Geschrieben von Freitag, 03 Februar 2012 00:00

Bitter Verses - Interview mit Sängerin Carolin zum Album "Make Or Break", Sexismus und Hardcore

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BITTER VERSES spielen kernigen Hardcore, ohne dabei den musikalischen Tellerrand komplett außer Augen zu lassen, was bei NYHC-inspirierten Kapellen ja nicht unbedingt zum guten Ton gehört. Die junge Band kommt aus Senftenberg und hat mit „Make Or Break" ihr Debüt auf Swell Creek rausgebracht. Anlass genug, Sängerin Carolin bei uns zu Wort kommen zu lassen.


Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.

Wir sind BITTER VERSES, kommen aus dem Osten Deutschlands und uns gibt es seit Ende 2007. Nach einigem Hin und Her, was Bandmitglieder angeht, sind wir nun seit Anfang 2010 in einer festen Konstellation unterwegs.

Erzähl uns mal was zur Geschichte von BITTER VERSES.

Anfänglich bestand die Idee, eine reine Girl-HC-Band zu gründen. Da es aber am Durchhaltevermögen einiger Damen scheiterte, kam Alex als Gitarrist hinzu. Man kann also sagen, dass eigentlich nur zwei Leute die Band von Anfang an begleiten. 2008 nahmen wir unser Demo auf, 2009 unsere EP „Resignation" und Ende 2011 unsere erste Full Lenght „Make Or Break". Wir tourten eine ganze Weile ohne einen Bassisten, bis dann endlich Ende 2009 mit Julia die Suche ein Ende hatte.

Habt ihr das Infoblatt gelesen, welches eurer Platte beiliegt? Hier werdet ihr so ein wenig als DIE Entdeckung im deutschen Hardcore angepriesen und es wird auch deutlich darauf hingewiesen, dass es bei euch auch Frauen in der Band gibt. Wie steht ihr zu dieser Darstellung?

Wir machen das, was uns Spaß macht, schreiben, was wir denken. Es ist super, dass es Leute gibt, denen es gefällt, die uns supporten. Und wenn wir ein kleines Stückchen zu dem riesen Kuchen, den es an Bands gibt, beitragen können, sind wir vollkommen zufrieden.

Ihr spielt zwar recht fiesen Hardcore, scheint die eigenen Grenzen aber nicht zu eng zu stecken. Wer sind eure Einflüsse?

Wir spielen einen Mix aus Hardcore mit einigen Punk-Elementen und klassischem Metal. Unsere Wurzeln und Vorbilder reichen von Angus Young, Anti-Flag, Champion, Subzero über Terror, Backtrack und Madball. Fünf verschiedene Leute, die ihr ganz Eigenes dazusteuern.

Wie kamt ihr zum Deal mit Swell Creek und was hat sich für euch als Band durch den Plattenvertrag verändert?

Nach fast zwei Jahren musste eine neue Platte her. Bauke (Swell Creek Records) unterbreitete uns ein Angebot. Da wir keinerlei Erfahrung mit solchen Sachen hatten, waren wir Anfangs etwas skeptisch, weil wir uns in keiner Sache einschränken wollten. Im Nachhinein können wir sagen, dass es das Beste ist, was uns passieren konnte. Die Zusammenarbeit mit Bauke ist super und mit der Vermittlung zu MAD Tourbooking wurden uns ein paar neue Wege eröffnet.

Ihr habt bereits mit einigen großen Bands spielen können – was habt ihr von ihnen gelernt und was hat euch eher weniger beeindruckt?

Dass man tatsächlich von ihnen lernt, weil man zusammen auf einer Bühne steht, denke ich nicht. Ich glaube, eine Band wächst selbst mit den Jahren. Alles wird routinierter und man entwickelt sich persönlich auch weiter. Schade finde ich allerdings, wenn Bands, die sehr erfolgreich geworden sind, ihre Wurzeln vergessen, ein eigener VIP-Bereich eingerichtet werden muss und Leute vergessen werden, welche die Band von Anfang an unterstützten. Wenn alles nur noch ums Geld geht und ehemalige Freunde als Geschäftspartner angesehen werden. Eine solche Entwicklung finde ich sehr enttäuschend und macht die Band für mich unattraktiv.

Ihr habt Texte, die weit über das „Ich hab die dicksten Eier und mache nur meinen Weg" hinausgehen. Wie wichtig ist euch die textliche Seite der Band und was sind eure Themen?

Im Hardcore ist für mich die Musik eigentlich nur ein begleitendes Element. Ich finde es wichtig, dass man sich auf gewisse Dinge sensibilisiert, dass es Leute gibt, die Hardcore zu dem machen, was es ausmacht, und das ist eben nicht: wer sein Bein am Höchsten bekommt oder die größten Ohrlöcher hat. Unsere Themen reichen von Gesellschaftskritik über szene- und selbstkritische Betrachtungen bis hin zu alltäglichen Zwängen und Ängsten.

Kommen wir noch mal auf den gemischt-geschlechtlichen Aspekt zu sprechen: Im Hardcore sind ja nun auch ziemlich viele Prolls unterwegs. Ist euch jemals eine Form von Sexismus begegnet?

Natürlich gab es die. Zum Glück ist es aber die Seltenheit. Und egal, ob so etwas unter Alkoholeinfluss passiert oder nicht, es ist einfach daneben und unangebracht.

Was wird im Jahr 2012 bei BITTER VERSES passieren?

Wir hoffen, so viele Shows und Festivals wie möglich zu spielen. Leider ist es nicht immer ganz einfach, Job und Musik unter einen Hut zu bekommen. Ansonsten lassen wir die Dinge einfach auf uns zukommen, denn das ist immer noch am spannendsten, haha ...

Famous Last Words?

Love music, hate fascism!
Vielen Dank!
Kai