Geschrieben von Samstag, 21 April 2012 17:19

Summer Breeze: Interview mit Ralf Nüsser, Mit-Organisator des Festivals

festivalheader summerbreeze

Vom 16.-18.08.2012 steigt die Party in Dinkelsbühl, denn das SUMMER BREEZE Festival wird 15 Jahre alt! Herzlichen Glückwunsch von uns – und für uns Grund genug, mal einige Fragen an Mit-Organisator Ralf Nüsser zu stellen. Wie fing alles an mit einem der vielfältigsten Festivals in Deutschland, wie viele Personen sind eigentlich in die Planung, Organisation und den Aufbau von so einem Festival involviert und wohin geht es in den kommenden Jahren mit "unserem" SUMMER BREEZE Festival? Und hättet ihr gedacht, dass Black Metal Bands lieber in einem Zimmer zusammen, anstatt getrennt schlafen? 

Wie hat es vor 15 Jahren mit dem Summer Breeze angefangen?

Achim Ostertag, der Vater des Ganzen, spielte seinerzeit in einer Band. Leider gab es wenig Auftrittsmöglichkeiten, so dass er sich entschloss, ein eigenes Festival auf die Beine zu stellen um dort zu spielen. So ging es damals im Bierzelt los.

Steigert man sich von Jahr zu Jahr, was Line Up und Aufwand angeht, oder hat das Summer Breeze irgendwann einen Umfang erreicht, bei dem ihr als Veranstalter stoppen werdet?

Es gibt noch einen weiteren Bereich, nämlich die Gesamtgröße. Zum Line Up, steigern muss man sich da sowieso, da die Gagen stetig steigen. Aber es werden wohl nie METALLICA bei uns spielen. Das sind wir nicht, das ist nicht das SUMMER BREEZE Konzept. Vom Preis dieser und anderer Bands mal abgesehen. Der Aufwand steigt auch, selbst wenn die Größe gleich bleibt. Das Publikum wird immer anspruchsvoller. Dem muss man als Veranstalter gerecht werden. „Das wird schon gehen..." reicht nicht mehr. Dazu kommen auch die Auflagen der Behörden. Also auch hier geht es stetig weiter. Und die Größe werden wir wohl auch nicht verändern. Es werden keine 100.000 Leute bei uns werden.
Aber wer weiß, was alles passiert in den nächsten Jahren.

Wie viele Leute sind denn daran beteiligt, das Summer Breeze auf die Beine zu stellen?

Im Vorfeld sind es acht Leute, die auch das ganze Jahr daran arbeiten. Und je näher es rückt, desto mehr kommen dazu. Auf dem Fest selber sind es wohl so 1.000 Leute, die arbeiten. Also inklusive Security, Thekenbedienungen usw.

Worauf legt ihr bei der Zusammenstellung des Line Up besonders wert?

Es muss passen. Und zwar uns, als Veranstalter. Aber natürlich auch den Zuschauern, klar. Das gilt dann für die Preise der Bands, deren Attitüde usw. Es sollte für jeden etwas dabei sein. Das macht uns ja aus, dass wir da sehr breit aufgestellt sind jedes Jahr.

Die spannendste Phase als Fan ist immer, wenn täglich eine Bandbestätigung erscheint und sich so ganz langsam das Line Up formt. Die Forenmitglieder auf eurer Website sind sehr schnell und reagieren eigentlich sofort und unverblümt mit ihrer Meinung zu den jeweiligen Bestätigungen. Liest man sich das als Veranstalter alles durch und macht sich entsprechende Notizen im Kopf zu den Wünschen der Fans?

Natürlich lesen wir das. Für uns ist das sehr wichtig, diese Stimmen zu hören. Nur so kann man den Fans gerecht werden. Aber wir sitzen nicht vor dem Rechner und machen Auswertungen über die Meinungen der Leute. Klar ist aber, wir nehmen schon war, was gefordert wird bzw. wie die Dinge bewertet werden. Allerdings ist es unmöglich, alles aufzugreifen und zu berücksichtigen. Aber wir tun, was wir können.

Sicherlich habt ihr jedes Jahr viel zu lachen mit den Bands und auch deren Anforderungen an die Betreuung, kannst du eine skurrile Anekdote zum Besten geben?

Die gibt es natürlich jedes Jahr. Die skurrilste ist passiert, als wir vor einigen Jahren eine größere Black Metal-Band zu Gast hatten, die aus ihren zwei Doppelzimmern kurzerhand ein Vier-Bett-Zimmer gemacht hat, in dem sie ein Bett im einen Zimmer abgebaut und im anderen wieder aufgebaut hat. Viele Bands wollen in Einzelzimmer, aber bei dieser wollten wohl alle zusammen schlafen!

