Geschrieben von Nadine Donnerstag, 01 März 2012 20:40
DESASTER - Interview zu "The Arts Of Destruction" und zur DVD mit Sänger Sataniac
Die Koblenzer von DESASTER sind auch ohne großartige Chartpositionierungen eine der bekanntesten und am längsten knüppelnden Truppen im Bereich Black / Thrash Metal. Gerade hat die Band ihr neues Monster "The Arts Of Destruction" von der Kette gelassen. Wir stellten Sänger Sataniac einige Fragen zum neuen Album, zur Band und zum Titel "größte Undergroundband".
Für alle, die euch nicht kennen: Wer sind DESASTER und welche Art von Musik spielt ihr?
Wie, es gibt Leute die uns nicht kennen? Schwer vorstellbar! Nun gut, man möge diesen Frevel verzeihen und ihnen folgende Anleitung ans Herz legen: Wir machen Metal der extremeren Art und Weise. Manche färben diesen schwarz, andere thrashen diesen tot, für mich ist es einfach nur extremer Metal, der Energien kanalisiert und Adrenalin freisetzt. Und für Metal gibt es eine klare Definition – wer diese nicht kennt, lernt das jetzt auch nicht mehr.
Seit 2001 spielt ihr zusammen in der aktuellen Besetzung. Seid ihr euch immer einig, in welche Richtung DESASTER gehen?
Über unsere Musik sind wir uns immer sehr einig, aber natürlich gibt es noch genug Punkte, über die wir herrlich streiten können, damit nicht alles so langweilig wird!
Bist du als Sänger komplett für die Lyrics zuständig?
Ja, bis auf drei Texte habe ich alle Lyrics seit 2001 verfasst.
Schon seit 1989 gibt es DESASTER, das ist eine verdammt lange Zeit. Woran liegt es, dass ihr weiterhin Erfolg habt mit dem, was ihr macht?
Naja, vermutlich daran, dass wir nicht auf Erfolg aus sind. Und natürlich an der Liebe zur Musik und dem Spaß am Mucke machen, klar.
Auch wenn du schon ewig dabei bist... wie kamst du zu DESASTER und warst du vorher selbst Fan der Band?
Ja, ich kenne DESASTER seit dem „Lost In The Ages" Demo, welches ich selber bei Infernal bestellt habe. Das Debutalbum mochte ich dann nicht so, „Hellfire's Dominion" fand ich wieder gut und „Tyrants Of The Netherworld" dann total geil. Irgendwann habe ich Infernal dann das Demo meiner Band DIVINE GENOCIDE geschickt, daraufhin haben DESASTER uns als Support für ein ASPHYX Konzert gebucht, welches Tormentor und Infernal in Koblenz veranstaltet haben. Dies hat dann vermutlich etwas Eindruck hinterlassen, denn als Okkulto die Band verlassen hat, rief Tormentor mich an, ob ich es mal bei DESASTER versuchen wolle. Das bereuen die Jungs sicher bis zum heutigen Tage...
Das Cover zu „The Arts Of Destruction" ist super. Sehr auffällig und wirklich schön gezeichnet. Bringt ihr euch beim Coverartwork mit euren Ideen ein?
Ja, auch wenn ich selber nur den Albumtitel vorgeschlagen und an den Zeichner weitergegeben habe. Tormentor hat sich viel darum gekümmert, er hat auch Axel Hermann vorgeschlagen. Tormentor macht eh sehr viel im Hintergrund für die Band, was wir vielleicht nicht immer richtig zu würdigen wissen. Aber erzähl ihm das bloß nicht!
Ihr habt seit letztem Jahr Oktober für „The Arts of Destruction" in den Koblenzer Toxomusic Studios aufgenommen. Wie lief es denn so?
Wir sind ruck-zuck fertig gewesen. Diese Musik wird von ihrer Energie getragen, und zu viele Takes und Versuche schwächen diese Energie und das rohe, martialische Gefühl in ihr. Wir machen aber auch immer fleißig Demos und die Songs sind fertig, wenn es ins Studio geht. Alles andere ist Firlefanz.
Wenn ein Album wie „The Arts of Destruction" fertig ist, wem spielt man so was zuerst vor? Zeigt man diese Art von Musik den Eltern oder der Oma und fragt nach deren Meinung?
Hahahahahahahaha! Naja, ich gebe meinen Eltern ab und an mal 'ne Konzertaufnahme auf DVD, damit Sie gucken können, was ich Beklopptes mache. Aber die Musik ohne Bild würde sie nur überfordern.
Naja, man geht natürlich zu seinen Freunden, die meistens auch in der Metalszene stecken.
Ist es für euch wichtig, dass sich die Fans mit Musik und Texten auseinandersetzen? Schließlich macht ihr euch Gedanken über die Lyrics. Gibt es Fans, die sich nicht mit der Musik auseinander setzen?
Ich glaube, außer mir und ab und an Infernal macht sich keiner aus der Band Gedanken um unsere, meine Lyrics. Es ist mir aber auch nicht wichtig, ob die Fans oder sonst wer den Scheiß lesen. Wenn aber einer kommt, wie z.B. unser Hardcore-Fan Samme aus Schweden, und versteht auch noch, was ich im jeweiligen Text gemeint habe, macht mich das schon etwas stolz. Mir sind die Texte natürlich wichtig, gerade weil ich kanalisiere und eine Meinung und Ansicht dahinter steckt. Allerdings muss man dafür zwischen den Zeilen und um die Klischees herum lesen. Ich sage nicht, dass das irgendwie wichtig oder gutklassig ist. Es ist nur wichtig für mich, Dinge rauszulassen und Bilder zu kreieren.
