Geschrieben von Sonntag, 06 Juli 2008 17:29

Mortal Intention - Interview mit Sänger Tobias




 

Vor gut zwölf Jahren gründete sich eine Band, die den Todesgedanken in Form von extremer Musik gepaart mit deutscher Sprache ausdrücken wollte. MORTAL INTENTION haben vor kurzer Zeit ihre neuesten Ergüsse anspruchsvollen Black Metals auf der Scheibe „Abglanz“ zusammengezimmert. Die interessanten Texte sprachen mich an, und somit bat ich die Band zu einem kleinen Interview.

Servus, wie geht’s euch und was macht ihr gerade?

Sei gegrüßt! Das Leben unsererseits passt, wir kommen zurecht und sind zufrieden. Es gab einschneidende Veränderungen bei jedem Einzelnen von uns, die das Leben doch lebenswerter und aufregender machen. Alles entwickelt sich, und wir wollen Teil dessen sein.

Ihr seid jetzt schon seit zwölf Jahren aktiv. Wie ist denn die Idee entstanden, unter dem Namen „Mortal Intention“ Musik zu machen?

Idee? Schwer zu sagen. Ich würde es eher als nötige Konsequenz aus unserer Musikversessenheit betrachten. Ja, das passt ganz gut, denke ich. Wir waren Anfang der neunziger Jahre einfach total begeisterte Musikfreaks. Fast täglich entdeckte man neues an Bands, Stilen usw.! Wir waren begeistert von musikalischen Strömungen, die es so für uns vorher nicht gab. Ich z.B. bin 1989 mit KREATOR in Kontakt gekommen, hörte den Song „Total Death“ auf Radio DT64 und war schlichtweg vom Hocker gehauen, und dabei blieb es bis heute.
Die Jahre danach folgte Vieles, neue Richtungen und Interpretationen von extremer Musik entstanden. Wir sind begeisterte Metalheads, was uns gefällt hören wir uns an, egal ob das nun Death, Black, Heavy oder sonst was an Metal oder Ähnlichem ist. Wir sind keine engstirnigen, verbohrten Typen, die in Schubladen denken. Davon gibt es ja heute zuhauf. Die Leute haben vergessen, quer denken zu können.
Naja, schlussendlich kamen Christian und ich 1996 auf den gemeinsamen Nenner, unsere musikalischen Vorlieben endlich auch auszuleben. Das textliche Grundkonzept sollte der Band den Namen geben. Damals ein gedanklich eher noch eng gestecktes Themenfeld, welches ich mir bis heute, aufgrund viel größeren Erfahrungsschatzes, beibehalten und ausbauen konnte.
Vieles dreht sich um Dinge wie Sterben, Tod aber auch Leben. Angst, Liebe und Hass sind ebenfalls Emotion und Teil der dargestellten Thematiken. Es geht viel um Trauer, aber auch Sarkasmus. Blasphemie war lange Zeit ein prägnantes Thema in den Texten MORTAL INTENTIONS. So gesehen passt dann die deutsche Übersetzung (=Todesgedanke) sehr gut.

Aus welchem Grund habt ihr euch dazu entschieden, deutsche Lyrics zu verwenden?

Entschieden haben wir uns so gesehen nicht. Das war einfach so, ohne viel Gedanken daran zu verschwenden, warum und weshalb nun eigentlich. Es passt, es passt sehr gut zu MORTAL INTENTION.
Unsere Texte sind, wie auch unsere Musik, vollkommen eigen, und das macht uns aus. Unsere Kunst, unser Ausdruck, unsere individuelle Art, Dinge zu machen. Wir denken nicht daran, das muss jetzt so oder so sein. Was passt, das gefällt. Heute haben wir das Selbstbewusstsein, das genau so zu machen. Wir sind nicht abhängig, das ist unser riesen Vorteil. Bei uns können die Leute immer etwas Besonderes erwarten, denn wir kopieren oder wiederholen nicht!

Entgegen der ungewöhnlichen Wortwahl des letzten Albumtitels „Latent Letal“, fand ich die Scheibe eingängiger als die neue („Abglanz“). Gab es da große Unterschiede im Entstehungsprozess?

