haha ...
Worum geht es Euch bei BURIED IN BLACK?
Uns geht es in aller erste Linie darum, Spaß an der Musik zu machen. Es war nie das Ziel, Alben zu veröffentlichen oder so. Das hat sich zufällig so ergeben, und da die ganzen Umstände passten und sich für uns gut anfühlten, haben wir das gemacht. Aber am Ende des Tages wollen wir einfach nur Mucke machen, die uns gefällt und möglichst gute Konzerte spielen. Live spielen ist das, was uns am meisten Spaß macht und was, glaube ich, auch unsere größte Stärke ist.
Aber um es nochmal ganz deutlich zu machen: Uns geht es nicht darum, das Metal-Rad neu zu erfinden, die technisch anspruchsvollste Band zu sein, oder irgendeinen gänzlich neuen Stil zu erschaffen. Das überlassen wir gerne anderen, jüngeren Zeitgenossen. Wir wollen nur Mucke machen, die wir selber gerne hören. Wenn das anderen auch gefällt – hell yeah! Wenn nicht, dann nicht. Wir sind hier nicht bei der Wahl zur Little Miss Sunshine.
Welche Leute wollt Ihr erreichen?
Im Prinzip alle Leute, die auch Bock auf so ne Mucke haben. Wir nehmen das Ganze einfach nicht zu ernst. Das ist Metal und keine Raketenwissenschaft. Hier geht's nicht um Leben und Tod, sondern nur darum, ne gute Zeit zu haben.
Wie war das Songwriting zu "Black Death" und wie lief der Aufnahmeprozess ab?
Songwriting ist bei uns immer eine sehr intensive Angelegenheit. Alle sind mit ganzem Herzen dabei und bringen ihre Ideen ein. Das sorgt natürlich schnell für ääääh... Spannungen, und dann kann's auch gerne mal laut und unflätig zugehen, hehe... Aber das ist schon in Ordnung. Das sorgt am Ende einfach dafür, dass Songs dabei herauskommen, die uns allen gefallen und wo von jedem etwas drin steckt. Der Aufnahmeprozess lief eigentlich ganz gesittet und halbwegs planmäßig ab. Jeder ist ins Studio gegangen und hat seine Parts eingetrümmert. Fertig, haha!
Wir haben im Studio keinen großen Hickhack betrieben. Kein Rumeditieren, Geraderücken, Kaputtschneiden, Tot-Triggern, etc. Wir wollten eine Platte machen, die so klingt, wie wir auch live oder im Proberaum in etwa klingen und die einfach einen natürlichen Sound hat. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Ob sowas heutzutage gefällt, ist sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, denn die meisten zeitgenössischen Produktionen klingen deutlich anders. Aber da wir, wie gesagt, doch eher ne Live-Band als ne Studio-Band sind, sollte das Album nicht allzu weit vom Live-Erlebnis entfernt sein.
Worin seht Ihr die Weiterentwicklung im Vergleich zur EP "Arms Of Armageddon"?
Ich denke, dass die größte Weiterentwicklung im Zusammenspiel an sich und auf menschlicher Ebene stattgefunden hat. Wir kennen uns alle sehr viel besser und sind auch besser aufeinander eingespielt. Musikalisch hat sich das ganze sicherlich auch entwickelt, aber das waren alles ganz natürliche Prozesse und keine wirklich bewussten Entscheidungen. Wir haben es einfach fließen lassen.
Wer hat das Artwork erstellt?
Das Front-Cover hat Jumali Katani gemacht. Das ist ein Künstler aus Singapur, der diverse Metal-Cover schon gemacht hat. Seine Arbeiten haben uns sehr gefallen, also haben wir Kontakt zu ihm aufgenommen. Sein Motiv passte einfach wie Arsch auf Eimer zum Albumtitel "Black Death", also haben wir da nicht lange gefackelt. Den Rest vom Artwork und das ganze Layout hat Hiko Kramer gemacht. Das hat hauch auf Anhieb gepasst und die Sache total abgerundet. Mit dem ganzen Look der Platte sind wir absolut zufrieden. Überhaupt ist das ganze Teil ne wirklich runde Sache geworden, auf die wir schon ziemlich stolz sind. Naja, wenn jetzt noch das Merch rechtzeitig zur Release-Party fertig wird, ist alles gut, haha.
