Geschrieben von Samstag, 12 November 2011 00:00

Der Weg Einer Freiheit - Interview mit Nikita zur EP 'Agonie'

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DER WEG EINER FREIHEIT melden sich nach ihrem durchweg in der Presse gelobten Debüt und nicht mal ein Jahr später mit ihrer neuen EP "Agonie" zurück. Dient die neue EP nur zur Überbrückung für "das nächste Ding"? Und wie geht es jetzt weiter? Die Antworten gab's von den Jungs selbst.

Hallo und erstmal Glückwunsch zu einem großartigen Album! Nachdem euer Debüt ja durchgehend auf positives Feedback gestoßen ist, wie seid ihr da an die neue EP herangegangen?

Natürlich ist da eine Menge Enthusiasmus im Spiel, aber es ergibt sich auch eine gewisse Verantwortung gegenüber uns selbst und natürlich gegenüber den Fans, mit dem neuen Material nicht zu enttäuschen. Ich denke, wir haben es aber ganz gut hinbekommen, denn das Feedback war gemessen an der Tatsache, dass es sich ja nur um eine EP mit einer relativ geringen Spielzeit handelt, durchweg positiv und auch das eigene Bauchgefühl hat uns nie zweifeln lassen.

Standet ihr unter Druck beim Schreiben des neuen Materials?

Wir wollten auf keinen Fall einen Schritt zurück machen und haben versucht, quasi nahtlos an das Debüt anschließen. Es ist manchmal schwierig, die auf uns gerichteten Augen und den Druck auszublenden, denn den verspüre ich in der Tat. Trotzdem versuche ich immer, nicht für den Fan oder gar die Presse, sondern nur für mich zu schreiben und mir selbst gegenüber ehrlich zu sein. Das mag vielleicht egoistisch klingen, ist für mich aber einfach die Quintessenz des Musikmachens, und da höre ich nicht auf andere Stimmen. Wenn ich das schaffe und das Material auch noch gut vom Publikum aufgenommen wird, habe ich mein Ziel erreicht.

Wie zufrieden seid ihr jetzt mit eurem aktuellen Werk?

Wir sind sehr zufrieden, auch wenn hier und da mal ein kleiner Kompromiss eingegangen werden musste, der einen von uns im Endeffekt vielleicht etwas stört. Darum kommt man aber so gut wie nie herum, und im Großen und Ganzen gefällt uns die EP gut und wir sind sehr stolz darauf.

Wie fiel diesmal die Resonanz aus, sowohl bei euren Fans als auch bei der Presse?

Wir bekommen dieses Mal vermehrt Feedback von Leuten aus der ganzen Welt, was uns sehr freut. Denn auch wenn sie teilweise kein bisschen von unserer Sprache und den Texten verstehen, scheint sie die Musik genau so zu bewegen wie uns. Insgesamt fiel das Feedback, das wir auf ‚Agonie' erhalten haben, durchweg gut aus.

Aus welchem Grund habt ihr euch dazu entschlossen, „nur" eine EP zu veröffentlichen?

Ich hatte im letzten Jahr eine anstrengende Phase über mehrere Monate hinweg, in der es musikalisch einfach nicht vorwärts ging. Das Songwriting fiel mir zunehmend schwer und es ist in dieser Zeit fast kein brauchbares Material entstanden. Nach einer gewissen Zeit ging es jedoch nach und nach wieder voran, und nachdem ich das Gefühl hatte, diese Inspirationsebbe überwunden zu haben, beschloss ich, diese Zeit mit den bis dato vorhandenen Songs abzuschließen und sie auf diese EP zu bannen. Seitdem läuft es mit dem Songwriting auch stetig besser, was ein kommendes Album immer greifbarer macht.

Beim ersten Durchhören fällt sofort eine fettere Produktion auf. Wie ist es dazu gekommen?

Die Aufnahmen zu ‚Agonie' liefen zum ersten Mal komplett in einem professionellen Studio ab, was sich natürlich auch durch den einheitlicheren und druckvolleren Sound bemerkbar macht. Wir haben die EP zusammen mit Eike Freese in den Hammer Studios in Hamburg aufgenommen und sind sehr froh über diese Entscheidung. Eike hat uns geholfen wo es nur ging und uns mehr oder weniger genau den Sound gezaubert, den wir wollten. Wirklich sehr zu empfehlen!

Und wie verlief euer Songwriting-Prozess diesmal?

Das ganze lief sehr ähnlich wie zu Debüt-Zeiten ab. Ich habe mich wieder um das komplette musikalische Material gekümmert, nur bei den Texten haben uns Tobias und ich dieses Mal abgewechselt. Ich versuchte bei den neuen Songs außerdem, Christians Anforderungen an Rhythmik und Tempo gerecht zu werden und das Material mehr auf sein Drumming auszurichten. Von daher nahmen auch Christian und Tobias – wenn auch nur indirekt und in kleinerem Maße – Einfluss auf das Songwriting.

Im Internet kursieren immer noch Fragen, aus wie vielen Mitgliedern die Band jetzt eigentlich besteht. Klärt uns auf: Aus wievielen Bandmitgliedern besteht DER WEG EINER FREIHEIT jetzt wirklich?

Der Kern der Band besteht aus Tobias J. (Gesang), Tobias S. (Schlagzeug) und mir (Gitarre, Bass). Für Konzerte wird das Line-Up um zwei gute Freunde an Gitarre und Bass erweitert, bei denen es sich aber nur um Session-Musiker handelt. Voraussichtlich wird es auch bei dieser Konstellation bleiben, da ich meine Musik damit genau so umsetzen kann, wie ich es mir vorstelle und ich momentan keine Gründe für Veränderungen sehe.

Und wer war wie am Entstehungsprozess beteiligt?

