Geschrieben von Dienstag, 30 Oktober 2007 09:44

Sonic Syndicate - Interview mit Gitarrist Robin und Bassistin Karin zur Band und 'Only Inhuman'


sonic syndicate
Dezent verspätet wegen der Bahnstreik-Nachwehen, SPD-Riesenparteitag und Bürostress rase ich am vergangenen Freitag Richtung Grünspan in Hamburg. Bereits Mitte der Großen Freiheit sehe ich sehr viele Menschen vor dem altehrwürdigen Club stehen. Dabei ist es grade mal 18 Uhr. Ein Frühkonzert in Anbetracht der doch grösstenteils sehr jungen Fans von SONIC SYNDICATE, SOILWORK, CALIBAN und DARK TRANQUILITY im Rahmen der Eastpak Antidote Tour 2008 steht bevor.

Ich bin verabredet mit SONIC SYNDICATE und treffe am Hintereingang den netten Tourmanager Mike, die beiden Bandmitglieder Robin und Karin erwarten mich schon. Es ist alles furchtbar eng im Backstage, weil die Musiker samt Entourage grade raubtiergefüttert werden. Aber wir finden ein Plätzchen zwischen Kissen, Nudeln und Flyern. Robin und Karin machen einen wachen und aufgeweckten Eindruck, ein wenig nervös vielleicht, aber die sind ja noch so jung, dass alles total niedlich wirkt. Meist reden beide gleichzeitig, demnach glüht mein Kuli.


Willkommen in Hamburg. Erzählt mir doch erstmal was von Eurem Sommer. Ihr habt auf Festivals gespielt, wie waren die Erfahrungen?

Robin und Karin abwechselnd: Das war toll. Das erste Festival war das With Full Force, bis dahin unser größtes Festival. Dann kam das Wacken Open Air, und wir hatten mit sehr wenig Publikum gerechnet, weil der Gig ja so früh war und wir dachten, dass echt jeder noch mit einem Mörderkater im Zelt liegt. Aber dann standen da tatsächlich acht- bis zehntausend Leute. Wir waren total begeistert und haben hinterher sowohl im Backstage als auch in der Artist Area ganz furchtbar gefeiert. (Die Interviewerin möchte hier anmerken, dass diese Kids echt noch drei Tage stramm durchfeiern können. Neid…)

Wie läuft für euch diese Tour mit den drei anderen Bands?

Robin: Mann, das ist unsere erste große Tour überhaupt. Davor waren wir nur mal mit DARK TRANQUILITY eine Woche in Skandinavien unterwegs. Hier wird ein Traum wahr. Wir genießen jeden Tag, wir fahren durch ganz Europa mit unseren absoluten Lieblingsbands und teilen uns den Nightliner mit DARK TRANQUILITY.
Karin: Hilfe, sind das vielleicht Ferkel. Der Bus stinkt…Heute Morgen sah es aus, als wenn da nachts eine Bombe explodiert ist. Naja, DT steigen heute Nacht aus und dann haben wir den Bus für uns. Dann wird’s wieder sauber.

Euer Album „Only Inhuman“ vom Mai bei Nuclear Blast ist erst Euer zweites und klingt schon ziemlich anders als das erste. So fällt vor allem auf, dass die weibliche Stimme ganz weggelassen wurde. Wie kommt das?

Roland, der jetzige Sänger mit den cleanen Parts, war auf dem ersten Album nur als Gast dabei, also hatte Karin die hohen Parts übernommen. Mittlerweile ist er aber festes Mitglied bei uns und demnach hat er auch gleich alle Gesangparts übernommen.

Wie lief das eigentlich damals, als Ihr diesen Bandcontest gewonnen hattet?

(Beide laufen rosa an): Wir konnten es nicht glauben. Wir hatten einfach ein Demo hingeschickt und sind dann unter 1500 Bands weltweit ausgesucht worden und haben den Deal mit Nuclear Blast bekommen. Wie war das eigentlich? Ich glaube, unser Manager hat es uns mitgeteilt, dass wir die Sieger sind und dann haben wir sehr heftig die Korken knallen lassen.

