Geschrieben von Manuel Montag, 03 März 2008 11:49
Saattue - Interview mit Sänger T. Koskinen und Gitarrist und Keyboarder T. Kalliomäki
Melodisch, melancholisch und heavy. Frisch gepresst bringen SAATTUE nach einigen Irrungen und Wirrungen ihr erstes Scheibchen zur Welt. Auch wenn die Bande noch recht unbekannt sein dürfte, finde ich es lohnenswert, einmal in die Musik hineinzuhören. Da ich Finnisch nicht verstehe und diese Neuigkeit aus der "Doom-Welt" näher kennenlernen wollte, habe ich nachgehakt. Zwei der sechs Nordlichter, nämlich T. Kalliomäki [Ka] und T. Koskinen [Ko], haben geantwortet.
Hallo Jungs! Wie ist die Gefühlslage, wo jetzt grade euer erstes vollständiges Album auf den Markt kommt?
Ka: Hallo! Natürlich sind wir depressiv… heh! Nee, das Feeling ist großartig und erleichtert. Es hat ja so lange gedauert mit unserem Plattenvertrag, und jetzt ist unser kleines „Baby“ geboren, um in die Welt zu doomen.
Aber die Arbeit hat erst angefangen. Wir konzentrieren uns zur Zeit auf die Promotion des Albums, spielen Gigs und proben neue Songs. Meine Gedanken sind schon wieder sehr stark auf die neuen Stücke fixiert. Die zweite Platte wird für SAATTUE sehr wichtig, und das Komponieren des Materials für ein komplettes Album braucht sehr viel Zeit und Nerven...
SAATTUE existiert schon seit über sieben Jahren. Warum war es solch ein langer Weg, bis ihr eure Musik veröffentlicht habt?
Ka: Die Plattenfirmen sind Schuld! Ich weiß es nicht wirklich.
Wir haben eigentlich unter einem anderen Bandnamen (Anm. des Verf.: Kiduttajat) zwischen 2001 und 2003 ein paar Demos gemacht. Die erste selbstfinanzierte EP „Kivisydän“ unter dem Namen SAATTUE kam dann 2004 raus. Damals gab es dann einige interessierte Anfragen von Plattenfirmen, wovon aber keine zu einem Plattenvertrag geführt hat, bis dann Spinefarm an der Promo-CD „Ikiuneen“ von 2006 interessiert waren.
Ein paar der Antworten der Firmen waren ungefähr so: „Sehr gute Musik, aber wir haben keine Mittel, um Doom Metal zu veröffentlichen, bei dem Finnisch gesungen wird... ", etc. Deshalb freuen wir uns, dass unsere harte und lange Arbeit endlich Ergebnisse bringt, und jetzt ist „Jäähyvästi“ in den Läden!
Finnisch ist eine interessante und schöne Sprache, aber in anderen Ländern können nur eine Handvoll Leute eure Texte verstehen. Könnt ihr mir erklären, warum ihr bewusst die finnische Sprache gewählt habt?
Ko: Die finnische Sprache macht einen großen Teil der Identität von SAATTUE seit unserer Gründung aus, deshalb fanden wir, dass wir das nicht ändern müssen. Es ist wahrscheinlich kein kluger Schachzug, wenn man es vom kommerziellen Standpunkt aus betrachtet. Aber ich denke, dass es uns ein bisschen hilft, im Vergleich mit unseren Vorbildern eine besondere Band zu sein.
SAATUE heißt Prozession, aber ich weiß leider nicht, was “Jäähyvästi” bedeutet. Erzählt mir doch bitte etwas über den Album-Titel und den Inhalt der Lyrics.
Ko: Jäähyvästi heißt Abschied oder Lebewohl. Die meisten der Songs sind Geschichten über den Tod, die diesen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. „Jäähyvästi“ erzählt die Geschichte von deinem eigenen Kind, das stirbt, als es vor einem betrunkenen Autofahrer flieht. „Vieraaseen Multaan“ berichtet von einem Soldaten, der hinter den Grenzen eines fremden Landes sein Leben lässt. In „Hyiseen veteen“ geht es um eine Person, die keinen Sinn im Leben findet und darum Suizid begeht, indem sie von einer Brücke in einen eisigen Fluss springt. Einige Songs sind mehr noch über negative Gefühle, wie zum Beispiel Amortisierung, Hass und andere Arten dunkler Gefühle, die Menschen haben, was als Metaphern beschrieben wird.
In eurem aktuellen Line-up, das man auf dem neuen Album hört, sind drei Gitarristen. Gibt es dafür einen speziellen Grund, weil die meisten Bands, die ich kenne, mit nur zwei Gitarren arbeiten, oder ist das ein Vorteil für Live-Shows?
Ko: Wir verwenden eine Menge an harmonischen Lead-Gitarren, und wir wollen diese Songs gerne in einer Live-Situation auf die gleiche Weise aufführen, wie man sie auf der CD hört. So sind drei Gitarristen gewissermaßen für uns ein bedeutender Vorteil.
Ka: Und es gibt auch einige cleane und akustische Teile, die einen anderen Sound und eine andere Technik benötigen. Ein Gitarrist (ich) ist auch ein „verrückter Bastler“, und es ist wunderbar, wenn man diese ganzen vielschichtigen Sachen, die wir auf der Platte haben, auch live spielen kann.
Die Musik von SAATTUE ist oft recht komplex. Schreibt jemand von euch das Album ganz alleine oder wie entstehen bei euch die Songs?
