Geschrieben von Kai Samstag, 07 Januar 2012 00:00
Conmoto - Interview zum Debüt 'Cut Cut Cut', Vorbildern und Vergangenheitsbewältigung
CONMOTO aus Limburg haben mit „Cut Cut Cut" vor kurzem ein vielbeachtetes Debütalbum vorgelegt. Die Hardcoreband mit weiblicher Frontbesetzung ist aus der Asche der Band BUBONIX entstanden, kann sich aber direkt ziemlich eigenständig und vor allem hungrig präsentieren. Ihre verdammt gute Platte ist mehr als Grund genug, der Band – in diesem Falle in Form von Sängerin/Gitarristin Sarah – auf den Zahn zu fühlen.
Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.
Hallo, ich bin Sarah und bin zum einen für den Gitarrenlärm und zum anderen für die Singerei und Schreierei zuständig. Ich bin hauptverantwortlich für das Chaos in der Band. Irgendjemand muss das ja übernehmen. Ich mach das gerne. Außerdem vertrage ich keinen Alkohol und gehe nach den Gigs als erste ins Bett. Damit wäre alles gesagt.
Was bedeutet euer Bandname?
Conmoto bedeutet in der klassischen Musiktheorie „in Bewegung", „ein Musikstück beschwingt spielen". Ich würde einfach mal ignorant behaupten, dass wir so was in der Richtung auch tun. Wir spielen Stücke hier und da sehr bis sehr stark „beschwingt". Wenn wir unseren Sportdress anhaben, kann es auch durchaus vorkommen, dass wir Stücke „in Bewegung" spielen. Conmoto ist aber auch ein Stück von Scumbucket und Scumbucket wiederum die Band von Kurt Ebelhäuser. Kurt ist der Produzent unserer Platte „Cut Cut Cut" die seit Oktober 2011 auf Noisolution draußen ist und die wir allen Menschen gerne ans Herz legen möchten.
Ihr seid ja sowas wie die Ex-Bubonix. Wie lange hat es gedauert, bis ihr euch klar wart, in dieser Besetzung wieder Musik zu machen und wie kam es zu den Umbesetzungen?
Olei (Bass) und Markus (Git) haben ein halbes Jahr nach Auflösung der Bubonix wieder angefangen, Musik zu machen. Ich hingegen habe ein gutes Jahr oder länger keine Musik mehr gemacht und brauchte einfach mal eine Pause. Irgendwann vor einem Jahr kam ich dann mal zu deren Probe und hab ein bisschen mitgezockt. Dass das auf Anhieb mit verbundenen Augen funktioniert hat, war zu erwarten und dass ich das nicht einfach so gehen lassen wollte, war dann auch recht schnell klar. Manuel war da schon am Schlagzeug. Mit Manuel hat es sich direkt nach Band und Innovation angefühlt. Frische und Naivität war wieder da, etwas, was wir bei Bubonix in den letzten Monaten der Bandgeschichte vermisst haben. Ich habe zuvor nur die Gitarre bedient, habe dann aber später die Vocals mit übernommen. Ich habe einen Hang dazu, mich zu überfordern.
Ihr habt mit Kurt Ebelhäuser die Platte aufgenommen, der ja eher mit Indie in Verbindung gebracht. Wie kam es dazu?
Ich glaube, das war ungefähr so: Olei: „Kurt, wir wollen ne Platte machen - haste Bock?" Kurt: "Ja. Bringt Jägermeister und ein Päckchen West mit. 14 Uhr morgen. Tschüss."
So in etwa. Recht unkompliziert. Kurt ist ein guter und langjähriger Freund und Weggefährte von uns. Er hat die letzten zwei Bubonix Alben „Please Devil Send Me Golden Hair" und „Capsaicin" produziert. Für uns war klar, wenn wir neu anfangen, ein Debut mit Conmoto machen, dann nicht unter einem bestimmten Level. Uns war wichtig dass da alles stimmen muss und jemand mit uns arbeitet, der uns gut kennt. Da kommt dann niemand anderes in Frage außer Kurt. Dass die Platte dann auf Anhieb so gut funktioniert und unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat, ist natürlich umso schöner.
Ihr klingt erfrischend weit weg von jeglichen Trends oder aufgesetzter Moderne. War das so geplant? Gibt es ein Grundkonzept bei euch?
