Geschrieben von Mittwoch, 30 August 2006 11:52

Suffocation - Interview mit Drummer Mike Smith




 

SUFFOCATION sind in der Stadt, und da es sich grad so schön ergibt, wird angefragt, ob man bereit sei, ein kleines Interview mit einem der Herren zu machen. Ja, warum nicht. Während des langen Wartens auf den Einlass bemerke ich einen sehr jungen Mann, der sich grade mit Kollegen der Konkurrenz unterhält. Tatsache, das ist der Tourmanager Markus. Alles läuft etwas ungeordnet, dafür aber freundlich und locker ab. Er meint, er würde dann auf mich zukommen, nun wüsste er ja, wie ich aussehe. Nach dem Gig von OBSCURA (bei denen er selber mitspielt) schnauft er was von "Puha, diese Doppelbelastung macht mich noch feddich..." und rast los, einen Interviewpartner zu besorgen.
Während WASTEFORM auf der Bühne des kleinen Marx in Hamburg ihre Volldampf-Show auf die begeisterte Meute loslassen, stürzt Markus auf mich zu und fragt, ob ich jetzt Lust hätte, das Interview zu machen. Er stellt mich Mike Smith vor, dem Drummer von SUFFOCATION, und wir gehen auf die Suche nach einem halbwegs ruhigen Plätzchen.

Im Treppenhaus der Markthalle ist es zwar immer noch recht laut, und man steht halbwegs verkrampft auf den Treppenstufen, aber so geht´s ja auch. Mike entpuppt sich als sehr angenehmer Gesprächspartner mit einem ausgeprägt schweren New Yorker Akzent. Und angesichts des Lärms aus dem Marx stehe ich fast Nase an Nase mit ihm.

Hallo Mike. Ihr seid jetzt seit ein paar Tagen wieder in Europa auf Tour. Wie läuft es denn derzeit?

Oh, es ist wirklich nett. Wir sind wirklich happy, wieder hier zu sein. Die Tour geht zwar nur vom 16. bis zum 27. August, aber das ist alles schön so. Wir sehen das alles locker und schlafen auch mal in einfachen Hotels oder wie hier in einer Jugendherberge. Aber das ist nicht so wichtig, Hauptsache wir haben Spaß.

SUFFOCATION gehören ja unzweifelhaft mit zu den bedeutendsten Bands im Death/Grind-Bereich. Wieviel bedeutet Dir dieser Status? Fühlst Du dich ab und an als Vorbild für junge Musiker?

Nein, irgendwie gar nicht. Der Status an sich, wenn er denn existiert, bedeutet mir nichts. Ich mache da keinen Unterschied, ob eine Band nun schon länger dabei ist oder grad mal kurze Zeit. Von daher sehe ich mich auch nicht als Vorbild.

Hast Du eine Meinung zum Metalcore? Diese Richtung sprengt ja derzeit ein wenig die Metalszene, einige reden von einem totalen Sell-Out, weil viel zu viele Bands auf den Zug aufspringen. Wie denkst Du darüber?

Ach, das soll man doch bitte locker sehen. Wichtig ist immer, dass man den Geist, den Hintergrund bei dem ganzen Gerede doch nicht aus dem Auge lassen sollte. Den Spirit sozusagen. Der Metalcore hat frischen Wind in die Szene gebracht und die Musiker, die wirklich etwas rüberbringen können, werden auch Bestand haben. Die anderen sind nicht wichtig.

Was mich erstaunt hat: euer neues Live-Album "Live At Quebec" wird nicht von eurem Label Relapse Records vertrieben. Man kann es nur auf der Tour oder in Eurem Online-Shop erwerben. Warum?

(Mit einem sehr breiten Grinsen) Ganz einfach: Wir verkaufen mehr als Relapse. Wir sind besser.

Aaahja. Ok. (Mehr sagt er nicht dazu) Gut. Letztes Jahr habt ihr auf dem Wacken Open Air vor einer großen Menge an Fans gespielt, heute und hier ist es doch eher beschaulich mit den knapp einhundert Fans. Was bevorzugst Du? Das Riesenpublikum oder eher die Intimität eines Clubs?

Uns ist es völlig egal, ob da nun Zehntausende stehen oder einhundert. Im Endeffekt geht es um den Spaß, und den haben wir immer. Wirklich immer.

Seid ihr in engem Kontakt mit den Fans?

Oh ja, auf jeden Fall. Je mehr desto besser, könnte man sagen. Jetzt vor der Show siehst Du uns ja auch herumlaufen und mit den Leuten reden, und hinterher ist sowieso immer Party angesagt. Und wer möchte, soll mitmachen. Wir feiern gerne und je mehr Fans dabei sind, desto besser. Kommst Du auch nachher? Mach, es ist immer nett und für uns auch wichtig, weil wir so einfach an der Basis bleiben.

Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen europäischen und nordamerikanischen Fans?

Eigentlich nicht. Ihr hier habt einfach mehr Festivals und seid es gewohnt, dass viele große Bands immer mal wieder auf Tour gehen, das ist in den USA anders. Besonders, was die Festivals angeht. So etwas wie Wacken oder so gibt es bei uns ja leider nicht. Aber vom Verhalten der Fans an sich, nein, da gibt es keine Unterschiede. Alles Metalheads halt (grinst).

Ok, die Zeit wird knapp, möchtest Du den Fans noch irgendetwas mitteilen?

Nö. Ach doch: Habt Spaß!

Sprachs, lud erneut zu einem dezenten Besäufnis nach der Show ein (was ich aber dann nicht wahrnehmen konnte, ich musste nächsten Morgen wirklich früh zur Arbeit) und verschwand fröhlich im Gewühl. Netter Typ, der ein gesundes Selbstbewusstsein sein Eigen nennt, ab und an in seiner Einstellung auch ein wenig arrogant rüberkommt. Aber SUFFOCATION dürfen das.