Als ihr Brüder 2002 als Trio begonnen habt, waren eure Einflüsse ja eher Richtung IRON MAIDEN oder HELLOWEEN. Wann begann der Wechsel in der musikalischen Ausrichtung?

Robin: Boah, dieser doofe Wikipedia-Artikel. Das stimmt überhaupt nicht. Vielleicht in der allerallerersten Bandprobe haben wir mal was von MAIDEN gedaddelt, aber danach nie wieder. Unsere Einflüsse waren schon immer IN FLAMES, DARK TRANQUILITY und so. Von daher gab es niemals einen Wechsel in der Ausrichtung.

Hier in Deutschland werdet ihr von einigen Musikfans als Teenie-Band belächelt und als Hype bezeichnet. Ich selber denke da nach Wacken doch ein wenig anders drüber. Aber woher kommt diese Einschätzung?

Robin: Weiß nicht. Wir sind eine total normale Band.
Karin: (mit sehr breitem Grinsen) Vielleicht sind wir einfach zu gut…
Robin: Ach nein. Weißt Du, wir sind selber so jung und haben so viele Pläne. Am 17. November starten wir unsere USA-Tournee, haben im Januar mal etwas frei und rennen dann gleich wieder ins Studio. Wir wollen noch soviel machen und haben noch so viel vor. Wenn das jemanden stört, ist es uns auch egal. Wir genießen das Leben grade in vollen Zügen, und uns geht es so gut wie nie zuvor.

Wir verbringt ihr eure freien Tage auf Tour?

Beide übersprudelnd: Boah, echt, an freien Tagen hüpfen wir morgens um sieben aus dem Bus, um bloß keine einzige Minute in all den tollen Städten Europas zu verpassen. Wir waren doch noch nie raus aus Skandinavien! Ey, wir waren auf dem Eiffelturm! Und ich hab doch so eine Höhenangst, aber das war egal, da musste ich echt mal rauf. Was für eine tolle Stadt ist Paris! In Antwerpen waren wir shoppen und im Kino und haben die Stadt besichtigt, in Barcelona waren wir alle schwimmen, während die Familien zu Hause gefroren haben. Wie cool ist das bitte?

Und schon was von Hamburg heute gesehen?

Robin: (meckert) Ja, Mann. Sie haben mich in eine Peepshow gesteckt. Ganz toll. Unser Manager meinte, das müsste ich mal machen und hat mich dann reingeschubst.

Nunja. Muss man auch nicht wirklich gesehen haben, sowas. Nochmal zurück zur Musik bitte: Welche Einflüsse beherrschen Euch noch?

Beide: Unser Einfluss war und ist geprägt von schwedischem und amerikanischem Metal. KILLSWITCH ENGAGE und ATREYU spielen ebenso wie IN FLAMES eine große Rolle für uns. Wir haben es wirklich nicht so mit True oder Power Metal, und das soll auch so bleiben.

Ok, Abschlussfrage: Karin, dein Lieblingsessen, Musik und Film bitte.

Oh, Nudeln! Egal welche, aber Hauptsache mit viel Fleisch! Dann MARILYN MANSON, den vereehre ich. Und mein Lieblingsfilm ist "Mr. and Mrs. Smith". Weil die beiden so hübsch sind.

Und Robin?

Schweinefilet, aber nur so, wie meine Mama das macht! Band ist MISFITS und Film ist "Nightmare Before Christmas".

(Grinsend über das Schweinefilet...) Vielen Dank ihr beiden. Hat viel Spaß gemacht, mit euch zu reden und habt noch eine Menge Spaß und Erfolg auf der Tour und in Zukunft!

 

Fazit: Karin und Robin sind beide noch sehr jung und demnach voller Enthusiasmus über den Erfolg, der über die junge Band hereingebrochen ist. Sie genießen wirklich jede Sekunde aus vollem Herzen. Das macht die beiden ungeheuer sympathisch und liebenswert. Sie wissen aber auch genau, was sie da eigentlich machen und zeigen selbstbewusst, aber voller Staunen und Freude, was sie alles noch so vorhaben. Erfrischend, mal so junge Musiker zu erleben, die noch nicht negativ vom Business beeinflusst sind. Dankeschön!