Worum geht es thematisch auf der neuen Scheibe?
Naja, worum geht es denn in aller Regel auf Death Metal Platten, haha? Ron hat sich mit allerlei Abgründen der menschlichen Seele in all ihren Erscheinungsformen beschäftigt. Er pflegt eine sehr bildliche Sprache in den Texten und ich glaube, wer sich eingehender damit auseinandersetzt, kann dort mehr entdecken, als auf den ersten Blick ersichtlich scheint.
Wie kam die Zusammenarbeit mit AFM zustande – einem Label, das eher für klassischen Metal steht?
Das war tatsächlich ganz witzig. Wir haben im Jugendzentrum Elmshorn einen Gig zusammen mit DARK AGE gespielt. Jochen, der Chef von AFM, war auch da und hat unsere Show gesehen. Danach hat er sich zu uns gesetzt und wir haben ne Runde geklönt. Er meinte dann, dass wir doch mal ein Album zusammen machen sollte. Ein paar Wochen später war ich dann bei AFM im Büro und wir haben die Details des Vertrags besprochen. Für uns war das alles cool. Die Jungs von AFM sind super und machen wirklich nen erstklassigen Job.
Und die Frage nach Death Metal-Label oder nicht, ist ja auch nicht so einfach zu beantworten. Zum einen fühlen wir uns neben Bands wie DEBAUCHERY oder auch DESTRUCTION schon ganz wohl, zum anderen kann es ja auch von Vorteil sein, wenn man nicht die 64.791ste Death Metal Band auf einem Label ist, hehe ... Bisher macht die Zusammenarbeit jedenfalls richtig Spaß und es herrscht eine sehr familiäre, entspannte Atmosphäre und das ist sowieso am allerwichtigsten.
Welchen Stellenwert hat die Band für Euch und was plant Ihr dementsprechend für die nähere Zukunft?
Machen wir uns nichts vor. Die meisten von uns sind Anfang bis Mitte 30. Etienne setzt dieses Jahr noch ne 4 an die erste Stelle... Der Großteil von uns steht mitten im Leben. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, jeder muss zusehen, dass die Miete bzw. Hausrate reinkommt. Wir haben uns bereits unsere Existenzen aufgebaut. Es ist recht unwahrscheinlich, dass die Band uns irgendwann ernährt. Das ist etwas, das wir neben unserem Alltagsleben betreiben. Zwar schon mit großem Einsatz und voller Hingabe, aber es war zu keiner Zeit der Plan, mit der Band soetwas wie den Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn die Band plusminus Null macht, ist alles wunderbar. Wir wollen einfach nur Mucke machen. Zuviel Business verdirbt einem die Freude daran.
Es ist großartig, dass AFM uns die Möglichkeit bietet, unsere Musik quasi global zu verbreiten und damit ja auch enorm vielen Leuten zugänglich zu machen. Wer will sowas nicht? Aber es ist auch klar, dass wir nicht 150 Shows pro Jahr spielen können und eben alles seine Grenzen hat. Aber ehrlich gesagt, planen wir auch nicht wirklich intensiv in die Zukunft. Bei BURIED IN BLACK haben wir die Dinge bisher immer einfach auf uns zukommen lassen und sind damit sehr gut gefahren. Wir warten einfach ab, was als nächstes passiert und wo die Reise noch hingeht. Spannend ist es in jedem Fall.
Welche Reaktionen gab es bisher auf "Black Death" und was habt Ihr erwartet?
Die Reaktionen sind teilweise komplett unterschiedlich, und genau das hatten wir auch erwartet. Aufgrund der rohen Produktion und den teilweise sehr klassisch inspirierten Songs war uns klar, dass sich die Meinungen hauptsächlich bei „geil" oder „Schrott" einpegeln. Aber wie eben immer bei Musik ist das alles reine Geschmackssache, und wir lassen uns keine grauen Haare wachsen, nur weil wir nicht zufällig den Geschmack von Redakteur XY getroffen haben. Die positiven Reviews überwiegen ganz klar und wir freuen uns darüber, dass es offensichtlich ne Menge Leute gibt, die die Songs so wahrnehmen, wie wir das tun.