Das Grundkonzept ist, dass es keins gibt. Wir haben uns nicht ein einziges Mal darüber unterhalten, in welche Richtung das gehen soll oder kann. Natürlich merkt man im Verlauf des Songwritings, in welche Richtung das Gesamtbild geht, aber bis dahin ist alles offen. Und zwar kompromisslos. Wenn Markus demnächst meint, er müsste Querflöte spielen, dann würde ich sehr wahrscheinlich denken „Ok, du hast nicht mehr alle Latten am Zaun, aber meinetwegen. Wenigstens gibt es dann keinen Kabelsalat auf der Bühne..." So in etwa. Alles geht, nichts muss. Wobei, ich nehme die Aussage zurück. Querflöte ist ein Kündigungsgrund!
Wen würdet ihr als eure Einflüsse benennen?
Wenn ich für die Band spreche, dann fallen mir Namen wie Fugazi, NoMeansNo, Gorilla Biscuits usw. ein. Wenn ich für mich spreche, muss ich sagen, ich komme eher aus der Grunge und Stoner Ecke. Ich bin ja auch fast zehn Jahre jünger. Queens of the Stone Age ist meine Religion. Ich bin seit der ersten Platte angefixter Fan. Smoke Blow „The Record" läuft bei uns derzeit auch in Dauerrotation. Generell hören wir aber Deutschlandfunk und Klassikradio. Das ist gut für's Hirn und strengt nicht an.
Wie kam es zu dem einen deutschsprachigen Song und könnte es in Zukunft noch mehr davon geben?
Das ist einfach so passiert. Mir ist einfach nichts zu dem Instrumental eingefallen und ich saß im Proberaum vor unserem Ofen. Und dann hab ich innerhalb von fünf Minuten einen Text aufgeschrieben, ins Mikro gesungen fürs Demo und fertig. Das hat insgesamt zehn Minuten gedauert und wurde dann auch nie mehr umgeschrieben oder umgetextet. Das sind so Songs, die schreiben sich selbst und die sollte man dann auch so lassen. Auch was die Sprache betrifft. Deutsch war ein Zufall, das hat einfach am besten gepasst und da sah ich keinen Grund, das zu ändern. Ich kann mir auch in Zukunft vorstellen, hier und da mal was auf Deutsch zu texten. Ich kann mir alles vorstellen, da mache ich mir gerade keine Gedanken drüber. Da haben wir auch kein Konzept.
Wenn man mit einer Band wie Bubonix bereits einen gewissen Grad erreichen konnte, ist es dann schwieriger, ein neues Projekt zu starten, weil man es immer aus der alten Perspektive sieht?
Man vergleicht natürlich schon, das ist ganz normal. Aber man muss das eher als Erfahrungswert mit in die neue Band nehmen und davon profitieren. Man macht Musik immer mit einem Anspruch, der vor allen Dingen an sich selbst gerichtet ist und nicht an die Band. Da bleibt dann keine Zeit, um zurückzusehen und zu vergleichen. Wir finden neue Perspektiven besser als alte.
Wie viel Zeit geht bei euch in die Band und was macht ihr neben der Musik?
Olei ist Gartenlandschafts-Architekt und Hobby-Fußballkommentator. Markus ist Multimedia-Experte und fährt den Rest des Tages Hightech-Fahrrad. Manuel ist Lehrer, der gerne bügelt und ich studiere Kulturwissenschaften und meinen Kiez Altona. Sollte dann noch Zeit sein, geht die komplett, selbstverständlich und mit aller Hingabe für die Band drauf. Da sind wir ganz alte Schule. Band und Love stehen bei uns an erster Stelle. Dann kommt lange nix und dann kommt Fußball.
Was kommt 2012 alles für Conmoto?
Wir basteln fleißig an neuen Songs und wollen natürlich noch eine Platte rausbringen. Und noch eine und noch eine usw. Welteroberung ist das Mindestziel! 2012 sind jetzt schon einige Shows geplant, die Termine dazu findet ihr auf unserer Seite www.conmoto-music.de. Wir freuen uns auf Euch!
Famous last Words?
Da fällt mir jetzt nix ein. Außer „Tschüß, danke und AUF WIEDERSEHEN!"