Geschrieben von Manuel Montag, 11 Juni 2012 21:30
Asaru – Interview zu „From The Chasms Of Oblivion“ mit Frank Nordmann
Frank Nordmann ist der Hauptakteur der thrashigen Schwarzmetaller ASARU. Mitte der Neunziger gründete er die Band in Darmstadt, er lebt aber mittlerweile in Norwegen und schmettert uns mit musikalischer Wucht sein zweites Album entgegen. Im Interview geht es natürlich um Black Metal, doch erzählt er uns auch persönliche Dinge: Von seiner Auswanderung, warum Norweger ruhig und steif sind, wie norwegisches Essen schmeckt und warum Englisch die beste Gesangssprache ist.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu dem tollen neuen Album! Wie waren bisher die Rückmeldungen?
Danke, die Reaktionen waren durch die Bank weg gut. Ab und zu jammert mal einer rum, dass einzelne Songs zu lang ausgefallen sind oder dass die Scheibe weniger Atmosphäre hat als die letzte. Ersteres liegt daran, dass wir das Tempo im Vergleich zu „Dead Eyes Still See" im Schnitt heruntergefahren haben. Der zweite Punkt liegt darin, dass das pure Absicht ist. Diesmal ging es mir um Power, Härte und Energie. Außerdem ist ein Großteil des Materials darauf ausgelegt, dass es mit einer Gitarre spielbar ist. Was in Anbetracht der Tatsache, dass wir zurzeit nur drei Leute sind, wichtig ist. Abgesehen von einem Riff im letzten Song ist auf dieser Scheibe auch kein Keyboard dabei.
Wie geht es dir zurzeit? Bist du in Deutschland oder Norwegen?
Ich habe mir jetzt ein Haus in der Pampa, außerhalb von Oslo, Richtung Schwedengrenze gekauft. Der Gedanke, wieder nach Deutschland zu ziehen, wird mit verstreichender Zeit immer absurder. Ich merke auch langsam, dass ich alt werde. Vor noch wenigen Jahren wäre mir dieses Land viel zu langweilig gewesen. Hier fliegt man aus der Kneipe raus, bevor man besoffen ist. Ich kann mir denken, dass das auch einer der Hauptgründe dafür ist, warum die Leute hier fast alle einen Stock im Arsch haben. Wenn man in jedem Promillezustand noch den Nüchternen spielen muss, wird man ruhig und steif. Andererseits kann man hier in der Natur herumschweifen, mit Zelt und so, und ein ganzes Wochenende im Wald oder Gebirge verbringen, ohne auch nur einem anderen Menschen zu begegnen. Das ist in Deutschland undenkbar. Außerdem fangen in Deutschland die Bullen ja schon an zu heulen, wenn man ein Lagerfeuer in seinem eigenen Garten macht. Hier ist das ganze auch im Wald nur in der Periode vom 15.4. - 15.9. verboten.
Warum bist du vor ein paar Jahren nach Norwegen ausgewandert?
Ich wollte schon immer mal woanders hin und zwar längere Zeit, als immer nur für ein bis zwei Wochen Urlaub. In Norwegen hat man viel weniger Stress und rackert sich nicht ab für einen Hungerlohn, so wie in Deutschland. Auch wenn hier die Lebenshaltungskosten um einiges höher sind als in Deutschland, bleibt nach allen Abzügen mehr vom Gehalt übrig. Ich bin mindestens einmal jährlich in Deutschland und immer, wenn ich in Frankfurt lande und dann mit dem Airliner auf die Autobahn komme, bin ich schon froh, dort nicht mehr wohnen zu müssen. Beide Länder haben ihre Vor- und Nachteile, aber bei direkter Pro- und Contra-Gegenüberstellung gewinnt Norwegen.
Gibt es besonderes norwegisches Essen, was ich probieren muss, falls ich dem Land mal einen Besuch abstatte?
