Geschrieben von Manuel Samstag, 19 April 2008 12:53
Devilish Impressions - Interview mit Sänger und Gitarrist Quazarre
“Diabolicanus – Act III: Armageddon”, ein interessanter Plattentitel, dachte ich mir. Und nachdem die polnische Bande DEVILISH IMPRESSIONS in letzter Zeit fleißig die Bühnen in Schutt und Asche legte, hat der "Chef" Quazarre Zeit gefunden, mir ein paar Fragen zu beantworten. Aber lest selbst.
Hallo zusammen! Wie geht’s euch denn nach dem Release eures aktuellen Albums?
Unser letztes Werk – das „Diabolicanos“-Album – wurde sowohl von den Fans als auch von der Presse in der ganzen Welt hoch gelobt. Deshalb denken wir, dass wir etwas Gutes für die Welt des Metals getan haben... denn es gibt nichts anderes, wofür wir stehen! Wenn man sich vorstellt, dass dort draußen jemand ist, für den deine Musik so wichtig ist, wie die Musik der Besten in diesem Genre, dann kann man sich ein Bild von der ganzen Sache machen...
Natürlich sind wir als Schaffende in erster Linie damit zufrieden, aber die Freude wird noch größer wenn man sieht, wie Legionen sich hinter dir aufbauen, Legionen, die für die gleichen Ideen stehen, die wir als Band präsentieren. Das gibt uns dann einen großen Ansporn, den gewählten Weg weiterzuverfolgen...
Da ihr mir bisher noch nicht so geläufig seid, könnt ihr ja DEVILISH IMPRESSIONS den Lesern mal vorstellen.
DEVILISH IMPRESSIONS wurde 2000 von mir, Quazarre (Vok., Git., zus. Synthies), Turquoissa (Synthies) und Starash (Git.) gegründet. 2002 kam dann unser erstes Werk „Eritis ´Sicut Deus; Verbum Diaboli Manet In Aeternum; Vox Vespertilio Act I – Moon Var Dies Irae” in Eigenproduktion heraus.
Drei Jahre später gingen wir dann mit neuen Kompositionen ins Studio, wo dann das „Plurima Mortis Imago”-Album entstand. Damit erregten wir die Aufmerksamkeit von Labels in der ganzen Welt, und wir entschieden uns schließlich für Conquer Records aus London. Aus dieser Kooperation entstand dann das Video zu „SataniChaoSymphony”, was der Veröffentlichung von „Plurima Mortis Imago“ (Sept. 2006) voranging. Nun gab es bedeutende Wechsel im Line-up, denn Adrian (Bass) und Dragor (Drums) verließen die Band. Starash nahm fortan die Bassgitarre zur Hand und Icanraz, der schon von HERMH und ABUSED MAJESTY bekannt war, übernahm das Schlagzeug. Als weiterer Neuling kam Armers in der Rolle des Gitarristen zu DEVILISH IMPRESSIONS.
Durch positives Feedback bekamen wir neuen Schwung für eine Tour, und im Herbst 2006 gingen wir mit AETERNUS auf die „Ageless Void Tour 2006“. Anfang des nächsten Jahres wurde DEVILISH IMPRESSIONS nach London eingeladen, als Headliner auf einem kleinen Black-Metal-Festival in Londons berühmten „The Underworld“ zu spielen. Kurz darauf ging Starash, und Cultus war unser neuer Bassist.
Im Frühjahr 2007 gingen wir dann in Ost-Europa als Support der schwedischen Legende MARDUK auf Tour. Durch den Enthusiasmus der neuen Fans wurden „The Flaming Arts Management / Booking Agency” auf uns aufmerksam, die für uns in Osteuropa die Organisation der Gigs übernahmen.
Von Mai bis Juli (2007) gingen wir ins Studio, um das Material für unsere zweite CD „Diabolicanos – Act III: Armageddon” aufzunehmen. Das Zeug wurde dann von Andy Classen in dem bekannten Stage One Studio (Deutschland) gemastert. Im Anschluss daran gingen DEVILISH IMPRESSIONS beim Metal Heads Mission Festival in Crimea (Ukraine) auf die Bühne, um mit Acts wie SUFFOCATION, BENEDICTION, IMMOLATION und VADER zu zocken. Ende des Jahres gingen wir dann auf Headliner-Tour in der Ukraine.
Anfang 2008 stand die Tour mit BEHEMOTH und SUICIDE SILENCE auf dem Programm, gefolgt von der Tour durch Groß Britannien und Irland mit DISMEMBER. Zwischendurch spielten wir auf der „Wacken Road Show“ in Kiew mit OVERKILL, SAMAEL, ENSLAVED und TRISTANIA.
