Geschrieben von Donnerstag, 12 April 2012 20:45

Punish My Heaven - Interview zu 'The Reckoning' mit Gitarrist Frank

pmh band 2012 1

PUNISH MY HEAVEN haben mit "The Reckoning" gerade ihr zweites Album veröffentlicht. Die symphatische Band überzeugt mit einer rasanten Mischung aus Melodic Death Metal und einwandfreiem Thrash, darüber hinaus wird der Band die sogenannte "Göteborg Qualität" attestiert. Die Jungs selbst fassen ihre Musik unter dem Banner "Pure Fucking Metal" zusammen. Wir baten einen der Gitarristen der Band, Frank Ruhnke, zum Gespräch und plauderten mit ihm über die Entstehung der aktuellen Scheibe, über PUNISH MY HEAVEN und über die Zukunftspläne der Band.

Glückwunsch zu „The Reckoning", einem tollen zweiten Album! Ich war überrascht von der hohen musikalischen Qualität, für ein Zweitwerk nicht unbedingt üblich, und noch dazu habt ihr die Band erst 2008 gegründet. „Vollgas!" scheint euer Motto zu sein.


Hi und erstmal danke für dein cooles Review. Es hat uns echt gefreut! Nun ja, nach Vollgas sieht es aus. Hinter den "Kulissen" war es eine Menge Arbeit, damit "The Reckoning" nach dem klingt, wie es klingt. Da wir alle berufstätig sind, ist es nicht immer unbedingt einfach, sich die nötige Zeit für die Musik freizuschaufeln... Aber so lange man mit Spaß bei der Sache ist, ist es einem den Aufwand wert. Im Moment versuchen wir, so viel wie möglich live zu spielen, um das Album den Leuten zu präsentieren.

Stellt euch bitte kurz vor – wer ist alles dabei, wer macht was und wie kam es zur Gründung der Band?

Florian Schulz - Bass
Pierre Leyendecker - Schlagzeug
Sebastian Toeteberg - Gesang
Sebastian Scharf - Gitarre (live)
Frank Ruhnke - Gitarre

Zur Gründung der Band kam es in meinem Kopf bereits 2007, als die ersten Entwürfe für Songs entstanden und unsere damalige Band FADING STARLIGHT sich auflöste. Ich fragte daraufhin Pierre und Florian, ob sie Lust hätten, dass wir weiterhin gemeinsam Musik machen und stellte ihnen meine bisherigen Ideen vor. Pierre wiederum kannte Sebastian (Toeteberg), der sich auch schnell überzeugen ließ. Mit Eiko wurde damals ein zweiter Gitarrist gefunden und los ging's. Die Gründung lief also ziemlich "klassisch" ab, haha...

Wie entstehen eure Songs? Gibt es einen Vorreiter, kreativen Kopf oder steuert jeder seinen Teil dazu bei?

Die Songs entstehen zum Hauptteil bei mir im Kopf. Ich sitze dann zu Hause und probiere eine Menge an Ideen, Riffs, Arrangements, groben Schlagzeugideen etc. aus, die ich dann aufnehme. Die ersten Entwürfe erhält dann meist Sebastian, damit er seine Texte verfassen kann. Hin und wieder kommt es dann aber vor, dass ein Song sich um einen Großteil verändert. Aus diesem Grund treffe ich mich erst mit Pierre, wenn der Song soweit steht. Generell bin ich aber für Ideen der anderen Bandmitglieder offen, wenn sie zum Sound von PUNISH MY HEAVEN passen. Am besten kann sich da Sebastian, unser Livegitarrist, in mich hineinversetzen. Wir ergänzen uns da echt gut.

Wie lange habt ihr „The Reckoning" aufgenommen?

Insgesamt haben wir für die Aufnahmen ca. zwei Wochen benötigt. Eine Woche bei Andy Classen, dort haben wir die Drums und den Bass, den Gesang sowie den Mix bzw. das Mastering erledigt, und eine Woche bei Sebastian Scharf. Bei ihm haben wir dann die Gitarren aufgenommen.