Je weiter man südlich kommt in Europa, desto besser wird das Essen. Das ist ja schon innerhalb Deutschlands der Fall. Trotzdem ist norwegisches Essen besser als sein Ruf. Empfehlen kann ich diversen Fisch, Rentier, Elch usw. Vernünftigen Fisch gibt's in Deutschland ja nur an der Küste und sowohl Rentier als auch Elch habe ich in Deutschland noch nie zwischen den Zähnen gehabt. Ansonsten gibt's hier noch so genanntes Pinnekjøtt. Das ist extrem salziges Schafsfleisch, das immer um Weihnachten herum gegessen wird. Auch sehr empfehlenswert und in der Form in Deutschland unerhältlich.
ASARU wird einigen noch nicht geläufig sein. Wie entstand vor siebzehn Jahren die Band und was heißt ASARU genau?
ASARU ist der zehnte der 50 Namen Marduks und ist die Kraft der Natur. Ursprünglich war ASARU eine eigene Gottheit und wurde dann später auf Marduk übertragen.
Im Sommer 1995 hatte ich meinem besten Freund Dorian Kremer erzählt, dass ich mal Lust auf ein BM-Projekt hab. Er hatte die restlichen Jungs an der Hand und wollte dann mit ASARU anfangen, Bass zu spielen. Aber er hat sich ständig beim Snowboarden irgendwelche Gräten gebrochen und konnte dann später nicht mehr mithalten. Da fingen dann die Lineup-Wechsel an und unser erster Proberaum wurde abgerissen. Wir hatten oft über Jahre hinweg keinen Proberaum. Noch dazu war ich bei AGATHODAIMON aktiv und hatte immer noch mindestens ein anderes Projekt nebenher laufen. In den proberaumlosen Zeiten hatte ich also immer was Musikalisches zu tun.
Nun konkret zu „From The Chasms Of Oblivion". Wo siehst du deine Einflüsse, wenn du eigene Musik kreierst?
Ich bin mit Speed- und Thrash Metal aufgewachsen, bevor Death- und Black Metal großartig an die Öffentlichkeit geschwappt sind. Auf „Chasms..." bin ich dann ein Stück mehr zu diesen Wurzeln zurückgegangen, auch wenn der BM-Anteil immer noch überwiegt. Die ursprüngliche Hauptinspiration für ASARU waren die frühen norwegischen Bands, alte SAMAEL, MYSTIFIER, IMPALED NAZARENE usw.
Auf dem neuen Album gibt es Songs auf Englisch, Norwegisch und Deutsch. Welche Sprache passt für dich am besten zu der Musik von ASARU?
Eindeutig Englisch. Englisch ist die Sprache mit dem größten Vokabular. Ich schreibe immer erst die Musik, dann überlege ich mir die Gesangslinien und darauf schreibe ich dann den Text. Das ist eine Höllenarbeit, die auf Englisch am besten funktioniert. Auf Englisch ist es am einfachsten, ein von der Bedeutung her ähnliches Wort zu finden, das zum Beispiel vier anstatt zwei Silben hat. Außerdem haben die germanischen Sprachen – zu denen ja auch die skandinavischen Sprachen und Isländisch gehören – so viele Ecken und Kanten, dass sie schwieriger zu singen sind. Man muss aber dennoch zugeben, dass sich Deutsch für einen aggressiven Song und Norwegisch für einen atmosphärischen Song gut eignet.
Du hast ja quasi als Urgestein die Anfänge des Black Metals miterlebt und warst aktiv dabei – zumindest hier in Deutschland. Was macht für dich Black Metal aus?
Die Stimmung, die von der Musik ausgeht, ist meines Erachtens die wichtigste Komponente, um Black Metal von den anderen Metalrichtungen abzugrenzen. Das hängt hauptsächlich am Riffing. Diesen Begriff "True Black Metal" habe ich noch nie leiden können. Jeder Mensch, den du fragst, was das genau ist, wird dir wahrscheinlich eine völlig andere Antwort geben. Ich kümmere mich schon lange nicht mehr darum, wo Black Metal anfängt und Death Metal aufhört usw. Entweder eine Band macht Musik, die mir etwas gibt, oder nicht. Was für eine genaue Richtung das dann ist, ist mir gleich.
