Geschrieben von Samstag, 07 Januar 2012 00:00

Samarah - Interview zum Album 'Beyond Boundaries'

Samarah - web 4

SAMARAH haben mit ihrem dritten Album "Beyond Boundaries" einen unüblichen Schritt gewagt, denn sie bieten es zum kostenlosen Download über ihre Website an. Wir fragten bei den Jungs nach, ob sich der Mut schon gelohnt hat, wie es dazu kam und wie es mit der symphatischen Band aus dem Saarland in Zukunft weitergeht.

Servus Samarah! Herzlichen Glückwunsch, ihr habt mit „Beyond Boundaries" ein tolles und vor allem vielfältiges Album geschaffen. Ich hatte vorher noch nie von euch gehört und war überrascht, auf welch hohem Niveau ihr euch bewegt. Stellt euch kurz vor und erzählt uns, wie ihr euch als Band zusammengefunden habt.


Erst einmal Danke für die Blumen. Der eiserne Kern von SAMARAH, bestehend aus Marcel (vocals, guitar) und Sven (drums), lärmt schon seit 2006 zusammen. In 2007 bzw. 2010 wurden bereits die Platten „Leaving the underground" (ES&L) und „The world stops turning" (Antstreet Rec.) veröffentlicht. Im Sommer 2010 stießen Timo (guitar) und Jörg (bass) – beide ex-HARDCUT – zur Band. Da wir alle aus dem Saarland kommen, die Szene personell also somit auch stark eingeschränkt ist, kennt und kannte sozusagen jeder jeden bereits seit längerem. Klar klingt es immer etwas geschleimt, aber in der aktuellen Besetzung fühlen wir uns verdammt wohl und haben erstmals allesamt das Gefühl, dass das von den Typen in der Band her genauso zusammenpassen soll.

Es fällt auf, dass ihr ein sehr feines Gespür für den Songaufbau und für eingängige Hooks habt. Habt ihr dabei professionelle Unterstützung (Gitarrenunterricht, Gesangsunterricht oder Workshops im Songwriting...) oder fällt euch dieses Geschick einfach so zu?

Hey, das ist natürlich die uns zufallende Segnung Gottes. Im Ernst, das kommt v.a. auch viel von dem, was wir privat hören. Wir stehen einfach alle auf eingängige Songs, die als Gesamtes funktionieren sollen. Daher wirst Du bei uns auch kaum mal ein größeres Gitarren- oder Drumsolo finden, es sei denn, der Song gibt's einfach her. Okay, der eigentliche Grund für letztgetroffene Aussage ist natürlich der, dass wir einfach maßlos technisch unbegabt sind, was Deine gezielte Frage nach dem Gitarrenunterricht auch unter einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, haha ...

Ich habe euren Stil als einen Mix aus KORN, 30 SECONDS TO MARS, MUSE und THE KILLERS beschrieben. Ist das so ungefähr die Musik, die euch inspiriert? Welche Bands mögt ihr?

Genannte Bands rotieren zwar hin und wieder auch auf unserem Plattenteller, aber um die hier nicht abzuschließende Nennung von Lieblingsbands etwas einzuschränken: es ist immer viel härteres Zeugs der 90er am Start. Im Metalbereich gab's leider kaum noch was Spannendes zu vermelden in den vergangenen Jahren.

Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, Deutsch zu singen? Viele Bands sagen ja, dass man sich in seiner eigenen Sprache am besten ausdrücken kann.

Das kommt wohl immer auf den einzelnen Protagonisten an. Deutsch klingt im Allgemeinen sehr hart und kühl – das muss dann einfach auch wieder zu dem passen, was Du mit der Musik ausdrücken möchtest. Natürlich erreichst Du mit englischsprachigen Texten nun mal mehr Menschen. Wir haben z.B. enormes Feedback aus den osteuropäischen Ländern mit unserer Download-Aktion bekommen; das ist dann auch immer eine Wahnsinns-Rückmeldung, wenn das, was Du singst, auch in anderen Kulturkreisen verstanden wird.

Ihr bietet eurer Album zum kostenlosen Download an, wie kam es dazu? Habt ihr schon extrem negative Erfahrungen mit Plattenfirmen und den üblichen Vertriebswegen gemacht oder wolltet ihr einfach etwas Neues probieren? So eine Produktion kostet ja auch ordentlich Geld und eure Aktion könnte schlimmstenfalls nach hinten losgehen. Ihr habt damit Initiative und vor allem großen Mut bewiesen.

Ich würde noch nicht mal sagen, dass wir extrem negative Erfahrungen mit einzelnen Labels gemacht haben, sondern es geht dabei eher um das System als Solches. Jetzt mal im Ernst: Welches Label ist in der heutigen Zeit noch gewillt, großartig viele Flocken in die Hand zu nehmen, um einen Newcomer systematisch und nachhaltig aufzubauen? Es ist wie in allen anderen Bereichen unserer heutigen Gesellschaft – es geht immer nur um kurzfristigen Erfolg und damit ist vor allem der finanzielle Erfolg gemeint. Warum müssen denn immer noch ein Ozzy, die steinalten Maiden oder Lemmy durch die Bühnenwelt getrieben werden, bei absolut durchschnittlichen Veröffentlichungen in den letzten 15 Jahren? Klar kann man sagen, dass die eine ganze Szene mit erfunden haben, aber wer soll dem Ganzen denn mal auch neue Impulse geben?
Es macht auch aus unserer Sicht ökonomisch gar keinen Sinn, den Weg mit kleineren Labels zu gehen. Dazu haben wir ja auch ausführlich Stellung bezogen auf unserer Startseite unter www.samarah.de.