Ja, gab es. „Beflecket Fleisch“, „Sic Luceat Lux“ und „Latent Letal“ sind auf eine fast identische Art und Weise entstanden, und das hört man, wie ich finde. Die Alben sind sich von Struktur und Stil rher echt ähnlich.
Bei „Abglanz“ war die Herangehensweise anders. Effizienter und mit mehr Zeit zum Ausprobieren, was der Musik zu 100 Prozent gut getan hat. Wir haben erkannt, wo unsere Stärken liegen und haben angefangen, an ihnen zu arbeiten. „Abglanz“ stellt erst den Anfang dessen dar, zu was wir fähig sind und sein werden. Wir haben bisher erst an der Oberfläche gekratzt. Aber insgesamt gesehen finde ich das neue Album viel eingängiger als „Latent Letal“. Das Vorgängeralbum war über weite Strecken viel komplexer vom Riffing. Auf „Abglanz“ hingegen wurde mehr Wert auf andere, dem Song im allgemeinen dienlichen, Elemente gelegt.

Hattet ihr bestimmte Einflüsse, die das aktuelle Album experimenteller werden ließen?

Nein. Wir haben einfach gemacht und versucht, uns nicht selbst zu limitieren. Das kann manchmal gar nicht so einfach sein, da du deine inneren Schranken wegsprengen musst, um bestimmte Dinge einfacher zu sehen. Unsere Musik spiegelt uns wider. Wer sie hört, spürt uns in gewisser Hinsicht als Mensch.

Was hat euch dazu bewogen, in dem Stück „Der dunkle Reiter“ einen leicht verfremdeten Kinderreim zu verwenden? („Ich bin der dunkle Reiter, wenn er fällt dann schreit er, fällt er zu den Raben, dann fressen ihn die Maden“)

Wenn man die Metapher versteht, versteht man den Song. Die Nummer ist Lebenssarkasmus. Wer den Song bzw. den Text als primitiv oder gar lustig abtut, hat ihn leider gar nicht verstanden.

Mir sind auch einige andere Motive aufgefallen, wie zu Beispiel „er weiß es“ oder „der Herrgott gab’s, der Herrgott nahm’s…“. Nun die Gretchenfrage: Wie habt ihr’s mit der Religion?

Gar nicht.

Kann Black Metal auch positive Inhalte haben? Mir kam es in „Sehend was nun kommt“ fast so vor.

Wie will man das sehen? Wenn du den Tod als große Reise verstehst und du mit großen Vorerwartungen auf sie zugehst, dann kannst du den Text als positiv empfinden.

Auch wenn „Abglanz“ recht roh produziert ist, enthält es eine große Vielfalt an Klängen. Bedeutet das, dass zukünftig auch eine ganz andere musikalische Richtung eingeschlagen werden kann?

Nein. Unser musikalisches Grundgerüst ist Metal, die dargestellte Symbolik und Epik das prägende Äußere auf „Abglanz“. Wie sich das in Zukunft gestalten wird, kann ich nicht sagen. Es fließt. Es ist alles nur ein ständiges Variieren. Im Prinzip bleibt es sich immer gleich.

Werdet ihr nun euer neues Album live auf die Bühne bringen, oder seid ihr schon wieder am Werkeln für eine neue Scheibe?

Wir haben gespielt und werden noch ein paar Gigs spielen. Vielleicht kommen noch welche dazu, wir werden sehen. Wir hatten nach „Abglanz“ weitere Songs aufgenommen, die für eine noch kommende Split CD geplant sind. Des weiteren arbeite ich schon an neuen Songs, die definitiv überraschen werden.

Habt ihr Lieblingsbands, die ihr gerne privat hört oder mit denen ihr auch gerne mal auf der Bühne stehen würdet?

Natürlich, aber das wandelt sich teilweise. Es gibt Konstanten, aber auch intermittierendes. Da gibt es bei jedem von uns unterschiedliche Bands. Spielen würden wir mit allen Bands der Welt, haben da keine Berührungsängste. Das erweitert nur den eigenen Horizont, nicht ständig von seinesgleichen umgeben zu sein.

Das obligatorische Schlusswort geht an dich, während ich schon einmal „Vielen Dank“ sage.

Ich bedanke mich ebenfalls bei dir für deine gestellten Fragen und die uns dargebrachte Unterstützung.


http://www.mortalintention.de
http://www.myspace.com/mortalintention
Manuel

"Größtenteils harmlos."