Wie siehst du die Entwicklungen dieses Genres bis heute?
Das, was ich als ursprünglichen Black Metal-Spirit sehe, ist spätestens Mitte der 90er gestorben und das Thema war für mich bis zum Erbrechen ausgelutscht. In der Zeit sind Black Metal-Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen und auch genau so schnell wieder verschwunden. In gewisser Weise haben die Amis dann da angefangen, wo die Europäer ca. anno 2000 aufgehört haben und das ganze wieder ein bisschen aufleben lassen. Was die Entwicklung betrifft, glaube ich kaum, dass in dem Sektor so viel passiert ist. Die südamerikanischen Bands, die ich kenne, haben ihren eigenen Stil beibehalten, viele europäische Bands sind verschwunden und wurden durch amerikanische ersetzt, und manche Bands haben einen Werdegang hinter sich, bei dem mir schlecht wird, während andere auf ihren Instrumenten im Lauf der Zeit immer besser geworden sind. Diese Bands haben zwar durchaus eine Veränderung im Genre bewirkt. Aber im Großen und Ganzen glaube ich wirklich nicht, dass sich so viel getan hat. Die meisten Bands, die mir bekannt sind und die sich heute Black Metal nennen, klingen genau so, wie man es vom Black Metal der alten Schule erwartet.
Wird ASARU zukünftig andere Stilrichtungen einschlagen oder bleibt ihr eurer Linie treu?
In den letzten Jahren sind immer mehr Thrash-Riffs eingeflossen. Ich habe nie behauptet, dass wir keine Keyboards mehr benutzen werden und es interessiert mich nicht wirklich, was andere tun. Wenn ich einen ASARU-Song schreibe, ist einzig und allein wichtig, dass der Song mir selber gefällt. Ob der Song dann Einflüsse von IRON MAIDEN, METALLICA, SLAYER, DARK THRONE, MARDUK oder sonst wem hat, spielt dabei keine Rolle. Auch in Zukunft wird ASARU mit Sicherheit hauptsächlich dem Black Metal zuzuordnen sein, da ich diese Band seit 17 Jahren betreibe und ich es damals wie heute nicht leiden konnte, wenn eine Band plötzlich ihr gesamtes musikalisches Konzept um 180 Grad dreht, ohne den Namen zu ändern.
Andererseits will ich auch nicht zweimal dasselbe Album herausbringen, also werde ich bei der nächsten Scheibe auf jeden Fall ein paar Kleinigkeiten anders machen, als auf den letzten beiden. Aber ich kann soweit sagen, dass ich es lieber bleiben lasse, als eine halbgare CD auf den Markt zu schmeißen.
Wann werden wir wieder etwas von ASARU hören – live oder auf Platte?
Im Moment habe ich ziemlich viel um die Ohren, was mit anderen Aspekten des Lebens zusammenhängt. Sobald sich das beruhigt hat, werde ich mich intensiv um neues Songmaterial kümmern. Für Konzerte sind wir immer zu haben, sofern wir alle gleichzeitig Urlaub kriegen, oder es sich auf die Wochenenden beschränkt.
Noch eine wichtige Frage: Schmeckt norwegisches Bier besser als deutsches?
Sorry, aber hättest du mich das am Telefon gefragt, hätte ich wahrscheinlich wie aus der Pistole geschossen zurückgefragt, ob du mich verarschen willst. Man kann sich an die norwegische Plörre gewöhnen, aber das hat zumindest bei mir lange gedauert. Wenn man in Deutschland aufgewachsen ist, hat man außerhalb des Landes generell ein Problem damit, gute Würstchen, gutes Brot und gutes Bier zu finden. Das ist zwar nicht unmöglich, aber definitiv nicht einfach.
Ein herzliches Dankeschön für das Interview! Viel Erfolg weiterhin!
Ich muss dir danken, dass ihr uns in eurem Fanzine erwähnt!
http://www.asaru.de
http://www.myspace.com/asaruofficial
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