An den Aufnahmen zum Debüt sowie zur EP waren Tobias J., ich und unser ehemaliger Drummer Christian beteiligt, der uns aber kurz nach unserem Studioaufenthalt im März aus zeitlichen Gründen verlassen musste. Ich kümmere mich noch immer um das komplette Songwriting, auch die Texte auf dem Debüt stammen ausschließlich von mir. Da ich mich vom Texten aber immer weiter weg bewege, hat nun für die EP auch Tobias J. zwei der vier Texte geschrieben. Ob er irgendwann einmal komplett den Posten des Texters übernimmt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen.

Wird es irgendwann ein klassisches, festes Line-Up geben?

Daran denke ich im Moment eigentlich gar nicht, aber man kann ja nie wissen.

Neben klirrender Black-Metal-Passagen habt ihr euch diesmal einiger Post-Elemente bedient. Diesbezüglich gibt es ja im Moment eine Welle an Bands. Lauft ihr Gefahr, dass euch Ausverkauf oder Verbiegung vorgeworfen werden könnte?

Ja, dieser Gedanke mag da vielleicht schnell um die Ecke kommen. Der ganze Post-Sektor ist ein unglaublich breit gefächerter Bereich, und ich wüsste nicht, wo man da Grenzen ziehen könnte. Alles, wofür kein passendes Genre gefunden werden kann und was ansatzweise modern klingt, fällt einfach unter Post-blabla. Sich Stilmitteln zu bedienen, die derzeit recht populär sind, heißt aber noch lange nicht, Ausverkauf zu betreiben oder einem Trend hinterher rennen. Wir versuchen diese neuen Elemente eher im Hintergrund zu halten und vorwiegend auf unseren Trademarks aufzubauen, die nun mal rasende, melodische Riffs und eine Menge Blastbeats sind. Ich finde diese neue Welle ehrlich gesagt recht interessant, da sie meiner Meinung nach einige vielversprechende Bands mit sich bringt. Wie sich das ganze entwickelt und welche dieser Bands überleben, kann man natürlich erst in ein paar Jahren sagen – solange wird es eben als "Trend" oder "Hype" hingestellt. Aber das ist ja auch nichts Neues in der Musikwelt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Intro des Klassischen Musikers Erik Satie zu verwenden und sogar ein Stück darauf aufzubauen?

Die Idee dazu kam mir im Studio, als ich nach den Schlagzeugaufnahmen verschiedene Amps ausprobierte und mir immer diese Melodie im Kopf herumschwirrte. Ich habe versucht, sie auf der Gitarre umzusetzen und es hat wunderbar geklappt, auch wenn es sich bei unserem Arrangement nur um das Anfangs- bzw. Hauptthema des ersten Stücks aus der „Gymnopédie"-Serie handelt. Im Zusammenhang mit den anderen Songs soll es als kleines Interlude eine kontrastreiche Abwechslung sein, während in den gut 25 Minuten der EP doch vorwiegend der Blast regiert. Im Nachhinein spiegelt „Ana" für mich die gediegene Atmosphäre im Studio wider und erinnert mich an die gute Zeit. Außerdem ist das Stück mit seinem Namen meiner Schwester gewidmet.

Generell würde ich behaupten, dass eure EP düsterer und melancholischer klingt, als euer Debüt. Verfolgt ihr diesbezüglich ein Konzept oder entsteht das eher zufällig?

Das hat sich eher aus unserer Laune heraus ergeben, ein Konzept gibt es da nicht. Mitverantwortlich war vor allem die bereits angesprochene Phase im letzten Jahr, die ich allgemein als sehr negativ und dunkel aufgenommen habe.

Ihr habt ja mittlerweile mit vielen Bands aus den unterschiedlichsten Genres die Bühne geteilt. Reagieren da Zuschauer anders oder feinden euch gar an?

Es gibt immer ein paar Leute, denen so einiges nicht in den Schuh passt. Wir hatten bisher immer Spaß bei unseren Auftritten und kamen mit allen Leuten gut klar, sowohl aus dem Publikum als auch aus den anderen Bands.

Wie verhalten sich so „richtige true" Black-Metal Bands euch und eurem Erfolg gegenüber?

Das musst du entsprechende Bands wohl selbst fragen, wir haben da direkt bisher nie etwas abbekommen.

Was steht bei euch nun als nächstes an? Longplayer, Tour oder FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND?

FYSFB ist ja seit gut einem Jahr Geschichte, da kommt nichts mehr. Mit DWEF befinden wir uns gerade im Endstadium des Songwritings für das neue Album, welches voraussichtlich kommendes Jahr das Licht der Welt erblicken wird. Wir arbeiten außerdem an einer größer angelegten Tour, aber da können wir bis dato noch nichts Handfestes sagen.

Nikita, was wäre für Dich ein Zukunfts-Projekt-Wunsch, das Du gerne starten würdest?

Ein Jam-Projekt als Art Ausgleich wäre sehr schön. Leider konnte ich noch fast keine Erfahrung in diesem Bereich sammeln, da es sich in der Vergangenheit einfach noch nie wirklich ergeben hat und wir uns mit DWEF höchstens alle zwei bis drei Monate zum Proben treffen. Und da stehen natürlich ganz andere Dinge auf dem Plan als gemütliches Jammen, was aber nicht minder Spaß macht.

Beim letzten Interview rotierten die aktuellen Scheiben von den DEFTONES und DEVIL SOLD HIS SOUL am häfigsten bei euch im Player. Was rotiert dieses mal dauerhaft?

Dieses Mal sind es Angantyr, Feist und die gute alte Wintersun.

Vielen Dank für die Antworten. Die berühmten letzten Worte dieses Mal?

Danke auch für deine Zeit und Grüße an die Leser von BurnYourEars!


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