Ich denke, das war dann alles so mehr oder weniger. Ich bin durch und ich hoffe, dass bis jetzt keiner eingeschlafen ist. ;-)
Ich habe einige verschiedene Bezeichnungen eurer Musik gelesen, wie “Avantgarde Black Metal” oder “Extreme Modern Black Metal“. Wie würdest du eure Musik charakterisieren?
Wir spielen eine Art symphonischen Black / Death Metal, aber es gibt in unseren Stücken genauso Strukturen von Thrash oder Heavy Metal zu finden. Ich denke, es kommt darauf an, dass man es als Ganzes nimmt, anstatt es in einzelne Teile aufzusplittern. Aber über all der Komplexität schwebt die Atmosphäre des Black Metal, die in der Musik von DEVILISH IMPRESSIONS aber nicht als einziges Element gesehen werden soll.
Ich denke, jeder der es extrem und melodisch mag, könnte es interessant finden. Natürlich spreche ich nicht von Melodien, welche die Aggressivität wegnehmen. Das ist f***ing Metal, darum muss es irgendwie brutal und arschtretend sein, obwohl wir keine Angst davor haben, sagen wir – unzulässige Dinge aus diesen Subgenres zu verwenden.
Es ist definitiv für offenere Leute, die nicht nur einen Sound zum Headbangen brauchen, sondern die süchtig danach werden, Details und kleinere Dinge zu suchen, die man auf den Scheiben hört.
Euer Sound ist definitiv recht komplex. Ist es vielleicht nicht ein bisschen „stressig“ für den Hörer, wenn er die einzelnen Elemente da heraushören soll? Ich muss zugeben, dass es für mich im ersten Moment nicht ganz einfach war.
Du siehst, wie ich oben beschrieben habe, betrachte ich DEVILISH IMPRESSIONS als Werkzeug dafür, meine Gefühle auszudrücken. Bezüglich der verschiedenen Emotionen ist unsere Musik von vielen Dingen beeinflusst, die man nicht nur mit Black oder Death Metal assoziieren kann...
Musikalisch ist „Diabolicanos“ ziemlich verschieden von dem, was wir zuvor gemacht haben. Ich meine, stilistisch erinnert es an eine Mischung aus Black und Death Metal, es gibt Verzögerungen und einzigartige Melodien, aber dieses Mal wollten wir uns darauf konzentrieren, heftige, rhythmische Riffs mit übermäßiger, destruktiver Aggression zu komponieren.
Es ist wirklich massiv, dreckig und schrecklich. Ich habe auch verschiedene Gesangsstile verwendet, die eventuell besser zu unserer momentanen Musik passen. Aber ich glaube nicht, dass es zu komplex oder avantgarde ist. Es ist eben die Musik, die DEVILISH IMPRESSIONS gemacht hat, macht und machen wird, die auf solidem Metal basiert und trotz struktureller Komplexität headbanger-freundlich ist.
Es ist ja nur ein Angebot. Wir zwingen keinen, unsere Platten zu kaufen, der sie nach dem ersten Hören toll finden soll. Es ist alles so komplex, wie die Nachfrage ist. Ich glaube, wenn jemand dieser Musik eine Chance gibt, wird er nicht enttäuscht werden. Die einzige Frage ist, was die eigenen Erwartungen sind...
Wie entwickelt sich denn solch ein Album? Habt ihr da ein „main-brain“ oder werft ihr die Ideen aller Mitglieder in einen Topf?
Naja, eigentlich bin ich für 90% der Musik bei DEVILISH IMPRESSIONS verantwortlich. Normalerweise läuft das so ab: Ich komme bei den anderen nicht nur mit einem einzelnen Riff an, sondern mit einem fertig komponierten Song, und wir arbeiten zusammen nur noch an den letzten Feinheiten der Arrangements.
Gibt es auch eine bestimmte Inspirations-Quelle?
Nicht wirklich… Das können wirklich alle möglichen inneren oder äußeren Reize sein, abhängig von demjenigen, mit dem du sprichst, was du liest, wo du bist, was du siehst, fühlst oder irgendwelche sinnlichen Erfahrungen, die du besitzt. Ich versuche definitiv, solche Quellen der Inspiration zu vermeiden wie es andere Bands tun, obwohl Musik, die man komponiert, trotzdem eventuell durch so etwas beeinflusst werden kann, was in deinem Unterbewusstsein ist.
Die Vielfalt beim Gesang ist wirklich gut. In einigen Parts scheint es etwas chaotisch zu sein. Kannst du das ein bisschen erklären, ebenso wie den Gebrauch einiger lateinischer Textzeilen?