Ein anderes Magazin hat euch als „die größte Underground Band..." betitelt. Ich finde, das ist ein Riesenkompliment. Irgendwie ist das doch etwas, das man als Band erreichen möchte. Krass genug, um Underground zu sein und trotzdem bekannt genug, um eine große Fangemeinde zu haben. Siehst du das auch so?
Mhhhh, irgendwie ist das was dran, wir verdienen nicht unser Geld mit der Musik, können uns aber die Rosinen rauspicken, sind keinem Rechenschaft schuldig und spielen quasi in der ganzen Welt. Vielleicht ist es auch einfach diese Freiheit und das Authentische, was die Leute an uns mögen. Und ich bin auch sehr glücklich, dass ich nicht mein Geld mit DESASTER verdienen muss. Wenn Du nicht gerade ein Rockstar bist, ist Musiker sein sicher kein Zuckerschlecken.
Ich habe mir die Limited Edition zugelegt. Wie kam es zu der Entscheidung, die DVD noch draufzupacken, ohne großartig den Preis zu erhöhen?
Naja, mit Tonträgern verdient man heute als Band nicht wirklich was, also sollen die Leute, die die Musik noch kaufen und lieben, auch was wirklich Gutes bekommen. Ein Buch oder eine Platte die man liebt, sollte man auch besitzen, und wir wollen den Leuten, die noch so denken, etwas für Ihr Geld bieten.
Leider habe ich auf der DVD keine weiblichen Fans gesehen. Seid ihr eher eine "Männerband" oder kriegt ihr (außer von mir...) auch positives Feedback von weiblichen Fans auf eure Musik?
Doch, doch – guck noch mal genau hin, da stehen ein paar Weibchen, sogar in der ersten Reihe. "Männerband" hört sich verdammt beschissen an, obwohl es mit Sicherheit so ist, dass wir viel mehr männliche Fans haben. Das liegt vermutlich an der relativ barbarischen Thematik und daran, dass nicht so viele Damen einen so erlesenen Musikgeschmack haben wie Du.
Ihr holt beim Way Of Darkness Konzert einen blonden Kuttenträger auf die Bühne, der einige Takte mitsingen darf und sichtbar ergriffen von diesem Augenblick ist. Gleichzeitig erwähnt ihr im Booklet einen besonders treuen Fan. Geht es da um ein und dieselbe Person?
Jep, das ist Samme aus Schweden, der mich auch schon zwei Mal bei Konzerten vertreten hat. Außer ihn würde mein Ego auch keinen „Ersatzsänger" auf die Bühne lassen.
Zum Ende des Konzerts klatschst du gemeinsam mit Infernal die Fans in der ersten Reihe ab. Das fand ich eine sehr nette Geste. Ein Fan von euch zehrt von dieser eigentlich „kleinen Geste" noch sehr lange. Bemüht ihr euch immer darum, den Fans etwas zurückzugeben?
Naja, ein Konzert ist für mich Kommunikation mit den Fans! Ich will das Publikum unterhalten und animieren. Wenn dann so fantastisch „kommuniziert" wird wie in Lichtenfels, dann muss man sich bei seinen Fans bedanken. Ich denke, man merkt auch an meinen Ansagen, dass ich die Reaktionen genossen habe, dann gehe ich automatisch zu den Fans und bedanke mich. Das ist keine Geste, das ist selbstverständlich!
Sind Satanicac, Infernal, Odin und Tormentor mittlerweile so etwas wie euer alter ego oder hat man eben einmal damit angefangen und kriegt die Namen jetzt nicht mehr los?
Willy ist mein alter ego, Sataniac wiederum Willys alter ego. Und meinen wirklichen Namen erfährst Du nur vom Teufel, dem Internet! Ach Scheiße, Du weißt ja, wie ich heiße... Hahahahaha!
Wie würden dich deine drei Bandkollegen beschreiben, was meinst du?
Das interessiert vielleicht mich, aber wen sonst noch?
Und wie würdest du deine Bandkollegen jeweils in einem Satz auf den Punkt bringen?
Wenn das erste Bravo-Poster in Lebendgröße von jedem einzelnen von uns raus kommt, dann beantworte ich auch solche Fragen.
Was machst du eigentlich, um deine Stimme so schön kratzig zu halten? Singt sich auch ein Black / Thrash Metal Singer ordentlich ein und übt regelmäßig?
Warmsingen oder – besser gesagt – Warmbrummen ist schon sehr wichtig, Stimmbänder sind Muskeln, dieser Gesangsstil ist Sport, also ordentlich warm machen. Alles andere ist Energie, Kraft und Wut.
Ich habe noch kein „offizielles" Video von euch gesehen. Ist das Zufall oder macht ihr das bewusst?
Richtig, es gibt noch keins, aber vielleicht bald?!
Tormentor macht neben DESASTER auch noch andere Sachen, DJ oder mit anderen Bands. Hast du auch noch Nebenprojekte oder andere Bands?
Ja, ich habe ein Projekt mit einem sehr guten Freund hier bei mir in der wunderschönen Eifel, aber davon erzähle ich erst, wenn es an der Zeit ist.
Habt ihr schon eine Tour anlässlich des Albums in Planung?
Wir touren nicht, wir spielen nur Wochenendkonzerte. Die sind besser besucht, die Leute können richtig feiern, da am anderen Tag die wenigsten arbeiten müssen, und wir als Band brauchen keinen Urlaub zu nehmen. Gut, über Ostern spielen wir drei Konzerte in Kolumbien, aber das ist ja höchstens eine Minitour.
Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast und auch für das tolle Album, welches ständig in meinem Player rotiert. Eine tolle Scheibe!
Danke für die Blumen, ein sehr nettes Interview, Du hast Dich wirklich mit der Materie befasst.
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