Geschrieben von Samstag, 08 April 2006 12:13

Sabaton - Interview mit Sänger Joakim Broden zum Nachfolger von 'Primo Victoria'

sabaton interview mit band

SABATON hatte ich bei dem EDGUY-Konzert in der Martkhalle gesehen und war ziemlich angetan. Ansonsten waren die Schweden für mich ein völlig unbeschriebenes Blatt. Mehr oder weniger pünktlich klingelt um 15:15 das Telefon und irgendein Schwede rappelt was von „Hi this is ??? Is there Katja ???“ Jupp, am Start. Er gibt den Hörer an einen gut aufgelegten Joakim Brodén weiter, seines Zeichens Sänger von SABATON.

Hi Joakim, alles gut überstanden mit der Tournee? Ich hatte Euch in Hamburg gesehen und fand es wirklich gut.

Oh, danke schön, das hör ich ja gerne…

Klar, ich fand Eure Performance sehr erfrischend und man sah, dass ihr Spaß hattet. Erzähl doch mal ein wenig, das war ja Eure erste richtig große lange Tournee außerhalb Schwedens. Wie war die Resonanz des Publikums und wie war es für Euch?

Oh, irgendwie war es bis auf Großbritannien echt toll. Dort waren DRAGONFORCE Headliner und wir hatten großartige 15 Minuten für jeden Auftritt. Das führte dazu, dass die Fans teilweise super sauer waren, weil sie uns verpasst hatten. Für uns war das aber auch echt seltsam, weil wir für die kleine Viertelstunde eine Stunde Arbeit hatten. Lohnte sich nicht wirklich.

In Deutschland kamen wir super an, wir haben überhaupt kein Merchandise mehr. (lacht) Wir hatten auf der Tour ja alles selber gemacht. Lediglich während unserer Shows hatte der Merchandiser von DRAGONFORCE auf unsere Artikel aufgepasst, den Rest hatten wir immer selber verkauft. Das war schön, weil wir so in engem Kontakt mit unseren Fans sein konnten und echt Zeit hatten zum Reden.

Ähm, eine Viertelstunde ist aber auch für die Katz. Nunja. Wenn der Rest gut lief, umso besser. Wie war denn das Tourleben, kamst Du damit zurecht, wochenlang on the road zu sein, kein Privatleben zu haben?

Also um ehrlich zu sein, die erste Woche im Bus war grauenvoll. Die Koje ist 2 qm klein, da muss man alles reinstopfen, was man so zum Leben braucht und sich selber dann auch noch rein quetschen. Ich wurde zuerst fast seekrank weil ich bei dem Geschaukel nicht schlafen konnte. Nach einer Woche hatte man sich dann aber dran gewöhnt. Dann war es irgendwie toll. Die Stimmung im Bus war ok, ab und an kriegt halt jeder seinen Rappel, aber das wurde bei einem Bierchen schnell wieder beglichen. Bier war sowieso ausreichend am Start (kichert).

Wie hat sich „Primo Victoria“ eigentlich so insgesamt verkauft? Gab es auch Erwähnungen außerhalb Europas?

Ohja. Ich kenne die Verkaufszahlen gar nicht so genau, aber es war erfreulich. Wir hatten Erwähnungen aus Kanada und sogar ein Interview von einer Militärbasis auf Hawaii. Oh, da würden wir ja so gerne mal auftreten …

Ich könnte mir auch unschönere Locations vorstellen, keine Frage…

Ja (seufzt). Aber egal, wir sind echt zufrieden, alles läuft so gut, dass Ende des Sommers eine Headliner-Tour für uns ansteht, wo wir noch mal nach Deutschland, Holland und Belgien kommen werden. Natürlich viel kleinere Clubs als die Markthalle in Hamburg zum Beispiel, aber dafür Headliner. Das Wacken-Open-Air wäre auch supertoll, aber mal gucken ob es diesen Sommer schon klappt.

Oh, erfreulich zu hören. Habt ihr dann schon ein neues Album am Start?

Jau, alles am Start. Es wird Ende Juni/Anfang Juni auf den Markt kommen. Man könnte es die Schwester von „Primo Victoria“ nennen. Wir hatten damals so irre viele Songs geschrieben, weil uns das Thema Krieg so berührte, dass wir zuerst ein Doppelalbum auf den Markt bringen wollten. Aber so was läuft ja selten gut. Also geht es auf dem nächsten Album auch um Krieg in all seinen Facetten. Dieses Mal werden Falkland und Sarajevo auch dabei sein.

Auch dieses mal ist Tommy Tätgren wieder unser Produzent, er hat ja das Studio zusammen mit seinem Bruder Peter und wir sind super zufrieden damit. Allerdings ist unser Fahrplan noch enger als letztes Jahr. Aber wir lernen immer mehr dazu und können uns selber besser organisieren als früher. Man muss halt gewisse Regeln lernen und denen dann auch folgen.

Hat sich mit dem beginnenden Erfolg etwas im Bandgefüge verändert? Geht ihr anders an die Sache ran als früher?

Ja, natürlich. Wir fingen ja an, als wir eher noch Teenager waren. Ich wollte eigentlich immer nur Keyboarder sein und das bitteschön auch bleiben, und plötzlich stand ich am Mikrofon. Oh mein Gott. Ich habe aber mit Erstaunen festgestellt, dass ich plötzlich singen kann. Wow (lacht schallend). Wir lieben alle harte Arbeit und wachsen dadurch immer mehr zusammen. Nach 100 gemeinsamen Gigs als SABATON haben wir natürlich auch mehr Bühnenerfahrung und dann macht es immer mehr Spaß.

Eine Frage bleibt mir noch: Wie kamt ihr überhaupt auf das Thema Krieg?

Das hat sich so entwickelt. Ich schreibe immer erst Musik, ohne zu wissen, welche Lyrics da irgendwann mal dazu kommen werden. Als ich einige Sachen fertig hatte, die wirklich eindrucksvoll und ziemlich dramatisch waren, guckte ich rein zufällig mit einem Bandkollegen einen Bericht im Fernsehen über den 60. Jahrestag der Invasion in der Normandie, den D-Day. Wir guckten uns nur an und sagten gleichzeitig „Das ist es! Die Musik passt perfekt zu dem Thema“. So ergab es sich, dass wir nach und nach immer mehr Ideen entwickelten.

Krieg ist ein Thema, das die Menschen leider immer bewegen wird. Jeder weiß wie ein verdammter Panzer aussieht und ahnt eventuell auch, was so ein Monster anstellen kann. Wir verherrlichen den Krieg ja nicht, sondern singen z.B. über Erlebnisse aus der Sicht eines russischen einfachen Soldaten, der den Horror erleben muss. Aus unserer Musik entstehen Bilder und das Thema ist unerschöpflich. Auch wenn es furchtbar ist.

Vielen Dank für das nette Gespräch und Deine Bereitschaft, hat sehr viel Spaß gemacht mit Dir zu reden. Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg und weiterhin soviel Energie und Spaß wie ihr jetzt habt!

Auja, ebenso. Wenn wir auf Tour sind, sag auf jeden Fall Bescheid, damit wir uns mal treffen können. Bist herzlich willkommen. Bis zum Sommer hoffentlich!

Na, das lass ich mir doch nicht zweimal sagen.

Kat