Ihr habt zum zweiten mit Andy Classen aufgenommen, der auch euer erstes Album produziert hat. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Wir waren mit dem Resultat des ersten Albums sehr zufrieden und wollten unbedingt wieder bei ihm aufnehmen. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit mit Andy sehr entspannt und lehrreich ist. Man wird nicht abgelenkt und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Was kann man, vor allem als junge Band, von einem so erfahrenen Produzenten lernen?

Gut vorbereitet ins Studio zu gehen, ist das Wichtigste. Zwei Wochen bzw. eine Woche ist nicht viel Zeit, und da kommt es darauf an, dass man weiß, was man an seinem Instrument macht. Zum anderen kann man lernen, dass Dinge, die bei dem Debütalbum nicht so rund liefen, dieses Mal einfach besser umgesetzt werden. Ich denke, das ist das Wichtigste.

Wann werden eure Songs zum ersten Mal Leuten außerhalb der Band vorgeführt, und wie wichtig sind euch die Reaktionen aus eurem direkten Umfeld?

Ich kann da jetzt nur von mir persönlich sprechen, aber natürlich spielt man schon mal den einen oder anderen Song jemandem vor, wenn es um die Vorproduktion geht. Ich verlasse mich da aber grundsätzlich erstmal nur auf mein Bachgefühl, denn da kommt die Musik her. Einflüsse von außen lasse ich wenige zu, da man es nie allen recht machen kann und das auch nicht will. Aber es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man auf positive Resonanz stößt und als Rückmeldung erhält, sich auf dem "richtigen" Weg zu befinden. Es geht hier meiner Meinung nach auch immer um eine punktuelle Weiterentwicklung im Rahmen unseres musikalischen Korsetts.

Im Booklet bzw. in den Credits taucht immer ein gewisser Sebastian Scharf auf. Er scheint einen großen Anteil an der Band zu haben, sozusagen „stilles fünftes Mitglied"?

Wir sind mit Sebastian jetzt seit fast 15 Jahren befreundet und haben bereits in der Band FADING STARLIGHT zusammen die Bühnen gerockt. Er hat bereits mehrfach von uns das Angebot erhalten, "voll" einzusteigen. Seine kreative Meinung ist mir sehr wichtig. Er ist zudem ein Wahnsinnsgitarrist. Wenn er das lesen sollte und immer noch nicht einsteigen möchte, dann weiß ich auch nicht, hehe...

Wer hat das Cover zu eurem Album gemacht und welche Bedeutung hat die blutige Dame mit der Krone?

Das Bild hat eine Freundin von unserem Sänger gezeichnet, Joana Schmerse. Es handelt sich dabei um eine Schönheitskönigin. Schönheitswettbewerbe und ihre Königinnen stehen für so ziemlich das Oberflächlichste und Groteskste, was wir Menschen uns jemals ausgedacht haben. Die blutende, groteske Beautyqueen auf dem Cover soll dem Ganzen den (Zerr-) Spiegel vorhalten. Es steht quasi dafür, dass wir Menschen aufhören sollten, ein Buch nur nach dem Einband zu beurteilen.

Euer Sound wird immer mit dem sogenannten „Göteborg-Sound" verbunden, da man dort den Ursprung des melodischen Death Metal sieht. Wie fühlt ihr euch mit diesem Vergleich – Ehre oder eher nervig?

Ich persönlich habe damit kein Problem. Im Gegenteil, der "Göteborg-Sound" hat mich maßgeblich beeinflusst und daraus mache ich keinen Hehl. Warum sollten wir versuchen, krampfhaft etwas Neues zu erfinden, wenn das absolut unauthentisch klingt? Ich denke jedoch, dass PUNISH MY HEAVEN eine ganze Ecke thrashiger und nach "mehr Metal" klingen, als es heutzutage beispielsweise IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY tun. Wobei wir diese Bands nach wie vor sehr schätzen!