Um über die lateinischen Verse zu sprechen, die ab und zu auf dem Album vorkommen, werde ich ein bisschen von dem lyrischen Konzept der Platte erklären...
Ich vermute, einige wissen, wer Dominikaner sind? „Hunde Gottes“ – das ist die einfachste Übersetzung aus dem Lateinischen (Anm. d. Verf.: Im Mittelalter zur Zeit der Inquisition als ‚domini canes’ trifft das zu, ansonsten stammt der Name vom heiligen Dominikus). „Diabolicanos“ als Wort existiert in keiner Sprache; es ist eine Art Symbol, so was wie ein umgedrehtes Kreuz, Pentagramm etc. Ich habe es erfunden als Abbild meiner inneren Gefühle in Bezug auf die religiöse Scheiße, die uns alltäglich umgibt.
Das lyrische Konzept des Albums ist aufgebaut auf den biblischen Büchern „Buch der Offenbarung“ und „Jesaja“. Es ist eine leicht andere Version des Armageddon und der Zeit danach... Während ich die Texte geschrieben habe, habe ich versucht, die englischen Verse der Atmosphäre des lateinischen Zitate anzupassen. „Diabolicanos“ sind diejenigen, die eine reflektierte abweichende Meinung haben, eine Opposition gegen Prüderie und falsche Moral, diejenigen, die gegen die Herrschaft über den menschlichen Willen sind.
Viele Bands machen sich nicht wirklich Gedanken über die Lyrics und behandeln sie nur als zusätzlichen Teil des ganzen Konzepts. DEVILISH IMRESSIONS gehört aber zu der Gruppe, für die die lyrische Basis so wichtig ist, wie die Musik selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders geht.
Die Stimmbänder müssen da gut geölt sein. Ich denke es ist nicht sehr einfach, dies auf der Bühne zu performen, oder?
Ich glaube, es ist mehr Aggression in DEVILISH IMPRESSIONS wenn wir auf der Bühne sind, diese reine f***ing Energie, die uns mit dem Publikum verbindet. Unsere Setlist enthält meistens die härteren Songs, ich benutze dann auch fast keine cleanen Vocals, weil das nicht so gut klingen würde wie auf der CD, wo man mehrere Stimmlinien gleichzeitig verwenden kann, um verschiedene Harmonien zu erzeugen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, die beste Show zu machen, die möglich ist; wir geben immer mehr als 100%. Was sonst? Hmm...
Du kannst dich ja vergewissern, wenn wir in deiner Stadt spielen. ;-)
Ihr habt jetzt die Touren mit BEHEMOTH und DISMEMBER hinter euch. Erzähl doch mal von euren Erfahrungen. Freut ihr euch auf die nächsten Touren?
Oh yeah! Ich glaube, beide Touren haben wie eine Bombe eingeschlagen! Wir hatten mit den Jungs eine fantastische Zeit und hoffen, dass wir in Zukunft noch einmal mit ihnen spielen. Es hat uns zu einer erfahreneren Band gemacht, was Live-Shows angeht, sowie uns die Möglichkeit gegeben, in unvergesslichen Momenten dabei zu sein. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass es ohne die Unterstützung der ganzen Maniacs, die wir auf der Tour getroffen haben, nicht dasselbe gewesen wäre.
Alles in allem – es sind die Fans, für die wir spielen...
Und Touren – im Mai werden DEVILISH IMPRESSIONS zum ersten Mal in der Karriere in Polen einfallen, was in der kommenden Winter/Frühlings-Tour passiert. Bei dieser „Rebel Angels Tour“ gibt es einen exklusiven Gig als Support von SATYRICON. Die Pläne für Touren in den Sommerferien sind gemacht; unterdessen spielen wir ein paar Open-Air-Festivals hier und da.
Dann nenn’ mir bitte drei Dinge, die du auf Tour nicht missen willst.
Pass, Instrument und… Hmm… Ich glaube, noch etwas gegen Diarrhöe, weil du nie weißt, was du für Essen bekommst – haha!
Hast du irgendwelche Wünsche für dieses Jahr?
Tja, habe ich, aber da gibt es so viele... Könnt ihr sie wahr machen?
Ich wünsche euch auf den kommenden Touren viel Spaß und Erfolg. Und jetzt bist du noch dran mit den obligatorischen Abschlussworten.
Ein gewaltiges Dankeschön für den Support! Ich hoffe, dass mindestens eine Person mehr jetzt infiziert ist, den Mächten von „Diabolicanos“ zu folgen...
Schaut mal bei uns vorbei...
http://www.myspace.com/devilishimpressions
http://www.devilish-impressions.com
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