Denkt ihr, dass könnte für die Zukunft ein Weg sein, um generell Newcomer nach vorne zu bringen?

Schwierig zu sagen. Es ist wohl viel vom Vertriebskanal abhängig. Wenn Du über ein gewisses Medium möglichst viele Hörer ansprechen und die Leute für dein Projekt begeistern könntest, würde es eventuell funktionieren. Aber das ist alles höchst spekulativ, sich zum Thema Marktentwicklung in diesen schnelllebigen, volatilen Tagen zu äußern.

Meint ihr auch, dass es neue Bands heute durch die vielen Castingformate schwerer haben und die Qualität nicht unbedingt über den Erfolg entscheidet? Ich vermisse bei Castingteilnehmern oder bei Gewinnern von Castingshows oft die wahre Liebe zur Musik.

Das sehe ich ähnlich, vor allem denke ich, dass es sich bei Castingshows einfach nur um oberflächliche, abendfüllende und in jeder Hinsicht kommerzielle Unterhaltung dreht. Es geht nicht um die Kunst der Musik an sich, sondern darum, den "Schnellen Euro" zu verdienen.

Könnt ihr schon abschätzen, in wie weit sich euer Mut gelohnt hat? Habt ihr bis jetzt schon mehr „verdient" als über den üblichen Weg?

Verdienen im monetären Sinne eher nicht. Aber definitiv wurden wir mehr gehört als je zuvor – das war auch unser Maßstab des Erfolges. Bis dato wurde die Platte gut über 5.000 Mal quer über den Globus gedownloadet, plus das, was dann noch über Tauschbörsen so gedealed wird. Das ist für uns schon Wahnsinn und beweist uns, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Was ist die peinlichste CD/LP/MC in eurer Musiksammlung?

Timo: Ich besitze zwar keine Modern Talking Sammlung, dafür aber eine gute Auswahl an Blue System-Altwerken. Manch einer würde zudem auch behaupten, Blümchen CDs gehen gar nicht – aber ich werde mein Leben lang zu Jasmin Wagner stehen. Blümchen statt Gewalt!

Marcel: Bei mir findet man an außergewöhnlichen oder peinlichen CDs: The Very Best Of Cher, Vanessa Paradis, Björk und natürlich 2 Unlimited. Mein handsigniertes Blümchen-Album hat mir leider Timo entwendet.

Jörg: Zwar hab' ich durch den Kauf dieser Platte nachweislich die Ost-West Wiedervereinigung mit vorangetrieben, aber peinlich ist sie dennoch: David Hasselhoffs „Looking for freedom".

Sven: Mit der Kelly Family Discografie lieg ich, glaube ich, auch gut im Rennen.

Wer übernimmt welchen Part bei SAMARAH, wenn es um die einzelnen Songs geht? Wie kann man sich das vorstellen, trefft ihr euch im Proberaum und jammt oder sammelt ihr Ideen und strickt daraus einen eigenen Song, liefert einer die Melodie und einer die Texte?

Vordergründig liefern sich Marcel und Timo in den Proben wildeste Song-Ideen-Duelle. Mal hat Marcel beim Verrichten seines Geschäftes einen Geistesblitz, den er schnell auf sein Handy trällert, ein anderes Mal hat Timo schon einen ganzen Song vorproduziert, der dann gemeinsam von allen im Proberaum seziert wird. Aktuell haben wir daher schon wieder genug Material, um die nächste Platte aufnehmen zu können. Wir müssen definitiv wenig proben.

Was genau wollt ihr mit eurer Musik vermitteln? Einfach „nur" Spaß haben, Mut und Kraft geben, tanzbare Musik liefern... ?

Tatsächlich ist es uns sehr, sehr wichtig Spaß zu haben, das steht bei uns an erster Stelle! Ansonsten, sich beim Songwriting klar und ehrlich ausdrücken zu können, sein Innerstes nach außen zu bringen. Und wenn man dann mit seinen Songs Menschen erreichen kann, dann ist das wohl das höchste der Gefühle!

Habt ihr ein Ziel als Band? Top Ten? Rock am Ring Auftritt oder ein anderes Festival?

Ums es kurz zu machen: Einfach viel live spielen, um den einen oder andern von unserer Musik überzeugen zu können.

Ihr könnt wahrscheinlich leider noch nicht von der Musik leben. Was macht ihr im „normalen" Leben, um eure Brötchen zu verdienen?

Im normalen Leben verrichten wir „verdammt normale" Jobs. Von krawattierten, spießigen Bilanzbuchhaltern bis über IT-gebräunte EDV-Fachfreaks sind wir ganz gut aufgestellt.

Wenn das mit dem kostenlosen Download nicht klappt... sprich, wenn ihr zu wenig Geld einnehmt um die Kosten zu decken, werdet ihr dann mit der Musik aufhören? Oder ist der monetäre Erfolg für euch kein Kriterium, um Musik zu machen?

Ach was, wir machen das ganze Ding ja nicht wegen der Kohle. Sonst würde ich lieber Kirmesparty-Cover-Rock spielen. Für uns ist Musik ein Ort, an den man sich begibt, um sich dem Alltagstrott entziehen zu können. Jede Probe, jede Show gibt einem dieses Gefühl, für sich persönlich etwas Bedeutendes zu machen.

Ich habe auf jeden Fall für ordentliche virale Verbreitung gesorgt und wünsche euch alles Gute und viel Erfolg mit „Beyond Boundaries"!

Wir danken Dir vielmals für den Support. Ohne Plattformen wie die Eure hätten Newcomer-Bands überhaupt keine Chance, auf sich aufmerksam machen zu können. Macht bitte weiter so!

Samarah - web 3