Ihr verzichtet komplett auf klaren Gesang. Passt das nicht zu PUNISH MY HEAVEN, so wie ihr es euch vorstellt, oder ist eventuell auch kein geeigneter Sänger in der Band?

Da gibt es zwei Gesichtspunkte. Zum einen befand sich unser Sänger in der Zeit, als seine Texte entstanden, in einer für ihn schwierigen Phase und ihm war somit einfach nicht nach "singen" zumute. Der andere Punkt ist, dass viele Bands das berühmte Schema, die Strophen zu growlen und den Refrain zu singen, einfach überreizt haben. Zudem fehlt mir da bei vielen einfach die Qualität des Gesangs!

Ihr spielt extrem präzise und seid sicherlich keine Anfänger. Wie habt ihr denn eure Instrumente erlernt?

Die meisten von uns haben ganz klassisch mit Unterricht begonnen und diesen zum Teil auch weitergeführt. Das bedeutet üben, üben, üben ...

Wie sieht es denn aus mit einem Video? Kann man da in naher Zukunft was erwarten?

Die Planungen dafür laufen, aber hier wird noch nichts verraten.

Könnt ihr euch noch an euren ersten Auftritt als PUNISH MY HEAVEN erinnern?

Oh ja, wir waren alle echt nervös, aber haben den Auftritt gut über die "Bühne" gebracht. Zum damaligen Zeitpunkt verfügten wir über genau fünf Songs. Somit dauerte das ganze Unterfangen nicht so lange...

Was möchtet ihr den Fans mit eurer Musik vermitteln?

Uns ist es wichtig, dass sich der Hörer das herauszieht, was er für sich möchte. Musik soll ein angenehmes Gefühl vermitteln, auf welcher Ebene dies abläuft, spürt jeder für sich.

Ihr bietet euer Album, neben dem physischen Verkauf, auch zum Download an. Was bevorzugt ihr persönlich: Musik „auf die Hand" oder „Platz sparen, deshalb lieber Datei"?

Wir bevorzugen alle die klassische Variante. Jedoch standen eine Menge an Überlegungen an, wie das Album veröffentlicht wird. Wir haben uns dann dazu entschieden, beide Wege zu gehen. Damit kann man "klassisch" die CD kaufen oder digital bequem am PC oder Handy erwerben. Auch wenn wir die klassische Variante bevorzugen, können wir nicht die Augen vor dem anderen Weg verschließen.

Um Musiker bzw. deren Musik selbst besser zu verstehen, finde ich es immer sehr interessant zu hören, welche Musik die Band selbst gut findet. Welches war die letzte CD, die ihr so richtig abgefeiert habt in diesem Jahr?

Unser Sänger Sebastian fand die neue LAMB OF GOD richtig gut, aber nur weil ALL SHALL PERISH dieses Jahr noch nichts veröffentlicht haben. Pierre wiederum feierte die neue Scheibe von CALIBAN ab und ist auch SANTIANO gegenüber nicht abgeneigt. Florian steht total auf die letzte Scheibe von SABATON, RAGE und OVERKILL. Ich fiebere dem neuen Album von TESTAMENT entgegen! Zudem natürlich die letzten Releases von ARCH ENEMY, HEATHEN und HELLOWEEN. Wir haben einen sehr breit gefächerten Geschmack in der Band.

Was ist euer Ziel mit PUNISH MY HEAVEN, wo soll es im besten Fall hingehen?

Im besten Fall viele Konzerte spielen. Natürlich, was wahrscheinlich jede Band sagen würde, einmal in Wacken zu spielen, haha! Zusammenfassend ist unser Ziel, eine Menge Leute mit unserer Musik zu erreichen.

Die letzten Worte gehören euch.

Ich möchte hier an dieser Stelle nicht die üblichen Slogans wie: "Kauft unsere CD" loslassen. Wir würden uns einfach freuen, so viele wie möglich von euch live mit unserer Musik zu überzeugen. "Fucking Metal"!