Ka: Ich glaube, dass sehr langsame und schwere Musik schnell langweilig werden kann, wenn man zwischen den simplen, doomigen und harten Riffs nicht noch etwas progressives, schönes und sehr unterschiedliches Zeug hört.
Normalerweise bin ich der Hauptkomponist. Die Songs entwickeln sich in meinem Kopf durch die Hauptmelodien und interessanten Riffs. Manche Stücke kommen da ganz schön schnell heraus, aber manche „Bastarde“ brauchen ewig viel Zeit und nächtliche Stunden. Die besten Songs und Riffs hab ich morgens um fünf Uhr geschrieben – ich bin ein Frühaufsteher. Der Geist ist so klar und frisch, wenn ich aufstehe...
Die Songs auf diesem Album wurden allerdings nicht in der Absicht geschrieben, ein ganzes Album zu machen. Drei Stücke sind ja von der der Promo-CD „Ikiuneen“ (2006). Und die anderen vier waren geplant für eine neue Demo, die wir Plattenfirmen schicken wollten... Ich freue mich wirklich, dass Sami von Spinefarm an uns interessiert war und uns den Deal anbot, bevor wir unsere neue Promo namens „Jäähyvästi“ veröffentlichten.
Manchmal klingt es bei euch sehr emotional und melodisch. Gibt es neben Metal auch noch andere Einflüsse, zum Beispiel aus der klassischen Musik?
Ko: Die Haupt-Einflüsse kommen von solchen Bands wie MY DYING BRIDE, ANATHEMA, PINK FLOYD usw., aber ich bin sicher, dass jeder von uns etwas Besonderes zusätzlich in unsere Musik mit einbringt. Wir haben da ein sehr breites Spektrum, wenn es um unseren Musikgeschmack geht.
Ka: Ein paar Akkordfolgen sind wirklich ein kleines bisschen aus der klassischen Musik geliehen, besonders bei dem akustischen Anfang des elfminütigen epischen Songs „Varjojen Saatue“. Dieser Song ist auch sehr emotional, und meiner Meinung nach repräsentiert er am besten SAATTUE.
Welches sind denn eure Lieblings-Bands, die ihr in der Freizeit hört?
Ko: Das kommt auf die Stimmung an… Wenn ich angepisst bin, ist es eher so der Brutal Death Metal oder Primitive Black Metal. Zum Relaxen nehme ich dann MY DYING BRIDE, alte PARADISE LOST, TYPE O NEGATIVE, SWALLOW THE SUN, etc. – atmosphärischer Kram sozusagen. Wenn ich mit meinen Freunden saufe, kann es auch so was wie 80er Metal, Thrash oder traditioneller Heavy Metal sein. Die Liste könnte endlos sein, denn die meisten von uns hören Metal seit über zwanzig Jahren.
Ka: Ich höre generell ziemlich wenig Musik, aber wie vorhin schon erwähnt, sind das hauptsächlich PINK FLOYD und ANATHEMA. Für zwei Bands komponieren (auch für eine Emotional Metal-Band namens EMBASSY OF SILENCE), Familienleben, der tägliche Job und Touren nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass ich da kaum Interesse habe, mich umzuschauen und irgendwelche neuen Bands zu hören.
Ist SAATTUE ein Hobby für euch oder wollt ihr auf der ganzen Welt bekannt werden?
Ko: Es ware natürlich schön, wenn man davon leben könnte, aber ich habe da keine großen Erwartungen an die Zukunft. Ich bin sicher, dass alle von uns das Beste für SAATTUE geben. Wo uns das dann hinführt, das ist eine andere Sache. Wir lassen uns überraschen, was die Zukunft bringt.
Ka: Berühmt zu werden und vom Musikmachen leben zu können ist seit langer Zeit ein Traum von mir. Es ist definitiv nicht nur ein „Hobby“. Vielleicht eher ein Job, bei dem man seinen Lebensunterhalt nicht verbessert, haha.
Geht ihr in den nächsten Monaten auf Tour oder spielt auf Festivals? Oder gibt es schon erste Pläne für ein Nachfolge-Album?
Ka: Wie schon gesagt, konzentrieren wir uns zur Zeit auf das Komponieren neuer Songs und Touren in Finnland. Wir hab im Sommer in Finnland ein paar Festival-Gigs, und es wurde vom Ausland gesprochen, möglicherweise Deutschland, Russland oder Schweden. Das kann man im Gig-Kalender auf www.saattue.net (finnisch) oder www.myspace.com/saattue (englisch) nachschauen. Hoffentlich bringen wir das nächste Album 2009 raus. Wir werden sehen...
Was sind eure Träume für die kommenden drei Jahre?
Ka: Das Haupt-Ziel ist die zweite Scheibe. Das zeigt dann, wohin sich SAATTUE entwickelt. Es muss mindestens so gut sein wie „Jäähyvästi“. Hoffentlich stellt es sich als ein noch reicheres und klangvolleres Meisterstück heraus... Große Festivals in Finnland und Mitteleuropa sind auch eine schöne Vorstellung. Und natürlich eine ewige Tour...
Und jetzt am Ende: Wenn wir noch was vergessen haben, ist hier der Platz, um es zu sagen.
Ka: Wenn du die Melodien und Emotionen von Bands wie PARADISE LOST, ANATHEMA und PINK FLOYD und die Härte von MY DYING BRIDE und SLAYER magst, hol dir ein Exemplar von „Jäähyvästi“! Wir sehen uns auf Tour in Deutschland (früher oder später)...
Vielen Dank für das Interview!
http://www.sattue.net
http://www.myspace.com/saattue
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