Habt ihr euch schon mal richtig vertan bei manchen Bands oder einer spezielle Attraktion? Dass ihr dachtet, das geht total ab und wurde dann gar nicht angenommen von den Fans?

Naja, wenn man eine Band bucht, die man selber total super findet und dann vor der Bühne nur 200 Leute stehen, dann hat man vielleicht was falsch gemacht. Aber wenn man die Band dann eben sehen kann, dann ist das schon wieder vergessen.

Was war für dich persönlich der bewegendste Moment beim Summer Breeze? Ein Moment, bei dem du dachtest: „Das ist es! So hatte ich es mir vorgestellt!"

Zum einen ist die jährliche Entwicklung etwas, was einen stolz macht. Wenn es eben wieder mal doch noch geklappt hat und man trotz unzähliger Widrigkeiten sieht, wie der Headliner alles gibt! Achims persönliches Highlight waren THE WILDHEART, mit denen er sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt hatte.

Gehst du auch mal selbst über den Campingplatz auf dem Summer Breeze, um beurteilen zu können, wie die Stimmung auf dem Festival wirklich ist, wo es eventuell klemmt?

Es gibt jedes Jahr den Plan, dies zu tun. Aber es klappt leider nur selten. Also muss man sich die Informationen anders besorgen. Aber die Zeit ist nicht da. Während des Festivals vergeht keine Minute, in der nicht irgendetwas ansteht. Oft genug nicht geplant.

Hat sich die Feierkultur der Fans bzw. die Ansprüche an ein Festival deiner Meinung nach verändert (z.B. Anspruch an mehr Komfort, Anspruch an mehr Show...)?

Da bin ich ja schon etwas drauf eingegangen. Es müssen immer mehr richtige Toiletten sein, es sind IMMER zu wenig Dixies, der eine muss zu weit weg campen, der andere zu nah. Jeder hat so seinen Anspruch. Machem geht so ein wenig der Grundgedanke verloren. Es bleibt ja ein Festival. Aber ja, die Ansprüche steigen und wir versuchen, dem jedes Jahr mehr gerecht zu werden. Und ich denke, das gelingt uns ganz gut.

Können die Zuschauer zum 15jährigen Jubiläum Besonderheiten erwarten?

Wir arbeiten an einigen Dingen. Mehr wird hier nicht verraten.

Sicherlich linst du auch mit einem (Veranstalter-) Auge auf die anderen Festivals und besucht wahrscheinlich auch selbst welche. Von welchem Festival kann man sich was abgucken?

Jedes Festival hat seine Besonderheiten. Abzuschauen ist schwierig. Manche Probleme lösen die einen sehr gut. Aber die Lösung kann man dann bei uns nicht umsetzen, da die Gegebenheiten anders sind. Manche machen ihre Sache gut. Manche eben nicht so.

Wie weit im Voraus startet die Planung des Festivals?

Wenn Du dieses Jahr nach Hause fährst, nach dem Festival, sind wir bereits lange dran.

Wie viele Tage im Voraus startet ihr mit dem Aufbau auf dem Festivalgelände?

Knapp zwei Wochen.

Gab es auch Zeiten, in denen das Summer Breeze auf der Kippe stand?

Ja, die gab es auch. Es gab zwei bittere Jahre. Wir haben zusammengehalten, etwas Glück gehabt, einen „Retter" gefunden und daraus gelernt.

Welchen Act hättet ihr denn wahnsinnig gerne mal beim Summer Breeze, bei dem es aber bis jetzt (aus welchen Gründen auch immer) noch nicht geklappt hat?

ROB ZOMBIE wäre eine Sache, die nicht nur Achim viel Spaß machen würde. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Die letzten Worte gehören dir – sag uns, was dir zum Thema Summer Breeze auf dem Herzen liegt.

Wir haben dieses Jahr wieder ein interessantes Billing zustande gebracht. Und auch an der Infrastruktur haben wir weiter gerbeitet. Manche Sachen laufen nicht immer sofort und manche Sachen kosten extrem viel Geld, was man nicht sofort sieht. Genießt also die Bands und die tolle Atmosphäre und habt Verständnis, wenn das ein oder andere vielleicht noch nicht so klappt.

Und wenn jetzt noch jeder seinen Müll wieder mit nach Hause nähme... 

Vielen Dank und toi, toi, toi für das Summer Breeze 2012 und die nächsten Jahre!