Deine Rezi ist ein gutes Beispiel. Ich persönlich würde jeden Satz davon unterschreiben. Wenn ich die lese, denke ich nur „ja genau, so ists gemeint, der Mann hat die Platte total verstanden". Großes Lob an dieser Stelle für die Aufgeschlossenheit einer derartigen Produktion gegenüber und großen Dank natürlich für so eine schöne Rezi, haha ...
Was hältst Du von der aktuellen Metalszene in Hamburg und allgemein?
Ich bewege mich ja nun schon wirklich sehr lange in der Hamburger Metalszene und man hat dort echt ne Menge guter Bands kommen und gehen sehen. Es geistern da tatsächlich viele talentierte und einige auch sehr engagierte Leute herum. Mir fehlt aber bei dem Ganzen so etwas wie ein echtes „Wir"-Gefühl. Ich habe den Eindruck, dass nach wie vor eine recht große Rivalität der Bands untereinander besteht, obwohl man gemeinsam sicherlich sehr viel mehr auf die Beine stellen und erreichen könnte. Aber auch auf Fan-Seite könnte auf lokaler Ebene etwas mehr Flagge gezeigt werden. Geht man hier auf ein Underground-Konzert in einem der kleinen Clubs, ist die Anzahl der Besucher oftmals sehr überschaubar und leider ist nicht selten „Rumstehen" angesagt. Man könnte fast meinen, es sei „uncool" auf nem Konzert einer lokalen Band abzugehen. Ich selber wohne ja außerhalb in einer Kleinstadt, und dort sieht das wieder ganz anders aus. Hier gibt es eine recht aktive Metal-Szene, die auch immer fein mit Kutte & Co. zu Konzerten im örtlichen JUZ zahlreich aufschlägt und die auch kleine Bands immer sehr zünftig abfeiert und mitmacht. Ich liebe es, auf solche Konzerte zu gehen. Dort herrscht einfach gute Laune und alle machen mit.
Ein sehr positives Beispiel für derartige Veranstaltung in Hamburg sind die Metal Fortress-Konzerte in der Astra-Stube. Das ist so Underground, dass da auch wieder die Post abgeht!
Generell würde es mich freuen, wenn die Leute mal den Muckerpolizei-Schlagstock aus dem Anus ziehen und die ganze Sache nicht mit einem solchen Bierernst betrachten, wie es doch bei einigen der Fall ist. Hamburg hat das Potenzial, eine richtig geile Metal-Stadt zu sein, verkauft sich aber im Vergleich zu einigen anderen leider immer noch unter Wert. Wir haben hier so geile Clubs, so viele talentierte Leute und enorm viele Möglichkeiten...
Das soll jetzt bitte auch nicht falsch verstanden werden. Es gibt hier auch ganz viele Metal-Fans, die immer vorne mit dabei sind, die Matte schwingen und das volle Programm abliefern. Wir hatten bisher das Glück, wirklich sehr viele von denen auf unseren Konzerten hier begrüßen zu dürfen und haben, was das angeht, wirklich überwiegend positive Erfahrungen gemacht! Aber wenn ich etwas zu „der Metalszene" im allgemeinen sagen soll, geht es ja in erster Linie nicht um unsere eigenen Konzerte, sondern um den allgemeinen Zustand. Dann fallen mir eben auch die Missstände auf, die manchmal umso unverständlicher scheinen, wenn man doch am eigenen Leib erfahren hat, dass es auch ganz anders geht.
Vielen Dank für das Interview, Du hast das letzte Wort ...
Wir freuen uns über jeden, der mal ein Ohr in unsere Platte riskiert, auf welchem Weg auch immer. Und natürlich freuen wir uns über jeden, der zu unseren Konzerten kommt.
Am Freitag, 10.06. erscheint die Scheibe und an dem Tag feiern wir auch ne ordentliche Release-Party im SILBER, auf dem Hamburger Kiez. Eintritt ist frei, wir spielen live und Beginn ist 20 Uhr. Ich hoffe, wir sehen möglichst viele dort und starten mit ordentlich Metal und Bier ins Wochenende!
www.buriedinblack.de
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!